Balkanfeldzug
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- Balkanfeldzug (06.04.1941 - 23.04.1941)
- Vorgeschichte
- Zerschlagung Jugoslawiens
- Operationen in Griechenland
- Griechenland unter deutscher, italienischer und bulgarischer Besatzung
- Die Juden und der Holocaust
- Folgen des Balkanfeldzugs
- Britische Intervention und Griechischer Bürgerkrieg
- Unternehmen Merkur (20.05.1941 – 01.06.1941)
Balkanfeldzug (06.04.1941 - 23.04.1941)
Im Balkanfeldzug während des Zweiten Weltkrieges griff die deutsche Wehrmacht am 6. April 1941 das Königreich Jugoslawien und das Königreich Griechenland an und besetzte beide Länder innerhalb weniger Wochen, nachdem zuvor der Angriff des italienischen Bündnispartners auf Griechenland in einem Desaster geendet hatte. Die Invasion der Wehrmacht wurde von italienischen, bulgarischen und ungarischen Truppen unterstützt. Am 17. April kapitulierten die jugoslawischen Streitkräfte, Griechenland am 23. April. Die Kämpfe auf der Insel Kreta, wo britische Truppen gelandet waren, zogen sich jedoch bis zum 1. Juni 1941 hin.
Mussolini hatte am 28. Oktober 1940 Griechenland angegriffen, war aber bald in die Defensive geraten und hatte Teile Albaniens preisgeben müssen. Daraufhin wurde im November 1940 von deutscher Seite der Plan zu einem Eingreifen auf dem Balkan zugunsten Italiens gefasst. Deutschland befand sich seinerseits im Krieg mit Grossbritannien (Luftschlacht um England) und hatte die Absicht, im Frühsommer 1941 die Sowjetunion anzugreifen. Ursprünglich hatte das NS-Regime gehofft, das neutrale Jugoslawien mit einem Bündnis in seine Einflusssphäre bringen und so seine Südflanke sichern zu können. Kurz nachdem die jugoslawische Regierung den Dreimächtepakt unterzeichnet hatte, putschte sich aber am 27. März 1941 eine Gegenregierung an die Macht und erklärte das Abkommen für ungültig. So sah sich Hitler veranlasst, gleichzeitig gegen Griechenland und Jugoslawien vorzugehen. Der Balkanfeldzug verzögerte den Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion um sechs Wochen und erschwerte den Plan der Wehrmacht, in einem Blitzkrieg noch vor dem Wintereinbruch die Hauptstadt Moskau einzunehmen.
Vorgeschichte
Nachdem Deutschland bis zum Sommer 1940 Frankreich und die Benelux-Staaten sowie Dänemark und Norwegen in seine Gewalt gebracht hatte, befanden sich die Länder des Balkans im Spannungsfeld sowjetischer, britischer, deutscher und italienischer Grossmachtinteressen. Hitler bemühte sich zunächst, den Balkanraum von politischen und militärischen Verwicklungen freizuhalten. Ausserdem wurden die wirtschaftlichen Beziehungen zu den südosteuropäischen Ländern intensiviert, um ihre Ressourcen für den Bedarf des Deutschen Reiches zu sichern. Dem Öl-Waffen-Pakt vom 27. Mai 1940 mit dem Königreich Rumänien folgte die Entsendung deutscher Soldaten Mitte Oktober 1940, welche die rumänische Armee ausbilden und im Ernstfall die strategisch wichtigen Ölquellen von Ploiești sichern sollten.
Für diese Truppenentsendung hätten zuvor nach Artikel III des deutsch-sowjetischen Paktes von 1939 diplomatische Konsultationen stattfinden müssen. Auch der Einsatz deutscher und rumänischer Streitkräfte gegen die Sowjetunion sollte vorbereitet werden. Ende Juni 1940 annektierte die Sowjetunion nicht nur Bessarabien, wie im geheimen Zusatzprotokoll des Paktes vereinbart, sondern auch die nördliche Bukowina. Obwohl Deutschland und Italien eine Garantie für Rumänien abgaben, besetzte die Sowjetunion eine Inselgruppe der Donaumündung und der sowjetische Aussenminister Molotow machte Ansprüche auf die Südbukowina geltend. Die Konflikte zwischen dem Königreich Rumänien, dem Königreich Ungarn und dem Zarentum Bulgarien löste Hitler im Wiener Schiedsspruch am 30. August 1940. Rumänien hatte sich politisch zuvor an Frankreich orientiert, das aber im Westfeldzug im Juni 1940 von Deutschland besiegt worden war. Mit der Ernennung von Ion Antonescu zum Ministerpräsidenten und Staatsführer lehnte es sich nun an Deutschland an.
Die Grossmachtambitionen des italienischen Faschismus unter Mussolini waren bereits seit den 1930er-Jahren auf die Errichtung eines italienischen Lebensraums (spazio vitale) gerichtet, der auch den Balkan einschloss. Das neue Italien sollte wieder Kultur und Fortschritt wie zu Zeiten des römischen Reiches (imperiums) verbreiten. Rom und Berlin hatten hier unterschiedliche Zielsetzungen. Als Garantiemacht des Wiener Schiedsspruchs richtete Italien sein Interesse auf Jugoslawien und Griechenland. Beides waren neutrale Staaten, die eher deutschfreundlich orientiert waren. Am 10. Juni 1940 trat Italien in den Krieg gegen die britisch-französische Allianz und damit in den Zweiten Weltkrieg ein. Hitler machte dem italienischen Aussenminister Ciano im August 1940 klar, dass er „Ruhe auf dem Balkan“ für äusserst wichtig halte und einen italienischen Angriff auf Jugoslawien ablehne. Italien hatte Deutschland ersucht, eine gemeinsame Militäraktion gegen Jugoslawien vorzubereiten. Ohne Abstimmung mit dem Deutschen Reich griffen am 28. Oktober 1940 italienische Verbände mit etwa 155.000 Soldaten vom seit 1939 italienisch besetzten Albanien aus Griechenland an. Der 28. Oktober ist noch heute in Griechenland Nationalfeiertag (Ochi-Tag), weil Machthaber Ioannis Metaxas dem Ansinnen des italienischen Diplomaten mit einem entschlossenen „Nein“ (neugriechisch όχι, óchi) geantwortet hatte. Als Reaktion auf den italienischen Angriff besetzten britische Truppen Kreta und verminten die griechischen Küstengewässer gegen Landungsversuche. Am 4. November wurde der italienische Angriff gestoppt, Mussolinis Blitzkrieg war gescheitert. Die italienischen Truppen mussten bis hinter ihre Ausgangsstellungen zurückweichen. Am 12. November 1940 befahl Hitler dem Oberkommando des Heeres in seiner Weisung Nr. 18, einen deutschen Angriff über Bulgarien auf Griechenland vorzubereiten. Einen Tag später unterschrieb er die entsprechende Weisung Nr. 20 (Unternehmen Marita).
Griechenland bemühte sich, eine militärische Auseinandersetzung mit dem Deutschen Reich zu verhindern. Im Januar 1941 teilte die Regierung Metaxas der deutschen Seite mit, die britische Militärhilfe beschränke sich auf Luftunterstützung gegen Italien, es gebe keine britischen Truppen auf dem Festland. Sie schlug vor, das Deutsche Reich solle im Streit mit Italien mit einem Schiedsspruch schlichten, wie es das im August 1940 bereits im Grenzstreit zwischen Ungarn und Rumänien getan hatte. Allerdings hatte der britische Premierminister Winston Churchill bereits am 19. Dezember 1940 in einer Rede die Verlegung britischer Verbände von Nordafrika in die Ägäis erwähnt. Der griechische Ministerpräsident Metaxas verhandelte etwa zur selben Zeit mit Grossbritannien und forderte mindestens neun britische Divisionen. Anfang Februar 1941 sagte Churchill zu, wollte allerdings nicht viel mehr als drei Divisionen zugestehen.
Aus Sicht des Deutschen Reiches bedrohte das britische Engagement in Griechenland die kriegswichtigen rumänischen Erdölfelder. Der bulgarische Zar Boris räumte im November 1940 der Wehrmacht ein Durchmarschrecht nach Griechenland ein. Die Sowjetunion versuchte, Bulgarien vom Beitritt zum Dreimächtepakt abzuhalten und bot eine Garantieerklärung an, die jedoch abgelehnt wurde. Das Deutsche Reich machte der Sowjetunion deutlich, dass Bulgarien in der deutschen Sicherheitszone liege und es mit Bulgarien einen Beistandspakt ratifizieren wolle. Gegenüber der Türkei sicherte Bulgarien sich am 17. Februar 1941 durch den Austausch von Freundschafts- und Nichtangriffserklärungen ab. Vom Deutschen Reich erhielt Bulgarien die Zusicherung territorialen Zugewinns in Griechenland und eines Zugangs zum Ägäischen Meer. Vertreter des bulgarischen Generalstabs und der 12. Armee vereinbarten den Aufgabenbereich bulgarischer Truppen bei den deutschen Operationen in Griechenland. Am 1. März 1941 trat Bulgarien dem Dreimächtepakt bei. Bereits am nächsten Tag setzten deutsche Truppen über die Donau und rückten in ihre bulgarischen Einsatzräume vor. Grossbritannien berief daraufhin seinen Botschafter aus Sofia ab und unterbrach die Wirtschaftsbeziehungen mit Bulgarien. Das Deutsche Reich hatte die Sowjetunion, mit der es durch einen Freundschaftsvertrag verbunden war, über den geplanten Einmarsch offiziell vorab informiert. Moskau bedauerte den deutschen Schritt, erwähnte aber keine nachteiligen Folgen für das beiderseitige Verhältnis. Bis zum 28. März 1941 standen 14 deutsche Divisionen in Bulgarien, vorwiegend an der bulgarisch-griechischen Grenze.
Am 25. März 1941 unterzeichneten jugoslawische Regierungsvertreter in Wien den Beitritt zum Dreimächtepakt. Jugoslawien stand seit 1934 dem Deutschen Reich nahe, militärisch gab es bis 1941 aber keine Kooperation. Auf diese Nachricht hin kam es in Jugoslawien zu antideutschen Demonstrationen. Am 27. März 1941 putschten Offiziere in Belgrad gegen die Regierung von Premierminister Dragiša Cvetković und setzten den 17-jährigen Peter II. auf den Thron; Prinzregent Paul von Jugoslawien floh nach Griechenland. General Dušan Simović bildete eine neue Regierung, erklärte aber, alle Verpflichtungen des Dreimächtepaktes gegenüber dem Deutschen Reich einhalten zu wollen.5] Cvetković und andere Unterzeichner des Paktes wurden verhaftet. Daraufhin entschloss sich Hitler, nicht nur Griechenland, sondern auch Jugoslawien anzugreifen. Noch am selben Abend befahl Hitler in der Weisung Nr. 25, in einem Blitzfeldzug Jugoslawien „militärisch und als Staatsgebilde zu zerschlagen“. In Österreich wurde die 2. Armee zum Einmarsch in Jugoslawien bereitgestellt. Der jugoslawische Operationsplan „R-41“ sah einen defensiven Einsatz von 27 Divisionen entlang der Grenze vor.
Die neue jugoslawische Regierung hatte umgehend eine Delegation nach Moskau entsandt, um Verhandlungen mit der sowjetischen Regierung über einen Beistandspakt aufzunehmen. Diese wies das Ansinnen zurück; sie erklärte sich aber zum Abschluss eines Freundschafts- und Nichtangriffspaktes bereit. Dieser wurde nach zweitägigen Verhandlungen am 5. April, einen Tag vor dem deutschen Angriff, unterzeichnet.
Zerschlagung Jugoslaviens
Am 6. April 1941 um 05:15 Uhr griffen Wehrmachtverbände ohne vorherige Kriegserklärung oder Ultimatum mit 33 Divisionen, davon sechs Panzerdivisionen und insgesamt 680.000 Soldaten, Griechenland und Jugoslawien an. Zur Organisation der Kräfte siehe Schematische Kriegsgliederung der Wehrmacht am 6. April 1941. 484 Bomber und Stukas sowie 250 Jagdflugzeuge der Achsenmächte eröffneten den Krieg mit einem für die Zivilbevölkerung verheerenden Luftangriff auf Belgrad und auf jugoslawische Flugplätze. Am selben Tag begann auch der Angriff zweier Armeekorps der Wehrmacht auf die rechten und linken Flügel der griechischen Ost-Makedonien-Armee unter General Bakopoulos. Luftangriffe einiger weniger Bristol-Blenheim-Bomber der jugoslawischen Luftwaffe auf Ziele in Österreich hatten nur symbolischen Charakter; so warfen zwei dieser Maschinen am 6. April einige Bomben auf Versorgungseinrichtungen in Graz ab, die ein Todesopfer forderten und geringen Sachschaden anrichteten.
Das jugoslawische Heer gliederte sich in 32 Divisionen und neun Brigaden, die Luftstreitkräfte verfügten über 400 Flugzeuge. Griechenland besass 21 Divisionen, vier Brigaden und 80 Flugzeuge. Dazu kamen zwei britische Infanteriedivisionen, eine Panzerbrigade sowie sieben Staffeln mit 84 Maschinen der Royal Air Force.
Die deutsche 12. Armee (GFM List) stiess von Bulgarien aus auf Thessaloniki vor, die 2. Armee (Generaloberst von Weichs) und die Panzergruppe 1 (Generaloberst von Kleist) mit 15 Divisionen operierten von der Steiermark, Ungarn, Rumänien und Bulgarien aus gegen Jugoslawien. Nach kurzer Zeit griffen die ungarische 3. Armee (FML Gorondy-Novák) mit zehn Brigaden sowie die italienische 2., 9. und 11. Armee mit 38 Divisionen in die Kämpfe ein. 1153 deutsche und 320 italienische Flugzeuge wurden eingesetzt. Die im Raum Fiume stationierte italienische 2. Armee bestand aus 13 Divisionen (darunter eine Panzer- und zwei motorisierte Divisionen), die zu drei Korps zusammengefasst waren. Dem Befehlshaber der italienischen Armee, General Vittorio Ambrosio stand als Reserve eine weitere Division zur Verfügung, die in der Region Zara an der Küste von Dalmatien stationiert war. Die im Süden Albaniens gelegene italienische 11. Armee unter General Carlo Geloso sollte die Jugoslawen aus dem Süden angreifen und sich im serbischen Teil von Nordmazedonien mit den deutschen Truppen vereinigen.
Am 8. und 9. April näherte sich das LI. Armeekorps der deutschen 2. Armee dem Raum Belgrad von Norden. Im Laufe des 10. Aprils wurde Zagreb besetzt. Im Süden nahm die deutsche 9. Panzerdivision am 7. April Skopje und am 9. April Prilep ein. Die Stadt Belgrad wurde am 12. April von der aus dem Osten vordringenden Panzergruppe 1 eingenommen. Am 17. April um 21 Uhr unterschrieb General Danilo Kalafatović als Vertreter des jugoslawischen Obersten Befehlshabers in Belgrad die bedingungslose Kapitulation der jugoslawischen Streitkräfte, 6.298 Offiziere sowie 337.864 Unteroffiziere und Mannschaften serbischer und montenegrinischer Abstammung gingen in deutsche Kriegsgefangenschaft. König Peter und seine Regierung verliessen das Land.
Jugoslawien wurde in zehn Teile mit unterschiedlichen staatsrechtlichen Status aufgeteilt. Kroatien hatte sich bereits am 15. April zum Unabhängigen Staat Kroatien erklärt. Das Deutsche Reich erkannte diesen neuen Vasallenstaat, der von der Ustascha regiert wurde und zu dem auch Slawonien, Syrmien und fast ganz Dalmatien, Bosnien und die Herzegowina gehörten, diplomatisch an. Anders erging es Serbien: Ihm blieben nur noch sein Territorium in den Grenzen von 1912 (ohne Nordmazedonien und das Westbanat). Sein Gebiet umfasste mehr als ein Viertel der Gesamtfläche des ehemaligen Jugoslawien. Von den Gebieten, die vor 1941 noch zu Serbien zählten, besetzte Ungarn die Südbaranja und die Batschka, Bulgarien den Grossteil von Mazedonien. Zwar erhielt Serbien eine eigene Landesregierung, doch war diese von den Deutschen abhängig. Das Land wurde zur ausschliesslich deutschen Einflusszone erklärt und unter deutsche Militärverwaltung gestellt.
Die jugoslawischen Kriegsgefangenen wurden je nach ethnischer Zugehörigkeit behandelt. Die slowenischen, bosniakischen, kroatischen, ungarischen, deutschen (donauschwäbischen) und mazedonischen Soldaten – die Hälfte der jugoslawischen Armee – wurden freigelassen. Etwa 180.000 Serben wurden zum Arbeitseinsatz nach Deutschland gebracht.
Vier Infanteriedivisionen wurden speziell als Besatzungstruppen für den Balkan zusammengestellt: die 704., 714., 717. und 718 (die letzten beiden in Österreich im Wehrkreis XVII bzw. XVIII). Auch nach der Neuaufstellung der 717. als 117. Jäger-Division und der Zuführung von Offizieren und Mannschaften aus anderen Wehrkreisen stellten Österreicher die Mehrheiten der Mannschaften. Beide in den österreichischen Wehrkreisen aufgestellten Divisionen blieben bis zur Kapitulation auf dem Balkan; die 718. Infanterie-Division in Kroatien, die 717. Infanterie-Division und spätere 117. Jäger-Division wurde im Frühjahr 1943 von Jugoslawien nach Griechenland verlegt.
Operationen in Griechenland
Die in Bulgarien stationierte deutsche 12. Armee unter Generalfeldmarschall Wilhelm List überschritt am 6. April 1941 illegal die Grenze nach Griechenland. Entgegen dem Haager Abkommen überbrachte der deutsche Gesandte Victor Prinz zu Erbach-Schönberg ein entsprechendes Ultimatum erst kurz nach dem Grenzübertritt, das Premierminister Alexandros Koryzis zurückwies.
Wie schon wenige Monate zuvor unter Metaxas nach dem Kampfeinsatz gegen die einmarschierenden Italiener kam es zu Differenzen zwischen Premierminister Koryzis und dem Oberbefehlshaber der griechischen Streitkräfte, König Georg II. Wenige Wochen nach seinem erfolgreichen Feldzug war Metaxas an einer Mandelentzündung gestorben, was Anlass zu diversen Verschwörungstheorien gab. Alle Könige Griechenlands seit 1833 waren deutsche Adlige und stammten ab 1863 aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Während ihrer Herrschaft waren sie entschieden pro-deutsch eingestellt und lehnten sowohl im ersten (Konstantin I.) wie auch jetzt im Zweiten Weltkrieg (Georg II.) die Mobilmachung gegen Deutschland ab. Ausserdem kamen der Wehrmacht auch die Nachschubprobleme der britischen Truppen zugute, die von der Bombardierung der Schiffe und Beschädigung des Hafens von Piräus bei einem deutschen Luftangriff am 6. und 7. April herrührten.
Der Angriff der deutschen 12. Armee (Feldmarschall List) konzentrierte sich auf zwei Hauptrichtungen: Im Westen rückte der Großteil der Panzergruppe Kleist in Richtung Skopje vor, um die griechische Grenze bei Florina zu überqueren. Die von General Rudolf Veiel kommandierte 2. Panzerdivision wurde über Strumica in Richtung auf Thessaloniki angesetzt. Dem XVIII. Gebirgskorps unter General der Gebirgstruppe Franz Böhme war der Durchbruch der Metaxas-Linie übertragen worden, während die deutschen und bulgarischen Infanterie-Divisionen die Aufgabe hatten, in der ersten Phase die Region Ostmakedonien und Thrakien und dann die Inseln der Ägäis zu besetzen.
Am 9. April durchbrach das XVIII. Gebirgskorps mit starker Unterstützung durch Sturzkampfflugzeuge die Gebirgsbefestigungen der Metaxas-Linie beim Fort Roupel im Tal des Strymon. Am selben Tag besetzten deutsche Panzerverbände Thessaloniki. Trotz nur geringer Verluste auf griechischer Seite kapitulierte die eingeschlossene griechische 2. Armee auf Befehl ihres Hauptquartiers. Gleichzeitig rückten deutsche Verbände nach der Einnahme der Vardarska banovina im heutigen Nordmazedonien entlang des Vardar-Tals sowie auf der Ebene Florina-Bitola nach Griechenland vor und trafen dabei auf die Westflanke der von gemischten britischen und Commonwealth-Verbänden unter dem Befehl von General Henry M. Wilson gehaltenen Aliakmonas-Linie. Am 11. April 1941 eroberten deutsche Verbände, darunter auch die SS-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler, den Klidi-Pass südöstlich von Florina sowie am 14. April Kozani.
Das britische Expeditionskorps zog sich daraufhin hinter den Aliakmonas sowie im Osten nach Platamon am Fuße des Olymps zurück. Am 16. April gab General Wilson dem griechischen Oberbefehlshaber Alexandros Papagos seine Entscheidung bekannt, die Aliakmonas-Linie aufzugeben und bei den Thermopylen eine neue Verteidigungsstellung aufzubauen. Parallel begannen Vorbereitungen für die Evakuierung der alliierten Truppen. Dadurch wurde den deutschen Truppen der Weg über das Pindos-Gebirge nach Epirus freigegeben. Am 16. April versperrten Wehrmachtverbände der sich von der Epirus-Front zurückziehenden griechischen 1. Armee den Rückzugsweg durch den Katarra-Pass bei Metsovo. Die vom Gebirgsmassiv eingeschlossenen griechischen Truppen wurden nun von den Achsenmächten im Westen und Osten bedrängt.
In einer Krisensitzung zwischen dem König und Ministerpräsident Koryzis am 18. April kam es zwischen den beiden zu einem heftigen Streit über die Verteidigung des Landes. Am selben Abend noch soll sich Koryzis in Anwesenheit des Kronprinzen in seinem Haus selbst getötet haben. Die spätere Darstellung des Königshauses, er hätte sich als Rechtshänder mit der linken Hand zweimal in den Kopf geschossen, wurde angezweifelt, eine offizielle Untersuchung jedoch nicht durchgeführt. Danach wurde Emmanouil Tsouderos mit der Regierung beauftragt.
Am 20. April entband General Georgios Tsolakoglou in Absprache mit zwei weiteren Offizieren den Befehlshaber der Epirus-Armee Ioannis Pitsikas seines Kommandos und präsentierte offenbar eigenmächtig SS-Obergruppenführer Josef Dietrich die Kapitulation, ohne vorher Verhandlungen mit den militärischen Führern der deutschen und italienischen Kriegsgegner zu führen. Zehn Tage später wurde er zum Premierminister ernannt. Am Tag nach der Kapitulation unterzeichneten er und der Stabschef Lists, General Hans von Greiffenberg, ein Protokoll darüber. Der Befehl des Oberkommandierenden der griechischen Streitkräfte, General Alexandros Papagos, hatte allerdings eine Kapitulation ausdrücklich untersagt. Dieser wurde 1943 gemeinsam mit Pitsikas in das KZ Dachau deportiert und kurz vor Kriegsende als potenzielle Geisel der SS zusammen mit anderen Prominenten nach Südtirol evakuiert. Die Geiseln wurden kurz darauf zunächst von der Wehrmacht in Schutz genommen und schließlich von der US-Armee befreit.
Die bilaterale Absprache zwischen Tsolakoglou und Dietrich führte zu Protesten der Italiener. Sie sahen ihre kämpferische Leistung zu wenig berücksichtigt, sodass Tsolakoglou am Folgetag eine zweite Kapitulation in Anwesenheit italienischer Offiziere in Ioannina unterschreiben musste. Weil diese nicht in Anwesenheit des Kommandeurs der deutschen Streitkräfte stattgefunden hatte, musste Tsolakoglou am 23. April in Thessaloniki eine dritte, offizielle, diesmal bedingungslose Kapitulation Griechenlands gegenüber Deutschland und Italien unterzeichnen. Am gleichen Tag schiffte sich König Georg mit seiner Regierung nach Kreta ein.
Am 21. April ordnete der alliierte Oberbefehlshaber im Mittelmeer und Nahen Osten, Archibald Wavell, endgültig die Evakuierung der verbleibenden alliierten Truppen nach Kreta und Ägypten an (Operation Demon). Bis zum 30. April konnten von der Royal Navy rund 50.000 Mann über Häfen in Attika und auf der Peloponnes evakuiert werden, allerdings unter Zurücklassung ihrer schweren Waffen und Geräte. Am 24. April gaben die alliierten Nachhutverbände die Thermopylen-Stellung auf, die sie bis dahin verteidigt hatten. Am 26. April besetzten Wehrmachtverbände Korinth und am 27. April rückten Vorausabteilungen der 5. Panzer-Division in Athen ein. Der deutsche Feldzug auf dem griechischen Festland endete am 29. April mit der Einnahme von Kalamata im Süden der Peloponnes. Einige größere ägäische Inseln, darunter Limnos, Lesbos und Chios wurden bis Anfang Mai von deutschen Infanterie- und Luftlandetruppen besetzt. Italienische Truppen besetzten gleichzeitig die Ionischen Inseln.
Kreta gab als militärische Basis Großbritannien die Möglichkeit, den Zugang zur Ägäis zu kontrollieren und die Ölfelder in Rumänien zu bombardieren. Am 20. Mai begann die deutsche Luftlandeoperation zur Eroberung Kretas unter Beteiligung von Heereskräften sowie der deutschen und italienischen Marine. Sie gelang nur unter relativ hohen Verlusten der eingesetzten deutschen und italienischen Truppen. Nach Partisanenangriffen befahl General Kurt Student, die kretische Zivilbevölkerung kollektiv zu bestrafen. Nach griechischen Schätzungen wurden damals auf Kreta 2000 Zivilisten erschossen. Ein Antrag Griechenlands 1945 zur Auslieferung Students als Kriegsverbrecher wurde abgelehnt. Student wurde von einem britischen Militärgericht wegen Kriegsverbrechen an britischen Truppen auf Kreta verurteilt und blieb lediglich bis 1948 in Haft.
Bis zur Kapitulation wurden etwa 210.000 Soldaten der griechischen Armee von der Wehrmacht gefangen genommen, danach die gesamte etwa 430.000 Mann umfassende Armee zu Kriegsgefangenen erklärt. Nach kurzer Zeit wurden sie nach Hause entlassen. Ein Teil der griechischen Streitkräfte konnte sich dem deutschen Zugriff entziehen und in Ägypten sammeln. Sie bildeten die etwa 20.000 Mann starke griechische königliche Armee, die unter britischem Oberbefehl unter anderem in El Alamein und 1944 in Italien kämpfte.
Griechenland unter deutscher, italienischer und bulgarischer Besatzung
Griechenland wurde 1941 in Besatzungszonen aufgeteilt. Italien besetzte Athen und den grössten Teil Griechenlands, ausserdem die Ionischen Inseln und die Kykladen. Es erhielt auch die sogenannte Vorherrschaft auf dem Festland. Bulgarien annektierte Ostmakedonien westlich des Strymon und Westthrakien und erhielt dadurch den Zugang zur Ägäis. Das Deutsche Reich, das keine langfristigen Pläne mit Griechenland hatte, besetzte wenige, aber strategisch wichtige Gebiete: Thessaloniki und sein makedonisches Hinterland bis zur jugoslawischen Grenze, den thrakischen Grenzstreifen zur Türkei, Piräus und die Inseln Lemnos, Lesbos und Chios vor der türkischen Mittelmeerküste. Der Westteil Kretas erhielt eine deutsche Besatzung, der Ostteil eine italienische. König Georg II. und seine Regierung gingen ins englische Exil.
Der Balkanfeldzug hatte im besetzten Jugoslawien wie auch in Griechenland einen lang andauernden Partisanenkrieg gegen die deutschen, italienischen und bulgarischen Besatzungstruppen zur Folge. Sie wurden von verschiedenen Partisanengruppen bekämpft, wobei sich die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee unter Tito durchsetzen konnte. Im besetzten Athen einigten sich zunächst nach der Abreise des (deutschen) Königs und auf Initiative der Kommunistischen Partei Griechenlands KKE vier politische Parteien und koalierten schließlich am 27. September 1941 zur „Volksbefreiungsfront“ EAM, deren Mitgliederzahlen zwischen 1,5 und 2 Mio. Mitglieder beziffert wurden. Nach den traumatischen Erlebnisse des folgenden Hungerwinters 41/42 unter den drei Besatzungsmächten organisierte die EAM noch im Februar 1942 einen schlagkräftigen militärischen Arm, die Griechische Volksbefreiungsarmee ELAS unter der Führung von Aris Velouchiotis, Stefanos Sarafis und Andreas Tzimas mit bis zu 120.000 bewaffneten Männern und Frauen (Stand 1944).
Der Widerstand in Griechenland wurde wesentlich durch die große Hungersnot angefacht, die eine Folge der britischen Seeblockade und der beispiellosen Ausbeutung Griechenlands durch die Besatzer war: 1942 machten Besatzungskosten und Staatsausgaben 90 % des realen Volkseinkommens aus. Dies und der kriegsbedingte Zusammenbruch des wichtigsten Zweigs der griechischen Vorkriegswirtschaft, der Handelsschifffahrt, führten zu einer galoppierenden Inflation der Drachme. Der Preis der britischen Sovereign Ein-Pfund-Goldmünze stieg in den Jahren der Besatzung von 1.087 Drachmen auf 70,8 Billionen Drachmen im November 1944. Lebensmittel waren seitdem in Griechenland fast nur noch auf dem Schwarzmarkt zu bekommen, zu Preisen, die die Kaufkraft vieler Bürger des Landes überstieg. Ab dem Winter 1941/42 kam es zu vielen tausend Todesfällen durch Unterernährung, insbesondere die Kindersterblichkeit stieg dramatisch. Hermann Göring tat das zunächst als unerheblich ab: „Wir können uns nicht um die hungernden Griechen kümmern. Das ist ein Unglück, das noch viele andere Völker treffen wird.“ Da jedoch der Sold der Wehrmachtssoldaten in Drachmen ausbezahlt wurde, drohte eine weitere Verschlechterung der griechischen Wirtschaftslage deren Motivation zu dämpfen. Daraufhin einigten sich die kriegsführenden Parteien, humanitäre Maßnahmen zuzulassen, sodass die Briten ihre Seeblockade lockerten. Am 21. März endlich konnte man unter dem Beauftragten des Internationalen Roten Kreuzes, Rene Burckhardt, auf schwedischen Schiffen Weizen aus Kanada (später USA) nach Griechenland liefern und damit die Lage in den Griff bekommen. Im Herbst 1942 ernannte Hitler deswegen den österreichischen Nationalsozialisten und Ökonomen Hermann Neubacher zum „Sonderbeauftragten des Reiches für wirtschaftliche und finanzielle Fragen in Griechenland“, der durch drastische Deflationspolitik, Einführung einer Arbeitspflicht und Lebensmittelimporten aus den Nachbarländern die Lage unter Kontrolle brachte. Nachdem im Winter 41/42 hunderttausende in den Großstädten an Unterernährung gestorben waren und die zunächst unkontrollierte Plünderung der griechischen Wirtschaft durch die Wehrmacht zunehmend stagnierte, wurde unter Neubauer die privatwirtschaftliche DEGRIGES (1942–44) aufgebaut und mit einem staatlichen Handelsmonopol ausgestattet, um das Land effizienter auszubeuten. Exportpreise nach Deutschland wurden herabgesetzt, Importpreise aus Deutschland heraufgesetzt, Handel mit anderen Ländern unterbunden. Mit britischem Einverständnis organisierte das Internationale Rote Kreuz Hilfslieferungen mit kanadischem Weizen, die die Hungerkatastrophe milderten.
Die Juden und der Holocaust
Jugoslawien
Im Balkanfeldzug wurden auch jugoslawische Juden ermordet. Ab August 1941 wurden einige kroatische Juden in eigenen Lagern des Ustascha-Regimes umgebracht, andere wurden ab August 1942 auf deutsches Drängen hin nach Auschwitz deportiert. In Serbien dagegen war der Holocaust weitgehend ein Verbrechen der Wehrmacht. Nachdem ab Anfang Oktober 1941 die Kämpfe mit Partisanen- und Tschetnik-Einheiten erheblich zugenommen hatten, begann sie unter dem Befehl des Kommandierenden Generals General der Infanterie Franz Böhme, zumeist jüdische Zivilisten nach dem Sühnebefehl des OKW als Vergeltungsmaßnahme für die Angriffe zu erschiessen. Dadurch war Serbien nach Estland das zweite besetzte Land, das als „judenfrei“ bezeichnet werden konnte.
Um Juden vor dem Zugriff und der Auslieferung an Deutschland oder den Unabhängigen Staat Kroatien zu bewahren, internierte die italienische Armee mit Befehl vom Oktober 1942 etwa 3.000 Juden im Gouvernement Dalmatien unter italienischer Kontrolle, darunter im KZ Kraljevica und im KZ Rab.
Griechenland
In Griechenland wurden fast 90 Prozent der dort lebenden Juden ermordet, nach Polen der prozentual höchste Anteil. Das lag nicht zuletzt daran, dass der größte Teil der griechischen Juden in Thessaloniki lebte, das von Anfang an zur deutschen Besatzungszone gehörte. Unter dem Diktator Ioannis Metaxas genossen griechische Juden bis einschließlich 1941 seinen speziellen Schutz. Er hatte nichts für den Rassismus Hitlers übrig. Stattdessen gründete er eine Jugendorganisation und integrierte darin insbesondere jüdische Griechen. Er war mit dem Oberrabbiner Zvi Koretz eng befreundet und Griechenland nahm aus Deutschland fliehende Juden auf. Durch eine strenge Pressezensur unterband er aufkommende antisemitische Propaganda, bis er ganz plötzlich Ende Januar 1941 kurz vor dem Einmarsch deutscher Truppen in Thessaloniki angeblich an einer Mandelentzündung verstarb.
Auf Zakynthos, in Chalkis und Athen konnte die jüdische Bevölkerung sich wegen der Mithilfe ihrer christlichen Nachbarn, teilweise auch der Behörden und der Kirche, oftmals retten, im Fall Zakynthos sogar komplett. In Ioannina, auf Korfu und auf Kreta war dies nicht möglich.
Folgen des Balkanfeldzugs
Verzögerung des Angriffs auf die Sowjetunion
Gemeinsam mit dem Afrikafeldzug trug der Balkanfeldzug dazu bei, dass sich der geplante Überfall auf die Sowjetunion um mehrere Wochen verzögerte. Die kontrafaktische Vermutung, dass bei einem früheren Beginn des „Unternehmens Barbarossa“ der Winterkrieg hätte vermieden werden können, der die Wehrmacht im Dezember 1941 daran hinderte, Moskau zu erobern, wird von Historikern aus unterschiedlichen Gründen zurückgewiesen: Nach Klaus Schüler blieben die Angriffsoperationen der Wehrmacht im Dezember 1941 keineswegs primär wegen des Wintereinbruchs stecken. Sie scheiterten vielmehr am anhaltenden sowjetischen Widerstand und an den Nachschubproblemen der Wehrmacht, namentlich an der Eisenbahntransportkrise. John Keegan und Richard J. Evans machen auf die Rasputiza aufmerksam, den russischen Frühjahrsregen, der im Jahr 1941 heftiger ausfiel als sonst und auch ohne den Balkanfeldzug einen früheren Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion nicht erlaubt hätte.
Britische Intervention und griechischer Bürgerkrieg
In den drei Jahren der Besatzung hatte der von der EAM organisierte griechische Widerstand u. a. mit Unterstützung Englands ein von der Bevölkerung getragenes reguläres Heer von 120.000 Mann und Frau aufgestellt. Als jedoch die EAM ab April 1944 eine demokratische Regierung ausrief, richtete sich der Alliierte gegen diese und reinstallierte mit Gewalt die (deutsche) Monarchie. Im Dezember 1944 entbrannte in Athen ein Straßenkampf gegen die nun britischen Besatzer und deren teils royalistischen, teils faschistischen, von der SS 1943 rekrutierten, Kollaborateuren. Anders als in seinen nördlichen Nachbarländern blieb die Lage in Griechenland instabil.
Mit der Konferenz von Jalta verschlimmerte sich die Lage. Während auf Beschluss von Churchill und Stalin Jugoslawien blockfrei bleiben durfte, wurden ohne demokratische Zustimmung Bulgarien und Griechenland geostrategischen Interessen untergeordnet. Der daraufhin folgende Griechische Bürgerkrieg dauerte weitere vier Jahre, sodass im Empfinden der Griechen die Besatzung und damit der Zweite Weltkrieg erst 1949 endete.
Unternehmen Merkur (20.05.1941 – 01.06.1941)
Das Unternehmen Merkur war eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg, die deutsche Fallschirmjäger, unterstützt von Gebirgsjägern, zur Einnahme der Insel Kreta durchführten, und zugleich die erste grosse Luftlandeoperation der Geschichte. Nach der Einnahme Griechenlands im Verlauf des Balkanfeldzuges 1941 wurde das von alliierten Truppen verteidigte Kreta durch die deutsche Wehrmacht erobert und blieb bis 1945 besetzt. Für erfolgreiche Teilname an der Luftlandeschlacht wurde ab Mitte 1943 das Ärmelband Kreta verliehen – als Erinnerungstag für die Luftlandeoperation und deren Gefallenen gilt der 20. Mai.
Vorgeschichte
Kreta war aus britischer Sicht von strategischem Interesse, da der Besitz der Insel wegen ihrer geografischen Lage für die Verteidigung Ägyptens und Maltas wichtig war. Deshalb war die Besetzung Kretas bereits in der logistischen Vorbereitung, als am 28. Oktober 1940 Italien Griechenland angriff und die griechische Regierung von London Hilfe erbat. Bereits am 1. November landeten Vorauskommandos aus Alexandria auf Kreta. In den folgenden Monaten folgten einige britische Infanterieverbände und Flugabwehreinheiten, die Verteidigungsstellungen wurden jedoch nicht wesentlich ausgebaut. Athen zog die Masse, der auf Kreta stationierten, griechischen Verbände im November 1940 an die Epirus-Front auf das Festland ab. Zu Beginn des Jahres 1941 standen nur noch etwa 1000 griechische Soldaten auf der Insel. Bis Februar 1941 wurden in Maleme, Rethymno und Iraklio drei Landeplätze für die Verbände der Royal Air Force eingerichtet.
Mitte April 1941 zeichnete sich nach dem deutschen Eingreifen die Niederlage der von den britischen Expeditionsstreitkräften unterstützten griechischen Armeen ab. Als etwa 250 deutsche Transportflugzeuge nach Plowdiw in Bulgarien verlegt wurden und deutsche Fallschirmjäger nach ihrem Einsatz in Korinth Griechenland nicht wieder verliessen, rechnete die britische Führung mit einem deutschen Luftlandeunternehmen. London beschloss, seine Truppen vom griechischen Festland abzuziehen. Auf Anweisung des britischen Premierministers Churchill wurde ein Teil des britischen Expeditionskorps nach Kreta transportiert, um die dortige Verteidigung zu verstärken. Die Masse der britischen Truppen wurde jedoch nach Ägypten verbracht. Churchill sah trotz der Vorbehalte, die die britischen Oberbefehlshaber im Nahen Osten und in Nordafrika wegen unzureichender militärischer Kapazitäten äusserten, die Gelegenheit gekommen, den deutschen Angreifern erhebliche Verluste zuzufügen oder aber im günstigsten Falle die Insel zu halten. Zudem erwartete er von seinem Entschluss, Kreta zu verteidigen bzw. zu halten, günstige politische Auswirkungen auf die Türkei und den gesamten Nahen Osten.
Als die griechischen Streitkräfte im Krieg gegen Italien vor der deutschen 12. Armee kapitulierten, erschoss sich der (neue) griechische Ministerpräsident Alexandros Koryzis. Der griechische König Georg II. bildete eine neue Regierung unter Emmanouil Tsouderos, die von Kreta aus den Widerstand fortsetzen wollte. Sie verliess das griechische Festland am 23. April 1941 und errichtete in Chania den Sitz einer unabhängigen griechischen Regierung.
Aus deutscher Sicht boten die britischen Stützpunkte auf Kreta – und auch auf Malta – den Briten die Möglichkeit, den Schiffsverkehr bzw. den Nachschub der Achsenmächte nach Nordafrika wirkungsvoll zu behindern. Von Kreta aus waren zusätzlich Vorstösse der Briten in die Ägäis möglich. Ausserdem befürchtete Hitler, dass von Kreta aus Luftangriffe auf die rumänischen Erdölfelder (z. B. Ploiești) geführt werden könnten, die für den geplanten und kurz bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion von kriegswichtiger Bedeutung waren.
Auch die deutsche Seekriegsleitung drängte auf eine Eroberung Kretas, weil sie davon ausging, dass die Zurückdrängung der Briten aus dem östlichen Mittelmeer entscheidend für die weitere Kriegsführung gegen Grossbritannien sei. Genau wie die Luftwaffenführung erwartete sie, von Kreta aus den Nachschubverkehr der Briten durch den Sueskanal lahmlegen zu können. Erste strategische Überlegungen dazu wurden bereits Ende Oktober 1940 durch den Chef des Wehrmachtführungsstabes (WFSt) Alfred Jodl angestellt. Diesen zufolge würde eine militärische Aktion der Italiener gegen Nordgriechenland und den Hafen von Piräus mit Sicherheit zu einer Inbesitznahme der Insel Kreta durch die Briten führen.
Am 15. April 1941 wurde Reichsmarschall Hermann Göring von General der Flieger Alexander Löhr ein konkreter Plan zur Eroberung Kretas durch Luftlandetruppen vorgelegt. Im vorgeschobenen Führerhauptquartier „Frühlingssturm“ überzeugte Kurt Student am 21. April 1941 in Begleitung des Generalstabschefs der Luftwaffe Jeschonnek den widerstrebenden Hitler von den strategischen Notwendigkeiten der Inbesitznahme Kretas. Dieser befahl daraufhin per Führerweisung Nr. 28, das Unternehmen Merkur mit Luftlandetruppen, Fallschirmjägerverbänden und der Unterstützung der 5. Gebirgs-Division Mitte Mai 1941 durchzuführen.
Militärische Lage und Planung vor dem Angriff
Deutscher Angriffsplan
Göring beauftragte die Luftflotte 4 mit der Planung und Durchführung der Operation. Dem General der Flieger Alexander Löhr wurde dazu das XI. Fliegerkorps unter Kurt Student mit seinen Luftlande- und Fallschirmjägerverbänden unterstellt. Die Jagd- und Bomberstaffeln des VIII. Fliegerkorps unter Wolfram von Richthofen sollten ihren Schutz übernehmen sowie nach der Erringung der Lufthoheit die kämpfenden Bodentruppen aktiv unterstützen. Ausserdem sollte die 12. Armee in Griechenland Teile der 5. Gebirgs-Division zur Verstärkung des XI. Fliegerkorps abstellen und aus weiteren Teilen der 6. Gebirgs-Division Reserven bilden. Weil der deutschen Marineführung im Mittelmeerraum keine nennenswerten Schiffsverbände zur Verfügung standen, wurde Italien um Unterstützung gebeten.
Löhrs Plan sah vor, zunächst die Hauptstadt Chania und Maleme, den grössten Flugplatz Kretas, mit Luftlande- und Fallschirmtruppen zu erobern und danach nach Osten vorzustossen. Student wollte dagegen alle wichtigen Punkte der Insel gleichzeitig aus der Luft angreifen und danach auf den eroberten Flugfeldern Heeresverbände landen lassen, die den Rest der Insel besetzen sollten. Richthofens Fliegerverbände hatten aber für die Sicherung einer grösseren Zahl von Absetzorten keine ausreichende Stärke. Deswegen sah der endgültige Plan vor, nur vier Punkte aus der Luft zeitlich gestaffelt anzugreifen. Im ersten Anflug in den Morgenstunden des Angriffs sollte wie in Löhrs Plan das Gebiet von Chania und Maleme angegriffen werden, im zweiten Anflug am Nachmittag Rethymno und Iraklio.
Angesichts der Überlegenheit der Royal Navy auf See entschloss sich die deutsche Führung, den grössten Teil der Soldaten auf dem Luftweg zu transportieren, zumal dem maritimen „Admiral Südost“ Karlgeorg Schuster nur zwei Schiffsstaffeln mit zusammen etwa 60 Motorseglern zur Verfügung standen. Die italienische Regia Marina übernahm den Schutz dieser improvisierten Flotte von Griechenland über die Insel Milos nach Kreta. Nach der Sicherung von Brückenköpfen und Anlandungsstellen durch Luftlandetruppen sollten weitere Truppen und Kriegsmaterial per Schiff auf die Insel gebracht werden.
Der ursprünglich früher geplante Zeitpunkt für den Angriff wurde wegen Engpässen in der Versorgung mit Flugbenzin endgültig auf den 20. Mai gelegt. Schon in den ersten Maitagen begannen jedoch Verbände des VIII. Fliegerkorps mit Aufklärungsflügen und anschliessenden Angriffen auf Konvois und Schiffe der Briten.
Ab der zweiten Maiwoche wurde der britische Schiffsverkehr an der Nordseite Kretas, wo die wichtigsten Häfen lagen, praktisch blockiert. Von den Anfang Mai eingeschifften rund 27.000 Tonnen wichtiger Nachschubgüter für Kreta konnten nur etwa 3000 Tonnen gelandet werden, während der Rest umkehren musste.
Auf deutscher Seite war ein schneller Angriff von Gebirgs- und Fallschirmjägern vorgesehen. Diese waren gut ausgebildet und besassen auf Grund ihrer ausschliesslich leichten Ausrüstung zwar nur eine geringe absolute Feuerkraft, bedingt durch ihre hohe Mobilität und Motivation sowie ihren ausgeprägten Korps- und Kampfgeist aber einen hohen Einsatzwert.
Die Wehrmacht verfügte über 15.000 Fallschirmjäger der 7. Flieger-Division, die nach der Eroberung eines Flugfeldes von etwa 14.000 Gebirgsjägern der 5. Gebirgs-Division und 700 Kradschützen der 5. Panzer-Division durch Lufttransporte unterstützt werden sollten. Weitere Verstärkung sollte dann auch über See angelandet werden. Dazu kam Unterstützung von 46 Kampf- und 16 Jagdflugzeugen der Italiener von den Dodekanes.
Für die Überführung dieser Kräfte nach Kreta war Generalmajor Rudolf Konrad verantwortlich, der zehn Kampfgruppen zur besonderen Verwendung (z. B.V.) mit 550 Transportmaschinen Ju 52 und 60 Lastenseglern zur Verfügung hatte. Das zur Sicherung und Unterstützung eingeplante VIII. Fliegerkorps hatte 280 Bomber, 150 Sturzkampfbomber, 180 Jagdflugzeuge und 40 Aufklärer zur Verfügung. Zur See war die Kriegsmarine mit zwei Dampferstaffeln und zwei Motorseglerstaffeln beteiligt. Die Sicherung erfolgte durch die italienische Marine (Kapitän zur See Peccori-Giraldi) mit zwei Zerstörern und zwölf Torpedobooten, mehreren U-Booten, Schnellbooten und Minensuchern.
Der deutsche Militär-Nachrichtendienst Abwehr unterschätzte die tatsächliche Anzahl feindlicher Soldaten auf Kreta erheblich und war der Ansicht, auf der Insel seien maximal 15.000 britische Soldaten und nur wenige griechische Truppen stationiert. Die Bevölkerung Kretas sei den Deutschen wohlgesinnt. Dort befänden sich viele antimonarchische Kräfte, welche die alte griechische Regierung abgelehnt hätten. Die Aufklärung der 12. Armee ging zwar von mehr Truppen aus, unterschätzte aber die tatsächlichen Zahlen ebenfalls.
Nach dem gelungenen Abschluss des Unternehmens Merkur sah die Wehrmachtführung eine weitere Verwendung der Luftlandetruppen während des in Vorbereitung befindlichen Russlandfeldzuges vor. Zu diesem Zweck sollte die 7. Flieger-Division auf die drei Heeresgruppen Nord, Mitte und Süd aufgeteilt und punktuell im Bedarfsfalle während des Vormarsches eingesetzt werden.
Die Fallschirmjäger führten beim Absprung nur Pistolen und Handgranaten am Soldaten mit. Maschinengewehre, Karabiner und Maschinenpistolen wurden in Abwurfbehältern an Lastenfallschirmen abgeworfen. Das sollte den Fallschirmjäger vor Verletzungen bei der Landung schützen. Die Fallschirme der Waffenbehälter waren farbig markiert. Erst nach Kreta wurde durch die Erfahrungen mit dem Absprung in eine Gefechtszone mit Waffe am Mann experimentiert. Rund 25 Prozent der Truppen waren mit MP40-Maschinenpistolen ausgerüstet, für jeden achten bis zwölften Soldaten war ein MG34-Maschinengewehr vorgesehen.
Seiner Konstruktion wegen erwies sich von Anfang an der Granatwerfer als zweckmässig. Beim 8-cm-Granatwerfer 42 wurde das Rohr verkürzt, damit er in die Abwurfbehälter passte. Prädestiniert waren die zerlegbaren 7,5-cm-Gebirgsgeschütze 36, deren Konstruktion von jeher auf ein geringes Gewicht hin optimiert war. Diese und die 3,7-cm-PaK 36 wurden auch mit Fallschirmen abgesetzt. Die Deutschen setzten auf Kreta mit dem Leicht-Geschütz 40 (LG40) erstmals eine neue Panzerabwehrwaffe ein, die leichter als die bisherigen Waffen war. Die schweren Waffen konnten nach dem Fallschirmabwurf erst mit Beiwagenkrädern nach Luftanlandung oder Beutefahrzeugen beweglich gemacht werden. Schwere Waffen wie Feldkanonen oder gar Haubitzen standen den luftgelandeten „Leichten Infanterieverbänden“ nicht oder nur als Beutewaffen zur Verfügung.
Verteidigungsvorbereitungen der Briten und Griechen
Am 30. April wurde Generalmajor Bernard Freyberg, der die neuseeländische Division des britischen Expeditionskorps auf dem griechischen Festland befehligt hatte, vom Oberbefehlshaber Nahost Archibald Wavell das Kommando auf Kreta übertragen. Gleichzeitig wurde mit den Verteidigungsvorbereitungen, die den Decknamen „Scorcher“ trugen, begonnen. Auf der Insel befanden sich zu diesem Zeitpunkt 14.000 britische Soldaten der ursprünglichen Inselbesatzung und weitere 25.000 Mann aus Commonwealth-Verbänden, die vom Festland evakuiert worden waren. Hinzu kamen etwa 9.000 Griechen, darunter die Reste mehrerer auf dem Festland zerschlagener Verbände und 2500 kretische Gendarmen.
Die griechischen Soldaten waren schlecht ausgerüstet, da zu Beginn des Balkankrieges alle neueren und schweren Waffen auf das Festland gebracht worden waren. Die meisten Gewehre waren deutscher oder österreichischer Herkunft, vor allem Mannlicher-Schönauer Gebirgskarabiner im Kaliber 6,5×54 (M.-Sch.) und Steyr-Mannlicher M1895 (im Rahmen des Versailler Vertrags beschlagnahmt). Etwa 1000 Griechen waren noch mit antiquierten Gras-Gewehren bewaffnet. Weiterhin waren veraltete Maschinengewehre unterschiedlicher Fabrikate und Kaliber vorhanden. Zudem herrschte Munitionsmangel – die Briten hatten für viele griechische Waffen keine entsprechende Munition in ihren Beständen.
Durch die Evakuierung waren die britischen Einheiten auf der Insel stark vermischt und mussten neu geordnet werden. Dem Oberbefehlshaber der britischen Mittelmeerflotte, Admiral Andrew Cunningham, gelang es trotz der Angriffe deutscher Flugverbände auf seine Schiffe, etwa 7000 nicht für den Kampf geeignete Soldaten von der Insel abzuziehen, rund 2000 Mann an Kampftruppen auf die Insel zu schaffen und die ärgsten Lücken in Ausrüstung und Bewaffnung zu schliessen.
Es mangelte an schweren Waffen, nur 85 Artillerie-Geschütze konnten aus eroberten italienischen Beständen aufgeboten werden. Zur Flugabwehr konnte die British Army 50 Flak-Geschütze und 24 Scheinwerfer einsetzen. An gepanzerten Fahrzeugen verfügten die Verteidiger nur über 16 veraltete Cruiser-Mk-I-, neun Matilda-II- und 16 leichte Mk-VI-Panzer. Für die Panzer stand aber hauptsächlich panzerbrechende Munition zur Verfügung, deren Einsatz gegen Infanterie wenig sinnvoll ist. Auch gab es kaum Ersatzteile für die Panzer und das Gelände erschwerte deren Einsatz. So wurden einige Panzer in befestigte Stellungen eingebaut. Der bei Fallschirmjäger-Anlandungen angezeigte bewegliche Einsatz von Panzerkräften wurde dadurch zusätzlich behindert.
Der Bestand der Royal Air Force umfasste Anfang Mai 36 Maschinen auf Kreta, von denen nur die Hälfte einsatzfähig war. Diese Flugzeuge wurden einen Tag vor dem deutschen Angriff nach Ägypten verlegt, um sie der Vernichtung zu entziehen und für andere Einsätze zu erhalten. Unmittelbar vor der Verlegung flogen die Briten aber noch Angriffe gegen die deutschen Häfen. Daraus schlossen wiederum die Deutschen, dass die Briten die Vorbereitungen für Operation Merkur erkannt hatten.
Die Royal Navy kontrollierte weiterhin die See um Kreta, die Lufthoheit hatten jedoch die Achsenmächte.
Alliierter Verteidigungsplan
Vorgewarnt durch Ultra-Informationen ging Freyberg von einem kombinierten Luft-See-Angriff aus und legte die Masse seiner Truppen an die Nordküste in den Bereich Maleme–Chania–Souda-Bucht mit dem Auftrag, Hauptstadt, Flugplatz und Hafen zu halten.
Da die Briten die deutsche Verschlüsselungsmaschine Enigma mitlesen konnten, waren sie über die Angriffspläne in annähernd allen Einzelheiten informiert. Abgehört wurden fast alle Funksprüche zwischen dem Oberkommando der Luftwaffe und den in Griechenland mit der Vorbereitung und Planung befassten militärischen Stäben, so dass die Alliierten gezielte Abwehrmassnahmen einleiten konnten und General Freyberg daraufhin die Verteidigung der Flugfelder verstärken liess. Die schlechte Ausbildung von Teilen und die schlechte Ausstattung aller seiner Truppen erschwerten eine effektive Verteidigung.
Freyberg plante daher, die Flugfelder so zu beschädigen, dass sie unbenutzbar würden. Dies wurde ihm von Wavell untersagt. Wavell ging davon aus, dass allein das Wissen über den Angriffsplan genügen würde, um den Angriff abzuwehren, und eine Zerstörung der Flugfelder nur eine schnelle Ausstattung der Insel mit eigenen Flugzeugen verhindert hätte. Bis heute ist diese Entscheidung umstritten; sie gilt als ein Grund für den deutschen Sieg. Die deutschen Transportflieger nahmen allerdings teilweise bewusst Bruchlandungen auf Stränden und Feldern in Kauf. Einige Historiker glauben, dass für die deutsche Führung der Verlust einer beträchtlichen Anzahl von Flugzeugen nachrangig war beziehungsweise einkalkuliert wurde. Im Vordergrund habe allein der Erfolg des Angriffs gestanden; der wäre somit auch ohne die Eroberung von Flugfeldern gelungen.

Operationsverlauf
Erster Tag: 20. Mai
Am Dienstag, dem 20. Mai, gegen 07:15 Uhr begann Unternehmen Merkur mit der Bombardierung der vorgesehenen Absetzzonen durch die deutsche Luftwaffe. Bei Maleme war die britische Flugabwehr praktisch sofort ausser Gefecht. Während das Bombardement noch im Gange war, begannen bereits westlich des Flugplatzes Lastensegler des I./Luftlande-Sturm-Regiments der Gruppe West (erste Welle), in echter oder in Bruchlandung niederzugehen.
Die britischen Truppen, überrascht wegen der schonungslosen und draufgängerischen Art und Weise der Landung sowie der Kampfstärke der Landetruppen, begannen die Gleiter sowie die ausbootenden Soldaten der Luftlande-Sturmeinheiten mit Granatwerfern unter Feuer zu nehmen. Die sofortige Einnahme des Flugfeldes Maleme verhinderten die Neuseeländer im Nahkampf.
Das Absetzen des II., III. und IV. Bataillons der ersten Welle gelang fast ohne Schwierigkeiten, und nur sieben der 493 aufgestiegenen Ju 52 gingen verloren. Die niederschwebenden Fallschirmjäger wurden jedoch unerwartet hohem Sperrfeuer ausgesetzt, wodurch viele bereits in der Luft verwundet oder getötet wurden. Selbst wenn sie heil am Boden ankamen, waren sie teilweise vom Wind weit verstreut und mussten sich, nur leicht bewaffnet, erst zu den Waffenbehältern durchkämpfen, um sich dann neu zu gruppieren. Ausserdem wurden sie durch die grosse Anzahl feindlicher Truppen und das starke Abwehrfeuer überrascht, da die Aufklärung weit geringeren Widerstand vorausgesagt hatte.
Durch Verzögerungen erwies sich das geplante Zusammenführen von Bomber- und Transportverbänden als undurchführbar. Zum einen mussten die zu ihren Stützpunkten zurückgekehrten Transportmaschinen zum Teil mühsam mit Handpumpen aus Fässern aufgetankt werden, zum anderen war eine grössere Ansammlung von Flugzeugen in der Luft wegen der enormen Staubentwicklung beim Start nicht möglich.
So wurde die Gruppe Mitte (zweite Welle) gegen 16:15 Uhr bei Rethymno und um 17:30 Uhr bei Iraklio verspätet abgesetzt, nachdem der vorausgegangene Bombenangriff bereits einige Stunden vorher stattgefunden hatte und die entstandenen Schäden notdürftig beseitigt worden waren.
Die zweite Welle der deutschen Luftlandeverbände erlitt deshalb ebenfalls schwere personelle Ausfälle im Abwehrfeuer. Gegen Ende des Tages hatten die Deutschen keines ihrer Ziele erreicht. Dennoch zeichneten sich auf britischer Seite erste Probleme ab. Es mangelte an Fahrzeugen, hauptsächlich an sachgemäss bewaffneten Panzern, vor allem aber an Kommunikationsmitteln, um wenigstens die vorhandenen Fahrzeuge gegen die einzelnen provisorisch errichteten deutschen Widerstandsnester zum Einsatz zu bringen. Ausserdem erschwerte die deutsche Lufthoheit die britischen Verteidigungsbemühungen. Dadurch konnten die deutschen Fallschirmjäger ihre provisorisch errichteten Stellungen behaupten.
Die vorgesehenen 200-Watt-Funksender der deutschen Landungstruppen gingen beim Aufprall der Lastensegler teilweise zu Bruch, und die Gruppe West und Mitte hatte keine Verbindung zum Gefechtsstand in Athen. So hatte der kommandierende General des XI. Fliegerkorps keine Kenntnis darüber, dass der Angriff auf den Flugplatz Maleme vorerst gescheitert war, Wilhelm Süssmann, der Kommandeur der 7. Flieger-Division, Kreta gar nicht erreicht hatte, weil er über der Insel Ägina abgestürzt war, und dass manche der Landeeinheiten nur noch über einen Bruchteil ihrer Kampfstärke verfügten.
Bei Sonnenuntergang des ersten Tages waren von den ursprünglich 10.000 gelandeten Fallschirmjägern nur noch 6.000 Mann kampffähig.
Als General Student in der Nacht vom 20. zum 21. Mai über die Lage auf Kreta unterrichtet wurde, befahl er, alle zur Verfügung stehenden Kräfte vordringlich auf die Einnahme des Flugplatzes bei Maleme zu konzentrieren.
Zweiter Tag: 21. Mai
In der Nacht zum 21. Mai wurde jede im Südosten Europas verfügbare deutsche Transportmaschine nach Kreta abgezogen, um die Überführungsflüge für die Fallschirmjäger zu unterstützen, da innerhalb kurzer Zeit mehr als 150 Maschinen Ju 52 während der Kampfhandlungen ausgefallen waren. Dazu stellte die Luftwaffe hauptsächlich die erst kürzlich in den Iran aufgenommenen Versorgungsflüge wieder ein.
Am Mittwoch, dem 21. Mai 1941, sprang Oberst Ramcke bei Maleme ab und übernahm anstelle des verwundeten Generalmajors Meindl die Führung über die Gruppe West. Die Landebahn selbst lag jedoch unter dem Beschuss der britischen Granatwerfer, Geschütze und Maschinengewehre sowie mehrerer leichter und schwerer Flak, die auf der dominierenden Höhe 107 (heute deutscher Soldatenfriedhof Maleme) aufgestellt war. Trotzdem landeten die ersten Ju 52 unter hohen Verlusten auf den Pisten und dem westlich angrenzenden unebenen Gelände. Schrittweise gelang es den Deutschen, ihre Position westlich des Flughafens auszubauen sowie Material und Personal anzulanden.
Nach schwerer Bombardierung durch Sturzkampfbomber gelang die schrittweise Eroberung der Höhe 107 durch deutsche Truppen, die dann neu koordiniert das Flugfeld von Maleme von Westen aus angriffen und gegen 17 Uhr einnahmen. Zur Unterstützung des Angriffes erfolgte eine zweite Absprungwelle deutscher Fallschirmjäger. Ein nächtlich unternommener Gegenangriff der Briten und verbündeter Einheiten drang bis zum Rand des Flugplatzes vor; der Angriff musste jedoch bei Tagesanbruch und mit Wiedererscheinen der deutschen Luftwaffe eingestellt werden.
In der Nacht zum 22. Mai wurde ein aus Piräus in Richtung Kreta ausgelaufener erster deutscher Geleitzug (Oberleutnant zur See Albert Oesterlin), bestehend aus kleinen Dampfern und Motorseglern und mit über 2300 Gebirgsjägern an Bord, durch die britische Force D (Konteradmiral Irvine Glennie) gestellt, der über drei Kreuzer (Ajax, Dido, Orion) und vier Zerstörer (Hasty, Hereward, Janus und Kimberley) verfügte. Nur das entschlossene Eingreifen des italienischen Torpedoboots Lupo war dafür verantwortlich, dass der Konvoi vor der völligen Vernichtung bewahrt blieb und sich auflösen konnte. Trotzdem starben rund 300 deutsche Soldaten.
Ein zweiter deutscher Geleitzug mit 4000 Gebirgsjägern wurde bei Tagesanbruch durch vier Kreuzer und drei Zerstörer der Force C (Konteradmiral King) entdeckt. Jedoch erschien die deutsche Luftwaffe; zusammen mit dem sichernden Torpedoboot Sagittario konnte der Konvoi verteidigt werden, lediglich zwei Segler wurden versenkt.
Dritter Tag: 22. Mai
Am 22. Mai gelang es den deutschen Einheiten, das Flugfeld bei Maleme zu einer brauchbaren Operationsbasis auszubauen. Stündlich landeten nun durchschnittlich 20 Transporter und brachten Nachschub. Noch entscheidender war jedoch die Tatsache, dass diese Flugzeuge nun auch wieder aufsteigen konnten, um neue Truppen einzufliegen.
Weiterhin bekämpfte die Luftwaffe die britischen Marineeinheiten, die eine Überführung deutscher Truppen nach Kreta in der Nacht verhinderten. Die Force C und D sowie deren Deckungsgruppe unter Konteradmiral Rawlings mit mehreren Zerstörern und Kreuzern mussten unter den ständigen Luftangriffen die Gewässer nördlich Kreta, zum Teil schwer beschädigt, verlassen. Es zeigte sich, dass die deutsche Luftüberlegenheit den Schlachtverlauf entscheidender beeinflusste als die britische Seeherrschaft. Ab dem 23. Mai war auch der Seeweg für Nachschublieferungen der Achsenmächte nach Kreta offen.
Die deutsche Öffentlichkeit wurde erst spät über die angelaufenen militärischen Operationen auf Kreta informiert. Mit der Ausweitung des Landekopfes bei Maleme fiel am 26. Mai die endgültige militärische Entscheidung zu Gunsten der deutschen Truppen, worauf das britische Oberkommando in der Nacht zum 27. Mai den Entschluss fasste, Kreta zu räumen. Am 27. Mai fiel die Hauptstadt Chania, am 28. Mai der Hafen in der Soudabucht in deutsche Hand. Am 29. Mai kapitulierte Rethymno.
Evakuierung der Alliierten vom 28. Mai bis zum 1. Juni
Der bereits durch Fliegerangriffe angeschlagenen britischen Flotte oblag die Aufgabe der Evakuierung der rund 22.000 Mann von Kreta. Die Einschiffungen erfolgten vornehmlich vom offenen Strand bei Sfakia. Mindestens 15.000 Mann der Empiretruppen lagen dort im felsigen Gelände verborgen und warteten auf ihre Einschiffung, während die britische Nachhut in steter Gefechtsfühlung mit den nachstossenden deutschen Verbänden blieb. In mehreren nächtlichen Aktionen konnte vom 28. bis zum 31. Mai ein Grossteil der Truppen an Bord genommen werden, um sie unter ständigen Luftangriffen fast 380 Seemeilen nach Alexandria in Sicherheit zu bringen.
Eine gleichzeitig durchgeführte Expedition Admiral Rawlings zur Rettung der Garnison in Iraklio erlitt auf der Rückfahrt durch die Luftwaffe empfindliche Verluste und einige Totalausfälle an Schiffsraum. Die Bombenabwürfe begannen um 6 Uhr und dauerten bis 15 Uhr, als sich das mit über 4000 evakuierten Soldaten belegte Geschwader Alexandria bereits auf 100 Seemeilen genähert hatte. Viele Bombentreffer hatten in Anbetracht der Überbelegung der Schiffe verheerende Auswirkungen, und bei der Ankunft wurde festgestellt, dass mindestens jeder fünfte Mann tot oder verwundet war. Den Briten stellte sich die Frage, inwieweit die Flotte zur Rettung der Truppen riskiert werden könne. Befürchtungen der Armee wurden jedoch durch Admiral Cunningham mit der Bemerkung „It takes three years to build a ship, it takes three centuries to build a tradition“. (dt. Es braucht drei Jahre, um ein Schiff zu bauen, es braucht drei Jahrhunderte, um eine Tradition aufzubauen.) zerstreut, und die Einschiffungen wurden fortgesetzt.
Die deutschen und die mittlerweile angelandeten italienischen Truppen versuchten, den zurückweichenden alliierten Truppen den Weg abzuschneiden. Gebirgsjäger und Kradschützen konnten sich wesentlich schneller in dem gebirgigen Gelände bewegen, doch wurden grössere Einkreisungen durch die erbitterte Gegenwehr der Alliierten, insbesondere durch die Layforce, einen Vorläufer des SAS unter dem späteren General Robert Laycock, die den Rückzug der britischen Truppen nach Sfakia deckte sowie durch das felsige Terrain verhindert.
In der Nacht zum 31. Mai wurde General Freyberg auf Anweisung des Generalstabes ausgeflogen. Der griechische König und der britische Gesandte wurden einige Tage zuvor unter erheblichem Risiko evakuiert. Die Truppeneinschiffungen wurden am 1. Juni gegen 3 Uhr eingestellt. Es gelang der Royal Navy, fast 17.000 Mann britischer und Empiretruppen nach Ägypten zu bringen. General Wavell ermächtigte die über 5000 auf Kreta verbliebenen Soldaten zur Kapitulation. Etwa 500 Commonwealth-Soldaten zogen sich jedoch stattdessen in die umliegenden Berge zurück, nachdem auch der letzte Hafen Chora Sfakion von deutschen Truppen eingenommen worden war. Teile der Landbevölkerung leisteten ihnen und den griechischen Soldaten Beistand. Im Falle der Entdeckung drohte ihnen durch die deutsche Besatzungsmacht drakonische Strafen. Da die schweren Waffen fast vollständig zerstört oder bereits aufgegeben waren, wurde die noch vorhandene Munition an Partisanen verteilt.
Zur Stärkung der Verteidigungskräfte auf Kreta waren in den Tagen und Wochen vor dem deutschen Angriff Milizen und Bürgerwehren aufgestellt worden. Unmittelbar nach Beginn der Landung deutscher Fallschirmjäger schlossen sich zahlreiche kretische Zivilisten diesen Verbänden an oder unterstützten Truppen der griechischen Armee oder der Gendarmerie im Kampf gegen die Angreifer. Wenn deutsche Truppen im Kampf auf bewaffnete Zivilisten stiessen, betrachteten sie diese als Freischärler und erschossen sie gewöhnlich an Ort und Stelle.
Im weiteren Verlauf der Kämpfe wurden wiederholt deutsche Soldaten aus der kretischen Bevölkerung heraus angegriffen. Insbesondere verwundete und versprengte Fallschirmjäger wurden von kretischen Zivilisten misshandelt und zum Teil nur von alliierten Soldaten vor Übergriffen geschützt.
Der Widerstandswille der kretischen Bevölkerung kam für die deutsche Führung völlig überraschend, hatte sich doch die Bevölkerung auf dem griechischen Festland während des deutschen Vormarsches in aller Regel passiv verhalten. Diese Erfahrung und das Auffinden von deutschen Gefallenen, die (tatsächliche oder vermeintliche) Verstümmelungen aufwiesen, führten zu zahlreichen spontanen Vergeltungsmassnahmen von Seiten der eingesetzten deutschen Truppen.
Zur Aufrechterhaltung der Moral der durch grosse Verluste geschwächten Truppe und als Abschreckung erliess General Student am 31. Mai 1941 folgenden Befehl:

„Jetzt ist die Zeit gekommen, allen derartigen Fällen planmässig nachzugehen, Vergeltung zu üben und Strafgerichte abzuhalten, die auch als Abschreckungsmittel für die Zukunft dienen sollen. Ich beabsichtige, in dieser Richtung mit äusserster Härte vorzugehen.
[…] Als Vergeltungsmassnahmen kommen in Frage: 1.) Erschiessungen 2.) Kontributionen 3.) Niederbrennen von Ortschaften (vorher Sicherstellung aller Barmittel, die restlos den Angehörigen zugutekommen sollen) 4.) Ausrottung der männlichen Bevölkerung ganzer Gebiete. Die Genehmigung zu 3.) u. 4.) behalte ich mir vor. Sie ist auf dem kürzesten Wege einzuholen (mit stichwortartiger Begründung).
Es kommt nun darauf an, alle Massnahmen mit grösster Beschleunigung durchzuführen, unter Beiseitelassung aller Formalien und unter bewusster Ausschaltung von besonderen Gerichten. Bei der ganzen Sachlage ist dies Sache der Truppe und nicht von ordentlichen Gerichten. Sie kommen für Bestien und Mörder nicht in Frage“.
Diese von Student befohlenen Massnahmen waren auch im Sinne des damals geltenden Kriegsvölkerrechts keine zulässigen Repressalien, sondern Kriegsverbrechen. Unmittelbar nach der Beendigung der Kampfhandlungen auf Kreta wurde am 2. Juni 1941 auf Befehl von Oberleutnant Horst Trebes in Kondomari eine unbekannte Anzahl von männlichen Zivilisten erschossen (auf einem Gedenkstein im Ort sind 23 Namen verzeichnet). Noch während der Kämpfe erging, wie ihr Kommandeur Generalmajor Ringel am 4. Juni berichtete, an die 5. Gebirgs-Division der Befehl, für jeden deutschen Gefallenen zehn Kreter zu erschiessen. Ausserdem wurden Gehöfte und Dörfer, aus denen heraus deutsche Truppen beschossen worden waren, niedergebrannt und in allen Orten Geiseln genommen.
Wegen des Widerstandes der Bevölkerung während der Invasion wurden zwei Sonderunternehmen durchgeführt. In Zusammenarbeit mit dem Reichssicherheitshauptamt, das die Fahndungslisten und die standgerichtlichen Urteile erstellte, wurden Personen gefangen genommen. Beim Sonderunternehmen Völkerbund, das von der 5. Gebirgs-Division geführt wurde, wurden 110 Männer zum Tode verurteilt und erschossen, weitere 39 Zivilisten bei bewaffnetem Widerstand oder auf der Flucht. Wegen des Widerstandes der Bevölkerung wurden in der Folge circa 50.000 deutsche Soldaten auf Kreta stationiert. Schon in den ersten Monaten wurden mehr als 2000 Kreter getötet.
Insgesamt starben nach der Niederlage der Alliierten in der Luftlandeschlacht um Kreta bis 1945 infolge der Besatzung der Achsenmächte 8575 Kreter.
Militärische Bewertung der Operation
Bei der Durchführung dieser militärischen Unternehmung zeigte sich grundsätzlich die deutsche Lufthoheit der britischen Seeherrschaft als überlegen. Letztlich war es nur dieser Luftüberlegenheit zu verdanken, dass nach dem dritten Angriffstag deutsche Verstärkungen auf dem Seewege nach Kreta überführt werden konnten und die britische Flotte nicht in der Lage war, die Landungsoperation nennenswert zu behindern.
Die Besetzung Kretas durch die Achsenmächte sicherte deren Südostflanke angesichts des bevorstehenden Überfalls auf die Sowjetunion. Dennoch hatte die Besetzung Kretas durch deutsche und italienische Truppen keinerlei strategische Auswirkungen auf die weitere Kriegsführung auf diesem Kriegsschauplatz, auch wenn Teile der Insel noch über die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 hinaus bis von deutschen Truppenverbänden kontrolliert wurden. Die Wehrmachtseinheiten auf Kreta gingen erst am 12. Mai, als letzte deutsche Besatzung, in Kriegsgefangenschaft. Sicherlich spielte die Tendenz der deutschen Führung, Afrika, den Mittelmeerraum und den Vorderen Orient als Nebenkriegsschauplätze zu betrachten, eine Rolle. Die Nichtauslösung des im April 1942 beschlossenen und für Juli festgesetzten Unternehmen Herkules, der geplanten Besetzung der Insel Malta, entwertete zum grossen Teil die Eroberung Kretas und war sicherlich auch auf die blutigen Erfahrungen von „Merkur“ zurückzuführen. Gleichzeitig war dies ein Anzeichen für das generelle Fehlen einer deutschen Gesamtkriegskonzeption. So blieben die Befürchtungen der Alliierten, dass das Deutsche Reich nach dem Balkanfeldzug eine Entscheidung im Mittelmeerraum und in Afrika anstreben würde, grundlos.
Die deutsche Wehrmacht verfügte zu diesem Zeitpunkt des Krieges lediglich über eine Fallschirmjägerdivision, nämlich die 7. Flieger-Division. Diese Grossteils aus hochmotivierten Freiwilligen bestehende Division verlor nahezu die Hälfte ihrer Soldaten im Kampf gegen die britischen, australischen, neuseeländischen und griechischen Verteidiger. Nach dem verlustreichen Einsatz auf Kreta wurde die Division wieder aufgefüllt und in verschiedenen Einsätzen als „Feuerwehr“ verwendet. Zur Aufstellung neuer Fallschirmjägerverbände durch die Luftwaffe kam es erst ab 1943, ohne dass diese noch in Luftlandeoperationen eingesetzt worden wären.
Die Operation „Merkur“ wurde durch die deutschen Truppen nur unter grossen Verlusten erfolgreich abgeschlossen. Die Ursachen dafür lagen in Führungsfehlern, vorhandenen Mängeln in der Bodenorganisation und zu knapp bemessener Vorbereitungszeit. Die Hauptgründe waren jedoch die völlige Unterschätzung des Gegners, die Annahme, dass die Bevölkerung die deutschen Truppen freundlich empfangen würde, sowie das fehlende Überraschungsmoment, da die Briten in fast allen Einzelheiten über den bevorstehenden Angriff informiert waren. Im Schlachtbericht des XI. Fliegerkorps heisst es unter anderem:
„Die britischen Bodentruppen auf Kreta waren ungefähr dreimal so stark wie angenommen. Die Kampfgebiete auf der Insel waren mit grösster Sorgfalt und mit allen Mühen zur Verteidigung vorbereitet worden […] Alle Befestigungen waren sehr geschickt getarnt […] Die auf den Mangel an Informationen zurückzuführende Unkenntnis über die genaue Lage des Feindes gefährdete den Angriff und führte zu ausserordentlich hohen und blutigen Verlusten“.
Die Westalliierten waren von der Schlagkraft der deutschen Fallschirmjäger beeindruckt. Winston Churchill befahl darauf den Aufbau von britischen Luftlandeeinheiten. Die Alliierten unternahmen im Verlaufe des Krieges grosse Luftlandungen während der Landung auf Sizilien, der Landung in der Normandie, der Luftlandung während der Operation Market Garden, mit der grössten Luftlandung während der Operation Varsity 1945.
Verluste
Das „Unternehmen Merkur“ forderte auf deutscher und britischer Seite sowie unter der griechischen Zivilbevölkerung erhebliche Verluste an Menschenleben und Material. Die Royal Navy erlitt in den Seegefechten vor Kreta und hauptsächlich während der Evakuierung hohe Verluste. So wurden drei Kreuzer (Gloucester, Fiji und Calcutta) und sechs Zerstörer (Kelly, Greyhound, Kashmir, Hereward, Imperial und Juno) versenkt sowie sechs Kreuzer, fünf Zerstörer, drei Schlachtschiffe und der einzige Flugzeugträger zum Teil stark beschädigt. Dabei fanden über 2000 britische Seeleute den Tod.
Insgesamt gerieten etwa 5000 britische und Empiresoldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft, wobei später durch Kommando-Unternehmen einigen Hundert zur Flucht verholfen wurde.
Die Deutschen hatten Verluste von 6200 Soldaten zu beklagen, darunter 3714 Gefallene und 2494 Verwundete. Alle auf Kreta geborgenen 4465 deutschen Gefallenen des Zweiten Weltkrieges wurden 1974 auf den neugestalteten Deutschen Soldatenfriedhof Maleme umgebettet. 3352 der Gefallenen auf dem Soldatenfriedhof Maleme starben bei der Luftlandeschlacht um Kreta. Die Gefallenen der Alliierten und zwei deutsche Soldaten sind auf dem Souda Bay War Cemetery begraben.
Prominentester Verwundeter war die Boxlegende Max Schmeling, der sich am 21. Mai bei der Landung eine Verletzung zuzog.
Von den 493 durch die Luftwaffe eingesetzten Junkers 52 wurden 271 abgeschossen oder waren so schwer beschädigt, dass sie icht mehr einsetzbar waren.