Weitere Operationen nach der Invasion
Datenherkunft: (Wikipedia)
aus-der-zeit.site > Kriegsverlauf 1944
- Offensive der Sowjetunion
- Erweiterung des Brückenkopfes
- Ausbruch und Verfolgung
- Generalfeldmarschall Walter Model auf dem Kriegsschauplatz
- Von Falaise zur Seine
- Aspekte der Kriegsführung
- Operation Tonga (05.06.1944 – 06.06.1944)
- Operation Cobra (06.06.1944 – 04.08.1944)
- Schlacht um Caen (06.06.1944 – 15.08.1944)
- Schlacht um Carentan (08.06.1944 – 15.06.1944)
- Schlacht um Villers-Bocage (13.06.1944 – 16.06.1944)
- Schlacht um Cherbourg (14.06.1944 – 26.06.1944)
Offensive der Sowjetunion
Durch die grosse Sommeroffensive der Sowjetunion im Mittelabschnitt der Ostfront, die Operation Bagration, die am dritten Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, am 22. Juni des Jahres 1944, begann, wurden die deutschen Verbände enorm geschwächt.
Aufgrund der alliierten Invasion in der Normandie waren deutsche Verbände von der Ostfront abgezogen worden, weshalb weniger Truppen an den deutschen Frontlinien im Osten zur Verfügung standen. Vier sowjetische „Fronten“ (Armeegruppen), zusammen mit mehr als 120 Divisionen und 2,15 Millionen Soldaten, rückten gegen die mit etwa 600.000 Soldaten stark unterlegenen und schlecht ausgerüsteten deutschen Truppen der 9. und 4. Armee sowie der 3. Panzerarmee vor.
Die Rote Armee nutzte ihre Überlegenheit und erzielte auf ganzer Linie Durchbrüche, in die dann Panzerkeile vorstiessen. Operativ wendete sie damit zum ersten Mal die von den Deutschen drei Jahre zuvor gegen sie verwendeten Verfahren des Blitzkriegs an. Begünstigt wurde dies durch Hitlers Befehle, zu halten und „Feste Plätze“ zu bilden, anstatt zur beweglichen Verteidigung überzugehen. So kam es zu Kesseln und letztlich zur Vernichtung der Heeresgruppe Mitte mit drei deutschen Armeen (insgesamt 25 deutsche Divisionen).
Es folgte ein deutscher Rückzug von 500 Kilometern in Richtung Westen, wo die Front erst Mitte August vor der deutschen Reichsgrenze zum Stehen kam. Die Heeresgruppe Nord wurde von allen Landverbindungen abgeschnitten, hielt sich jedoch bis zur Kapitulation im Mai 1945 in Kurland. Nach neuesten Schätzungen verloren die Deutschen bei der Operation, die bis zum 19. August andauerte, über 670.000 Mann, die Rote Armee ungefähr 765.000 Mann. Die Verluste der Wehrmacht konnten nicht wieder ausgeglichen werden, zumal Deutschland zu diesem Zeitpunkt in einem Drei–Frontenkrieg stand. So wurden auch die Nachschübe für deutsche Truppen an der Invasionsfront in Nordfrankreich immer weniger, was den Vormarsch der alliierten Truppen Richtung Osten begünstigte.
Erweiterung des Brückenkopfes
Bis zum 12. Juni gelang es den Alliierten, die Brückenköpfe auf einer Länge von etwa 100 km und einer Tiefe von rund 30 km landeinwärts miteinander zu verbinden. In nur sieben Tagen war es ihnen gelungen, 326.000 Soldaten, 54.000 Fahrzeuge und mehr als 100.000 t Kriegsmaterial anzulanden. Trotz dieses Erfolges liefen sie ihrer Overlord-Planung hinterher. So war beispielsweise die Einnahme der Stadt Caen schon für den Landungstag vorgesehen. Auch der Vormarsch durch das Bocage-Gelände der Cotentin-Halbinsel in Richtung der Orte im Landesinneren, wie Carentan und dem wichtigen Kanalhafen Cherbourg gestaltete sich äusserst mühsam. Die Hecken und Gräben boten den deutschen Verteidigern hervorragende Deckungsmöglichkeiten. Besonders für Scharfschützen war das Gelände ausgezeichnet geeignet.
Doch nicht zuletzt wegen der alliierten Luftüberlegenheit und der zerstörten französischen Bahngleise gelang es der deutschen Seite nicht, schnellstmöglich zusätzliche Einheiten in das Kampfgebiet der Normandie zu verlegen. Am 14. Juni gelang es der 4. US-Infanteriedivision trotz starken Widerstandes, die deutsche Hauptverteidigungslinie im Norden zu durchbrechen. Im Westen kam das VII. US-Korps ebenfalls langsam voran, da sie die Flüsse Merderet und Douve überqueren mussten. Durch ein verstärktes alliiertes Bombardement der deutschen Stellungen gelang es den Amerikanern am 18. Juni die Cotentin-Halbinsel mit einem schnellen Vorstoss nach Westen abzuriegeln. Die Deutschen zogen sich am 20. Juni in die Stadt Cherbourg zurück, die zu einer Festung ausgebaut wurde.
Cherbourg unter Festungskommandant Karl-Wilhelm von Schlieben fiel am 26. Juni nach starkem amerikanischen Artilleriebeschuss und heftigen Strassenkämpfen. Nun waren die Alliierten auch im Besitz eines Tiefwasserhafens, was ihnen ermöglichte, Truppen und Kriegsgerät in noch grösserer Zahl über See heranzuschaffen.
Die Schlacht um die Normandie war zu dieser Zeit in eine Anzahl von kleinen Schlachten zerfallen, in die sich alliierte Infanterieeinheiten, unterstützt von Artillerie, verzettelt hatten und nur sehr langsam gegen die deutsche Verteidigung vorstiessen. Beispielsweise beklagte man beim VIII. US-Korps zwischen dem 2. und 14. Juli mehr als 10.000 Opfer bei einem Raumgewinn von nur elf Kilometern.
Da die Deutschen immer noch am Ostufer der Orne lagen und von dort aus mit motorisierter Artillerie und Granatwerfern den Sword Beach beschossen, wurde die alliierte Versorgung von Nachschubgütern über diesen Strandabschnitt erheblich erschwert. Das Gebiet östlich der Orne war der Landungsbereich der britischen 6. Luftlandedivision während der Operation Tonga gewesen; diese hatte den Abschnitt jedoch nicht erobern bzw. halten können. Ursprünglich war der Strandabschnitt vor diesem Gebiet auch als alliierter Landungsstrand mit dem Codenamen Band Beach eingeplant aber später wieder verworfen worden. Als der deutsche Beschuss immer präziser wurde und mehr und mehr Schiffe, Landungsboote und Versorgungsgüter verloren gingen, gaben die Alliierten am 1. Juli 1944 den Sword Beach auf, da von dort aus keine sinnvolle Nachschubversorgung mehr möglich war.
Sicherung des Nachschubs
Der Baubeginn der beiden künstlichen Mulberry-Häfen direkt nach der Landung war am 7. Juni. Mulberry „A“ sollte vor Vierville-sur-Mer (Omaha Beach) von den Amerikanern und Mulberry „B“ vor Arromanches (Gold Beach) von den Briten errichtet werden. Schon nach drei Tagen konnten die ersten Schiffe entladen werden. Die Fertigstellung sollte am 20. Juni erfolgen. Ein heftiger Sturm, der am 19. Juni begann und sich erst nach drei Tagen abschwächte, zerstörte Mulberry „A“, der baulich noch nicht gesichert war, fast vollständig. Die Amerikaner verzichteten auf dessen Reparatur, so dass die noch verwendbaren Teile zur Komplettierung des leichter beschädigten Hafens Mulberry „B“ benutzt wurden. Vor Omaha Beach, bei Vierville-Saint-Laurent, entluden die Amerikaner in der Folgezeit Transportschiffe an Land, was sich später sogar als effektiver erwies als die Entladung auf See. Der britische Hafen Mulberry „B“ ging kurz darauf voll in Betrieb.
Die Einnahme von Caen erwies sich für die alliierten Truppen der Briten und Kanadier an der Ostseite des Normandie-Brückenkopfes als ungleich schwieriger. Caen wurde von starken deutschen Einheiten entschlossen verteidigt. Montgomery führte daher mehrere militärische Operationen zur Eroberung der strategisch wichtigen Stadt und zur Kontrolle ihres Umlandes durch. Die Kontrolle über Caen und dem Umland hätte den Alliierten den Bau von Landebahnen für Nachschubflugzeuge, bzw. die Nutzung des Flugfeldes bei Carpiquet ermöglicht.
Darüber hinaus wäre die Überquerung der Orne durch die Einnahme der Stadt und ihrer Brücken erleichtert worden. Zur Verteidigung verlegten die Deutschen 150 schwere und 250 mittlere Panzer in das Caen-Gebiet. Dies und auch die zeitweise ungünstige Wetterlage erschwerte den Alliierten die Einnahme der Stadt. Erst am 8. Juli, mehr als einen Monat später als geplant, gelang die Eroberung des so wichtigen Flugfeldes bei Carpiquet. Damit war die Frontlinie bis auf weniger als einen Kilometer an die Stadt Caen herangerückt. Am nächsten Morgen rückten die alliierten Truppen in das nördliche Ende Caens ein, wurden aber beim weiteren Vorrücken von Scharfschützen aufgehalten. Der Pionier Arthur Wilkes beschrieb den Zustand der Stadt wie folgt: „Berge von Trümmern, [etwa] 20 oder 30 Fuss [≈ 6 oder 9 m] hoch […] die Toten lagen überall“. Im Kriegstagebuch des 1. Battalion King’s Own Scottish Borderers steht ebenfalls ein Eintrag zum 9. Juli:

„In den verlassen wirkenden Häusern begann langsam ein Aufleben, als den [französischen] Zivilisten klar wurde, dass wir die Stadt eroberten. Sie rannten mit Gläsern und Weinflaschen [aus ihren Häusern] heraus“.
Es dauerte noch etwa neun weitere Tage, bis die südlichen und östlichen Stadtteile sowie die Gegend und die Vororte südlich und östlich der Stadt am 19. Juli 1944 von den Briten und Kanadiern erobert wurden.
Ausbruch aus dem Gebiet um Caen
Ein herber Rückschlag traf die Alliierten allerdings während der Operation Goodwood, bei der Montgomery versuchte, mit Panzern den deutschen Widerstand zu brechen und aus dem Gebiet, um Caen auszubrechen. Mehr als 430 britische Panzer wurden dabei zerstört, und die alliierten Truppen beklagten mehr als 5500 Tote und mussten sich zurückziehen. Die Deutschen konnten ihre wichtigsten Stellungen mit einem Verlust von 109 Panzern halten, was für sie hoch war, da sie die Verluste, im Gegensatz zu den Alliierten, nur schwer ersetzen konnten. Taktisch gesehen war die Operation zwar eine Niederlage für die Alliierten, strategisch gesehen jedoch erreichte die Operation, dass die Deutschen den alliierten Hauptangriff zum Ausbruch aus dem Brückenkopf jetzt noch stärker im britischen Sektor vermuteten.
Die Operation Spring zur Eroberung des Hochplateaus bei Cramesnil und La Bruyers und der Einnahme der Stadt Verrières südöstlich von Caen war eine der verlustreichsten der Kanadier im Zweiten Weltkrieg. Die Kanadier verloren etwa 1500 Mann.
Am 25. Juli hatten die Alliierten erst die D+5-Linie erreicht, das heisst, sie hielten Positionen, die sie laut Overlord-Planung schon am 11. Juni erreicht haben wollten. Damit wurde ein Mangel der alliierten Planung für die Tage nach der Invasion aufgedeckt. Man war so mit den Problemen beschäftigt gewesen, die die Invasion selbst mit sich brachte, dass ein adäquates Konzept zum Ausbau des Brückenkopfes fehlte. Besonders die taktischen Probleme an der Front im Westen des Invasionsgebiets, bei der 1. US-Armee, waren so nicht erwartet worden.
Ausbruch und Verfolgung
Ausbruch im amerikanischen Sektor und Einkesselung der Wehrmachtsverbände
Nach der Einnahme von Saint-Lô unternahmen die US-Amerikaner daher zeitgleich mit den Vorstössen der anderen Alliierten am 25. Juli einen Ausbruchsversuch aus ihrem Brückenkopfsektor, der in den Folgetagen im Westen zum Ausbruch aus der Cotentin-Halbinsel bei Avranches führte.
Am 30. Juli führte die US-Armee eine Neugruppierung und Umbildung ihrer Einheiten in der Normandie durch. Mit der 3. US-Armee unter der Führung von General George S. Patton wurde eine neue Armee aufgestellt, die zusammen mit der 1. US-Armee, nun befehligt von General Courtney Hodges, unter das Kommando von Bradleys 12th Army Group gestellt wurde. Gleichzeitig wurde die 1. kanadische Armee unter General Henry Crerar General Sir Bernard Montgomerys 21st Army Group zugeteilt.
Der nicht vorhergesehene grosse Erfolg der Operation Cobra führte am 4. August zu einer Planänderung der Alliierten, die einen weiteren Vorstoss nach Westen zu den Atlantikhäfen zugunsten eines schnellen Vordringens zur Loire und Seine zurückstellten und nur einen Teil der 3. US-Armee, das VIII. US-Korps unter Lieutenant General Troy H. Middleton, in die Bretagne schickten. Cobra kennzeichnete deutlich den Weg vom Stellungs- zum Bewegungskrieg und war der Beginn für die Verfolgung der deutschen Armeen durch Nordfrankreich, was schliesslich zu ihrer Umfassung im Kessel von Falaise führte.
Überraschenderweise fiel den Amerikanern die Brücke bei Pontaubault über die Sélune kurz vor Ende der Operation Cobra unbeschädigt in die Hände, so dass es Patton gelang, innerhalb von nur drei Tagen sieben komplette Divisionen mit etwa 100.000 Soldaten und 10.000 Fahrzeugen über die Brücke in die östliche Bretagne zu führen. Mit dem Vordringen des VIII. US-Korps der 3. US-Armee in die Bretagne gelang es den Amerikanern, den deutschen Besatzern die wichtigen Atlantikhäfen Saint-Malo und Brest abzunehmen und zur Nachschublieferung für die alliierten Truppen in Nordfrankreich zu nutzen. Lorient und Saint-Nazaire wurden langfristig eingekesselt. Ausserdem konnten die dort stationierten Truppen unter dem Befehlshaber der deutschen Einheiten in der Bretagne, General Wilhelm Fahrmbacher, daran gehindert werden, den Alliierten bei ihrem Vormarsch in Richtung Deutschland in den Rücken zu fallen.
Am 6. August starteten die Deutschen unter dem leitenden OB West, Generalfeldmarschall Günther von Kluge, einen Gegenangriff bei Mortain. Viele kleine und verstreute Elemente der 6. US-Panzerdivision wurden auf dem Weg nach Mortain zwischen den Flüssen Sée und Sélune aufgerieben. Gegen Mittag griffen dann aber die zur Hilfe gerufenen deutlich überlegenen alliierten Luftstreitkräfte ein und brachten den Vormarsch zum Stehen. In der Nacht zum 8. August entschied von Kluge, den Angriff vorerst einzustellen, da Teile der 3. US-Armee in das Gebiet zwischen Laval und Le Mans verschoben wurden und die deutsche Südflanke bedrohten. Hitler reagierte daraufhin äusserst ungehalten und drohte, von Kluge des Kommandos zu entheben, was er dann am 17. August mit der Einsetzung von Walter Model als neuen OB-West auch machte.
Mitte August kam es bei Falaise und Argentan zu einer entscheidenden Schlacht zwischen den Alliierten und den Deutschen. Die Alliierten konnten die deutschen Einheiten so empfindlich schwächen, dass sie sich nicht mehr von dieser Niederlage erholen konnten.
Vormarsch zur Seine
Erst beim alliierten Vormarsch Richtung Seine vom 21. bis 25. August wurde das Gebiet östlich der Orne erobert, von wo aus etwa einen Monat früher Sword Beach von deutscher Artillerie beschossen wurde und daher aufgegeben werden musste. Die britische 6. Luftlandedivision stiess vom 17. bis zum 27. August 40 Meilen bis nach Pont Audemer vor, während auf der gesamten Front ebenfalls Erfolge erzielt wurden. Sword Beach wurde allerdings nicht wieder aktiviert, da sich bereits ausreichend viele Häfen unter alliierter Kontrolle befanden.
Die deutsche Wehrmacht verlor in den Kämpfen in der Normandie allein am 6. Juni 45.000 Mann, bis 15. Juli stieg die Zahl auf 97.000 Tote und Verwundete, bis Ende Juli auf 114.000 Mann und 41.000 Gefangene, nach Abschluss der Kämpfe um Falaise am 21. August waren gesamt 240.000 Mann in alliierter Kriegsgefangenschaft. An Material büsste die Wehrmacht dabei 1500 Panzer und Sturmgeschütze, 3500 Geschütze und 20.000 Fahrzeuge ein. Die Alliierten bezifferten ihre Verluste bis 21. August auf 209.672 Mann, darunter 36.976 Gefallene.
Da den Alliierten nun kaum mehr deutscher Widerstand im Wege stand, konnten sie am 25. August Paris befreien. Ursprünglich war vorgesehen, die Stadt zu umgehen und erst später zu erobern. Vor allem die Pariser Bevölkerung erwartete jedoch, dass die Stadt erobert werden würde. In Paris war es zu Aufständen gekommen, bei denen französische Widerstandskämpfer der Résistance einige Strassen und Gebäude, so auch das Rathaus, einnahmen. Am Abend des 24. August liess Generalmajor Jacques-Philippe Leclerc de Hauteclocque eine kleine Panzerkolonne der französischen 2. Panzerdivision in die Stadt fahren und bis zum Rathaus vorrücken. Um 10:00 Uhr am Morgen des 25. August standen Leclercs Division sowie die 4. US-Infanteriedivision im Inneren der Stadt. Am 26. August zog Charles de Gaulle, Anführer der „Freien Französischen Streitkräfte“ (force française libre, FFL) und des „Comité français de la Libération nationale“ („Französisches Komitee für die Nationale Befreiung“), in das Kriegsministerium in der Rue Saint-Dominique ein. Danach hielt Charles de Gaulle vom Balkon des Hôtel de Ville eine Ansprache an die Pariser Bevölkerung. Er bildete am 9. September eine provisorische neue französische Regierung.
Situation bei Abschluss der Operation
Die zähe – durch Hitlers Prinzip des „Kampfes um jeden Fussbreit Boden“ bewirkte – Vorwärtsverteidigung hatte durch den mangelnden Nachschub das ‚Ausbluten‘ der deutschen Verbände zur Folge. So führte die Strategie Montgomerys, die starken deutschen Panzer-Divisionen fast vollständig auf der östlichen Seite des Landekopfes – gegenüber den britischen und kanadischen Truppen – zu binden, ab dem 25. Juli zum geplanten Durchbruch der Amerikaner auf der westlichen Seite.
Auf Seite der deutschen Führung bewirkte das Attentat vom 20. Juli eine Verschärfung der Situation, da Hitler durch seine ‚Wutreaktion‘ gegen alle „Verschwörer“ nicht nur sein Zeitbudget vergeudete, sondern kaum mehr in der Lage war, der aktuellen Entwicklung auf rationale Weise zu folgen. Sein Wahn, detailliert in Truppenbewegungen einzugreifen oder sie im Vorhinein festzulegen, bewirkte verhängnisvolle Befehle – etwa den Gegenangriff von Mortain, den die Befehlshaber vor Ort als Todesurteil interpretierten. So protestierte General Paul Hausser gegen den Befehl, die 9. Panzer-Division vom bedrohten Le Mans nach Mortain abzuziehen: „Da das Ganze eine geschlossene Kampfhandlung darstellt, würde das Wegziehen der 9.Pz.Div. in dem Augenblick, wo starke feindl. Pz.Kräfte in die Flanke stossen, nicht nur der Armee, sondern dem gesamten Westheer den Todesstoss versetzen“. Die lakonische Antwort v. Kluges war: „Der Führer hat es befohlen“.
Zudem geriet Generalfeldmarschall v. Kluge durch die ständige Befürchtung, seine Verbindungen zu Widerstandskreisen könnten aufgedeckt werden, in immer grössere Unsicherheit, und er traute sich keinen Widerspruch mehr gegen Hitlers Anordnungen zu. Nachdem v. Kluge am 15. August fast den ganzen Tag lang für Hitler nicht mehr zu erreichen gewesen war (seiner Darstellung zufolge geriet er in Artilleriefeuer und Jagdbomber hätten seinen Funkwagen zerschlagen, er habe danach die meiste Zeit des Tages in einem Graben zugebracht), unterstellte ihm Hitler die versuchte Kontaktaufnahme mit dem Gegner und enthob ihn seines Kommandos. Er schickte dann Model als neuen Oberbefehlshaber an die Westfront.
Generalfeldmarschall Walter Model auf dem Kriegsschauplatz
Model wurde am Vormittag des 16. August von Hitler von der russischen Front zu sich berufen. Am nächsten Tag traf er in der Normandie ein und übernahm v. Kluges Kommando als OB West und Befehlshaber der Heeresgruppe B.
Es war eine „verzweifelte Lage, der sich Model als neuer Oberbefehlshaber West am ersten Tage gegenüber sah: […] In dem Kessel von Falaise drängten sich, während Bomben und Granaten sie erbarmungslos zusammenschlugen, hunderttausend Mann deutscher Truppen, die Reste von 15 Divisionen und Versprengte von einem weiteren Dutzend Verbände“. Es gab noch zwei schmale Auswege, die aus der Luft und von beiden Seiten unter Feuer lagen.

„Es war ein Glück für die Deutschen, dass sie in Model einen Oberbefehlshaber bekommen hatten, der sich nicht fürchtete, es mit Hitler aufzunehmen“.
Generalleutnant Hans Speidel, ein Hitler-Gegner und Chef des Stabes der Heeresgruppe B, meinte am 17. August bei der Ankunft Models im Hauptquartier der Heeresgruppe im Schloss La Roche-Guyon zu dem (ihm schon aus früheren Zeiten bekannten) Feldmarschall: „Das beste sei, sich im Westen mit den Alliierten zu arrangieren, um freie Hand im Osten zu bekommen. […] Model stimmte zu, schwieg einen Moment, sagte dann: ‚Ach, lassen wir die politischen Dinge.‘“ Seine Aufgabe war, möglichst viele seiner Soldaten aus der Normandie herauszubekommen.
Charakterisierungen Models
Die Beschreibung der Handlungsweisen von Feldmarschall Model sind überwiegend einheitlich.

„Model ging mit Hitler in einer Weise um, wie es kaum jemand sonst gewagt hätte, und lehnte sogar die Ausführung von Befehlen ab, die er nicht billigte“. Model teilte Hitler seine Entscheidungen lediglich mit – wie zum Beispiel wenig später: „Der Brückenkopf südl. der Seine wird solange als möglich zum eigenen Uferwechsel und zur feindl. Kräftebindung gehalten. Erst wenn die Nachteile die Vorteile überwiegen, wird er zurückgenommen werden“.

Er „[…] brachte 1943 die gegen die baltischen Staaten gerichtete russische Winteroffensive zum Stehen“. Er „[…] hatte im Frühjahr 1944, als Schukow in Polen einbrach […] die äusserst kritische Lage bei Lemberg wiederhergestellt […] im Juli, als sich die Russen Warschau näherten […] die Rote Armee abermals zum Stehen gebracht“.
Gegen Model wird angeführt, dass er nach dem Attentat vom 20. Juli auf Hitler sofort mit einem ‚Ergebenheitstelegramm‘ an den Führer reagierte. Dies wird häufig zum Beweis dafür genommen, dass es sich bei ihm um einen mit dem Faschismus eng verbundenen Mann gehandelt habe. Es spricht aber mehr dafür, dass Model keinerlei Umstände mit dieser Angelegenheit haben wollte und – wie immer – eben pragmatisch reagierte. Er hatte an der Front genug zu tun. Mit diesem Telegramm sollte die Sache erledigt sein.
„Als der Feldmarschall endlich am Abend des 20. Juli in Lomza (damals sein Quartier in Nordpolen) erschien […] und Hitlers Rundfunkansprache anhörte […] war das einzige, was er dazu bemerkte: ‚Noch schlechter vorbereitet als der Kapp-Putsch‘. […] Am nächsten Tag vernahm mit anderen Offizieren Hauptmann v. Steinäcker vom Stab Mitte eine noch seltsamere Äusserung: ‚Wenn Sie mich fragen, meine Herren – die grösste Blamage für den preussisch-deutschen Generalstab‘.
Wollte er damit sagen, wenn schon der Generalstab ein derartiges Unternehmen einfädelte, hätte wenigstens ‚alles funktionieren‘ müssen“?
In der Folge deckte Model konsequent bedrohte Offiziere seines Umfeldes und legte vor Hitler am 16. August auch ein Wort für Generalfeldmarschall v. Kluge ein. Er warnte später General Graf von Schwerin (der Kommandeur der 116. Panzer-Division in der Normandie war) und liess diesen dann – als Himmler seine Verhaftung anordnete – kurzerhand selbst ‚vorläufig festnehmen‘, bis die Gefahr vorüber war.
Von Falaise zur Seine
Im Kessel von Falaise übertrug Model sofort „ohne Rückfrage beim Führer [General] Hausser das Kommando über alle eingekesselten Kräfte und befahl ihm, sich von der Orne abzusetzen und an der Dives eine neue Front zu bilden“. Er setzte die verbliebenen Panzergruppen in und ausserhalb des Kessels zu Gegenstössen ein und bewirkte, dass eine grössere Anzahl deutscher [Rest-]Einheiten noch entkommen konnte. Vor allem entging auch eine bedeutende Anzahl von Truppenführern der Gefangenschaft. „Sie liessen 50 000 Mann für die Gefangenschaft und 10 000 Gefallene zurück: auf dem Altar des blinden Gehorsam den Befehlen des Führers geopferte“.
Es blieb Model und seinem Stab nicht viel mehr übrig, als zu retten, was noch zu retten war. Dies war nur noch über die untere Seine möglich. Die amerikanische 2. Panzer-Division versuchte mit einem Stoss von Verneuil nach Norden die Zurückgehenden vom Flussufer abzuschneiden, „stiess jedoch am 24. August bei Elbeuf auf starken Widerstand von Panzerkräften, die Rouen und die zahlreichen Fähren weiter abwärts deckten. Die Deutschen hielten Elbeuf zwei Tage, führten gegen die von Westen aufschliessenden Briten und Kanadier ein gewandtes Nachhutgefecht und verhüteten so, dass die Rückzugsbewegung zur Flucht wurde“.
Schlechtes Wetter erschwerte den Alliierten den Einsatz der Luftwaffe, doch war „nach General Dietrich, der den Rückzug leitete‚ der Übergang über die Seine hinsichtlich der Materialverluste fast so verheerend wie der Kessel von Falaise‘“.

„Diese beiden Katastrophen waren der Gipfel zehnwöchiger schwerer Kämpfe, in denen die Deutschen eine halbe Million Mann verloren, darunter 210 000 als Gefangene. Die ernsteste Seite der beiden Niederlagen war die Vernichtung der Panzerkräfte. Ungefähr 2300 deutsche Panzer und Sturmgeschütze waren in der Normandie eingesetzt gewesen; von ihnen wurden, wie Blumentritt berichtet, nur 100 bis 120 über die Seine zurückgebracht‘“.
Schon zu Beginn der Kämpfe um Elbeuf am 24. August hatte Model „Hitler eröffnet: Für die Somme-Marne-Linie werden benötigt insgesamt 4 A.O.K., 12 Gen.-Kdos. und mindestens 30–35 Div. in Front. […] ferner müssen, ähnlich wie an der Ostfront jetzt geschehen, vorausschauend neben Somme-Marne-Linie auch weitere rückwärtige Stellungen, bis einschl. Westwall, in Betracht gezogen und vorbereitet werden“.
Model dürfte klar gewesen sein, dass Hitler dieser Forderung unmöglich nachkommen konnte, und er nutzte die Situation, um deutlich zu machen, dass es nun nur noch um den Rückzug und den Bau der vielgeschmähten „rückwärtigen Stellungen“ gehen konnte.
Am 29. August legte er mit einem Fernschreiben an Jodl, 24:00 Uhr, über den Stand der Wehrmacht im Westen nach:

„Danach waren die Panzer- und Panzergrenadier-Divisionen, die in der Normandie gekämpft hatten, durchschnittlich ‚je 5 bis 10 Panzer‘ stark. Aus diesen 11 Divisionen könne er 11 Kampfgruppen in Regimentsstärke bilden, aber nur, wenn er sofort Ersatz an Mannschaften und Ausrüstung erhalte. Aus den Resten der über die Seine gebrachten 16 Infanterie-Divisionen könne er 4 Divisionen aufstellen, sie aber nicht ausrüsten. Ferner wies Model darauf hin, dass die erforderlichen Eingreifreserven an Sturmgeschützen und anderen schweren Pak völlig fehlen“.
Damit waren dem Führer allmählich die Augen geöffnet. „Bis zum 31. August hatte Hitler in dem Glauben, den Verbündeten könne an der Somme-Marne-Linie Halt geboten werden, nichts unternommen, um den Westwall in Verteidigungszustand zu setzen“ […] doch dann gab es „nach General Walter Warlimont, Jodls Stellvertreter, […] im OKW grosse Mühe und Aufregung, ehe man herausgefunden hatte, wer die Schlüssel verwahrte“!

„Am 4. September meldete Model dem Führerhauptquartier, dass die Linie Antwerpen – Albertkanal – Maas – Westwall – französisch-luxemburgische Grenze, falls die Heeresgruppe B sie halten solle, durch 25 frische Inf.-Div. besetzt und mit einer ausreichenden Panzerreserve von 5-6 Pz.-Div. gestützt werden“ müsse. […] „Andernfalls ist das Tor nach Westdeutschland offen“.
Allgemeine Frontlage im Spätsommer 1944
Zum Zeitpunkt der letzten Kämpfe in der Normandie hatte sich die Lage für Hitler und die Wehrmacht an allen Fronten dramatisch verschlechtert: Mitte August hatte die Rote Armee ihre Sommeroffensive tief in die baltischen Staaten und bis an die ostpreussische Grenze, in Südpolen bis an die Weichsel und an die Ölfelder der Karpaten vorgetragen. Hier waren alle schnellen Reserven im Einsatz. In kaum zwei Wochen hatten die Russen zwei Armeen Hitlers überwältigt und fast vernichtet, ihn um drei seiner Verbündeten gebracht (Finnland, Rumänien, Bulgarien), ihn seiner Hauptquelle für natürliches Öl beraubt, die Nordgrenze Jugoslawiens erreicht und die untere Donau in die Hand genommen. Im Norden standen sie wenig später vor Warschau und Riga.
Aus Griechenland mussten die deutschen Truppen einen schwierigen Rückzug ausführen. Nur die Tatsache, dass die alliierte Invasion in der Provence ab dem 15. August wenig zur Veränderung der strategischen Lage beitrug – Churchill hatte vergebens auf einer Landung in der nördlichen Adria bestanden – und die Front in Norditalien nicht weiter gefährdet war, verschaffte Hitler etwas Erleichterung.
Vormarsch der Alliierten im September 1944
Schon im August konnte das alliierte Hauptquartier SHAEF auf die neue Lage in Westeuropa reagieren: Der zu erwartende vollständige Zusammenbruch der deutschen Front machte eine neue Planung möglich und Montgomery schlug vor, nach einem direkten, konzentrierten Stoss durch Nordfrankreich, Belgien und Holland das Ruhrgebiet einzunehmen. Montgomery machte diesen Vorschlag am 17. August Bradley, der einverstanden schien, doch am 19. August von der Skepsis Eisenhowers berichtete.
Erst am 23. August hatte Montgomery Gelegenheit, die überfällige Entscheidung direkt mit Eisenhower zu besprechen:

„Eisenhower erwiderte, dass er nach wie vor beabsichtige, auf breiter Front vorzugehen, weil es wesentlich sei, dass Patton ostwärts vorrücke und sich mit den aus Südfrankreich herankommenden Kräften die Hand reiche“.
Zwar versuchte Montgomery mit dem forcierten Vorstoss der britisch-kanadischen 21. Heeresgruppe, der am 31. August zur Einnahme von Amiens, am 2. September zur Überschreitung der belgischen Grenze, am 3. September zur Besetzung Brüssels und bereits einen Tag später des Hafens von Antwerpen führte, die Möglichkeit seines Planes praktisch nachzuweisen, doch da Patton die andere Hälfte des Nachschubs erhielt, um über Reims auf Metz vorzugehen, fehlte beiden Unternehmungen die Kraft zu einem schnellen Erfolg. Hitler konnte Patton in Italien freigewordene Truppen entgegenstellen und Montgomery besass keine ausreichenden Kräfte für das Luftlandeunternehmen bei Nijmegen und Arnheim.

„Eisenhower hatte sich gescheut, sich für einen der rivalisierenden Pläne wirklich zu entscheiden, und beiden seine eingeschränkte Zustimmung gegeben in der Hoffnung, dass der nötige Nachschub rechtzeitig verfügbar sein werde. Das Ergebnis war, dass beide Pläne vereitelt wurden“.
Rückzug

„Am 23. August jagte Hitler den zweiten seiner Hassbefehle gegen die französische Hauptstadt hinaus: Paris war zu halten und notfalls in ein ‚Trümmerfeld‘ zu verwandeln“.
Model gab den Befehl weiter und kümmerte sich dann nicht mehr drum.

„Sein Chef Speidel und General von Choltitz regelten die Nichtbefolgung des berüchtigten ‚Führerbefehls‘ in stillem Einvernehmen miteinander“. Pflichtgemäss beantragte er ein Kriegsgerichtsverfahren gegen Choltitz, diktierte aber „dem IIa, Oberst Freyberg, sonderbare Stichworte für die Begründung. […] Jedenfalls kam es nie zu einer Verurteilung“.
„Paris war der Drehpunkt für die aus Südwestfrankreich zurückgehende 1. Armee des Generals Kurt von der Kavallerie“.
So war dies ursprünglich vorgesehen. Statt zu versuchen, diese Truppen zur Verteidigung von Paris einzusetzen, dirigierte sie Model nach Osten um.

„Der zum Teil überstürzte Rückzug aus Frankreich und Belgien, die Auflösung zahlreicher Land- und Bodenorganisationen der Marine und der Luftflotte 3 im Westen, die Räumungsbefehle für zahllose Feldkommandanturen, Versorgungsdienste und Feldintendanturen hatten zu Zuständen geführt, wie sie in der deutschen Kriegsgeschichte bisher unbekannt gewesen waren. […] Um in einem Chaos Ordnung zu stiften – dafür war der Feldmarschall wie geschaffen. […] die vage Kunde, Model sei da, […] erzeugte ebensoviel Schrecken wie Zuversicht bei den noch kampfwilligen Einheiten. Von seinem Namen ging jetzt eine sagenhafte Wirkung aus“.

„Er wusste sehr wohl, dass er die (am 4. September von Hitler angeforderten) Kräfte niemals erhalten würde. […] Nachdrücklich wies er darauf hin, es sei nurmehr möglich, den alliierten Vormarsch vor den Zugängen zum Reich zu stoppen. […] Da kam Model die Tatsache zu Hilfe, dass bei den stark überdehnten Nachschublinien von der normannischen Küste her die amerikanischen Panzer-Divisionen wegen akuten Treibstoffmangels einen Stop einlegen mussten. […] Model nutzte die Atempause zur Konsolidierung seiner Verbände“.
Es gelang Model, die alliierte Luftlandung – Operation Market Garden – bei Arnheim abzuwehren, den Alliierten den Versorgungs-hafen von Antwerpen weiter zu sperren, das Gros der 15. Armee über die Westerschelde zurückzuführen und eine geschlossene Verteidigungslinie aufzubauen.
Der Krieg war für die Alliierten 1944 nicht mehr zu beenden.
Konsequenzen der Entscheidungen Hitlers
Es war das Verdienst Models, mit ‚Realitätssinn‘ die Räumung des grössten Teiles Frankreichs auf schnellstem Wege durchzusetzen, die deutschen Truppen, die Trosse und die Vielzahl des Personals der Besatzungsbehörden einigermassen geschlossen zurückzubringen. Er hatte die Einsicht Hitlers in die Aussichtslosigkeit eines erneuten Kampfes um ‚jeden Fussbreit Boden‘ bewirkt und seine Neigung zum ‚Festhalten‘ und den damit auch unweigerlich verbundenen Zerstörungen unterlaufen.

„Hitler hatte dadurch, dass er auf dem Gegenangriff bei Mortain bestand und zu lange bei Falaise stehenblieb, die einzigen Divisionen geopfert, die die Front noch zusammenhalten und einen allgemeinen Rückzug hätten decken können“.
- die zur fast vollständigen Vernichtung des deutschen Westheeres führten und eine Abwehrfront an der Seine und einen Kampf um Paris und selbst eine Verteidigung an der Somme und an der Marne unmöglich machten.
Es bestand keine Möglichkeit mehr, Paris ‚brennen‘ zu lassen.
Hitlers taktische Führung, die von seinen eigenen Befehlshabern als realitätsfremd erkannt wurde, hatte zur Folge, dass – bis auf das Landeumfeld in der Normandie und die späteren Kampfzonen in Elsass-Lothringen – Frankreich vor den umfassenden Zerstörungen bewahrt blieb, die eine aus deutscher Sicht angemessene Abwehrstrategie mit sich gebracht hätte.
Aspekte der Kriegsführung
Propaganda
Auf deutscher wie auf alliierter Seite wurde die bevorstehende Invasion mit Propaganda wie auch mit – meist propagandistisch eingefärbten – Presseberichten begleitet. Die Deutschen ihrerseits gaben sich zuversichtlich, dass die Invasion gut für sie verlaufen werde, was in folgenden Auszügen aus Reden des deutschen Propagandaministers Joseph Goebbels erkenntlich wird. So sagte Goebbels in einer Rede am 5. Juni 1943 im Berliner Sportpalast:

„Man spricht heute von der Invasion in Europa, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt […] Der englische und der amerikanische Soldat aber werden eine blutige Zeche bezahlen müssen. Unsere Wehrmacht ist zu ihrem Empfang bereit“!
Am 4. Juni 1944 hielt Goebbels dann in Nürnberg bei einer Grosskundgebung anlässlich des Kreistages des Kreises Nürnberg-Stadt der NSDAP eine weitere Rede:

„Auch die Invasion wird sich nicht so abspielen, wie man sich das in London oder Washington vorstellt. Die erste Runde beispielsweise haben nicht wir, sondern die Feindseite verloren, denn sie hatte geglaubt, uns durch immer neu erfundene Nachrichten nervös zu machen. Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie alle wahnsinnig nervös sind [Gelächter]. Aber in London ist man nervös. Die englischen Zeitungen schreiben selbst davon, dass eine neue Krankheit ausgebrochen sei: die Invasionitis [Gelächter]. Gestern wieder ist in Amerika direkt eine hysterische Massenstimmung gewesen, weil eine Fernschreiberin in London nach New York durchgeschrieben hatte –, die hatte sich im Fernschreiben geübt und hatte als Übungsmaterial einen Satz niedergeschrieben, dass die Invasion bereits begonnen hätte, worauf nun in ganz Amerika eine Sensation ausbricht. Die Engländer und Amerikaner glauben vielleicht, mit solchen Meldungen uns nervös zu machen. Sie denken wahrscheinlich, dass ich jetzt hier rede, um Sie jetzt wieder langsam abzuwiegeln, – dass ich sage: Na so schlimm ist es nicht, sein Sie doch nicht so nervös und nicht so hysterisch“!
Auch in deutschen Zeitschriften wurden die Vorkehrungen hochgelobt. So wurde der Atlantikwall oft heroisierend dargestellt, so etwa auf dem Titelbild der deutschen Wochenzeitung Das Reich, die einen standhaften deutschen Soldaten mit einem Schild darstellte, auf dem „Atlantikwall“ steht und gegen das ein machtloser Brite anrennt. Auch andere Zeitungen kommentierten reisserisch, so etwa die Brüsseler Zeitung vom 13. April 1944:
- „In blasser Angst vor der Invasion
- ‚Das grosse Blutbad der Weltgeschichte‘
Der USA.-Publizist Reynolds zeigt das wahre Gesicht der Zweiten Front. Bei Landung von einer Million Mann rechnet er jeden zweiten als verloren. Die Geschütze der Maginot-Linie sind heute im Atlantikwall eingebaut“.
Der alliierte Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower hingegen gab sich zuversichtlich, dass die Alliierten den Sieg erringen würden. So meinte er in seiner Ansprache vor dem D-Day:

„You will bring about the destruction of the German war machine, the elimination of Nazi tyranny over the oppressed peoples of Europe, and security for ourselves in a free world. […] The United Nations have inflicted upon the Germans great defeat in open battle man to man. Our air offensive has seriously reduced their strength in the air and their capacity to wage war on the ground. Our home fronts have given us an overwhelming superiority in weapons and munitions of war and placed at our disposal great reserves of trained fighting men. The tide has turned. The free men of the world are marching together to victory. I have full confidence in your courage, devotion to duty, and skill in battle. We will accept nothing less than full victory. Good luck, and let us all beseech the blessings of Almighty God upon this great and noble undertaking“.
„Ihr werdet Zerstörung über die deutsche Kriegsmaschinerie, die Eliminierung der Nazi-Tyrannei über die unterdrückten Völker Europas und Sicherheit für uns in einer freien Welt bringen. […] Die Vereinten Nationen haben den Deutschen im offenen Kampf Mann gegen Mann grosse Verluste zugefügt. Unsere Luftoffensive hat ihre Stärke in der Luft und ihre Fähigkeit auf dem Boden Krieg zu führen ernsthaft geschwächt. Unsere Heimatfronten haben uns eine überwältigende Übermacht an Waffen und Munition gegeben und grosse Reserven von trainierten kämpfenden Männern zur Verfügung gestellt. Das Blatt hat sich gewendet. Die freien Männer der Welt marschieren zusammen zum Sieg. Ich habe vollstes Vertrauen in euren Mut, eure Pflichterfüllung und eure Kampferfahrung. Wir werden nichts anderes als den totalen Sieg akzeptieren. Viel Glück und lasst uns alle um den Segen des Allmächtigen Gottes für dieses grossartige und noble Vorhaben ersuchen“.
Die Deutschen berichteten meist positiv über die Invasion und propagierten, dass man dem Feind schwere Verluste zufügen werde. So berichtete eine deutsche Redakteurin über Anweisungen zur Behandlung von Mitteilungen der alliierten Invasion:

„[…] Wir haben die Anweisung bekommen, recht erfreut über dieses langersehnte Ereignis zu schreiben“.
Die Propaganda bezog sich allerdings nicht nur auf die Soldaten oder Bevölkerungen der Parteien, sondern auch auf den jeweiligen Gegner. So garantierten die Alliierten den deutschen Soldaten, die sich freiwillig ergeben würden, ein komfortables und sicheres Leben. Diese Nachrichten wurden über Flugblätter verteilt. So waren die ersten alliierten Flugzeuge am 5. bzw. 6. Juni 1944 über dem Himmel der Normandie unterwegs, um Flugblätter abzuwerfen, und erst danach folgten die Maschinen mit den Fallschirmjägern an Bord. Die Flugblätter waren in der Sprache des jeweiligen Gegners verfasst. Teilweise waren jedoch auch Befehle in der Sprache des Austeilers abgedruckt, um die komfortable Behandlung der Gefangenen zu gewährleisten. Neben Garantien und ähnlichem für die Soldaten enthielten diese Flugblätter manchmal auch Bombenwarnungen etc. für die Zivilbevölkerung. Die Alliierten warfen mehrere Millionen Exemplare dieser Flugblätter ab.
Auch Zeitschriften wurden aus der Luft hinter den gegnerischen Linien abgeworfen. So warfen die Alliierten ab dem 25. April 1944 täglich eine neue Ausgabe der Zeitung „Nachrichten für die Truppe“ ab, die anfänglich aus zwei, später aus vier Seiten bestand und Nachrichten über die militärische Lage und anderes enthielt. Diese Kampagne wurde von einem vereinten amerikanischen und britischen Stab für die Operation Overlord entwickelt. Neben diesem Magazin erstellten die Briten und Amerikaner auch die Zeitschriften „Frontpost“ und „Frontbrief“.
Laut dem Buch Overlord von Max Hastings war die effektivste Methode dieser Propaganda jedoch der von den Briten betriebene Radiosender Radio Calais, der fast die halbe deutsche Armee erreichte. Laut Hastings hörten die Deutschen den alliierten Durchsagen über gefangengenommene deutsche Soldaten, die über das Radio verlesen wurden, aufmerksam zu.
Die Deutschen versuchten, mit ihren „Wunderwaffen“ wie der V1 oder V2 sowohl die deutsche Bevölkerung von der Möglichkeit zu überzeugen, den Krieg noch gewinnen zu können, als auch durch die Abschüsse auf London die britische Bevölkerung zu demoralisieren.
Bei den alliierten Truppen kam ausserdem die heissblütige Stimme von Mildred Elizabeth Sisk Gillars gut an, die als Propagandistin beim Grossdeutschen Rundfunk, Radio Berlin unter dem Pseudonym Axis Sally bekannt wurde. Ihr infamstes Radio-Feature unter dem Titel Vision of Invasion bestand daraus, dass sie am 11. Mai 1944, kurz vor der geplanten Invasion in der Normandie eine amerikanische Mutter spielte, die ihren Sohn im Ärmelkanal verloren hatte. Eine Ansagerstimme brachte es auf den Punkt, mit den Worten: The D of D-Day stands for doom… disaster… death… defeat… Dunkerque or Dieppe.
Zivilbevölkerung
Opfer
Aufgrund der Bedingungen für die Zivilbevölkerung in der Normandie (Artilleriebeschuss und Bombardement) war die Zahl von Zivilopfern besonders hoch. Um den Bomben und Granaten zu entkommen, suchten die Menschen Schutz in Kellern, Höhlen, Steinbrüchen und mit Brennholzbündeln bedeckten Gräben.
Mehrere tausend Einwohner flohen nach Süden über Strassen und Wege, die regelmässig bombardiert wurden. Unter ihnen waren Männer, Frauen und Kinder, einschliesslich der Alten und Kranken, die zu Fuss, in Karren und manchmal mit ihren Kühen den Weg aufnahmen. Einige taten dies spontan, um vor den Kämpfen zu fliehen, während andere von der deutschen Armee Befehle erhielten, ihre Häuser zu verlassen. Die Flüchtlinge zogen manchmal allein und manchmal in Konvois Richtung Süden, meist auf Routen, die das Vichy-Regime ausgearbeitet hatte.
Der Grossteil der zivilen Opfer starb aufgrund alliierter Bombardements aus der Luft, die das Ziel hatten, Strassen zu zerstören, um den deutschen Nachschub aufzuhalten. Vor Bombardements wurden Flugblätter abgeworfen, um die Bevölkerung zu warnen. Die tödlichsten Angriffe fanden am Abend des 6. Juni und während der Nacht vom 6. auf den 7. Juni statt, wobei die Städte Lisieux, Pont-l’Évêque, Caen, Argentan, Flers, Condé-sur-Noireau, Vire, Saint-Lô und Coutances teilweise zerstört wurden. Mehr als 3000 Menschen wurden getötet. In den folgenden Tagen verwüsteten Bomben ausserdem L’Aigle, Avranches, Valognes, Vimoutiers, Falaise und Alençon. Die Luftangriffe nahmen danach ab, obwohl kleinere Städte und Dörfer wie Aunay-sur-Odon und Evrecy weiterhin stark bombardiert wurden.
Viele weitere Einwohner starben aufgrund des alliierten Artilleriebeschusses und des Beschusses von See aus. So wurden viele der Städte und Dörfer an den Landungsstränden zerstört und viele Einwohner getötet. Alexander McKee sagte zu dem Bombardement der Stadt Caen am 7. Juli folgendes:

„Die 2.500 Tonnen Bomben unterschieden in keiner Weise zwischen Freund und Feind. Sollten die britischen Befehlshaber geglaubt haben, dass sie die Deutschen einzuschüchtern vermochten, indem sie die Franzosen umbrachten, so hatten sie sich schwer getäuscht“.
Als die Stadt Caen am 9. Juli von Briten und Kanadiern erobert worden war, waren viele Einwohner Caens tot oder obdachlos. Der Pionier Arthur Wilkes beschrieb den Zustand der Stadt wie folgt: „Berge von Trümmern, [etwa] 20 oder 30 foot [≈ 6 oder 9 m] hoch […] die Toten lagen überall“.
Diverse Einwohner wurden von Deutschen getötet, entweder für Widerstandsaktionen oder weil sie sich geweigert hatten, Anordnungen (es gab allein 650 für die Niedernormandie) zu befolgen. So wurden am D-Day viele der im Gefängnis von Caen inhaftierten Menschen exekutiert. Am 10. Juni 1944 kam es zum so genannten Massaker von Oradour, bei dem der Ort Oradour-sur-Glane als Repressalie gegen Partisanentätigkeit zerstört und die Einwohner ermordet wurden (vgl. Massaker von Oradour). Bei dem Massaker starben 642 Menschen, von denen nur noch 52 zu identifizieren waren. Unter den Toten befanden sich 207 Kinder und 254 Frauen. Nur sechs Einwohner überlebten das Massaker.
Selbst Monate nach den Kämpfen fiel noch eine grosse Zahl von Einwohnern der Normandie – Bauern, Matrosen und häufig Kinder – Minen und fehlgezündeten Bomben zum Opfer.
Insgesamt verloren rund 20.000 Einwohner der Normandie ihr Leben – beträchtlich mehr als die Zahl von britischen und kanadischen Soldaten, die im Kampf getötet wurden (ca. 16.000) und etwa gleich viel wie die amerikanischen Gefallenen (ca. 21.000). Eine vermehrte Anzahl unter zivilen Opfern lässt sich im Gebiet um Caen finden, das durch die schweren Kämpfe während der Schlacht um Caen besonders hart getroffen wurde. Allein in Caen fanden 1989 Zivilisten den Tod, während es in den Vororten und umliegenden Dörfern nur 72 waren.
Reaktion
Die offizielle nach dem Krieg verbreitete Sichtweise ist, dass bei Ankunft der Alliierten in den Städten der Normandie mit Fahnen gefeiert wurde, Teile der Bevölkerung hätten sich sogar in Farben des Union Jacks angezogen. Die Alliierten seien mit Weinflaschen und offenen Weinkellern begrüsst worden, während diese wiederum den Einwohnern der Städte Schokolade, Tabak und Kaugummi gaben. So steht beispielsweise im Kriegstagebuch des 1. Battalion King’s Own Scotish Borderers ein Eintrag zum 9. Juli:

„In den verlassen wirkenden Häusern begann langsam ein Aufleben, als die [französischen] Zivilisten realisierten, dass wir die Stadt [Caen] eroberten. Sie kamen rennend mit Gläsern und Weinflaschen [aus ihren Häusern] heraus“.
Nachdem am 25. August 1944 die Stadt Paris unter alliierter Kontrolle war, hielt Charles de Gaulle am 26. August einen Triumphzug ab und sprach danach vom Balkon des Rathauses zur Pariser Bevölkerung. Am selben Tag folgte eine französische Siegesparade über die Champs-Élysées. Ein Buchhändler aus Paris, Jean Galtier-Boissiére, beschrieb die Szenen in Paris am 25. August 1944 wie folgt:

„Eine erregte Menge drängt sich um die französischen Panzer, die mit Fahnen und Blumen geschmückt sind. Auf jedem Panzer, auf jedem gepanzerten Fahrzeug stehen Mädchen, Frauen, Jungen und Fifis mit Armbinden [Kämpfer der FFI] direkt neben den Männern in khakifarbenen Overall und képi. Die Menschen säumten die Strasse, warfen Kusshände, reckten die geballte Faust, zeigten den Befreiern ihre Begeisterung“.
Text
Tatsächlich war die Aufnahme der alliierten Soldaten in der Normandie zum Teil frostiger, da die französische Bevölkerung durch Bombenangriffe, Plünderungen und sexuelle Übergriffe alliierter Soldaten an die Schrecken des Kriegs erinnert wurde.
Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit der Invasion
Während der Operation Overlord verübten sowohl die deutsche als auch die alliierte Seite Kriegsverbrechen, wobei diejenigen von Amerikanern, Kanadiern und Briten erst in jüngster Zeit, durch die vor allem auf Augenzeugenberichten beruhenden Forschungen des britischen Historikers Antony Beevor aufgedeckt wurden. Auf beiden Seiten kam es zur Tötung von Kriegsgefangenen, entweder einige Zeit nach der bereits erfolgten Gefangennahme oder dann, wenn sich Soldaten deutlich erkennbar gerade ergeben wollten. Dass es sich dabei nicht nur um spontane Handlungen oder Reaktionen auf erbitterte, verlustreiche Kämpfe (die deutscherseits zum Teil mit Mitteln der asymmetrischen Kriegführung gefochten wurden) handelte, zeigt das nachweisbare Vorhandensein entsprechender Befehle, keine Gefangenen zu machen. Praktiziert wurde die Erschiessung deutscher Gefangener durch alliierte Soldaten zum Beispiel dann, wenn der eigene schnelle Vorstoss durch die erforderliche Evakuierung der Gefangenen verzögert worden wäre. Weiterhin, so Beevor, haben deutsche Soldaten Verwundete und Sanitätspersonal getötet, während alliierte Piloten deutsche Sanitätskraftwagen aus der Luft beschossen hätten. Schwerpunktmässig waren folgende Einheiten an solchen Verbrechen beteiligt: Auf deutscher Seite die 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ und umgekehrt die gegen sie kämpfenden Kanadier; allein in den ersten Tagen wurden 187 kanadische Gefangene getötet, darunter 18 in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni beim Massaker in der Abbaye d’Ardenne bei Caen. Für die amerikanische Seite werden mehrere Vorfälle aus der 101. und 82. Luftlandedivision berichtet, deren Fallschirmjäger besonders schwere Kämpfe schon am ersten Tag zu bestehen hatte; so wurden bei Audouville-la-Hubert am D-Day 30 gefangene Angehörige der Wehrmacht erschossen. Darüber hinaus kam es im Verlauf der Operation Overlord zu etlichen, unter dem Deckmantel der „Terroristenbekämpfung“ durchgeführten Massakern an der französischen Zivilbevölkerung durch Angehörige folgender Waffen-SS-Divisionen: 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“, 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“, 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ (u. a. SS-Panzergrenadier-Regiment 26), 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“.
Nach Beevor verloren bei den 26 schlimmsten Massakern in Frankreich im Jahre 1944 insgesamt 1904 Menschen das Leben, darunter allein 642 (davon 207 Kinder, 254 Frauen) in Oradour-sur-Glane am 10. Juni 1944; der Ort wurde fast völlig zerstört. Noch im August töteten SS-Männer auf dem Rückzug hunderte von Zivilisten in Buchères bei Troyes, in Maillé sowie in Tavaux und Plomion. Die Gestapo ermordete angesichts der bevorstehenden deutschen Niederlage 600 bereits inhaftierte Mitglieder der Résistance. Der ehemalige SS-Standartenführer Kurt Meyer berichtet wie folgt über die Behandlung von deutschen Kriegsgefangenen durch kanadische Truppen:

„Am 7. Juni wurde mir ein Notizblock eines kanadischen Captains gegeben. Zuzüglich zu handgeschriebenen Befehlen wiesen die Notizen an: ’no prisoners were to be taken‘ [‚keine Gefangenen nehmen‘]. Einige kanadische Gefangenen wurden [daraufhin] gefragt, ob die Instruktionen der Wahrheit entsprechen würden […] und sie sagten, dass sie den Befehl hatten, wenn die Gefangenen den Fortschritt behinderten, sie nicht gefangen zu nehmen“.
Meyer soll daraufhin befohlen haben: „Was sollen wir mit diesen Gefangenen tun? Die essen nur unsere Rationen. In Zukunft werden keine Gefangenen mehr gemacht“.
Der kanadische Kompanieführer und Major Jacques D. Dextraze bestätigte nach dem Krieg Meyers Anschuldigungen:

„Wir passierten den Fluss – die Brücke war gesprengt worden. […] Wir nahmen 85 Kriegsgefangene. Ich wählte einen Offizier aus und sagte: ‚bring sie zum P.W. Käfig zurück‘. Er ging zurück und befahl ihnen, zu der Brücke […] zu rennen. Diese Männer waren schon einige Meilen gerannt. Sie kamen erschöpft an der Brücke an, [aber der Offizier sagte:] Nein Nein, ihr nehmt nicht die Brücke, ihr schwimmt. Jetzt fielen die Männer in das Wasser. Die meisten ertranken. […] Danach wurden sie von den Pionieren, die die Brücke reparierten, aus dem Wasser geholt. Ich fühlte mich sehr schlecht, als ich sie alle aufgestapelt neben der Brücke sah“.
Verluste
Die genaue Zahl der Verluste an Soldaten während der Operation Overlord lässt sich nicht rekonstruieren. Bereits vor dem D-Day – zwischen April und Mai 1944 – verloren die Alliierten annähernd 12.000 Männer und mehr als 2000 Flugzeuge. Die Alliierten hatten seit dem D-Day etwa 53.700 Tote (37.000 Tote bei den Landstreitkräften und 16.714 Tote bei den Luftstreitkräften), 18.000 Vermisste und 155.000 Verwundete, die Deutschen 200.000 Tote, Vermisste und Verwundete und weitere 200.000 Kriegsgefangene zu verzeichnen. Von den Alliierten sind insgesamt 32.807 der Gefallenen in Kriegsgräberstätten in der Normandie begraben, während es bei den Deutschen 77.866 sind. Die Opfer unter der französischen Zivilbevölkerung beliefen sich auf etwa 20.000 Menschen.
Operation Tonga (05.06.1944 – 06.06.1944)
Die Operation Tonga im Zweiten Weltkrieg war Teil der britischen Landungen in der Normandie und Teil der Operation Overlord bzw. Teil der Operation Neptune. Die Operation Tonga fand am 5. Juni 1944 statt. Die britische 6. Luftlandedivision landete im Verlauf der Operation mit Gleitern und Fallschirmen in dem hinter dem Strandabschnitt Sword gelegenen Teil der Normandie, um die Pegasusbrücke und die Horsabrücke zu nehmen, deutsche Panzerverbände vom Strand fernzuhalten und eine Artilleriebatterie bei Merville sowie deutsche Nachschubwege (die Brücken über die Dives und die Divette) zu zerstören.
Die Alliierten konnten die Schlüsselbrücken (Pegasus- und Horsabrücke) erfolgreich erobern und halten, die Artilleriebatterie bei Merville und die Nachschubwege zerstören. Es gelang durch die Operation Overlord bzw. durch den D-Day, an den Stränden Fuss zu fassen und eine feste Basis in Frankreich für die Rückeroberung Westeuropas zu schaffen.
Die Kämpfe um die Pegasusbrücke wurden später dem Sachbuch von Cornelius Ryan (The Longest Day: June 6, 1944) beschrieben, das später auch unter dem Namen The Longest Day (deutsch Der längste Tag) verfilmt wurde. Auch Computerspiele nahmen sich die Kämpfe um die Pegasusbrücke zum Vorbild.
Ausgangssituation
Um die Rote Armee zu entlasten, hatte Stalin die Westalliierten zur Eröffnung einer zweiten Front gedrängt, zumal die bereits 1943 erfolgte Landung der Briten und Amerikaner in Italien nicht den gewünschten schnellen Erfolg brachte. Auf der Konferenz von Teheran im November 1943 einigten sich Roosevelt, Stalin und Churchill auf eine über den Ärmelkanal vorgetragene Landeoperation zur Rückeroberung Nordfrankreichs, einschliesslich Paris, mit dem Codenamen Operation Overlord. Diese sollte in der Normandie zwischen den Städten Cherbourg und Le Havre stattfinden. Bei der Casablanca-Konferenz wurde die Gründung eines kombinierten Hauptquartiers, des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force, beschlossen, dessen Führung der Supreme Allied Commander Dwight D. Eisenhower übernahm. Eisenhowers Stabschef wurde, unter der Bezeichnung Chief of Staff to the Supreme Allied Commander, der Lieutenant-General (Generalleutnant) Frederick E. Morgan, der die Planung für die Operation Overlord leitete. Die Leitung über die Landeeinheiten übernahm Bernard Montgomery. Die Seestreitkräfte sollte Admiral Bertram Home Ramsay befehlen, wohingegen die Luftstreitkräfte von Air Chief Marshal Trafford Leigh-Mallory angeführt werden sollten.
Die erste Phase der Operation Overlord, die Bildung eines Brückenkopfes an den Stränden der Normandie, lief unter dem Codenamen Operation Neptune. Diese Operation war in mehrere Teiloperationen der beteiligten Truppenverbände aufgeteilt, wozu auch die Operation Tonga gehörte. Zur Sicherung der Flanken des von anfangs fünf Infanteriedivisionen gebildeten Brückenkopfes wurde östlich der Landestrände die britische 6. Luftlandedivision (Operation Tonga) und westlich die US-amerikanischen 82. und 101. US-Luftlandedivisionen (Operationen Detroit bzw. Chicago) abgesetzt. Ausserdem gehörten die Sicherung der Landungsflotte sowie die Bombardierung der deutschen Küstenstellungen durch Luft- und Seestreitkräfte zur Operation Neptune.
Planung
Kurz nachdem klar war, dass die britische 6. Luftlandedivision an der Invasion teilnehmen würde, traf Major-General Richard Gale mit seinem Stab im Hauptquartier des I. Korps in London ein, um die Befehle entgegenzunehmen. Es wurde ein Plan ausgearbeitet, der in den Folgemonaten kaum noch Veränderungen erfuhr.
Da wegen Kapazitätsproblemen nicht die gesamte Division eingeflogen werden konnte, beschloss man, erst einen kleinen Teil der Division und später den zweiten, grossen Teil einzufliegen. Für die erste Landung, die einige Zeit vor den Landungen an den Stränden stattfinden sollte, wurde der Codename Operation Tonga gewählt. Der zweite Anflug sollte am Abend des D-Day stattfinden und erhielt den Namen Operation Mallard. Während der Operation Tonga sollten Schlüsselbrücken genommen und einige andere Brücken und Objekte zerstört werden. Die eroberten Gebiete sollten gehalten werden, bis der Rest der Division im Verlauf der Operation Mallard das Gebiet sichert und die bereits gelandeten Verbände verstärkt.
Problematisch war ausser der Transportkapazität auch, dass die Deutschen Teile des Geländes mit Holzpfählen vor Gleiterlandungen schützten. Des Weiteren hatten sie grosse Teile des Gebietes um die Flüsse Dives und Divette herum überflutet, die der Absprungszone V (AZ-V) bedrohlich nahe waren.
Eroberung der Pegasus- und Horsabrücke
Die D-Kompanie des 2. Bataillons des Regiments Oxfordshire & Buckinghamshire Light Infantry der britischen 6. Luftlandedivision unter Major John Howard sollte in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni im Operationsgebiet landen, Schlüsselbrücken – die Benouvillebrücke über den Caen-Kanal und die Horsabrücke über die Orne – einnehmen und halten, und auf die britische Haupteinheit warten, die vom Strandabschnitt Sword vorrücken sollte.
Bei einer Fallschirmlandung wären alle Einheiten wahrscheinlich über das gesamte Gebiet verstreut worden und hätten sich erst sammeln müssen. Da dies als inakzeptabel hinsichtlich einer möglichen frühzeitigen Entdeckung der Einheiten verworfen wurde, kam als einzige Alternative nur eine Ausführung als Handstreich in Frage. Um überraschend schnell mit einer ausreichenden Zahl an Soldaten möglichst zielgenau beim anvisierten Objekt landen zu können, wurden sechs Lastensegler des Typs Horsa als Transportmittel gewählt. Jeder Gleiter konnte einen komplett ausgerüsteten Zug aufnehmen, der direkt nach der Landung einsatzbereit sein würde.
Howards Männer, darunter auch Pioniere, sollten sehr nah an den Brücken landen, um dann mit Hilfe des Überraschungseffektes die Brücken zu stürmen. Wenn dies erledigt wäre, sollten die Pioniere den von den Deutschen am Gegengewicht der Brücke angebrachten Sprengstoff entfernen. Für diesen Teil der Operation wurden Modelle der Brücken und der Umgebung nachgebaut, die auf Luftbildern der Royal Air Force und Berichten von französischen Widerstandskämpfern basierten. Der mit der Eroberung der Brücken beauftragte Major John Howard bereitete seine Männer ausgiebig auf die Operation Tonga vor.
Im Verlauf der Kämpfe sollten Pfadfinder zusammen mit kleineren Fallschirmjägereinheiten in den Landezonen K, N und V landen. Ihre Aufgabe war die Sicherung der Umgebung und das Aufstellen der „Eureka“-Signallichter, die als Positionsbestimmung, für die eine halbe Stunde darauf einfliegenden Haupteinheiten galten.
Die 5. Fallschirmjägerbrigade war der Landezone N nördlich von Ranville zugewiesen. Sie sollte eine Riegelstellung um die Brücken bilden. Dazu musste das 7. Bataillon westlich über die Orne und die Städtchen Bénouville und Le Port sichern, während das 12. und 13. Bataillon Ranville und eine Anhöhe südlich davon erobern sollte.
Eroberung und Zerstörung der Merville-Batterie
In einer weiteren Teiloperation sollte die Artilleriebatterie bei Merville erobert und zerstört werden. Das 9. Bataillon unter dem Befehl von Lieutenant-Colonel (Oberstleutnant) Terence Otway sollte diesen Befehl ausführen.
Die Batterie konnte den am Strand landenden Truppen und den Landungsbooten mit ihren vier Kanonen erheblichen Schaden zufügen. Die effektivste Möglichkeit, diese Gefahr zu beseitigen, war nach Meinung der Alliierten ein Luftlandeangriff. Die Briten nahmen an, in der Batterie befänden sich vier 150-mm-Haubitzen, wovon sich jede wiederum in einer ca. 1,80 m dicken Betonkasematte befand, die vorn und hinten eine Stahltür aufwies.
Der Schutz der Merville-Batterie war beachtlich. Ein mehr als 360 Meter langer Panzergraben, der 4,5 Meter breit und drei Meter tief war, umgab die Batterie auf der West- und Nordwestseite. Zusätzlich waren zwei Reihen Stacheldraht ausgelegt, von denen die erste noch relativ harmlos, die zweite aber fast zwei Meter hoch und drei Meter breit war. Zwischen ihnen befand sich ein Minenfeld. Zudem waren weitere Minen auf möglichen Annäherungswegen zur Stellung ausgelegt. Die Batterie bzw. das Stellungssystem um diese war von 160 deutschen Soldaten besetzt. Die Nahsicherung der Batterie verteilte sich auf ca. 15 bis 20 Stellungen und Unterstände, welche jeweils mit ca. vier bis fünf Maschinengewehren ausgestattet waren. Dazu kamen noch drei 20-mm-Flakgeschütze, welche sowohl gegen Luftziele wie auch im Erdkampf eingesetzt werden konnten. Allerdings verfügten die Deutschen über wenig Munition, da Nachschubtransporte von der Résistance und alliierten Bomberverbänden zerstört worden waren. Der Befehlsstand der Batterie befand sich etwa zwei Kilometer weiter nördlich, nahe dem Strandabschnitt Sword.
Das 9. Fallschirmjägerbataillon war zur Landung in der Zone V vorgesehen, einem Feld, das rund zwei Kilometer von der Batterie entfernt lag. Zuvor sollte die C-Kompanie des kanadischen 1. Fallschirmjägerbataillons die Landezone einnehmen und sichern. Pfadfinder der 22. Unabhängigen Fallschirmkompanie sollten dann die Landungsstelle markieren, um die Hauptabsprungwelle zu leiten. Die A-Kompanie des kanadischen 1. Fallschirmjägerbataillons war zum Schutz der linken Flanke des 9. Fallschirmjägerbataillons vorgesehen, wenn diese zur Batterie vorrückten und den Angriff führten. Zwischen 0:30 Uhr und 0:50 Uhr sollten rund 100 Avro-Lancaster-Bomber der Royal Air Force das Ziel mit 635 Tonnen Bomben angriffsreif vorbereiten.
Das 9. Fallschirmjägerbataillon hatte den Angriff unter Otway mit 650 bis 785 Mann, die grösstenteils zwischen 18 und 20 Jahre alt waren, an einer 1:1-Attrappe der Batterie in West Woodhay, 11 Kilometer südwestlich von Newbury in England mehrfach geprobt, so dass jeder Soldat genau wusste, was er zu tun hatte. Mehrere Gruppen waren zusammengestellt worden, um die vorbereitenden Aufgaben auszuführen. Es gab eine Rendezvous-Gruppe, die um 0:20 Uhr abspringen sollte, um das Bataillon in der Landezone zu sammeln. Mit ihnen war eine Aufklärer-Gruppe (Troubridge) zum Absprung vorgesehen, die schnellstmöglich zur Batterie vorstossen, dort alles ausspähen, das Bataillon treffen und den kommandierenden Offizier über ihre Erkenntnisse informieren sollte. Anschliessend war die Einweisung der Einheit zur Merville-Batterie über den bestmöglichen Weg vorgesehen.
Der Hauptteil des Bataillons sollte um 0:50 Uhr abspringen. Zuerst sollte ein Teil mit Minensuchgeräten die Minenfelder bis zum Hauptzaun absuchen und säubern und dann mit Bändern einen sicheren Weg durch das Minenfeld kennzeichnen. Knapp anderthalb Stunden wurde für das Gruppieren usw. Zeit gegeben, so dass der Angriff um 2:35 Uhr starten sollte. Das Bataillon sollte sich für den Angriff an einer vorher bestimmten Position, ca. 500 Yards von der Batterie entfernt, zwischen 4:10 und 4:20 Uhr sammeln. Mit drei Horsa-Segelflugzeugen sollten die A-Kompanie und ca. 591 Pioniere, die die Sprengladungen trugen, innerhalb der Batterie abgesetzt werden. Ein Mörser sollte die Batterie unter Beschuss nehmen. Nach zweieinhalb Minuten sollte ein Hörsignal bewirken, dass das Feuer überall, ausser beim Haupttor, zur Ablenkung, eingestellt würde. Weitere zwei Minuten später, um 4:30 Uhr, als das erste Segelflugzeug landen sollte, sollte der Hornist ein anderes Signal erklingen lassen, der den Mörserbeschuss beenden sollte. Danach sollte mit dem Angriff begonnen werden. Die B-Kompanie sollte den Zaun sprengen, woraufhin die C-Kompanie anzugreifen hatte.
Falls bis 05:30 Uhr kein Erfolgssignal von Otways Truppe durchgegeben würde, sollte die HMS Arethusa das Feuer auf die Batterie eröffnen.
Zerstörung der Brücken über die Dives und die Divette
Die Brücken über die Dives und über die Divette sollten in einer dritten Teiloperation durch das kanadische 1. und das britische 8. Bataillon zerstört werden, damit die dahinter befindlichen deutschen Truppenverbände keine Bedrohung mehr für die Invasionstruppen, die am Strandabschnitt Sword landen sollten, darstellen konnten.
Nach Ausführung der Sprengungen lautete der Befehl: Rückzug und Halten der wichtigen Anhöhe, die sich vom Bois de Bavent, vier Meilen südöstlich von Ranville bis zu den Städtchen Le Plein und Le Mesnil, zwei Meilen im Norden und Osten von Ranville, erstreckt.
Die weitere Verfahrensweise
Da nun die Division die östliche Flanke der Normandieinvasion sicherte, konnten die Seelandungen am Sword-Beach im Morgengrauen des 6. Juni um 7:30 Uhr beginnen. Nach Planung sollten die Truppen unter Lord Lovat gegen Mittag in Bénouville eintreffen und dann die Brücken nach Osten in den Divisionsperimeter überqueren. Anschliessend war die Eroberung des Nordsektors der Anhöhe vorgesehen sowie die Säuberung des Küstenabschnitts zwischen Sallenelles und Franceville Plage.
Operation Mallard
Am Abend des 6. Juni 1944 sollte anschliessend der Grossteil der britischen 6. Luftlandedivision mit Ausrüstung, Waffen- und Munitionsnachschub, darunter leichte Panzer und eine Artilleriebatterie, mit Gleitern in den Landezonen N und W landen und die eroberten Gebiete sichern und verstärken. Obwohl zwei Anflugwellen vorgesehen waren, überstieg dies immer noch die Transportkapazitäten, da nicht so viele Gleiter zur Verfügung standen. So mussten Teile der Division am Folgetag über den Seeweg in die Normandie gebracht werden.
Planungshindernisse
Im Laufe der nächsten Monate nach erfolgter Planung der Operationen stellte der britische Geheimdienst verstärkte deutsche Tätigkeiten an den Normandiestränden und deren Hinterland fest. Im Besonderen bemerkten sie, dass lange metallene Stangen und Baumstämme auf freiem Gelände, das sich für eine Fallschirm- und Gleiterlandung eignete, errichtet wurden. Nach der ersten Annahme, der Plan der Normandie-Invasion wäre aufgeflogen, stellte der Geheimdienst aber fest, dass derlei Aktionen überall in Nordfrankreich ausgeführt wurden und nicht auf die Normandie beschränkt waren. Trotz allem stellten die Pfähle, die man später „Rommelspargel“ nannte, eine enorme Gefahr für die Luftlandungen dar, zumal einige zusätzlich mit Minen gesichert waren. Es wurde daher entschieden, die Pioniere der 591. Fallschirmjägerschwadron als Begleitung der ersten Welle mit abspringen zu lassen, damit diese die Landezonen für die Gleiter von den Hindernissen räumen konnten.
Ein weiterer beunruhigender Aspekt waren die neuerdings gefluteten Bereiche im Hinterland, die ebenfalls eine tödliche Gefahr für die Fallschirmeinheiten darstellten. Einige dieser Bereiche lagen auch sehr nahe bei der Absprungzone V, wo die Hauptlandung der 3. Fallschirmjägerbrigade stattfinden sollte.
Deutsche Verbände
Das Operationsgebiet lag direkt auf der Grenze von den Einsatzräumen der deutschen 7. Armee und der deutschen 15. Armee. Die Alliierten wählten dieses Gebiet deswegen aus, da sie sich erhofften, dass es Verwirrung über die Zuständigkeit geben und so kein geregelter Gegenangriff möglich sein würde. Die deutschen Verbände waren alle über ein relativ breites Gebiet verteilt.
Die deutsche Hauptstreitmacht, die eine Invasion zurückschlagen sollte, konzentrierte sich auf das Gebiet an der Strasse von Calais, da dort die Entfernung von England nach Frankreich am geringsten ist. Diese Vermutungen wurden durch die alliierte Täuschungsoperation Fortitude bestärkt.
Die Deutschen vermuteten, dass die Alliierten am Tag und bei gutem Wetter angreifen würden, wie dies bei vorangegangenen alliierten Invasionen beobachtet worden war. Da für den 5. und am 6. Juni 1944 schlechtes Wetter vorausgesagt worden war, waren viele Generäle abwesend. Einige, wie z. B. der Befehlshaber der 7. Armee, Generaloberst Friedrich Dollmann, hielten sich bei einem Kriegsspiel in Rennes auf. Der Befehlshaber der deutschen Truppen in der Normandie, Generalfeldmarschall Erwin Rommel, besuchte am 6. Juni seine Frau in Deutschland, da diese ihren 50. Geburtstag feierte.
Die drei deutschen Infanterie-Divisionen in diesem Gebiet, die 352., die 711. und die 716. Infanterie-Division stellten als Westdivisionen mit mangelhafter Ausrüstung und geringerer Ist-Stärke als unbewegliche Grossverbände keine allzu grosse Gefahr für die britische 6. Luftlandedivision dar. Die gut ausgerüstete 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“, unter dem Befehl von SS-Brigadeführer Fritz Witt und die 21. Panzer-Division, die seit dem 8. Mai 1944 von Generalleutnant Edgar Feuchtinger befehligt wurde, hätten – jede verfügte nach Kriegsstärkenachweis über eine Soll-Stärke ca. 20.000 Soldaten – den Erfolg der Operation jedoch verhindern können. Die 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“, überwiegend aus 17-jährigen Mitgliedern der Hitlerjugend, hätte in ungefähr zwölf Stunden, das von der Operation Tonga betroffene Gebiet erreichen können. Die 21. Panzer-Division lag südlich der Stadt Caen und war deshalb eine grosse Gefahr für die Alliierten.
Ausführung
Eroberung der Pegasus- und Horsabrücke
In den letzten Stunden des 5. Juni 1944 starteten Howards Einheiten, die D-Kompanie, Teile der B-Kompanie und einige Pioniere zu den Landezonen X und Y (LZ-X; LZ-Y). In sechs von Halifax-Bombern geschleppten Horsa-Segelflugzeugen wurden Howards Truppen transportiert. Über der Küste der Normandie, östlich von Merville, wurden die Gleiter in einer Höhe von 1900 Metern ausgeklinkt. Die Halifax-Bomber flogen weiter Richtung Caen, um dort zur Ablenkung eine Zementfabrik zu bombardieren. Gegen 0:16 Uhr (britischer Zeit) landete Howards Gleiter 47 Meter entfernt von der Brücke über den Caen-Kanal, der Pegasusbrücke, wie sie später heissen sollte. Bei der Bruchlandung prallte das Flugzeug jedoch gegen einen Felsen, wodurch das Flugzeug (besonders das Cockpit) schwer beschädigt wurde, viele Soldaten leicht verletzt bzw. das Bewusstsein kurzzeitig verloren und die beiden, die den Gleiter flogen, flogen durch die Cockpitscheibe, überlebten dieses aber mit einigen Verletzungen. Ein weiterer Gleiter, am Steuer die Staff Sergeants Boland und Hobbs, mit 28 Soldaten an Bord landete um 0:17 Uhr direkt neben Howards Gleiter, wohingegen ein dritter (am Steuer die Staff Sergeants Barkway und Boyle) um 0:18 Uhr zwar nahe diesen beiden landete, jedoch zerbrach und in einen Teich schlitterte. Dabei wurden zwei Soldaten schwer verletzt und verloren das Bewusstsein. Einer von ihnen, Lance Corporal Fred Greenhalgh, ertrank schliesslich im sumpfigen Wasser. Die deutschen Truppen, die die Brücke bewachten, reagierten jedoch nicht auf diese Landungen, weil sie sie entweder gar nicht mitbekamen oder weil sie sie für einen Flugzeugabsturz hielten.
Die Briten attackierten den am östlichen Flussufer gelegenen Bunker, der eine Maschinengewehrstellung beinhaltete, indem sie Handgranaten hineinwarfen. Die Männer stürmten danach die Brücke. Auf der anderen Seite warf der Lieutenant Den Brotheridge eine Granate in den dort befindlichen Bunker. Im darauffolgenden Moment wurde Brotheridge von einem Nackenschuss tödlich verwundet. Er gilt als erster alliierter Soldat, der am D-Day durch Feindeshand ums Leben kam. Als der erste Zug die Brücke attackierte, landete gerade der zweite Gleiter mit dem zweiten Zug an Bord und kam daraufhin dem ersten Zug zur Hilfe. Die Besatzung, die sich aus dem in dem Teich geschlitterten Gleiter befreien konnte, stiess unter Lieutenant Smith zur Westseite der Brücke vor. Die Pioniere entfernten daraufhin die Sprengladungen am Gegengewicht der Brücke, womit diese gesichert war.
Gegen 0:22 Uhr begann die andere Dreiergruppe mit dem Landeanflug bei der Horsabrücke. Doch einer der drei Gleiter landete 13 Kilometer von der vorgesehenen Landezone entfernt, nahe der Dives. Im Verlauf des Tages kämpfte sich dieser Teil der Briten zu Howards Truppen durch, wobei vier Männer umkamen. Gegen 0:26 Uhr waren schliesslich beide Brücken gesichert. Gegen 0:30 kamen die verletzten Piloten des Führungsfliegers, Staff Sergeants Wallwork und Ainsworth, wieder zu Bewusstsein, durchsuchten das Flugzeug nach funktionstüchtigen Waffen und Munition und brachten diese zu ihren Kameraden.
Um 1:40 Uhr starteten die deutschen ihren ersten Gegenangriff mit einem Panzer der 21. Panzerdivision. Doch den bemerkten die Briten frühzeitig und begaben sich in Stellung. Sie lockten die Deutschen in einen Hinterhalt. Sergeant Charles Thornton hatte die Panzerabwehrwaffe Piat im Anschlag. Das Hohlladungsgeschoss traf das Munitionslager, woraufhin der gesamte Panzer explodierte. Die Deutschen zogen sich zurück, weil sie vermuteten, es gäbe noch mehr solcher Waffen, doch im Gegenteil, die Briten hatten nur noch ein Geschoss übrig. Sie verteidigten die Brücke erfolgreich und schlugen Gegenangriffe, unter anderem von einigen Scharfschützen, zurück, wobei sie auch den deutschen Brückenkommandanten, Major Hans Schmidt, gefangen nahmen.
Gegen 8:30 Uhr flogen die Briten mit zwei Spitfire-Jagdflugzeugen über die Brücken, um deren Zustand zu überprüfen. Ausserdem warfen sie die Londoner Morgenzeitung ab. Danach drehten sie wieder ab. Als die Deutschen merkten, dass sie keine Chance hatten, die Alliierten aus Frankreich zu vertreiben, verfolgten sie nun den Plan, die Brücken zu zerstören. Dafür mobilisieren sie eine von nur noch wenigen Focke-Wulf 190. Bewaffnet mit einer 250 kg schweren Bombe flog sie einen Angriff. Die Bombe traf die Brücke, explodierte jedoch nicht. Sie prallte von ihr ab und flog in den Caen-Kanal.
Nachkommende Verstärkung hatte die Aufgabe, einen ungeschützten Gegenangriff auf die deutsche 21. Panzer-Division zu starten, um sie am Vormarsch auf die Strände der Normandie zu hindern. Als die Truppentransportgleiter über den Köpfen der deutschen Panzerkommandeure erschienen, meinten sie völlig abgeschnitten zu sein und zogen ihre Einheiten zurück.
Howards Einheit war eine der ersten, die in der Normandie gelandet war. Von den 181 Soldaten der D-Kompanie kamen bei der Eroberung der Brücken zwei ums Leben, 14 weitere wurden verwundet. Am Mittag des 6. Juni, um ca. 13:30 Uhr, stiess die 1st Special Service Brigade unter Lord Lovat zu Howards Truppen vor.
Obwohl die Landungen erfolgreich geprobt worden waren, wurden viele Einheiten in der Normandie verstreut.
Eroberung und Zerstörung der Merville Batterie
Otways Truppen wurden über das gesamte Gebiet verstreut. Nur etwa 150 der Männer waren um 02:50 Uhr am vereinbarten Treffpunkt zusammengekommen. Ausserdem erreichten die für den Angriff eingeplanten Jeeps, panzerbrechenden Waffen, Mörser, Minensuchgeräte, Sanitäter und die Pioniere nicht den Treffpunkt. Sie sammelten sich nahe Gonneville-sur-Merville, wo sie auf Bomberverbände der Royal Air Force warteten, die die Merville-Batterie zerstören oder zumindest beschädigen sollten. Die Bomber verfehlten jedoch ihr Ziel und trafen stattdessen Gonneville, was zu einem Durcheinander bei den britischen Fallschirmjägern führte.
Einer der britischen Gleiter wurde von einer 2-cm-Flugabwehrkanone abgeschossen, was allerdings die Deutschen von einer kleinen Truppe um Otway ablenkte. Otway beschloss trotz der Tatsache, dass ihm viel weniger Mittel als geplant zur Verfügung standen, die Batterie mit seinen Männern anzugreifen. Der Soldat Alan Jefferson meinte über Otway: „Ich sah den Blick von Colonel Otway. Er sah aus wie direkt aus dem Gefrierschrank geholt, völlig starr und weiss und er fühlte sich sichtlich unwohl“. Otway sagte später: „Ich hatte die Wahl: Aufgeben oder angreifen. Aber wie hätte man vor seinen Freunden dagestanden. Ich wollte nicht, dass Leute sagen, er hat aufgegeben. Also entschied ich mich, anzugreifen“.
Die Minensucher entschärften die Minen auf den Minenfeldern ohne ihr Spezialwerkzeug, da sie ihre Ausrüstung nicht erhalten hatten, woraufhin Otways Truppe den Stacheldraht durchtrennte, der die Batterie umgab. Nun griffen sie von hinten die Batterie an. Die Fallschirmjäger mussten improvisieren, weil ihnen der Sprengstoff fehlte.
Der Befehlshaber der deutschen Garnison, Raimund Steiner, ein Telefonist, Funker und Vermessungstechniker, befand sich im etwa zwei Kilometer entfernten Befehlsstand, von wo aus er den Ärmelkanal beobachtete. Die Briten und Kanadier stürmten auf die Kasematten zu und überrumpelten die Deutschen. Nachdem Steiner gegen 04:00 Uhr per Telefon von dem Überfall erfuhr, befahl er den ihm verbliebenen Männern, sich in den Kommandobunker zurückzuziehen und sich dort zu verschanzen. Am Telefon hörte er, wie die ihm unterstellten Soldaten wegen des durch die Briten ins Innere geworfenen Phosphors mit dem Tode kämpften. Der Kampf zwischen Otways und Steiners Truppen dauerte etwa eine halbe Stunde.
Otway liess die Geschütze zerstören und an die HMS Arethusa funken, dass sie ihren Auftrag erfüllt hatten. Die Briten verliessen die Batterie nun wieder, woraufhin die überlebenden Deutschen aus ihren Verstecken hervorkamen, um die Batterie zurückzuerobern. Die Briten griffen mit Feuerunterstützung der HMS Arethusa die Batterie erneut an, um sie endgültig einzunehmen, was ihnen auch gelang.
Gegen 05:00 Uhr war die Batterie in britischer Hand. Es kamen 65 britische Fallschirmjäger ums Leben, 30 weitere wurden verwundet und 22 gefangen genommen. 190 weitere gelten bis heute als vermisst. Es stellte sich nach Beenden der Kampfhandlungen heraus, dass die Kanonen keine 150-mm-, sondern 100-mm-Haubitzen waren und eine weitaus geringere Bedrohung für die Landungstruppen dargestellt hätten.
Zerstörung der Brücken über die Dives und die Divette
Das kanadische 1. Fallschirmjägerbataillon hatte mehrere Aufgaben nach der erfolgten Landung zu erledigen. Die A-Kompanie war als linker Flankenschutz des 9. Bataillons an der Merville-Batterie bestimmt, doch nach der Landung mussten sie zuerst den Ort Gonneville-sur-Merville durchqueren. Dort angekommen, suchten sie schnellstmöglich Deckung auf, da die Royal Air Force das Dorf bombardierte. Kurz danach wurden sie von einer kleineren Gruppe Deutscher aus einem Château heraus beschossen. Die von der Kompanie daraufhin ausgeführte Attacke auf das Château war erfolgreich, ebenso der Flankenschutz für den Angriff auf die Merville-Batterie. Die A-Kompanie deckte daraufhin den Rückzug des 9. Bataillons und rückte dann auf Le Mesnil vor, wo sich die anderen Kanadier sammelten.
Die B-Kompanie war den Pionieren der 3. Fallschirmschwadron, die die Brücke bei Robehomme zerstören sollte, als Begleitung zugeteilt. Drei der vier Züge landeten aber zwei Meilen von ihrer Landezone entfernt in den von den Deutschen gefluteten Gebieten und kämpften zuerst einmal gegen ihr Ertrinken. Der von Lieutenant Toseland geführte 5. Zug landete auf festem Boden und wurden von einer Französin, der sie unterwegs begegnet waren, zur Brücke geführt. Auf ihrem Weg stiessen immer mehr Männer der 3. Fallschirmjägerbrigade zu ihnen, darunter sogar Soldaten des 8. Bataillons, das eigentlich sieben Meilen entfernt hätte landen sollen. An der Brücke wurden sie schon von Major Fuller, dem Kommandanten der B-Kompanie, erwartet. Allerdings war der zur Zerstörung nötige Sprengstoff nicht angekommen. Ein Sergeant sammelte zur Improvisation mehr als 13 Kilogramm explosives Material aus den mitgeführten kleinen Bomben zusammen und versuchte, damit die Brücke zu sprengen. Sie wurde dabei zwar erheblich beschädigt, aber nicht zerstört. Gegen 6:00 Uhr erreichten einige Pioniere die Brücke mit unterwegs zusammengesammeltem Sprengstoff. Diese mehr als 90 Kilogramm reichten dann zur Zerstörung der Brücke aus.
Die Männer der C-Kompanie waren die ersten Kanadier, die französischen Boden erreichten. Sie sollten mit den Pfadfindern etwa eine halbe Stunde vor der Hauptstreitmacht ziemlich genau in der Landezone DZ-V landen. Der Grund des früheren Absprungs lag in der Aufgabe, ein deutsches Hauptquartier nahe der Landezone zu nehmen und dann nach Varaville vorzurücken. Dort sollten die Brücken über die Divette zerstört und der Ort selbst eingenommen werden.
Die ohnehin schon weit verstreuten Absprünge erreichten bei Lieutenant Madden und der Hälfte seines Zuges jedoch bereits direkt zu Beginn der Invasion einen Höhepunkt, da ihr Pilot versehentlich die Flüsse Orne und Dives verwechselte, so dass sich die Soldaten auf der falschen Seite des falschen Flusses wieder fanden. Sie waren mehr als eine Meile vom Strandabschnitt Sword entfernt. Andere Fallschirmjäger wurden genauer abgesetzt, so dass Major McLeod nach einer zehnminütigen Wartezeit immerhin schon 15 Soldaten am Sammelpunkt vereint hatte. Gerade als er seine kleine Einheit auf den Weg nach Varaville schicken wollte, griffen die Bomber der RAF die Merville-Batterie an. Einige der Piloten warfen ihre ungenutzten Bomben rücksichtslos über die Landezone DZ-V ab, was einigen Soldaten einen gehörigen Schock verpasste.
Unterwegs konnte Major McLeod weitere Soldaten seiner und anderer Einheiten aufsammeln und unentdeckt das Dorf erreichen. Als sie sich auf die Attacke vorbereiteten, wurden sie jedoch bemerkt und von einem hochstehenden 75-mm-Infanteriegeschütz beschossen. Ein Treffer ging in eine Munitionskiste und tötete einen der Kanadier. Major McLeod wurde dabei schwer verletzt. Der folgende Kampf dauerte bis 10:00 Uhr. Die auf mittlerweile 46 Mann geschrumpfte deutsche Garnison ergab sich daraufhin. Eine Stunde zuvor war es Lieutenant Baille und seinen Pionieren gelungen, die Brücke zu zerstören.
Das 8. Bataillon, das sieben Meilen weiter westlich gelandet war, hatte grosse Schwierigkeiten, sich wieder zusammenzufinden, da sie über einen weiten Bereich verteilt gelandet waren. Hinzu kam, dass die Pfadfinder für DZ-K versehentlich bei Ranville, vier Meilen nördlich, abgesprungen waren, so dass 14 der 37 Dakotas ihre Fallschirmjäger über DZ-N abspringen liessen.
Gegen 3:30 Uhr hatten erst 141 Männer den Sammelpunkt erreicht. Mit dieser Streitmacht rückte Lieutenant Colonel Alastair Stevenson Pearson auf Troarn vor. Zur Rückendeckung postierte er zwei Panzerabwehrgeschütze an der Strasse, um gegnerische Einheiten von Westen abzufangen. Einige Stunden später zerstörte diese Gruppe sechs Fahrzeuge der deutschen 21. Panzer-Division. Da das 8. Bataillon für einen Angriff auf Troarn noch nicht stark genug war, hielten sie eine Meile nördlich des Städtchens an einer Strassenkreuzung an. Eine kleine Gruppe der 3. Fallschirmjägerschwadron bekam den Befehl, beide Brücken über die Dives bei Bures zu zerstören, den sie gegen 9:15 Uhr erfolgreich ausführten konnten.
Major John Couch Adams Roseveare, der Kommandant der 3. Fallschirmjägerschwadron, der die Situation des 8. Bataillons nicht kannte, befand sich zu diesem Zeitpunkt mit einem Jeep und einigen seiner Männer auf dem Weg nach Troarn. Sie fuhren geradewegs durch das Städtchen und zogen damit das Feuer der deutschen Garnison auf sich, die nun wusste, dass irgendetwas geschehen sein musste. Die Kanadier erwiderten das Feuer aus dem schnell fahrenden Jeep und kamen bis auf einen Mann ungeschoren davon. Der im Anhänger sitzende Sergeant Peachey wurde in einer Kurve aus dem Fahrzeug geschleudert und geriet kurz darauf in deutsche Gefangenschaft. Roseveare erreichte mit seinen Männern die Brücke hinter dem Städtchen. Sie brachten die Sprengladungen an und konnten um 5:00 Uhr ein Loch mit ca. sechs Meter Durchmesser in die Brücke sprengen.
Das 8. Bataillon hatte von all dem nichts mitbekommen und bereitete sich weiter auf den Angriff gegen Troarn vor. Im Laufe der Zeit traf immer mehr Verstärkung ein, wie etwa die halbe A-Kompanie und die meisten Mörser und leichten Maschinengewehre. Als die Gruppe von Bures wieder eintraf, befehligte Pearson sie und eine weitere Gruppe nach Troarn, um selbst mit der Hauptstreitmacht eine defensive Position im Wald zu errichten. Der Wald bildete die südliche Begrenzung der Anhöhe, die die 3. Fallschirmjägerbrigade verteidigen sollte. Die beiden Gruppen wurden auf ihrem Weg zweimal von deutschen Vorposten beschossen, die aber nach kurzen Verhandlungen aufgaben und gefangen genommen wurden. An der Brücke angekommen, stellten sie fest, dass diese bereits von Roseveare beschädigt worden war. Trotzdem brachten sie auch ihre Ladungen an und verdoppelten damit den Schaden an der Brücke.
Deutsche Reaktionen
Die SS-Panzer-Divisionen, also auch die 12. SS-Panzer-Division, durften nur mit Genehmigung Adolf Hitlers in Bewegung gesetzt werden. Da dieser aber schlief, blieb die Division dort, wo sie stationiert war und griff nicht in das Kampfgeschehen ein. Die Kampfhandlungen wurden von den Deutschen als Täuschungsversuch von der eigentlichen Invasion an der Strasse von Calais herabgestuft. Da die Résistance die Telefon- und Telegraphenleitungen zerstört hatte, gab es bei den Deutschen nur wenige Informationen über die alliierten Truppenbewegungen. Die Alliierten setzten zudem Puppen in Fallschirmjägeruniform, die sie Rupert nannten und laute Kampfgeräusche imitierten, über der Normandie ab. Da zusätzlich zu diesen Imitaten auch sechs SAS-Soldaten absprangen und mehrfach Scheinattacken auf deutsche Stellungen ausführten, waren die Deutschen vollkommen irritiert und nicht dazu imstande, sinnvoll zu agieren.
Um eine Luftlandung zu verschleiern, warfen alliierten Flugzeuge Bomben über unterschiedliche Ziele im Einsatzraum ab. Zusätzliche Verwirrung entstand durch den versehentlichen Absprung einer Reihe von alliierten Fallschirmjäger über falschem Gebiet, so dass sich diese zu ihren Einheiten durchschlagen mussten und während dessen verschiedene deutsche Verbände angriffen. Dadurch wurden die deutschen Kräfte von den tatsächlichen Operationsgebieten abgelenkt und befahlen ihre örtlichen Kräfte in die falschen Einsatzräume.
Obwohl den deutschen Befehlshabern klar wurde, dass eine Invasion stattfand, hielten sie und der damalige Oberbefehlshaber der Wehrmacht diese für eine Finte und vermuteten, dass die Hauptinvasion im Gebiet der Strasse von Calais stattfinden würde. Manche rechneten noch Monate später mit einer Hauptinvasion an dieser engsten Stelle des Ärmelkanals.
Nachwirkungen
Die Operation Tonga war ein voller Erfolg für die Alliierten. Die Einheiten konnten alle Schlüsselbrücken erfolgreich halten und alle vorgesehenen Ziele zerstören. Auch die anderen Operationen der Alliierten in der Normandie verliefen relativ erfolgreich, so dass die Alliierten in der Normandie Fuss fassen konnten. Durch fortwährenden Nachschub konnten sie die Brückenköpfe ausbauen und nach und nach tiefer nach Frankreich eindringen. Der britische Air Chief Marschall (Luftmarschall) Trafford Leigh-Mallory bezeichnete die Landung bei der Pegasusbrücke und der Horsabrücke als „one of the most outstanding flying achievements of the war“. (deutsch: „eine der hervorragendsten fliegerischen Leistungen des Krieges“).
Der Kampf um die Pegasusbrücke wurde zu einem der bekanntesten Ereignisse der alliierten Invasion in der Normandie. Viele Filme, Bücher oder andere Medien verarbeiteten den Kampf um die Pegasusbrücke, so beispielsweise der Spielfilm Der längste Tag.
Die Benouvillebrücke wurde nach der Eroberung durch die Luftlandedivision offiziell in Pegasusbrücke umbenannt. Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Verkehr auf der über die Brücke führende Strasse anstieg, wurde die alte Brücke durch eine vergrösserte Kopie der ursprünglichen Konstruktion – um den historischen Gesamteindruck zu wahren – ersetzt. Die Originalbrücke ist heute Teil des Pegasusbrücken-Museums. Ausserdem wurde die Strasse über die Pegasusbrücke zu Howards Ehren in „Major Howard Avenue“ umbenannt.
John Howard wurde am 16. Juli 1944 von Feldmarschall Montgomery mit dem Distinguished Service Order ausgezeichnet. Viele weitere Soldaten der 6. britischen Luftlandedivision erhielten ebenfalls Auszeichnungen wie das Distinguished Service Cross oder den Order of the British Empire.
Die ehemalige Artilleriebatterie bei Merville kann von Touristen besichtigt werden. In einem der alten erhaltenen Bunkerbauten vom Typ Regelbau 611, der Kasematte Nr. 1, ist heute ein kleines Museum untergebracht. Vor der mit Gras überwachsenen Batterie stehen ein kleines Denkmal für das britische 9. Bataillon sowie ein Gedenkstein mit einer Büste, die Colonel Otway darstellt.
Operation Cobra (06.06.1944 – 04.08.1944)
Die Operation Cobra war eine militärische Angriffs-Operation der alliierten Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg. Sie dauerte vom 25. Juli bis zum 4. August 1944 und bedeutete den Ausbruch aus dem Normandie-Brückenkopf, der nach der Landung der Alliierten an der Küste der Normandie (Operation Neptune) entstanden war. Operation Cobra (sowie Neptune) sind Bestandteile der übergeordneten Operation Overlord. Die Operation Cobra kennzeichnet den Übergang vom material- und infanterielastigen Stellungskrieg hin zum motorisierten Bewegungskrieg in Nordfrankreich. Der erfolgreiche Ausgang er ermöglichte den alliierten Streitkräften raumgreifende Operationen, die letztlich zur Bildung des Kessels von Falaise führten.
Die deutsche Niederlage in der Kesselschlacht von Falaise bedingte dann den Rückzug der noch handlungsfähigen deutschen Verbände über die Seine und die anschliessende Aufgabe eines Grossteils von Frankreich.
Mancherorts wird das Ereignis auch als Durchbruch bei Avranches bezeichnet, wobei der Durchbruch tatsächlich bei Saint-Lô stattfand. Nach der Eroberung von Avranches wurde der Wehrmachtführung lediglich der Umfang der Operation bewusst.
Hintergrund
Der Plan zur Operation Overlord sah nach einer erfolgreichen Landung einen stetigen Ausbau des Brückenkopfes durch schnell nachgeführte, zusätzliche alliierte Einheiten vor. Städte, Häfen und Landefelder dienten dabei als Eckpunkte für Operationen. Die Alliierten versuchten schnell in eine mobile Kriegsführung überzugehen, um ihre taktische Überlegenheit in der Luft, zu Lande mit Panzern und motorisierter Infanterie sowie mit Hilfe ihrer Logistik zum Tragen zu bringen. Damit sollte ein Stellungskrieg wie im Ersten Weltkrieg vermieden werden.
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Alliierten war der Aufbau der Truppen im Brückenkopf, der schneller vonstattengehen musste, als die Deutschen ihre eigenen Truppen mobilisieren konnten. Der deutsche Truppenaufbau musste nachhaltig gestört werden. Damit begann ein Wettlauf in der Normandie, der einer der bedeutendsten für den Verlauf des alliierten Feldzuges wurde.
Zur Bekämpfung der deutschen Nachschubwege bombardierte die alliierte Luftwaffe das Eisenbahn- und Strassennetzwerk in Nordfrankreich. Die eigens für die Invasion geschaffene Second Tactical Air Force (2nd TAF) unterstützte mit Tiefflugangriffen effektiv die mittleren und schweren Bomber der USAAF und RAF (siehe Luftkrieg während der Operation Overlord).
Auch der Aufbau der alliierten Streitmacht auf dem europäischen Kontinent verlief planmässig und vor allem schneller als auf der Gegenseite. Im Juli wurde der Fortschritt allerdings dadurch behindert, dass der Brückenkopf noch nicht deutlich erweitert worden war, oder mit Montgomerys Worten: Es waren noch keine weiteren Claims im Inland abgesteckt worden. Der bisherige Brückenkopf war förmlich „übervölkert“, die Anzahl der sich in alliierter Hand befindlichen Flugfelder war weit geringer als geplant. Caen, ein Primärziel am Landungstag, war noch nicht erobert worden und es befand sich auch kein grösserer Hafen in alliierter Hand.
Die Schlacht um die Normandie war in meist kleine Schlachten zerfallen, weshalb die alliierten Verbände nur sehr langsam gegen die deutsche Verteidigung vorstiessen. Beispielsweise verzeichnete das VIII Corps zwischen dem 2. und 14. Juli Verluste von mehr als 10.000 Mann (Tote, Verwundete und Vermisste) bei einem Raumgewinn von nur elf Kilometern. In der Schlacht um Saint-Lô, dessen Eroberung Vorbedingung für die geplante Ausbruchsoffensive war, verlor das XIX Corps im Juli 11.000 Mann. Am 25. Juli, dem Beginn der Operation Cobra, hatten die Alliierten erst die D+5-Linie erreicht, das heisst, sie hielten Positionen, die sie planmässig schon am 11. Juni hätten erreicht haben sollen.
Dies war eine Folge der Entscheidung des Oberbefehlshabers der deutschen Wehrmacht an der Westfront (OB West), Gerd von Rundstedt. Uneinig mit Erwin Rommel, der die Heeresgruppe B an der Invasionsfront befehligte, bevorzugte er die Stationierung von Panzerverbänden im Hinterland der möglichen Invasionsstrände. Das führte dazu, dass die Alliierten nach erfolgreicher Brückenkopfbildung erst verzögert auf starken Widerstand trafen, vor allem im Gebiet um Caen.
Die alliierten Verluste waren hoch, und Luftunterstützung wurde dadurch erschwert, dass Alliierte sowie Deutsche sehr nahe beieinander lagen. Die alliierten Kommandeure konnten ihre erreichten Fortschritte nicht unmittelbar in das Kampfgeschehen einfliessen lassen und ein Stellungskrieg schien sich anzubahnen.
Damit wurde ein Mangel der alliierten Planung für die Tage nach der Invasion aufgedeckt. Man war so mit den Problemen, die die Invasion selbst mit sich brachte, beschäftigt, dass ein adäquates Konzept zum Ausbau des Brückenkopfes fehlte. Besonders die taktischen Probleme an der Front der 1. US-Armee im Westen waren so nicht erwartet worden.
Auf der deutschen Seite war das Heranführen von Nachschub eine Aufgabe, die nicht zufriedenstellend gelöst werden konnte. Das Oberkommando forderte eine Herauslösung der in vorderster Front gebundenen Panzerverbände durch nachrückende Infanterie. Dies hätte einerseits den Stellungskrieg unvermeidbar gemacht und andererseits die mobilen Verbände für Gegenangriffe loseisen sollen.
Auf der taktischen Ebene agierten die deutschen Einheiten effizient, sie wichen nur langsam zurück und fügten dabei den angreifenden Alliierten schwere Verluste zu. Das unübersichtliche Gelände im Westen kam der Wehrmacht dabei entgegen. Es bestand aus weiträumigem flachem Land, durchzogen von kleinen Strassen mit vielen Hecken als Deckungsmöglichkeit. Im offeneren Ostgebiet wurde die Frontlinie von motorisierten Einheiten wie der 9., 10. und 12. SS-Panzer-Division sowie deren schweren Panzerbataillonen und anderen Panzer- und Panzergrenadiereinheiten, wie der Panzer-Lehr-Division, der 2. SS-Panzer-Division und Teilen der 2. Panzer-Division verteidigt. Der grösste Bereich der Verteidigungslinie wurde aber nach Möglichkeit von nicht-mobilen Infanterieeinheiten gehalten.
Dies führte dazu, dass die Infanterie in aufreibenden Frontkämpfen hohe Verluste erlitt und die Panzereinheiten in den Rückzugsschlachten abgenutzt wurden. Luftunterstützung gab es für die deutschen Bodentruppen nicht mehr. Damit konnte deren gewohntes schnelles Vorrücken nicht stattfinden. Dazu kam der Erfolg der alliierten Operation Fortitude, der umfangreiche deutsche Kräfte der 15. Armee in den Niederlanden und im Raum Calais band.
Planung
Um den sich abzeichnenden Stellungskrieg in der Normandie zu verhindern, begann der Oberbefehlshaber der 1. US-Armee, Omar Bradley, einen Ausbruchsplan auszuarbeiten. Einige Wochen lang arbeitete er offenbar allein ein Konzept aus, das er am 10. Juli 1944 seinem unmittelbaren Vorgesetzten, dem britischen Feldmarschall Bernard Montgomery, und seinem britischen Gegenüber, General Miles Dempsey, präsentierte. Beide erklärten sich einverstanden, die vorgesehenen Unterstützungsattacken in Richtung Caen für den amerikanischen Durchbruch auszuführen. Im weiteren Verlauf begannen Montgomery und Dempsey einen eigenen britischen Ausbruchsplan zu verfolgen – die Operation Goodwood.
Der Oberkommandierende Dwight D. Eisenhower sicherte den Angriffen alliierte Luftunterstützung zu, die aus schweren und leichten Bombardements und taktischen Luftangriffen bestehen sollten. Allerdings waren die Kommandeure der strategischen Luftstreitkräfte sehr skeptisch, ihre Verbände in eine taktische Schlacht zu schicken, da sie glaubten, dass sie für diese Rolle ungeeignet und besser in ihrer strategischen Aufgabe aufgehoben wären. Trotzdem waren ihre Flugzeuge an vielen Flächenbombardements in der Normandie, wie der Operation Charnwood am 7. Juli, der Operation Goodwood am 18. Juli und der Operation Cobra am 24. und 25. Juli beteiligt.
Bradley unterrichtete am 12. Juli die ihm unterstellten Offiziere. Der Plan der Operation Cobra bestand aus drei Phasen. Zuerst sollte das VII Corps eine Lücke in die deutsche Front schlagen. Sodann sollten von den Ausbruchsdivisionen starke Flanken beiderseits der Lücke aufgebaut werden, damit ein aus drei Divisionen bestehender Stosskopf dort vorrücken konnte. Das VIII und XIX Corps waren für lokale Angriffe auf die Deutschen vorgesehen, damit diese keinen Nachschub zur Frontlinie führen konnten. Bei einem erfolgreichen Abschluss der ersten beiden Phasen wäre der deutsche Widerstand nicht mehr aufrechtzuerhalten gewesen und die komplette Cotentin-Halbinsel hätte eingenommen werden können. General J. Lawton Collins, Kommandeur des VII Corps, schlug kleinere Änderungen des Plans vor, um den Durchbruch mehr nach Süden zu verlegen. Bei einem Erfolg brachten seine Änderungen die Möglichkeit zu einem schnelleren Vorrücken in die Bretagne, um die dortigen Atlantikhäfen einzunehmen. Der Originalplan ging nicht von einem vollständigen Zusammenbruch der deutschen Front in der Normandie aus, sondern bestand nur aus einer Erweiterung des Brückenkopfes zur Einleitung in den Bewegungskrieg hinter dem deckungsbietenden Küstenland und der Einnahme von wichtigen Häfen.
Der Vorstoss sollte durch ein kurzes, aber heftiges Bombardement mit mittleren und schweren Bombern auf das vorgesehene Gebiet eröffnet werden. Die Erwartung ging dahin, dass die angerichteten Schäden und der Schockfaktor die deutsche Defensive aufweichen würde. Sofort danach sollte die Infanterie auf die deutschen Linien stossen. Wenn der deutsche Widerstand auf dem Höhepunkt des Zusammenbruchs war, sollten die drei Divisionen durchbrechen. Die Luftunterstützung war wegen ihrer Wetterabhängigkeit der kritischste Punkt der Operation. Deshalb bekam Trafford Leigh-Mallory, der Kommandeur der Luftflotte, die Befugnis, den Beginn der Operation zu bestimmen.
Schlüsseleinheiten der Erstschläge waren das VII Corps mit der 4., 9. und 30. US-Infanteriedivision. Die drei vorgesehenen Divisionen für den Ausbruch waren die 1. US-Infanteriedivision sowie die 2. und 3. US-Panzerdivision. Die 1. US-Infanteriedivision wurde dazu zeitweilig vom Quartiermeister der 1. US-Armee mit Fahrzeugen ausgestattet.
Das VIII Corps unter General Troy H. Middleton hatte die 8., 79., 83. und 90. US-Infanteriedivision für den Angriff vorgesehen und hielt die 4. US-Panzerdivision in Reserve.
Mehr als 1.300 mittlere M4-Panzer, 690 leichte M5A1-Panzer und 280 M10-Panzerjäger standen diesen Einheiten zusammen mit hunderten Artilleriegeschützen zur Verfügung. Annähernd 140.000 Schuss an Artilleriemunition aller Kaliber kamen hinzu. Der Frontabschnitt für den Vorstoss des VII Corps war etwa 6,4 Kilometer breit.
Die Folgen der britischen Operation Goodwood
Die Operation Goodwood, der britische Ausbruchsversuch, wurde am 18. Juli gestartet. Bei einem Treffen mit Feldmarschall Bernard Montgomery am 10. Juli 1944 schlug der Kommandeur der britischen 2. Armee, General Miles Dempsey, den Plan zur Operation Goodwood vor. Am selben Tag genehmigte Montgomery auch die Operation Cobra. Der kanadische Teil der Operation Goodwood wurde mit dem Codenamen Operation Atlantic bezeichnet.
Die Taktik, schwere Bomber als Vorbereitung für den Artilleriebeschuss einzusetzen, wurde wie einige Monate zuvor bei der Schlacht um Monte Cassino ausgeführt. Im Gegensatz zu Cobra beruhte Goodwood auf einem massiven Panzereinsatz, um den taktischen Ausbruch zu erreichen, und weichte die deutsche Front nicht mit Artilleriebeschuss auf. Der Fehlschlag der Operation, bei der mehr als 400 Sherman-Panzer am 18. Juli zerstört wurden, war enttäuschend, aber ironischerweise stellte er klar, dass die Hauptstreitmacht der deutschen Panzer im Bereich der britischen 2. Armee verblieb, weit weg von der Position der 1. Armee. Die Amerikaner vermuteten daher richtigerweise, dass mit einem deutschen Gegenschlag gegen Cobra in den ersten Tagen kaum zu rechnen war. Falls doch, würde er aber nur aus kleineren Einsätzen in Bataillonsstärke bestehen.
Die Zeit vor dem Angriff
In den Tagen, die noch bis zum Angriff verblieben, sicherten das VII und VIII Corps die Gebiete, in denen sich die Truppen für den Vorstoss aufstellen sollten. Dabei erlitt die Infanterie schwere Verluste. Die Positionen sollten taktisch ausgesucht und gut aus der Luft ausgemacht werden können. Die Linie entlang der Strasse von Saint-Lô nach Périers war ideal.
Die Kommandeure der Fliegereinheiten benötigten einen Abstand von mindestens drei Kilometern zwischen den Stellungen eigener und gegnerischer Verbände. Weil die Verlustzahlen bei den vorausgegangenen Operationen so hoch waren und jeder Landgewinn daher schwer bezahlt worden war, wollte Bradley das Gebiet nicht aufgeben und nur etwa 700 Meter zurückweichen. Schlussendlich wurden die Frontlinien der Infanterie doch um 1 bis 1,3 Kilometer nach hinten verlegt, um grösstmögliche Sicherheit während der Bombardements zu gewährleisten. Die Haupteinheiten zogen sich nur rund eine Stunde vor den Luftschlägen zurück und liessen noch bis 20 Minuten vor der Bombardierung Beobachtungsposten zurück.
Die Kampfhandlungen
Der Angriffstag war ursprünglich auf den 18. Juli festgesetzt worden, doch das schlechte Wetter führte immer wieder zu einer Verschiebung des Termins. Letztlich galt der 24. Juli als Starttermin. Doch wiederum veranlasste das schlechte Wetter Leigh-Mallory noch einmal zu einer 24-stündigen Verschiebung. Etliche schwere Bomber der 8th Air Force empfingen den durchgegebenen Rückruf nicht und setzten ihre Mission fort. Rund 335 B-17, von denen einige durch schlechte Sichtverhältnisse beeinträchtigt wurden, warfen 685 Tonnen Bomben im Zielgebiet ab. Obwohl der Verhinderung der Bombardierung eigener Positionen besondere Beachtung geschenkt worden war, fielen dennoch Bomben auf die Stellungen der amerikanischen Einheiten. Bradley hatte aus diesem Grund ein Überfliegen des Gebietes parallel zur Frontlinie gefordert, um das Risiko, von eigenen Bombern getroffen zu werden („Friendly Fire“), zu minimieren. Er ging davon aus, dass die Kommandeure der Lufteinheiten zugestimmt hätten, doch nur die taktischen Kampfflugzeuge der 9th Air Force erreichten das Ziel parallel zum Frontverlauf. Die schweren Bomberverbände der 8th Air Force wussten von der Vereinbarung nichts und erreichten die Front rechtwinklig zu ihrem Verlauf. Die zu kurz geratenen Abwürfe trafen genau die für den Erstangriff vorgesehenen Truppenteile. Mehr als 100 Amerikaner wurden dabei getötet und rund 500 verletzt. Allein das 1. Bataillon des 120. Infanterieregiments der 30. Infanteriedivision beklagte 25 Tote.
Nachdem der Überraschungseffekt verloren war, wurde erwogen, den Angriff zu verschieben oder sogar ganz abzubrechen. Doch Bradley entschied sich zur Durchführung. Im Nachhinein war diese Entscheidung richtig, da die Deutschen während der ihnen geschenkten 24 Stunden nichts unternahmen, um ihre Verteidigungsstellungen zu verstärken. Sie gingen davon aus, dass sie einen amerikanischen Vorstoss durch ihren Artilleriebeschuss gestoppt hätten. Zwar wurden Einheiten der Panzer-Lehr-Division in das Zielgebiet verlegt, aber gleichzeitig Einheiten der 2. Panzer-Division zum britischen Sektor nach Osten abgezogen.
Der eigentliche Angriff beginnt (25. Juli)
Am Morgen des 25. Juli hatte sich das Wetter verbessert und der Angriff wurde um 9:40 Uhr wiederholt. Leichte und schwere Bomber warfen mehr als 3.300 Tonnen Bomben auf das Zielgebiet. Wieder fielen Bomben auch auf die amerikanischen Stellungen, 111 Soldaten kamen dabei ums Leben und 490 Mann wurden verwundet. Auch General Lesley J. McNair war unter den Getöteten. Die Fehlabwürfe resultierten aus dem kleingehaltenen Zielbereich und dem Wind, der den Bombenrauch in die amerikanischen Positionen blies. Einige Flugzeugbesatzungen warfen daher ihre Last voreilig in den Rauch ab, ohne ihr Ziel genau anzuvisieren. Die Opfer, die das Friendly Fire kostete, waren dennoch wahrscheinlich geringer als die zusätzlichen Verluste, die ohne Bombereinsatz durch das deutsche Abwehrfeuer entstanden wären.
Die Kampfeinheiten erholten sich schnell von der Bombardierung. Trotz schwerer Verluste in einigen Verbänden musste nur ein Bataillon ersetzt werden. Alle anderen griffen an diesem Morgen an, teilweise etwas verspätet. Aber um 11:00 Uhr lief der Angriff wie vorgesehen weiter.
Die deutschen Einheiten waren vom Bombensturm hart getroffen worden. Die Eliteeinheit der Panzer-Lehr-Division war fast vollständig aufgerieben. Panzer lagen umgekippt an den Strassen, Stellungen waren zerstört und die Überlebenden irrten oftmals orientierungslos durch das Gelände, so dass die Kommandostruktur in weiten Teilen zusammenbrach. Etwa zwei Drittel der Divisionen waren dem Angriff zum Opfer gefallen.
Bedingt durch das vorsichtige Vortasten durch die verteidigten umliegenden Gebiete, die mit ihren Hecken und Gräben hervorragende Deckungen für die Deutschen boten, kam die amerikanische Infanterie anfangs nur relativ langsam voran. Obwohl es nur wenige Verteidiger gab, waren sie nicht zu unterschätzen. Mehr und mehr wich aber die Front nach Osten zurück, so dass am ersten Tag etwa 3,5 Kilometer Landgewinn auf Kosten von mehr als 1.000 Opfern gemacht wurden. Am 26. Juli verlief der weitere Vorstoss etwas schneller und die Amerikaner drangen mehr als sieben Kilometer nach Westen vor.
Durch- und Ausbruch vom 27. Juli bis 4. August
Collins spielte mit dem Gedanken, dass ein früherer Ausbruch unabdingbar wäre und unterrichtete am Morgen des 26. Juli die drei Divisionskommandeure darüber. Dies war eine bedenkliche Entscheidung, denn bei einem ein zu frühen Durchbruchsversuch vor dem Aufweichen der deutschen Frontlinie hätten die Einheiten den vorgesehenen Vorstosskeil überschwemmt, wären in einen Stau geraten und hätten damit einen Teil ihrer Kräfte darin verbraucht. Andererseits hätte bei einer zu langen Wartezeit der Durchbruch langsamer als vorgesehen erfolgt. Dies wiederum hätte den Deutschen die Möglichkeit gegeben, schnell Nachschub heranzuführen oder sogar einen Gegenangriff auszuführen. Am 27. Juli wurde dann die volle Stärke aller drei Divisionen in die Schlacht geworfen. Sie durchbrachen die Front der deutschen Einheiten vor dem VII Corps, indem die amerikanischen Fahrzeuge gegen den brechenden deutschen Widerstand vorrückten.
Die Frontlinie beim VIII Corps begann ebenfalls zu bröckeln, als die deutschen Einheiten sich aus Angst vor einer Einkesselung zurückzuziehen begannen. Die Richtigkeit von Collins Entscheidung bestätigte sich am 28. Juli, als das VIII Corps mehr als 19 Kilometer Landgewinn verzeichnete und die 4. Panzerdivision die wichtige Strassenkreuzung von Coutances einnahm, die direkt hinter der deutschen taktischen Verteidigungszone lag. Dort schloss sich das VIII Corps unter General Pattons Leitung an. Bis zum 30. Juli hatte die 4. Panzerdivision Avranches genommen und damit die deutschen Widerstandsnester im Norden der Cotentin-Halbinsel abgeschnitten und eingeschlossen.
Unterdessen hielten die Kanadier mit ihrem II. Korps die Deutschen im Osten an ihren Positionen auf, indem sie sie in heftige Kämpfe verwickelten. Zu der Zeit existierte keine einheitliche deutsche Frontlinie mehr, die der 1. Armee im Wege stand, und so durchdrangen deren vorrückende Einheiten unverteidigtes Gebiet. Vier Divisionen des VIII Corps stiessen bis zum 4. August bis hinter Avranches vor. Das gut zu verteidigende Land des Bocage lag nun hinter ihnen, so dass von da an die Mobilität der amerikanischen Einheiten das Kampftempo und die Schlachtrichtung bestimmte.
Montgomery, der Kommandeur der alliierten Bodentruppen, verkündete am 4. August eine generelle Änderung im weiteren Invasionsplan. Anstatt die 3. US-Armee in die Bretagne zur Eroberung der Atlantikhäfen zu beordern, wurde ihr grösster Teil in Anbetracht des deutschen Zusammenbruchs nach Osten geschickt. Auch die 1. Armee operierte weiter östlich und die Briten und Kanadier setzten ihre Angriffe im Osten und nach Süden fort, um die restlichen deutschen Truppen einzuschliessen. Damit hatten die Kämpfe begonnen, die schliesslich zum Kessel von Falaise und einem schnellen Vorstoss durch Nordfrankreich führen sollten.
Auswirkungen der Operation Cobra
Die Operation Cobra brachte viele Änderungen der Kriegslage und beendete die Kämpfe um die Normandie. Sie leitete den schnellen Vorstoss durch Nordfrankreich ein, der bis etwa Mitte September 1944 andauerte. Der alliierte Vorstoss endete schliesslich nicht durch deutschen Widerstand, sondern aufgrund Ausrüstungsmangels. Die alliierten Truppen waren Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden und überforderten die Möglichkeiten ihrer Logistik.
Ironischerweise konnte das VIII Corps das Ziel der schnellen Einnahme der bretonischen Atlantikhäfen während der Schlacht um die Bretagne nicht erreichen: Die Deutschen hielten Brest bis Ende September, Lorient und Saint-Nazaire sogar bis in den Mai 1945. Da aber schon im August Marseille den Alliierten unzerstört in die Hände fiel, war dies irrelevant, was Montgomery in seiner Entscheidung vom 4. August auch so anführte.
Die Auswirkungen der Operation waren weitreichender als vorher angenommen, oder wie Bradley sagte: „[Cobra] had struck a more deadly blow than any of us dared imagine“ (deutsch: „[Cobra] hatte einen tödlicheren Schlag ausgelöst, als sich irgendeiner von uns vorzustellen gewagt hätte“). Dies war als Anerkennung der Flexibilität und Mobilität der alliierten Armeen gedacht sowie für die Aufrechterhaltung des Vorstosses so lange und so weit wie möglich.
Am Mittag des 1. August wurde die 3. Armee aktiviert und das VIII Corps kam wie geplant unter deren Oberkommando. Das Oberkommando über die 1. Armee übernahm General Courtney Hodges. General Bradley, der bisher die 1. Armee befehligt hatte, übernahm das Kommando über die neu gegründete 12. US-Heeresgruppe, die aus der 1. und 3. Armee bestand.
Nach dem Zusammenbruch der Verteidigungsfront in der Normandie flohen die deutschen Truppen mit allem, was sie in der Eile mitnehmen konnten. Die alliierte Luftstreitmacht setzte ihnen erheblich zu, indem Strassen, Brücken und Eisenbahnstrecken angegriffen und stark beschädigt wurden. Damit senkten sie die Rückzugsgeschwindigkeit der Deutschen erheblich. Etliche Haupteinheiten wurden im Kessel von Falaise eingeschlossen.
Diese Niederlage war mit rund 60.000 Mann Verlusten eine der grössten für die Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Die Verluste seit dem Beginn der Operation Overlord beliefen sich damit auf mehr als 400.000 Soldaten, 1.500 Panzer und Lafettenfahrzeuge. Letztlich wurden 25 Divisionen praktisch komplett ausgeschaltet. Während der Ausbruchsphase waren die Verluste deutlich höher als in den vorherigen statischen Schlachten. So multiplizierte sich der deutsche Verlust an Panzern im August, verglichen mit den Zahlen vom Juni und Juli. Die deutschen Panzerdivisionen erreichten die deutsche Grenze vollkommen ausgebrannt und ohne Panzer.
Das am 2. Juli 1944 eröffnete Personal-Karussell im Wehrmachts-Führungsstab setzte sich fort, als der Oberbefehlshaber West (OB West) Generalfeldmarschall Günther von Kluge als Folge der Niederlage und des fehlgeschlagenen Gegenangriffes (Unternehmen Lüttich) bei Hitler in Ungnade fiel. Hitler wurde von Seiten der SS zugetragen, dass von Kluge möglicherweise die Kapitulation seiner Einheiten vorbereiten würde. Er wurde am 17. August durch Walter Model ersetzt, der wiederum Anfang September von Gerd von Rundstedt abgelöst wurde. Von Rundstedt war am 2. Juli angeblich altersbedingt von ebendiesem Posten durch Adolf Hitler abgesetzt worden. Die Absetzung folgte einem Vorschlag von Rundstedts und Erwin Rommels (Oberbefehlshaber Heeresgruppe B), die Front auf eine Linie südlich von Caen zurückzuverlegen und zu stabilisieren, was die folgende Operation Cobra erheblich gefährdet hätte.
Sowohl Erwin Rommel als auch Günther von Kluge waren zumindest teilweise in Umsturzpläne eingeweiht, die im Zusammenhang mit dem Claus Schenk Graf von Stauffenbergs Attentat gegen Hitler am 20. Juli 1944 standen. Kluge nahm sich am 19. August 1944, kurz nach seiner Ablösung durch Model, das Leben. Rommel, dem am 14. Oktober 1944 zwei Generäle im Auftrag Hitlers den Suizid nahelegten, beging ebenfalls Suizid.
Bis zum 25. August hatten alle in die Normandieschlacht eingebundenen alliierten Einheiten die Seine erreicht; am selben Tag kapitulierte der Stadtkommandant von Gross-Paris. Der Angst der alliierten Oberkommandierenden vor einem Stellungskrieg folgte eine Siegeseuphorie: Alle glaubten nun, der Krieg sei praktisch schon gewonnen. Die Alliierten setzten ihren schnellen Vorstoss durch Nordfrankreich fort und trafen die kurzsichtige Entscheidung, auf die Einnahme von Antwerpen und seines grossen Hafens vorerst zu verzichten und vorher die Operation Market Garden zu starten. Nach Erwin Rommel, der schon Anfang Juli einen Separatfrieden im Westen vorschlug, erklärte nun auch der „neue“ OB West Gerd von Rundstedt, dass es besser sei, in Friedensverhandlungen einzutreten.
Verluste
Die Verluste sind auf beiden Seiten nicht genau bekannt.
Schlacht um Caen (06.06.1944 – 15.08.1944)
Die Schlacht um Caen war eine Abfolge von militärischen Angriffsoperationen im Zweiten Weltkrieg, die sich im Zeitraum zwischen Juni und August 1944 in Nordfrankreich ereigneten.
Die Eroberung der verkehrsstrategisch wichtigen französischen Stadt Caen war ursprünglich bereits für die ersten Tage nach Beginn der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 im Rahmen der Operation Neptune geplant. Trotz einer weitestgehend erfolgreichen Landung der ersten alliierten Angriffsverbände misslang der Versuch, Caen im ersten Anlauf zu erobern. Der alliierte Kommandeur Bernard Montgomery sah sich deshalb in den nachfolgenden Monaten zu mehreren Angriffen zur Eroberung der Stadt und zur Kontrolle ihres Umlandes gezwungen. Verteidigt wurde das Gebiet von Verbänden der deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS.
Darüber hinaus sollten die deutschen Befehlshaber mittels Vortäuschung eines Hauptangriffs auf Caen im britischen Sektor vom US-amerikanischen Sektor abgelenkt werden und die amerikanischen Truppen dadurch freien Handlungsspielraum für blitzkriegähnliche Operationen erhalten. Die folgenden Kämpfe um Caen entwickelten sich zu einer Materialschlacht und einem Stellungskrieg.
Am 9. und 10. Juli gelang es den Briten und Kanadiern, den Nord- und Westteil Caens zu erobern. Weitere neun Tage später, am 19. Juli 1944, war die gesamte Stadt unter alliierter Kontrolle. Daraufhin versuchten die Alliierten, über die Strasse Caen-Falaise nach Falaise durchzubrechen. Die nachfolgenden Kämpfe bezeichnet man als Kessel von Falaise.
Die wiederholten britischen Angriffe im Raum Caen banden wesentliche deutsche Truppenverbände. Dies ermöglichte den amerikanischen Landungstruppen, den Westteil des Brückenkopfes zu erweitern und letztlich bei Saint-Lô in der Operation Cobra den entscheidenden Durchbruch zu erreichen. Die Kämpfe um Caen waren zwar verlustreich, verhalfen den Alliierten schliesslich aber zu einer festen Basis in Nordfrankreich, von der aus sie erst Paris befreiten (Kapitulation am 26. August 1944) und später zum Angriff auf das Deutsche Reich ansetzten.
Die mittelalterliche Stadt Caen sowie die umliegenden Dörfer, Städte und auch das Gelände wurden durch das alliierte Bombardement, den Artilleriebeschuss und die Kämpfe zum Grossteil zerstört. Der Wiederaufbau des zerstörten Caen dauerte von 1948 bis 1962.
Hintergrund
Die Operation Neptune – Invasion in der Normandie
Am 6. Juni 1944, dem sogenannten D-Day, griffen alliierte Truppen im Zuge der Operation Neptune mit einer grossen Streitmacht die französische Kanalküste an. Sie umfasste mehrere tausend Schiffe, etwa 2000 Jagdflugzeuge und 1000 Bomber. Die Landung der Truppen erfolgte auf einer Länge von 98 Kilometern zwischen Sainte-Mère-Église auf der Halbinsel Cotentin im Westen und Ouistreham im Osten. An den westlichen Strandabschnitten Utah und Omaha landeten an diesem 6. Juni die
US-amerikanische 1. Armee, an den östlichen (Gold, Juno und Sword) die britisch-kanadische 2. Armee, insgesamt rund 170.000 Mann. Insbesondere die Kämpfe am Omaha Beach erwiesen sich als äusserst blutig und verlustreich für beide Seiten.
Am Abend des Invasionstags hatten die Alliierten mit Unterstützung von Fallschirmjägern, die in der Nacht zuvor unter hohen Verlusten hinter der Landungsfront abgesetzt worden waren, fünf Landeköpfe gesichert. Bei der Operation Tonga sprangen britische und kanadische Fallschirmjäger und Kommandoeinheiten hinter dem Strandabschnitt Sword ab oder wurden mit Lastenseglern abgesetzt. Sie konnten operativ wichtige Brücken wie die Pegasus- und Horsabrücke sowie die Artilleriebatterie bei Merville einnehmen, anschliessend halten und damit den Nachschub der deutschen Verbände sowie das Heranführen von Verstärkung unterbinden. Damit schufen sie einen Brückenkopf nördlich von Caen, der den alliierten Truppen in der Schlacht um Caen von Vorteil war.
Um einen gesicherten Brückenkopf aufzubauen, mussten die nächstgelegenen Städte eingenommen werden und ein Zusammenschluss der Landungstruppen erfolgen. Caen und das Umland boten ein gutes Terrain für das Anlegen von Flugfeldern. Ausserdem hatte Caen einen Hafen, über den Nachschub in die Normandie transportiert werden konnte.
Verlauf
Die Einnahme von Caen war bereits am D-Day das Ziel der britischen 2. Armee gewesen. Die Kontrolle über Caen und das Umland hätte den Alliierten den Bau von Landebahnen für Nachschubflugzeuge bzw. die Nutzung des Flugfeldes bei Carpiquet ermöglicht. Darüber hinaus wäre die Überquerung des Flusses Orne durch die Einnahme der Stadt und ihrer Brücken erleichtert worden.
Da es aber den Briten und Kanadiern aufgrund des starken deutschen Widerstandes nicht gelang, die Stadt in den ersten Tagen der Invasion unter ihre Kontrolle zu bringen, befahl Montgomery mehrmals Angriffe auf Caen und dessen Umland. Diese Operationen sollten nebenbei dem Zweck dienen, die deutsche Wehrmacht vom US-amerikanischen Sektor abzulenken und ihr dementsprechend einen Hauptangriff im britischen Sektor vorzutäuschen.
Unterdessen sabotierte die französische Résistance während der alliierten Operationen strategisch wichtige Schlüsselpunkte der deutschen Verteidigung wie beispielsweise Eisenbahnlinien oder Strassen.
Das Kampfgebiet bestand zum Teil aus einer Bocage-Landschaft mit vielen Feldern, kleinen Wegen, Flüssen und Bächen, die gute Verteidigungspositionen boten. Überlebende alliierte Soldaten berichteten, dass jedes einzelne Feld in heftigen Kämpfen erobert werden musste. Daneben war für Panzer sehr gut befahrbares Gelände vorhanden, was für die Alliierten wie auch für die Deutschen von grosser Bedeutung war.
Caen war für die Abstimmung der deutschen 7. Armee und 15. Armee im Département Pas-de-Calais äusserst wichtig. Nahmen die Alliierten Caen ein, dann würde ein Rückzug der deutschen Truppen von der Kanalküste unvermeidbar werden, um eine Verbindung zwischen ihnen aufrechtzuerhalten. Ein Rückzug entsprach aber keineswegs den Vorstellungen Adolf Hitlers, der befohlen hatte, jeden Meter Land zu verteidigen und zu halten. Aus diesem Grund konzentrierten die Deutschen ihre Streitkräfte im Gebiet um Caen. Sie verlegten 150 schwere und 250 mittlere Panzer in das Caen-Gebiet, jedoch lediglich 50 mittlere Panzer und 26 Panzerkampfwagen V Panther in das Gebiet der amerikanischen Verbände.
Die Schlacht bei Tilly-sur-Seulles (8. bis 19. Juni)
Vom 8. bis 19. Juni 1944 entbrannte bei Tilly-sur-Seulles eine Schlacht zwischen Teilen des britischen XXX Corps und der deutschen Panzer-Lehr-Division, die gemeinhin als Schlacht bei Tilly-sur-Seulles bekannt ist. Beide Parteien lieferten sich heftige Kämpfe um den Ort und die Frontlinie.
Erst als britische Verbände am Abend des 18. Juni in den grösstenteils zerstörten Ort vordrangen und sich dort trotz vereinzelter deutscher Gegenangriffe hielten, befahl Generalmajor Fritz Bayerlein, Kommandeur der Panzerlehrdivision, seinen Truppen, sich aus Tilly-sur-Seulles zurückzuziehen. Nachdem die Gegend etwa 23 Mal ihren Besitzer gewechselt hatte, gelang es der 50.britischen Infanteriedivision am 19. Juni, das Gelände komplett zu erobern. Bei den Kämpfen verloren auch 76 Dorfbewohner ihr Leben, etwa 10 % der Bevölkerung.
Die Panzerlehrdivision verfügte vor der Schlacht über 190 Panzer; danach nur noch über 66. Neben den Panzern verloren die Deutschen auch 5500 Mann. In Tilly-sur-Seulles befinden sich seitdem ein britischer Soldatenfriedhof und ein Museum, das an die Schlacht erinnert. Etwas weiter entfernt liegt ein weiterer Soldatenfriedhof, der Jerusalem War Cemetery, der kleinste Soldatenfriedhof in der Normandie.
Die Operation Perch (9. bis 14. Juni)
Der ursprüngliche Plan für Operation Perch sah vor, dass das britische XXX. Korps südöstlich von Caen vorstossen sollte. Die Einnahme von Caen sollte zu diesem Zeitpunkt schon abgeschlossen sein. Da der alliierte Zeitplan aber nicht eingehalten wurde, wurde der Operationsplan abgeändert. Das I. Korps sollte nun westlich von Caen, aus dem Orne-Brückenkopf, zwei Tage später zusätzlich angreifen. Nun sollte Caen mit Hilfe eines Zangenangriffs eingenommen werden.
Sowohl der Angriff des XXX. Korps als auch der des I. Korps verliefen schleppend. Das I. Korps, welches primär gegen die deutsche 21. Panzer-Division kämpfte, brach seinen Angriff am 12. Juni ohne grösseren Erfolg ab. Um die britischen Angriffe zu unterstützen, gingen nun auch kanadische Truppen zum Angriff über. Teile der kanadischen 3. Infanteriedivisiongriffen Stellungen der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ an. Ziel war die Stadt Le Mesnil-Patry. Der kanadische Vorstoss scheiterte unter hohen Verlusten und wurde abgebrochen. Westlich von Caen entstand derweil für die britischen Verbände eine günstige Gelegenheit. Die 1. US-Infanteriedivision drängte die schwer angeschlagene 352. Infanterie-Division zurück und entblösste dadurch die westliche Flanke der deutschen Panzer-Lehr-Division. Montgomery änderte daraufhin den Plan der Operation Perch, um die Panzer-Lehr-Division anzugreifen und die Stadt Villers-Bocage sowie andere nahegelegene Orte einzunehmen. Dafür wurde die britische 7. Panzerdivision von den Kämpfen bei Tilly-sur-Seulles abgezogen und in Richtung der entstandenen Lücke eingesetzt. Die Position der Panzer-Lehr-Division wäre dadurch unhaltbar geworden.
In den frühen Morgenstunden des 13. Juni nahmen britische Verbände der 22. Panzerbrigade die Stadt Villers-Bocage ein. Teile der in der Nähe befindlichen schweren SS-Panzer-Abteilung 101 unter dem Befehl von Michael Wittmann, die zur Sicherung der Strasse N 175 südlich von Caen bei Villers-Bocage unterwegs war, griffen die britischen Verbände an. Im anschliessenden Gefecht, das unter dem Namen „Schlacht um Villers-Bocage“ bekannt wurde, verloren die Briten 20 Cromwell-Panzer, vier Sherman Fireflys, eine Anzahl von Stuarts und über 30 Halbkettenfahrzeuge sowie Bren Gun Carriers.
Nach diesem Vorfall rückten andere deutsche Panzerverbände auf Villers-Bocage zu, verloren aber gegen die nun besser vorbereiteten Alliierten einige ihrer Tiger-Panzer. Auf deutscher Seite gingen während dieses Gefechts zehn von 25 Panzern, auf alliierter 30 Panzer und mehr als 30 leicht gepanzerte Fahrzeuge von insgesamt 200 verloren. Ohne militärische Notwendigkeit und trotz der erfolgreich abgewehrten Gegenangriffe befahlen die britischen Kommandeure nun den Rückzug der 7. Panzerdivision, was dazu führte, dass die Gelegenheit, deutsche Verbände zu flankieren, vergeben wurde.
Am 14. Juni, nach dem Rückzug aus Villers-Bocage, hatte die 7. Panzerdivision in der Nähe von Amayé-sur-Seulles Verteidigungspositionen bezogen. Derweil erneuerte die britische 50. Infanteriedivision ihren Angriff auf die Stellungen der Panzer-Lehr-Division, welche sich nun aus mehreren Richtungen bedroht sah. Ein Durchbruch durch die deutschen Linien gelang jedoch nicht. Daraufhin entschied man, die 7. Panzerdivision völlig zurück zunehmen und die Frontlinie zu begradigen. Operation Perch war beendet.
Der Fehlschlag der Operation Perch beendete die „mobile“ Kriegsführung im Bereich Caen. Es folgte eine Serie von stückweisen alliierten Vorstössen zur Sicherung von Raum, welcher dringend benötigt wurde, um mehr Truppen und Material in den Brückenkopf bringen zu können. Die Kämpfe im östlichen Bereich der Normandie gingen nun in eine Art Abnutzungsschlacht über. Für den Fehlschlag der Operation wurden auf alliierter Seite vor allem der Kommandeur der 7. Panzerdivision George Erskine sowie der Kommandierende General des XXX. Korps Gerard Bucknall verantwortlich gemacht.
Michael Wittmann wurde von der deutschen Propaganda für seinen Einsatz bei Villers-Bocage als Kriegsheld gefeiert und von Josef Dietrich für das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern vorgeschlagen. Am 25. Juni erfolgte die Verleihung des Ordens durch Adolf Hitler in Berchtesgaden.
Am 14. und 15. Juni griffen 337 Flugzeuge der Royal Air Force deutsche Truppen und Fahrzeuge bei Aunay-sur-Odon und Évrecy nahe Caen an. Hintergrund dieses schnell ausgeführten Angriffs war ein detaillierter Bericht der alliierten Aufklärung über deutsche Einheiten und ihre Positionen. Klares Wetter ermöglichte es der RAF, beide Ziele ohne eigene Verluste erfolgreich zu bombardieren.
Die Operation Epsom (25. bis 30. Juni)
Soldaten der 7th Seaforth Highlanders, aus der schottischen 15. Division, rücken während der Operation Epsom am 26. Juni vor.
Elf Tage nach der Operation Perch begannen die Alliierten – nachdem sie sich zuvor gesammelt sowie formiert hatten, aber zwischen dem 19. und 22. Juni durch einen Sturm aufgehalten worden waren – die Operation Epsom.
Das aus kanadischen und schottischen Einheiten bestehende VIII. Korps unter Lieutenant General Richard O’Connor sollte den Fluss Odon westlich von Caen überschreiten und einen Brückenkopf bilden, mit dessen Hilfe die Einkreisung der Stadt ermöglicht werden sollte. O’Connor wurden für die Operation 60.000 Soldaten, über 700 Geschütze und etwa 600 Panzer zur Verfügung gestellt, von denen die meisten Truppen jedoch wenig Kampferfahrung besas- sen. Vorbereitende Angriffe durch Verbände des I. Korps und des XXX. Korps sollten den Hauptangriff unterstützen. Östlich der Hauptstossrichtung griff die britische 51st (Highland) Division die Stellungen der 21. Panzer-Division an. Der Angriff zielte darauf ab, die deutschen Verbände dort zu binden. Westlich des geplanten Hauptstosses griffen die 49. Infanterie-Division und die 8. Panzerbrigade an, um die dort gelegenen Höhen einzunehmen. Damit sollte die Flanke des Angriffes gedeckt werden.
Aufgrund schlechter Wetterverhältnisse und fehlgeschlagener Vorbereitungsangriffe wurde der alliierte Angriff erschwert. Die alliierte Artillerie unterstützte das Vorrücken mit einer Feuerwalze. Am 26. Juni wurde die alliierte Bomberflotte in England wegen schlechten Wetters an einer Luftunterstützung gehindert. Die alliierten Angriffe wurden überwiegend von SS- und Wehrmacht-Verbänden gestoppt. Die meisten der von den Alliierten besetzten Ortschaften konnten nicht gehalten werden. Nach schweren Kämpfen nahmen die Alliierten den Hügel 112 ein und sicherten ihn.
Wegen des starken deutschen Widerstands gelang den Alliierten bis zum Abend des 30. Juni 1944 zwar die Einnahme lokaler Ziele, jedoch musste der Brückenkopf über den Odon wieder geräumt werden. Das VIII. Korps verlor bei den Kämpfen schätzungsweise 4020 Soldaten. General Foulkes von der kanadischen 2. Infanteriedivision schrieb dazu: „Wenn wir bei Caen und Falaise ins Gefecht gingen, stellten wir fest, dass wir, wenn wir auf kampferprobte deutsche Truppen stiessen, ihnen nicht gewachsen waren. Ohne unsere Luft- und Artillerieunterstützung hätten wir uns nicht durchsetzen können“.
Ein 266 Flugzeuge umfassender Bomberverband der Royal Air Force wurde am 30. Juni 1944 angewiesen, eine Strassenkreuzung in Villers-Bocage zu bombardieren, um einen für die Nacht auf den 1. Juli vorhergesagten Angriff zweier deutscher Panzerdivisionen des gerade in der Normandie eingetroffenen II. SS-Panzerkorps auf die Nahtstelle der alliierten Armeen zu verhindern. Der Befehlshaber des Bomberverbandes wies seine Piloten an, bis auf 1200 Meter herunterzugehen, um Markierungen im Rauch und in hochgewirbelter Erde zu erkennen. 1100 Tonnen Bomben wurden abgeworfen, zwei Flugzeuge gingen verloren und der deutsche Angriff wurde verhindert.
Die Operation Windsor (4. bis 5. Juli)
Operation Windsor war ursprünglich für den 30. Juni vorgesehen. Die Operation war in Kombination mit der Operation Epsom geplant. Da diese nicht planungsgemäss verlief, wurde „Windsor“ einige Tage verschoben. Schliesslich erhielten kanadische Verbände, namentlich die kanadische 3. Infanteriedivision unter Rod Keller, den Auftrag, am 4. Juli 1944 das wenige Kilometer westlich von Caen gelegene Flugfeld bei Carpiquet einzunehmen. Das Flugfeld hätte bereits am D-Day erobert werden sollen, dies war aber fehlgeschlagen.
Das Dorf und das Flugfeld wurden von Grenadieren der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ verteidigt. Aufgrund der Wichtigkeit des Flugfeldes waren die Verteidigungsstellungen gut ausgebaut. Das Flugfeld war durch Stahlbetonbunker, Maschinengewehrtürme sowie unterirdischen Gänge, 7,5-cm-Panzerabwehrgeschütze und 20-mm-Flugabwehrkanonen befestigt. Des Weiteren war das Areal von Minenfeldern und Stacheldrahtverhauen umgeben. Die kanadischen Truppen wurden vor dem Angriff von der Résistance über die Verteidigungsanlagen informiert.
Auf deutscher Seite befand sich ein geschwächtes Infanteriebataillon im Kampf, das von 15 Panzern und sechs 8,8-cm-Geschützen unterstützt wurde. Auf kanadischer Seite kämpften vier Infanteriebataillone unterstützt von Panzerkräften in Stärke von zwei Bataillonen, dazu mehr als 700 Rohre sowie Schiffe als Artillerieunterstützung. Ein Geschwader Hawker Typhoon stand zusätzlich als Unterstützung bereit.
Der Angriff begann um 5 Uhr morgens mit Artillerieüberfällen von beiden Seiten. Die alliierte Artillerie bombardierte Carpiquet, während die deutsche reagierte und die vermuteten Vormarschrichtungen der kanadischen Soldaten unter Feuer nahm. Die ersten Kompanien des kanadischen Angriffes wurden vom deutschen Beschuss getroffen. Die Regimenter North Shore und Chaudière, die auf Carpiquet vorgingen, benötigten mehrere Stunden, um das Dorf von den Verteidigern zu säubern. Eine unterbesetzte Grenadierkompanie von ungefähr 50 Mann leistete erbitterten Widerstand im Häuserkampf und wurde erst durch den Einsatz von Panzern überwältigt. Weitere Truppenbewegungen wurden von den 8,8-cm-Flaks, die östlich von Carpiquet in Stellung gebracht waren, stark behindert. Die Angriffe der Royal Winnipeg Rifles von Westen her, die über offenes Gelände führten, fielen ähnlich schwer, als deutsche Truppen aus den südlichen Flugzeughallen das Feuer eröffneten. Deutsche Panzer unterbanden das Vordringen der alliierten Panzer und somit blieb die kanadische Infanterie auf sich gestellt. Nachdem einige Shermans ausgeschaltet worden waren, zogen sich die Soldaten des Royal Winnipeg Regiment wieder zurück.
Für die zweite Phase des Angriffes wurden die Queen’s Own Rifles in Marsch gesetzt. Sie bezogen Stellung nordwestlich des Flugfeldes. Die Winnipegs bekamen nun den Befehl, unterstützt von Artillerie und gepanzerten Fahrzeugen erneut in Richtung Flugfeld anzugreifen. Dieses Mal erreichten sie die äusseren Hangars, waren aber nicht in der Lage, diese einzunehmen. Da dieser Fehlschlag den Einsatz der Queen’s Own Rifles verhinderte, befahl Blackadder um 21 Uhr die Einstellung des Angriffes.
Die kanadischen Truppen konnten Carpiquet einnehmen und die unverteidigten Flugzeughallen im Norden des Flugfeldes besetzen. Die restlichen Flugzeughallen und der Kontrollturm blieben in deutscher Hand. Dadurch war Operation „Windsor“ auf operativer Ebene ein Fehlschlag. Die kanadischen Verbände verloren an diesem Tag 377 Mann, die North Shore und Winnipeg hatten mit jeweils 132 Toten die grössten Verluste. Panzerverluste sind nur vom 10th Armoured Regiment bekannt und werden mit 17 angegeben. Die Verbände der 12. SS-Division erlitten 155 Verluste.
Die Operation Charnwood (7. bis 9. Juli)
Der alliierte Plan sah vor, mit einem Flächenbombardement die deutschen Stellungen nördlich von Caen anzugreifen, um die Verteidiger zu demoralisieren und die Moral der eigenen Truppen zu heben.
Währenddessen erging am 7. Juli 1944 vom Wehrmachtführungsstab folgender Befehl (Anmerkung: Die 12. SS-Panzer-Division stand bis zu diesem Zeitpunkt unter direktem Befehl Adolf Hitlers):
- „Halten der jetzigen Front, […] Freimachen der 12. SS-Panzerdivision und Ersatz der abgekämpften Infanteriedivisionen durch frische;“ […]
- „Einsatz der gesamten Organisation Todt“ (Bauorganisation für militärische Anlagen […]
Der Kommandeur der Division SS-Oberführer Kurt Meyer kommentierte hierzu, es sei der Befehl, in Caen zu sterben.
Nachdem die Alliierten einige Zeit brauchten, um sich neu zu ordnen und logistische Anforderungen zu erfüllen, begann die Operation Charnwood am 7. Juli 1944. Die kanadische 1. und britische 2. Armee mit etwa 115.000 Mann sassen bei von deutschen Verbänden gehaltenen Dörfern nördlich von Caen fest, weshalb die RAF zunächst plante, ihren Angriff auf die Dörfer zu fliegen, dies aber dann doch aufgrund der gefährlichen Nähe zu den eigenen Bodentruppen unterliess. Daraufhin wurde das zu bombardierende Gebiet weiter in Richtung Caen verschoben. Rund 450 Lancaster- und Halifax-Bomber der RAF flogen am 7. Juli gegen 22 Uhr bei klarem Wetter zum Zielgebiet und warfen etwa 2300 Tonnen Bomben ab.
Das Bombardement schadete den deutschen Verbänden wenig, umso mehr jedoch den nördlichen Vororten der Stadt, die grösstenteils zerstört wurden sowie den französischen Zivilisten, von denen etwa 3000 starben. Nachdem es den Deutschen gelungen war, mit einer FlaK ein alliiertes Flugzeug abzuschiessen, stürzten später drei weitere über alliiertem Luftraum ab. Zusätzlich zum Bombardement schoss die Schiffsartillerie von den Stränden aus auf die Stadt.
Der Autor Alexander McKee sagte zu dem Bombardement am 7. Juli folgendes:

„Die 2500 Tonnen Bomben unterschieden in keiner Weise zwischen Freund und Feind. Sollten die britischen Befehlshaber geglaubt haben, dass sie die Deutschen einzuschüchtern vermochten, indem sie die Franzosen umbrachten, so hatten sie sich schwer getäuscht“.
Der beabsichtigte demoralisierende Effekt war gering, da der Bodenangriff nicht unmittelbar nach dem Bombardement erfolgte, sondern erst am nächsten Morgen, dem 8. Juli, um 4:30 Uhr. Durch die entstandenen Schuttberge wurde zudem der Einsatz von Panzern erschwert. Später, als die Stadt eingenommen worden war, wurde festgestellt, dass sich weder deutsche Geschütze noch Panzer oder Tote im Zielgebiet befanden.
Am Ende des 8. Juli hatten sich die alliierten Truppen nur um einen Kilometer vorgekämpft. Nachdem sich die deutschen Truppenverbände am Morgen des 9. Juli grösstenteils aus dem Nord- und Westteil sowie dem Zentrum der Stadt zurückgezogen hatten, rückten alliierten Truppen in das nördliche Ende Caens ein, wurden aber beim weiteren Vorrücken von Scharfschützen aufgehalten. Um 18 Uhr des 9. Juli erreichten erste Einheiten den Fluss Orne in Caen. Am Abend des 9. und am 10. Juli rückten die Alliierten dann in das Stadtzentrum ein. Pioniere wurden damit beauftragt, die Brücken über die Orne zu reparieren und Trümmer aus dem Weg zu räumen. Der Pionier Arthur Wilkes beschrieb den Zustand der Stadt wie folgt: „Berge von Trümmern, [etwa] 20 oder 30 Fuss [≈ 6 oder 9 m] hoch […] die Toten lagen überall“. Im Kriegstagebuch des 1st Battalion King’s Own Scottish Borderers steht in einem Eintrag zum 9. Juli: In den stehengebliebenen Häuser regte sich langsam das Leben, als die französischen Zivilisten realisierten, dass wir die Stadt erobert hatten. Sie kamen rennend mit Gläsern und Weinflaschen aus ihren Häusern heraus. Viele Einwohner Caens waren nach dem Ende der Operation tot oder obdachlos.
Die Operation Charnwood verfehlte ihr Ziel der Eroberung Caens. Der Norden und Westen der Stadt wurde besetzt, aber der östliche Teil der Stadt bzw. die östlich gelegenen Vororte, in dem sich auch die Stahlwerke von Colombelles (mit hohen Beobachtungsstellungen) befanden, blieben in deutschen Händen. Es dauerte noch etwa neun weitere Tage, bis die südlichen und östlichen Stadtteile sowie die Gegend und die Vororte südlich und östlich der Stadt am 19. Juli von den Briten und Kanadiern erobert wurden. Strategisch gesehen war die Operation jedoch ein Erfolg, denn die Deutschen vermuteten jetzt, dass der alliierte Hauptangriff im britischen Frontabschnitt stattfinden würde, was jedoch nicht der Fall war (siehe Operation Cobra). Schlussendlich verhalf diese Täuschung der deutschen Verteidiger den Alliierten zum Sieg in der Normandie.
Die Operation Jupiter (10. bis 11. Juli)
Das VIII. britische Korps unter Richard O’Connor versuchte erneut, den Brückenkopf bei Caen auszubauen. Die 43rd (Wessex) Infantry Division unter Generalmajor Ivor Thomas sollte dann am 10. Juli im Verlauf der Operation Jupiter den bereits während der Operation Epsom kurzzeitig gehaltenen „Hügel 112“ von den Deutschen zurückerobern. Das Höhengelände um diesen zwischen den Flüssen Orne und Odon gelegenen Punkt wurde von beiden Seiten als entscheidend angesehen. In der ersten Phase sollten die Alliierten Hügel 112, Fontaine-Étoupefour und Éterville
erobern und in der zweiten Verteidigungspositionen auch den Hügel 112 beziehen sowie den Ort Maltot erobern. Später sollten die Verbände östlich in Richtung Orne vorstossen. Die 43. Division wurde für diese Operation durch mehrere zusätzliche Brigaden verstärkt. Insgesamt standen Generalmajor Thomas 13 Infanteriebataillone und 5 Panzerbataillone zur Verfügung. Des Weiteren wurden mehrere Artillerieverbände von anderen
Divisionen für den Angriff bereitgestellt, insgesamt über 300 Rohre. Auf deutscher Seite waren mehrere Teile von verschiedenen Verbänden der Waffen-SS beteiligt. Der Nordosten des Hügels im Bereich Maltot wurde von einigen Verbänden der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ gedeckt; diese wurden unterstützt von 30 Panzern der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“. Die Sicherung des Hügelkamms sowie der nördlich davon gelegenen Gebiete war Aufgabe der 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“. Teile der 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ agierten im Verlauf der Operation als Reserve.
Um 4:55 Uhr eröffnete die britische Artillerie das Feuer auf deutsche Stellungen. Die britische Infanterie begann zusammen mit unterstützenden Churchill-Panzern ihren Vormarsch in Richtung Hügelkamm. Die deutschen Verbände reagieren ihrerseits mit Artilleriebeschuss unter anderem durch 8,8-cm-Geschütze und Nebelwerfer. Die britischen Truppen machten langsame Fortschritte in Richtung Hügel 112. Währenddessen bereiteten sich südöstlich des Hügelkamms 20 Tiger der schweren SS-Panzer-Abteilung 102 auf einen Gegenangriff vor. Einige Panzer IV sowie Sturmgeschütz III der Division „Frundsberg“ bereiteten sich ebenfalls auf einen Gegenangriff zwischen Hügel 112 und 113 vor. Der Grossteil der britischen Panzer wurde bei diesen Gegenangriffen vernichtet. Die britischen Versuche, die südliche Seite des Hügels zu sichern, wurden somit abgewehrt; den deutschen Truppen gelang es aber auch nicht, die Nordseite des Hügels zurückzuerobern. Daraufhin erneuerten die Briten ihren Angriff mit frischen Kräften und Artillerieunterstützung. Die Deutschen reagierten wiederum mit Gegenangriffen. Die Kämpfe um den Hügel wurden nun von beiden Seiten verbissen geführt. Es entstand zum Abend des 10. Juli eine Pattsituation. Verbände beider Seiten waren nur wenige hundert Meter voneinander entfernt und eingegraben.
Neben dem Vormarsch auf den Hügelkamm selbst unternahmen die britischen Verbände gleichzeitig weiter nördlich Angriffe. In den Morgenstunden nahmen sie sowohl das Château de Fontaine-Henry als auch einige Stunden später das weiter westlich gelegene Éterville ein. Gegen 10 Uhr war auch Maltot in britischer Hand. Eine halbe Stunde später berichteten die britischen Truppen in Maltot, dass zwölf ihrer Churchill-Panzer ausgeschaltet worden seien. Einige Tiger-Panzer, unterstützt von Grenadieren der SS-Division „Leibstandarte“, griffen das Dorf an und nahmen es schliesslich wieder ein. Am späten Nachmittag wurde ein weiteres britisches Bataillon nach Maltot geschickt. Dieser Vorstoss scheiterte unter hohen Verlusten, der Rest der Angreifer wurde durch einen weiteren deutschen Angriff am späten Abend aufgerieben. Bis zum Einbruch der Nacht waren die britischen Truppen wieder nach Éterville zurückgedrängt.
Der erste Tag der Operation Jupiter endete für die 43. Wessex-Division mit knapp über 1000 Mann Verlusten und 43 verlorenen Panzern. Der Angriff auf den Hügelkamm brachte Geländegewinne, aber deutsche Truppen waren immer noch in dem Gebiet eingegraben. Fontaine-Étoupefour und Éterville etwa drei Kilometer nördlich des Kamms waren in britischer Hand. Maltot östlich des Kamms wurde an deutsche Gegenangriffe wieder verloren. Die Frontlinie in der Nacht zum 11. Juli verlief nun ungefähr von Éterville nach Fontaine-Étoupefour und dann südlich in Richtung Hügel 112.
Bereits am Abend des 10. Juli unternahm Oberst Sylvester Stadler der 9. SS-Division Aufklärungsmissionen, um einen grösseren Gegenangriff vorzubereiten. Ziel der für den 11. Juli vorgesehenen Gegenstösse war die Rückeroberung von Éterville und Fontaine-Étoupefour durch Kräfte der 1. SS-Division sowie das Zurückdrängen der britischen Kräfte vom Hügelkamm durch Teile der 9. und 10. SS-Division.
Während der Nacht gab es ständig kleinere Gefechte zwischen deutschen und britischen Truppen. Zwei deutsche Bataillone griffen während der Nacht erneut in Richtung Éterville an. Der Ort war nun hart umkämpft und wechselte mehrmals den Besitzer. In den frühen Morgenstunden bezogen schottische Verbände dort Stellung. Gegen Mittag des 11. Juli nahmen Soldaten der Leibstandarte mit Sturmgeschütz-Unterstützung Éterville ein, gegen 14 Uhr verloren sie es wieder. Bis zum Ende des Tages wurde der Ortsrand wieder durch deutsche Truppen eingenommen. Die Frontlinie der Leibstandarte war bis zum Abend wiederhergestellt und verlief von Maltot nördlich nach Louvigny nahe Caen. Die Nacht zum 11. Juli war am Hügel 112 durch Artilleriebeschuss beider Seiten gezeichnet. Das britische Bataillon auf dem Gipfel des Hügels wurde in der Nacht durch 15 Sherman-Panzer verstärkt. Gegen 6 Uhr morgens griffen deutsche Grenadiere, unterstützt von einigen Tigern, den Hügel von Süden her an. Die Verteidiger sahen sich gezwungen, sich nördlich in Richtung Odontal zurückzuziehen. Der Gipfel des Hügels 112 blieb aber vorerst Niemandsland. Die britischen Truppen wurden reorganisiert und unternahmen einen erneuten Versuch, den Hügel einzunehmen, wurden jedoch durch einen weiteren deutschen Gegenangriff zurückgeworfen. Operation Jupiter war hiermit beendet.
Operation Jupiter endete mit sehr geringen Raumgewinnen. Die Verluste der Angreifer werden auf etwas über 2000 Mann geschätzt. Am ersten Tag der Operation wurden 43 Panzer als verloren gemeldet. Die Panzerverluste für den zweiten Tag sind ungewiss. Neben den geringen Raumgewinnen lässt sich der Operation der Fakt positiv anrechnen, dass sie deutsche Kräfte band. Die 9. SS-Division zum Beispiel war im Begriff gewesen, sich aus der Front herauszulösen, um eine operative Reserve zu bilden. Dies wurde durch die britischen Angriffe verzögert. Da es der Wehrmacht im Gegensatz zu den Alliierten an gepanzerten Kräften mangelte, kann dies als strategischer Vorteil betrachtet werden. Operativ war Jupiter ein aufwändiger Fehlschlag.
Die Operation Goodwood (18. bis 20. Juli)
Vorbereitung
Bei einem Treffen mit Feldmarschall Montgomery am 10. Juli 1944 schlug der Kommandeur der 2. Armee, General Miles Dempsey, den Plan zur Operation Goodwood vor. Am selben Tag genehmigte Montgomery auch die Operation Cobra.
Bis Mitte Juli 1944 hatten die Briten 2250 mittelschwere und 400 leichte Panzer in drei Panzerdivisionen und zahlreichen unabhängigen Panzerbrigaden in die Normandie gebracht. Da die 2. Armee es sich leisten konnte, Panzer zu verlieren, jedoch keine Soldaten, wurde ein Plan erstellt, der vorsah, die deutschen Positionen östlich von Caen mit mehreren Panzerdivisionen zu durchbrechen und in das südliche Hinterland Caens vorzustossen. Das kanadische II. Korps sollte gleichzeitig den noch von den Deutschen gehaltenen Teil Caens einnehmen. Dieser Teil der Operation wurde mit dem Codenamen Operation Atlantic bezeichnet. Die Operation Goodwood sollte am 18. Juli anlaufen, zwei Tage vor dem planmässigen Beginn der amerikanischen Operation Cobra. Die Operation Cobra begann jedoch erst am 25. Juli.
Obwohl erwartet wurde, dass es eine verlustreiche Operation werden würde, glaubte Dempsey, dass die Briten gute Chancen für einen Durchbruch hätten. Als Hauptstreitkraft sollten die Panzerdivisionen des VIII. britischen Korps unter General O’Connor eingesetzt werden. Etwa 700 Geschütze sollten vorher mit rund 250.000 Schuss den Angriff erleichtern. Des Weiteren waren Bomberverbände der RAF für drei Ziele – Colombelles-Mondeville, Toufreville-Emiéville und Cagny – vorgesehen. Das Ziel war, Bras, Hubert-Folie, Verrières, Fontenay, Garcelles-Secqueville,
Cagny und Vimont zu erobern. Ein weiteres Ziel war, die Deutschen von dem Bourgebus-Bergrücken zurückzudrängen. Kanadische Verbände sollten die Ostflanke und britische Infanterie die Westflanke sichern. Währenddessen wurde der Oberbefehlshaber der deutschen Heeresgruppe B, Erwin Rommel, am 17. Juli von alliierten Tieffliegern verwundet und zur Genesung nach Deutschland gebracht. Er wurde daraufhin am 19. Juli durch Generalfeldmarschall Günther von Kluge ersetzt.
Ausführung
Am 18. Juli 1944 wurde ein 942 Flugzeuge umfassender Verband der Alliierten, bestehend aus Bombern und Jägern, damit beauftragt, fünf Dörfer im Bereich östlich von Caen anzugreifen, um die Operation Goodwood zu erleichtern. Die Angriffe fanden in der Dämmerung am Morgen des Tages und bei guten Wetterverhältnissen statt. Vier der Ziele waren durch Pfadfinderflugzeuge ausreichend markiert, bei dem fünften Ziel mussten die Bombermannschaften auf anderem Weg das Ziel finden. Unterstützt von amerikanischen Bombern und Jägern warfen die britischen Flugzeuge rund 6800 Tonnen Bomben über den Dörfern und dem umliegenden Gebiet ab. Zwei deutsche Einheiten, die 16. Luftwaffen-Felddivision der Luftwaffe und die 21. Panzer-Division, traf das Bombardement im Vergleich zu den restlichen deutschen Einheiten sehr hart. Insgesamt wurden sechs alliierte Flugzeuge von deutschen Flugabwehrgeschützen sowie anderen Bodentruppenabgeschossen. Ein walisischer Soldat beschrieb die Luftoperation:

„Der gesamte nördliche Himmel war, so weit das Auge sehen konnte, von ihnen [den Bombern] gefüllt – Welle über Welle, eine über der anderen, die sich nach Osten und Westen ausdehnten, so dass man dachte es ginge nicht mehr weiter. Jeder hatte jetzt sein Fahrzeug verlassen und starrte verwundert in den Himmel bis die letzte Welle von Bombern ihre Bomben abgeworfen hatte und den Rückflug antrat. Danach begannen die Geschütze mit einem immer lauter werdenden Geschützfeuer das Werk der Bomber zu vollenden“.
Die drei alliierten Panzerdivisionen mussten Wasserhindernisse und ein Minenfeld überwinden, um in ihre Startposition zu gelangen. Der Fluss Orne und der Caen-Kanal verliefen hinter der britischen Front und stellten somit Hindernisse für das Vorankommen dar. Sechs kleine Brücken waren vorhanden, um die 8000 Fahrzeuge einschliesslich der Panzer, der Artillerie, der motorisierte Infanterie, der Pioniere und der Nachschubfahrzeuge über die Flüsse zu bringen. Es lag auf der Hand, dass ein Verkehrschaos folgen würde. Dempseys vorgeschlagene Lösung war verhängnisvoll – er beauftragte seinen Korpskommandanten O’Connor, die Panzer vorfahren zu lassen und alles andere, einschliesslich der Infanterie, der Pioniere und der Artillerie, auf der anderen Seite zurückzulassen, bis alle Panzer den Fluss überquert hatten.
Nachdem die Brücken überquert waren, musste ein britisches Minenfeld, das nur Tage vorher durch die 51st (Highland) Division gelegt worden war, überwunden werden. Das Minenfeld bestand aus einer Mischung aus Panzer- und Antipersonenminen. Dieses Hindernis hätte durch massive Pionierunterstützung vor der Schlacht geräumt werden können. Da die Deutschen jedoch das Minenfeld vom Stahlwerk im deutsch besetzten Caener Vorort Colombelles aus beobachten konnten, hätte sie eine gross angelegte Minensäuberung auf den bevorstehenden Angriff aufmerksam gemacht.
Ein Fehler der Alliierten war, dass sie den Überraschungseffekt vergaben. Die vielen Panzer wurden durch die engen Brücken und das Minenfeld verlangsamt. Durch das Entschlüsseln von alliierten Nachrichten waren die Deutschen seit dem 15. Juli ausserdem gut über die Zeit und den Ort des Angriffs informiert und verstärkten daraufhin ihre Verteidigung. Ausserdem war die Feuerunterstützung schlecht. Die Artillerieeinheiten blieben westlich der Orne, so dass die deutschen Hauptverteidigungsstellungen beim Bourgebus-Bergrücken nicht in ihrem Schussbereich lagen. Auch die Koordination zwischen der Feldartillerie und den Panzern war unzureichend. Hinzu kam, dass das Gelände schlecht gewählt worden war. Im Gebiet befanden sich viele kleine Dörfer, in denen jeweils eine kleine deutsche Garnison stationiert war und die ausserdem durch Tunnel verbunden waren. Im Angriffsbereich lagen ausserdem viele Beobachtungsposten, welche die alliierten Fortschritte überwachen konnten. Der Bergrücken war zudem mit zahlreichen deutschen Widerstandsnestern, denen schwere Waffen wie Maschinengewehre zur Verfügung standen, bestückt, die freies Schussfeld hatten.
Die deutsche Artillerie auf dem Bourgebus-Bergrücken bei Cagny und bei Emieville wurde weder durch Luft- noch durch Artillerieunterstützung geschwächt. Von diesen Orten hatten die Deutschen ein freies Schussfeld auf die alliierten Verbände. Die Deutschen hatten vor dem Bergrücken die 16. Luftwaffen-Felddivision sowie die 346. Infanterie-Division positioniert. Dahinter befanden sich am abfallenden Hang in massiven Steinhäusern Panzerabwehrgeschütze der 21. Panzer-Division, deren Schussfelder sich überschnitten und die von Infanterie unterstützt wurden. Auf dem Bergrücken waren 78 8,8-cm-FlaK postiert, die einen Sherman mit einem Schuss zerstören konnten. Auf dem Hinterhang lagen drei Kampfgruppen, bestehend aus jeweils 40 Panzern und einem Panzergrenadierregiment und weiter hinten standen Artilleriereserven bereit. Die Pioniere der 51st (Highland) Division säuberten zwei Nächte vor dem Angriff das Minenfeld, so dass 17 Korridore von der Breite eines Panzers entmint waren.
Ein weiterer Grund für den alliierten Misserfolg war die Überforderung der britischen 11. Panzerdivision: Obgleich sie die Einheit war, die den Angriff anführte, hatte die Division auch die Aufgabe, die Dörfer an der Frontlinie zu säubern, nämlich Cuverville und Démouville. Diese sollten dann durch die nachfolgenden Einheiten gesichert werden. Die Panzerverbände der Division griffen schliesslich den Bergrücken an, während die Infanteriebataillone die Dörfer säuberten. Dieses verlangsamte das Vorgehen und verhinderte eine sinnvolle Zusammenarbeit.
Der Grossteil der alliierten Verbände errang nur langsam Geländegewinne. Die 29. Panzerbrigade der 11. Panzerdivision – der aktivste Verband der Alliierten an diesem Tag – hatte am Mittag jedoch schon fast elf Kilometer erobert.
Als die Bahnstrecke Caen-Vimont am 18. Juli gegen 9:30 Uhr vormittags erreicht worden war, hatten sich die Deutschen von der Bombardierung erholt. Zwölf alliierte Panzer wurden zerstört, als eine 8,8-cm-FlaK mehrfach auf sie feuerte. Die Alliierten rückten langsam vor und überschritten die Bahnlinie, um sich dem Bourgebus-Bergrücken zu nähern, wo sie auf Verbände der 21. Panzer-Division, der 1. SS-Panzer-Division und zahlreiche Geschütze trafen. Für die meiste Zeit des Tages griff nur die 29. Panzer-Brigade ohne Artillerieunterstützung die deutschen Stellungen an. Die Infanteriebrigade war damit beschäftigt, zwei Dörfer hinter der Panzerbrigade zu säubern. Die restlichen zwei Panzerdivisionen waren noch dabei, die Brücken oder das Minenfeld zu passieren. Bei Dämmerung kämpfte zusätzlich nur ein Panzerbataillon der britischen 7. Panzerdivision, während die meisten der restlichen Panzerverbände bis um 10 Uhr nachmittags des 18. Juli an der Orne verharren mussten.
Einzelne Panzerbataillone kämpften ohne Unterstützung und nacheinander, anstatt zusammen zu kämpfen. Der grösste Teil des Geländegewinns wurde am Morgen des 18. Juli erzielt. Bis zum 19. Juli war auch die Stadt Caen grösstenteils unter alliierter Kontrolle.
Die Deutschen begannen am Nachmittag des 18. Juli einen Gegenangriff, der bis zum 20. Juli andauerte. Montgomery brach am 20. Juli die Operation ab, da bereits 6000 Soldaten ausgefallen und rund 400 Panzer verloren worden waren.
Auswirkungen
Die Operation ging zum Nachteil der Alliierten aus. Sie verloren schätzungsweise 400 Panzer und etwa 5500 britische und kanadische Soldaten. Die Deutschen hielten ihre wichtigsten Stellungen mit einem Verlust von 109 Panzern, was für sie, im Gegensatz zu den Alliierten, hoch war, da sie die Verluste schwer ersetzen konnten. Taktisch gesehen war die Operation eine Niederlage für die Alliierten, strategisch gesehen jedoch erreichte die Operation, dass die Deutschen den alliierten Hauptangriff jetzt noch stärker im britischen Sektor vermuteten. Durch diese Täuschung hatten es die Amerikaner bei der Operation Cobra leichter, erfolgreich zu sein. Die Deutschen konzentrierten sich im britischen Sektor und rechneten zudem aufgrund der Operation Fortitude mit einer zweiten, noch grösseren Invasion an der Strasse von Calais.
Die Operation Spring (25. bis 27. Juli)
Auf einer Konferenz am 22. Juli 1944 wurde die Operation Spring beschlossen, die am 25. Juli, unter Befehl des kanadischen Generals Guy Simonds, beginnen sollte. Das Ziel der Operation war unter anderem die Eroberung des Hochplateaus bei Cramesnil und La Bruyers, etwa fünf Kilometer südlich von Bourgebous, durch das II. kanadische Korps. Die Operation sollte simultan zur amerikanischen Offensive weiter westlich ausgeführt werden.
Zwei kanadische Infanteriedivisionen sollten angreifen, woraufhin nachrückende Panzerdivisionen durch die von der Infanterie geschaffene Lücke durchbrechen und weiter vorrücken sollten, um entfernter gelegene Ziele zu erobern. Die kanadische 2. Infanteriedivision unter Generalmajor Foulkes sollte rechts, die kanadische 3. Infanteriedivision unter General Keller links vorrücken. Die Operation sollte aus drei miteinander verbundenen Teilen bestehen. Zuerst sollte die Linie May-sur-Orne–Verrières–Tilly-la-Campagne, danach die Linie Fontenay-le-Marmion–Roquancourt und das Hochplateau erobert werden. Wenn der Durchbruch durch die deutschen Linien gelungen sein würde, sollten gepanzerte Kräfte an der Strasse Caen–Falaise weiter vorrücken.
Da die deutschen Kommandeure weitere grössere Angriffe im britischen Sektor vermuteten, wurden zusätzliche Truppen in das Caen-Falaise-Gebiet gebracht. Am 25. Juni war das Heranführen der Kräfte laut OKW-Bericht im Wesentlichen abgeschlossen. Daher verfügten die Deutschen über fünf Panzerdivisionen und diverse Infanterieverbände, die in der Gegend stationiert waren. Diese grosse Konzentration an Formationen mit hohem Kampfwert machte einen alliierten Durchbruch an dieser Stelle sehr unwahrscheinlich.
Am Abend vor dem Angriff flogen 60 mittlere Bomber einen vorbereitenden Angriff auf deutsche Stellungen, welcher durch deutsches Flakfeuer stark behindert wurde. Der kanadische Angriff begann um 3:30 Uhr am Morgen des 25. Juli mit dem Vorstoss der North Nova Scotia Highlanders der kanadischen 3. Infanteriedivision. Der Angriff sollte durch künstliches Mondlicht unterstützt werden: Scheinwerfer strahlten die Wolkendecke an, um mit dem reflektierenden Licht die Positionen der Verteidiger zu illuminieren. Da die angreifende Infanterie aber gleichzeitig auch besser zu sehen war, ist der Nutzen dieser Aktion fragwürdig.
Die Operation erreichte nicht die vorher festgelegten Ziele, es gelang aber, Verrières zu erobern und zu halten, das eine gute taktische Position war. Der Ort an einem hochgelegenen Punkt ermöglichte es, ein grosses Gebiet zu überblicken. Auch wurde Tilly-la-Campagne erobert. Die Operation war eine der verlustreichsten der Kanadier im Zweiten Weltkrieg; sie verloren rund 1500 Mann.
Zeitgleich mit den Vorstössen der anderen Alliierten unternahmen die US-Truppen am 25. Juli einen Ausbruchsversuch aus ihrem Brückenkopf bei Saint-Lô, der in den Folgetagen im Westen zur Abschnürung der Cotentin-Halbinsel bis nach Avranches vordrang. Mit der Operation Cobra durchbrachen die US-Einheiten im Westen der Normandie nach anfänglicher Verzögerung schnell die deutsche Front und schwenkten dann nach Osten ein, was schliesslich mit Hilfe der nördlich kämpfenden Briten und Kanadier zum Kessel von Falaise führte. Der nicht vorhergesehene grosse Erfolg der Operation führte am 4. August zu einer Planänderung durch Montgomery, der einen weiteren Vorstoss nach Westen zu den Atlantikhäfen zugunsten eines schnellen Vordringens nach Osten abbrach. Operation Cobra kennzeichnet deutlich den Übergang vom Stellungs- zum Bewegungskrieg und war der Beginn des schnellen Vorstosses der Alliierten durch Nordfrankreich nach Osten.
Die Operation Bluecoat (30. Juli bis 7. August)
Montgomery wies den Oberbefehlshaber der britischen 2. Armee Dempsey an, im Verlauf der Operation Bluecoat mit kanadischer Unterstützung die deutschen Truppen südlich bzw. südwestlich von Caen zu vertreiben, um sie vom amerikanischen Sektor fernzuhalten. Der Grund war eine deutsche Aktion, die zum Ziel hatte, Nachschub und Unterstützung zu ihren Truppen vor dem amerikanischen Sektor zu schaffen. Die Operation begann am 29. Juli 1944 südlich von Caumont. Trotz des vorausgegangenen Artilleriefeuers gelang es den Briten und Kanadiern nicht, einen Durchbruch zu erzielen, da die Deutschen ihre Minenfelder gut platziert hatten und auch ansonsten starken Widerstand leisteten. Das Gelände war wegen vieler Hecken und anderer Deckungen gut zur Verteidigung geeignet, was den Alliierten den Vormarsch zusätzlich erschwerte.
Erst als Teile der britischen 11. Panzerdivision eine Lücke in den deutschen Verteidigungslinien fanden, konnten die alliierten Verbände durchbrechen und auf die für die deutsche Verteidigung wichtige Stadt Vire vorrücken. Sie hatten bald die Stadt vollkommen in ihrer Hand, die wegen des alliierten Bombardements und deutscher Sprengungen bis auf die Grundmauern abgebrannt war. Ausserdem eroberten die Briten den Mont Pinçon und trieben so einen sechs Meilen breiten Keil zwischen die deutsche 7. Armee und die 5. Panzerarmee.
Trotz einiger Niederlagen und Fehlschläge erreichte die am 7. August beendete Operation Bluecoat ihr Hauptziel, nämlich die deutschen Truppen vom US-Sektor fernzuhalten. Die deutschen Truppen waren ausserdem weiter ins Landesinnere zurückgeworfen worden.
Der deutsche Gegenangriff – Unternehmen Lüttich (6. bis 8. August)
Die Deutschen begannen am späten Abend des 6. August 1944 mit der von Generalfeldmarschall Günther von Kluge geleiteten 7. Armee einen Gegenangriff – das Unternehmen Lüttich –, um die Alliierten wieder zurückzuwerfen.
Der deutsche Plan sah vor, mit der 7. Armee die Linie der Alliierten im südlichen Bereich der Cotentin-Halbinsel zu durchbrechen und die amerikanischen Einheiten abzuschneiden und aufzureiben. Die Anweisung Hitlers dazu erreichte den Oberbefehlshaber West Kluge am 2. August.
Nach anfänglichen Erfolgen gegen die amerikanischen Einheiten, vor allem der 6. US-Panzerdivision, kam der Angriff durch starke alliierte Luftangriffe aber zum Stehen. Vermehrter alliierter Widerstand zwang von Kluge, gegen Mitternacht des 8. August den Angriff vorerst auszusetzen.
Die Operation Totalize (7. bis 10. August)
Die Operation Totalize wurde am 7. August 1944 durch britische, kanadische und polnische Verbände ausgeführt. Ziel war der Ausbruch aus dem Normandie-Brückenkopf entlang der Strasse Caen–Falaise.
Wegen des Abzugs der Panzerverbände für das Unternehmen Lüttich hatten die Deutschen mehrere Infanterieverbände die Front bei Caen übernehmen lassen. Auf der 12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend lag nun die Hauptlast der Verteidigung gegen den weiteren alliierten Vormarsch. Feldmarschall Montgomery setzte das kanadische II. Korps, die 51st (Highland) Division und die polnische 1. Panzerdivision zur Unterstützung ein, um Richtung Falaise vorzurücken.
Der Plan sah einen Nachtangriff ohne vorangehendes Artilleriefeuer vor. Bombergeschwader sollten zuerst die Flanken angreifen. Zum Zeitpunkt, in dem die alliierten Verbände die Startlinie überschritten, sollte die Artillerie feuern. Danach sollten in der Nacht vom 7. auf den 8. August zwei alliierte Infanteriedivisionen angreifen. Kurz nach dem Mittag des 8. August sollten dann schwere Bomber der USAAF die deutschen Verteidigungsstellungen angreifen, woraufhin im Verlauf der zweiten Phase zwei Panzerdivisionen durchbrechen sollten. 1019 alliierte Flugzeuge bombardierten in der Nacht vom 7. auf den 8. August fünf starke deutsche Verteidigungsstellungen, die sich im Weg der alliierten Verbände befanden. Die Bombergeschwader trafen zielgenau die deutschen Stellungen und die Strassen um sie herum. Zehn Bomber, allesamt Avro Lancaster kamen zu Schaden, sieben von deutschen Jägern, zwei von FlaK, sowie einer aus einem unbekannten Grund.
Ian Hamington, Befehlshaber einer Kompanie Minenräumpanzer, berichtete, dass die Panzerbesatzungen beim Vorrücken in der Nacht so gut wie kein Sichtfeld hatten und teilweise noch nicht einmal die Rücklichter der vorderen Panzer sehen konnten, weil es so dunkel war und da so viel Rauch und Staub die Sicht erschwerte. Seinen Angaben zufolge kam noch eine Verwirrung durch den alliierten Funkverkehr hinzu. Trotz dieser Schwierigkeiten verlief die erste Phase gut für die Alliierten und wurde schnell durchgeführt. Die zweite verlief jedoch weniger gut, denn die Alliierten konnten nur Geländegewinne von zwei Kilometern verzeichnen.
Bei der Operation Totalize wurde auf taktische Neuerungen bzw. Veränderungen zurückgegriffen. Nachtangriffe waren immer schwerer als Angriffe am Tag, hatten aber den Vorteil der Überraschung. General Guy Simonds erreichte, dass für die Operation M7 Priest Kangaroo-Panzer, die für besondere Zwecke, beispielsweise als Sanitätspanzer, umgebaut worden waren, erfolgreich eingesetzt wurden.
Obwohl die Alliierten Falaise nicht erreichen konnten, rückten sie 13 Kilometer vor und fügten den Deutschen schwere Verluste zu – 560 Tote und 1600 Verwundete. Die Operation verlief zwar nicht erfolgreich, aber die Gesamtsituation in der Normandie hatte sich verändert. Die amerikanischen Streitkräfte waren nur 40 Kilometer von Simonds’ Brückenkopf entfernt. Wenn sich die beiden Verbände im Raum Falaise–Argentan zusammenschliessen könnten, würden sie die deutsche 7. Armee einschliessen. Simonds startete daraufhin die Operation Tractable, um näher an Falaise heranzukommen. Am 9. August fiel der deutsche Panzerkommandant Michael Wittmann im Zuge der Kämpfe während der Operation Totalize zwischen Caen und Falaise.
Die Operation Tractable (14. bis 15. August)
Der Plan der Operation Tractable war derselbe wie bei der Operation Totalise. Er sah wieder schweres Bombardement und einen in zwei Phasen gegliederten Angriff vor. Die Operation begann am 14. August. 805 Flugzeuge griffen sieben deutsche Truppenpositionen an, um den Vorstoss der kanadischen 3. Infanteriedivision auf Falaise am 14. August zu unterstützen, wobei zwei alliierte Flugzeuge zerstört wurden. Es wurde ein detaillierter Plan ausgearbeitet, der den Einsatz von Leuchtmarkierungen beinhaltete. Der Grossteil des Bombardements war genau und effektiv, einige Flugzeuge bombardierten aber auch Gelände, in dem sich Teile des kanadischen 12. Feldregiments aufhielten.
Etwa 70 Bomber nahmen 70 Minuten lang das falsche Gebiet unter Feuer. Die Kanadier erlitten dadurch aber nur geringe Verluste: 13 Soldaten wurden getötet, 53 verwundet und viele Fahrzeuge und Geschütze zerstört. Dieser Vorfall war nicht der erste während der Schlacht in der Normandie, bei dem alliierte Flugzeugverbände eigene Truppen angriffen. Ein Tag später wurde das kanadische Artillerieregiment erneut durch die Maschinengewehre von Spitfires der Royal Air Force und Mustangs der USAAF angegriffen.
Am ersten Tag rückten die Alliierten 8 km vor, wobei sie den Fluss Laison überqueren mussten, der sich als ein schwerer zu überwindendes Hindernis für die Panzer erwies, als die Alliierten vorausberechnet hatten.
Am Ende des zweiten Tages, dem 15. August 1944, war jedoch noch ein Grossteil des Zielgebietes in deutscher Hand.
Der Kessel von Falaise (16. bis 20. August)
Der von Hitler befohlene Angriff der deutschen 5. Panzerarmee in westlicher Richtung gab den Alliierten die Chance, die Deutschen zwischen Falaise und Argentan im sogenannten Kessel von Falaise einzuschliessen.
Am 8. August erreichte Pattons 5. US-Panzerdivision den Ort Le Mans, wo sie sich mit der französischen 2. Panzerdivision unter Jacques-Philippe Leclerc de Hauteclocque zusammenschloss. US-General Omar Bradley sprach sich am selben Tag mit Bernard Montgomery ab und erklärte ihm seinen Plan, die deutsche Armee westlich der Seine einzuschliessen. Dazu mussten Pattons beide Panzerdivisionen von Le Mans aus nach Norden wenden, um sich dort mit Montgomerys Divisionen zusammenzuschliessen, welche von Caen aus in südwestliche Richtung abdrehten.
Bradley befahl, Pattons XV. Korps nördlich von Argentan zu stoppen. So entstand eine 25 km breite Lücke, durch die die deutschen Truppen zu entkommen versuchten. Teile der 12. SS-Panzer-Division und der kanadischen 1. Armee lieferten sich daraufhin harte Kämpfe, die sich über mehrere Tage hinzogen. Zwischen dem 18. und 21. August schrumpfte der Kessel zu einer acht Kilometer breiten Strasse zusammen, die von bis zu 80.000 Granaten täglich beschossen und vielen Luftangriffen ausgesetzt war. Am 1. September war der Kampf mit dem Abzug der letzten deutschen Soldaten vorüber.
Falaise ist als Sieg für die Alliierten zu bewerten, da die deutschen Verbände zwischen dem 7. und 21. August etwa 50.000 Soldaten (einschliesslich Kriegsgefangene) und nahezu ihre gesamten schweren Waffen verloren; allerdings konnten zwischen 20.000 und 30.000 deutsche Soldaten aus dem Kessel entkommen, was Antony Beevor mangelndem taktischem Geschick vor allem Montgomerys zuschreibt.
Kriegsverbrechen
Kriegsverbrechen an deutschen Kriegsgefangenen
Kurt Meyer berichtet wie folgt über die Behandlung von deutschen Kriegsgefangenen durch kanadische Truppen:

„Am 7. Juni wurde mir ein Notizblock eines kanadischen Captains gegeben. Zuzüglich zu handgeschriebenen Befehlen wiesen die Notizen an: ’no prisoners were to be taken‘ [‚keine Gefangenen nehmen‘]. Einige kanadische Gefangene wurden [daraufhin] gefragt, ob die Instruktionen der Wahrheit entsprechen würden […] und sie sagten, dass sie den Befehl hatten, wenn die Gefangenen den Fortschritt behinderten, sie nicht gefangenzunehmen“.
Meyer soll daraufhin befohlen haben: „Was sollen wir mit diesen Gefangenen tun? Die essen nur unsere Rationen. In Zukunft werden keine Gefangenen mehr gemacht“.
Der kanadische Kompanieführer und Major Jacques D. Dextraze sagte und bestätigte damit Meyers Anschuldigungen gewissermassen:

„Wir passierten den Fluss – die Brücke war gesprengt worden. […] Wir nahmen 85 Kriegsgefangene. Ich wählte einen Offizier aus und sagte: ‚bring sie zum P.W. Käfig zurück.‘ Er ging zurück und befahl ihnen zu der Brücke […] zu rennen. Diese Männer waren schon einige Meilen gerannt. Sie kamen erschöpft an der Brücke an [aber der Offizier sagte:] Nein Nein, ihr nehmt nicht die Brücke, ihr schwimmt. Jetzt fielen die Männer in das Wasser. Die meisten ertranken. […] Danach wurden sie von den Pionieren, die die Brücke reparierten, aus dem Wasser geholt. Ich fühlte mich sehr schlecht, als ich sie alle aufgestapelt neben der Brücke sah. […]“.
Kriegsverbrechen an kanadischen Kriegsgefangenen
Mehr als 156 kanadische Gefangene sind Berichten zufolge von der 12. SS-Panzer-Division in den Tagen und Wochen nach dem D-Day in der Nähe von Caen getötet worden.
20 Kanadier wurden beim Massaker in der Abbaye d’Ardenne, in der Nähe von Villons-les-Buissons nordöstlich von Caen exekutiert. Der Kommandant des SS-Panzergrenadierregiments 25 der 12. SS-Panzer-Division, Kurt Meyer, hatte in der mittelalterlichen Abtei Abbaye d’Ardenne sein Hauptquartier bezogen und die Exekutionen mit hoher Wahrscheinlichkeit in Auftrag gegeben.
Am 7. Juni kämpften kanadische Truppen bei dem Ort Authie, wonach viele in der Abtei gefangen gehalten wurden. Zehn wurden daraufhin ausgewählt und vor der Abtei exekutiert. Der Rest wurde nach Bretteville-sur-Odon gebracht. Am Abend desselben Tages wurden elf Gefangene in den Garten eines Landschlosses geführt und erschossen.
Am Abend des 8. Juni wurden sieben weitere Kriegsgefangene, die bei Authie und Buron gekämpft hatten, zur Abtei gebracht, befragt und danach nacheinander erschossen. Die sieben Kanadier schüttelten sich vor der Exekution noch einmal die Hand, wurden dann in den Garten gebracht und mit Maschinenpistolenschüssen in den Hinterkopf exekutiert. Nach zehn Minuten waren alle sieben tot. Der polnische Gefreite Jan Jesionek, der in der 12. SS-Panzer-Division diente, berichtete später über die Geschehnisse. Die letzten Leichen wurden erst im Herbst 1945 gefunden.
Die Abbaye d’Ardenne wurde um Mitternacht des 8. Juli 1944 von den Regina Rifles erobert.
Kurt Meyer wurde wegen der Exekutionen im Dezember 1945 der Prozess gemacht. Er bestritt jedoch, davon gewusst zu haben. Er wurde trotzdem zum Tod verurteilt, was jedoch später in lebenslange Haft umgewandelt wurde. Am 7. September 1954 wurde er aus dem Gefängnis entlassen.
Zum Gedenken an die kanadischen Soldaten wurde bei der Abtei eine kleine Kapelle aufgestellt. Die Kapelle besteht aus einem Holzkreuz, über dem sich eine Nische befindet, in der wiederum eine Marienstatue aufgestellt wurde. Am Kreuz ist ein kanadischer Stahlhelm befestigt. An der Kapelle werden jedes Jahr Blumen der Kinder von Authie hinterlegt. 1984 wurde eine Gedenktafel aus Bronze an der Abtei aufgestellt, auf der steht:

„On the night of June 7/8, 1944, 18 Canadian soldiers were murdered in this garden while being held here as prisoners of war. Two more prisoners died here or nearby on June 17. They are dead but not forgotten“.
(Deutsch: „In der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 1944 wurden 18 kanadische Kriegsgefangene in diesem Garten ermordet. Zwei weitere Gefangene starben dort oder in der Nähe am 17. Juni. Sie sind tot, aber nicht vergessen“.)
Nachwirkungen und Gedenken
Es gelang den Alliierten durch die Operation Overlord und die Schlachten in der Normandie, Fuss zu fassen und eine feste Basis in Frankreich für die Befreiung Europas zu schaffen. Am 25. August beendeten die Alliierten die Schlacht um Paris mit der Einnahme der französischen Hauptstadt.
Caen sowie die umliegenden Dörfer und Städte wurden zum Grossteil zerstört. Die in Caen befindlichen Abteikirchen sowie die 1432 gegründete Universität Caen wurden ebenfalls zerstört. Die Gebäude wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut und teilweise auch erweitert. Aufgrund dessen ist das heutige Symbol der Universität von Caen der Phönix. Etwa 35.000 Einwohner Caens waren nach den schweren Kämpfen obdachlos.
Der Wiederaufbau des zerstörten Caen dauerte offiziell von 1948 bis 1962. Erstmals war am 6. Juni 2004 mit Gerhard Schröder ein deutscher Bundeskanzler zur Jubiläumsfeier der Invasion eingeladen.
Um der Schlacht um Caen und der Operation Overlord zu gedenken, wurden viele Denkmäler errichtet, so beispielsweise an der Strasse zur Odon-Brücke, bei Tourmauville ein Denkmal für die 15. Schottische Division oder auf dem Hügel 112 ein Monument für die 53. Walisische Division sowie eines für die 43. Wessex-Division. Des Weiteren wurde in der Nähe des Hügels 112 ein neuer Wald gepflanzt, der heute als Gedenkpark dient.
An die Landung in der Normandie, die Schlacht um Caen und den Zweiten Weltkrieg erinnert heute zentral das Mémorial de Caen. Es wurde auf Initiative der Stadt Caen über dem ehemaligen Befehlsbunker des Generals Wilhelm Richter, dem Kommandeur der 716. Infanterie-Division, errichtet. Am 6. Juni 1988 wurde es vom damaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand sowie von zwölf Botschaftern der an dem Kampf in der Normandie beteiligten Staaten eingeweiht. Das Museum ist pazifistisch orientiert und grenzt an den Parc international pour la Libération de l’Europe, einen Garten, der der alliierten Beteiligten der Invasion gedenkt.
Die alliierten Gefallenen sind auf dem Brouay War Cemetery, dem Banneville-la-Campagne War Cemetery (2.170 Gräber) und dem Bretteville-sur-Laize Canadian War Cemetery (2.957 Gräber) beerdigt.
Schlacht um Carentan (08.06.1944 – 15.06.1944)
Die Schlacht um Carentan fand vom 8. bis zum 15. Juni 1944 im Rahmen der alliierten Operation Overlord auf der französischen Halbinsel Cotentin im Département Manche statt. Die Stadt Carentan liegt im Hinterland des Strandabschnittes Utah, an dem die Amerikaner am D-Day, dem 6. Juni, landeten. Sie war eine Schlüsselstellung für die deutsche Verteidigung in der Normandie.
Vorgeschichte
Den Landungen des VII. und V. US-Korps an den Strandabschnitten Utah und Omaha waren am 6. Juni Luftlandungen der 82nd und 101st Airborne Division im Hinterland des Utah-Sektors zwischen Carentan und Sainte-Mère-Église vorausgegangen. Ihre Aufgabe hatte darin bestanden, die Landungen gegen deutsche Flankenangriffe von auf der Halbinsel Cotentin stationierten Truppen abzuschirmen. Nachdem es den Landungstruppen nicht wie geplant gelungen war, am Landungstag die Verbindung der Utah- und Omaha-Brückenköpfe herzustellen, beschloss das amerikanische Oberkommando am 7. Juni, den Zusammenschluss durch einen konzentrierten Angriff des VII. Korps auf Carentan und des V. auf Isigny herbeizuführen. Der 101. Luftlandedivision wurde dabei die Einnahme Carentans als alleiniges Ziel gesetzt.
Die von Deutschen besetzte Stadt konnte sehr gut als Ausgangspunkt eines Angriffskeils, der zwischen das V. Korps und das VII. Korps getrieben werden könnte, dienen. Dies musste mit allen Mitteln verhindert werden, um den Brückenkopf in der Normandie zu stabilisieren. Der Befehlshaber der 1. US-Armee General Omar Bradley stimmte mit dem Kommandeur des VII. Korps General J. Lawton Collins darüber überein, dass die Division verstärkt werden müsse, wenn es ihnen nicht in kurzer Zeit gelänge zu den Einheiten des V. Korps durchzubrechen.
Die Schlacht
Als die aktuellen Befehle eintrafen, war die 101. in Kämpfe bei St. Come-du-Mont verwickelt. Die Attacke unter dem Kommando von Colonel Robert F. Sink der 506. Fallschirminfanterie war auf 04:45 Uhr am 8. Juni angesetzt. Dazu sollten vier Bataillone eingesetzt werden; auf der rechten Flanke das 1. und 2. Bataillon der 506. Fallschirminfanterie, im Zentrum das 3. Bataillon und auf der linken Flanke das 1. Bataillon der 401. Gleiterinfanterie.
St. Come-du-Mont
Die Attacke begann mit Feuerschlägen auf 15 vorher ausgemachte deutsche Ziele. Das 3. Bataillon nahm Droueries und konnte schnell weiter südlich vorrücken. Als sie die Strassenkreuzung östlich von St. Come-du-Mont erreichten, waren sie den beiden anderen Flanken bedrohlich nahegekommen. Eine schnelle Umstrukturierung wurde vorgenommen und das 1. und 2. Bataillon bekamen die Aufgabe westlich von St. Come-du-Mont Verteidigungspositionen einzunehmen.
Während das 1. Bataillon der 401. Gleiterinfanterie etwas nachhing, konnte das 3. Bataillon die Strasse Richtung Carentan am späten Morgen erreichen.
Der Kommandeur des 3. Bataillons Colonel Julian J. Ewell meinte gesehen zu haben, dass sich die Deutschen westlich von St. Come-du-Mont zurückzögen. So beschloss er, südlich der Strasse die Zufahrtswege und Brücken einzunehmen. Doch als seine Männer über die Strasse stürmen wollten, wurden sie von deutschem Maschinengewehrfeuer und Panzergranaten aus den gegenüberliegenden Häusern beschossen. Aus Carentan heraus wurden sie von 81 mm-Mörsergranaten bombardiert. Da sie keinerlei Funkverbindung mit der eigenen Artillerie aufbauen konnten, zogen sie sich auf Stellungen östlich der Strasse zurück.
Auf dem Weg dorthin standen sie plötzlich im Feuer einer deutschen Gegenattacke aus dem Norden. Sie konnte zwar zurückgeschlagen werden, aber es hielten sich noch immer Deutsche auf einem kleinen Hügel, der die Strasse im Westen überragte.
Die Amerikaner bildeten eine Verteidigungslinie zum Hügel von Osten nach Westen und bekämpften fünf heftige deutsche Vorstösse, die bis kurz vor die Hecke verliefen, hinter der die Amerikaner lagen.
Am Nachmittag beorderte Colonel Sink das 1. Bataillon der 401. Gleiterinfanterie einzugreifen. Doch als sie vorzurücken begannen, zogen sich die Deutschen schnell zurück. Es wurde beobachtet, wie sie sich südwärts zwischen dem Bahndamm im Westen und der Strasse bewegten. Etwa vierzig beladene Lastkraftwagen auf der Strasse fielen in die Hände der Amerikaner.
Eine nach St. Come-du-Mont geschickte Patrouille fand den Ort völlig leer vor. Die 101. bereitete sich nun auf den Zugriff auf die vier Zufahrtsbrücken im Süden vor. Die zweite Brücke war schon am Nachmittag von den Deutschen gesprengt worden.
Die Attacke am Zufahrtsdamm
Am Abend des 8. Juni kontrollierte die 101. US-Luftlandedivision einen Verteidigungsbogen auf der südlichen Flanke des VII. Korps, der von Chef-du-Pont bis zur Mündung der Douve verlief. An der rechten Divisionsflanke hatte die 502. Fallschirminfanterie Positionen von Chef-du-Pont bis in der Nähe von Houesville bezogen. Das 327. Gleiterregiment unterstützte sie in der Nähe der Schleuse und der Hafenbrücken. Im Verteidigungszentrum stand die 506. Fallschirminfanterie beiderseits des Zufahrtsdamms nach Carentan. Die 501. Fallschirminfanterie stand bei Vierville-sur-Mer als Reserve im Rückraum.
Der Plan der 101. sah zwei Überquerungen der Douve vor. Der linke Flügel sollte um 01:00 Uhr am 10. Juni in der Nähe von Brevands den Fluss überqueren mit dem Ziel, das V. Korps südwestlich von Isigny bei der Brücke über die Vire zu erreichen, während die Hauptstreitmacht südwestlich nach Carentan vorrücken sollte. Der rechte Flügel musste zuerst den Zufahrtsdamm nordwestlich von Carentan überqueren, Carentan selbst aber umgehen und die Höhe 30 südwestlich der Stadt in Besitz nehmen. Die Höhe 30 lag genau am möglichen Fluchtweg der Deutschen, da die Wege nach Osten und Süden vom Canal de Vire et Taute und ausgedehntem Sumpfland versperrt waren. Im weiteren Verlauf sollten dann beide Flanken einen Ring um Carentan bilden, der sich immer weiter zuzog.
Der Vorstoss
Nach der Sicherung von St. Come-du-Mont war die rechte Flanke bereit zur Attacke auf den Zufahrtsdamm. Es gab Anzeichen dafür, dass Carentan nicht heftig verteidigt werden sollte. Die 506. hatte Aussenposten an den ersten zwei Brücken aufgestellt und am nächsten Tag machten sie einen Erkundungsvorstoss in die Aussenbezirke von Carentan. In der Nähe der vierten Brücke legten sie Feuer. Die amerikanische Luftaufklärung berichtete von der Evakuierung der Stadt und dass eine grosse Lücke in den Bahndamm gesprengt worden war, so dass die Strasse die beste Lösung war, um nach Carentan zu kommen. Der Zufahrtsdamm zog sich schmal und gerade durch die Marschlandschaft und die Amerikaner konnten anrückende Deutsche schnell ausmachen und sich selbst problemlos in alle Richtungen verteidigen.
Der Angriff wurde von der 502. ausgeführt. Lt. Col. Robert George Cole startete mit dem 3. Bataillon kurz nach Mitternacht am 10. Juni. Da die Pioniere, die die Brücke Nr. 2 reparieren sollten, nicht unter Feindbeschuss arbeiten konnten, wurde der Angriff kurz darauf aber abgebrochen. Etwas später wurde eine Patrouille zur Erkundung der Strasse ausgesandt. Der Kanal wurde von ihnen bei der Brücke Nr. 2 in einem Boot überquert. Als sie zur Brücke Nr. 4 weiterfahren wollten, war ihnen der Weg durch ein grosses Stahltor, ein sogenanntes Belgisches Tor, verwehrt. Während der Bemühung dieses Hindernis zu öffnen, explodierte plötzlich eine Mörsergranate neben ihnen. Im selben Augenblick begann ein Gewitter aus Maschinengewehrfeuer und weiteren Granaten von deutschen Stellungen neben der Strasse auf sie einzuprasseln. Zwar musste sich die Patrouille gegen 05:30 Uhr wieder zurückziehen, aber nun war bekannt, dass die Deutschen die Verteidigung von Carentan noch nicht aufgegeben hatten.
Als neuer Angriffstermin wurde dem Bataillon der Nachmittag angekündigt. Dieses Mal sollten das 65. Panzerfeldartilleriebataillon und das 907. Gleiterfeldartilleriebataillon mit ihren Geschützen eine erhebliche Unterstützung liefern. Das meiste Artilleriefeuer wurde auf die bekannten und vermuteten feindlichen Stellungen konzentriert, die hauptsächlich südwestlich der Brücke Nr. 4 lagen. Am Mittag war es den Pionieren noch nicht gelungen, die grosse Lücke an Brücke Nr. 2 zu schliessen. Lt. Col. Cole und drei andere Soldaten legten Planken über die Brücke, so dass am frühen Nachmittag das Bataillon einer nach dem anderen die Brücke überqueren konnte. Aus Richtung Carentan eröffnete immer wieder eine 8,8-cm-Kanone das Feuer auf die Strasse, hielt aber die Männer nicht auf. Die Soldaten gingen geduckt oder krochen den Damm entlang. Als nach drei Stunden die meisten Amerikaner drei Brücken überquert hatten und sich jenseits Brücke Nr. 2 befanden, eröffneten die Deutschen das Feuer aus schützenden Hecken und einem grossen Bauernhof an der rechten Seite. Die Männer liessen sich sofort in die Gräben rollen. Als sie versuchten, weiter vorzurücken bestrich ein Maschinengewehr mit zahlreichen Garben die Gräben. Nachdem drei Soldaten getroffen worden waren, zog sich die Gruppe wieder zurück.
In einer langen Reihe, Mann hinter Mann, zog das Bataillon die Strasse entlang, unfähig sich zur rechten und linken Flanke verteidigen zu können. Ständig lagen sie unter deutschem Maschinengewehrfeuer. Das belgische Tor an Brücke Nr. 4 musste von ihnen einzeln nacheinander bei direktem Beschuss unterquert werden. Ohne die Unterstützung der Artillerie, die von 16:00 bis 23:30 Uhr die deutschen Stellungen beschoss, wäre dies ein unmögliches Unterfangen gewesen. Ein Teil der G-Kompanie, die das Bataillon anführten, nahm Positionen rechts von der Brücke ein, während der Rest versuchte, durch die enge Öffnung zu schlüpfen. Sechs Soldaten gelang es durchzukommen, aber der siebte wurde getroffen. Sofort wurde die Aktion abgebrochen und eine Verteidigungsstellung aufgebaut. Auch drei Mörser kamen dazu.
Der Bauernhof
Das komplette Bataillon sass nun fest. Die I-Kompanie hockte neben dem Damm bei Brücke Nr. 3 und war so gut wie deckungslos dem deutschen Feuer ausgeliefert. Sie wurden schwer getroffen. Zuerst von Gewehrfeuer und gegen 23:30 Uhr auch von zwei deutschen Kampfflugzeugen, die sie beschossen und Bomben auf ihre Position abwarfen. Während einer kurzen Feuerpause um Mitternacht konnten sich von den ursprünglich 80 Soldaten der Kompanie nur noch 21 Männer und zwei Offiziere bis hinter die Brücke Nr. 2 zurückziehen. Die Feuerpause nutzten auch Soldaten der H-Kompanie, um Männer durch das Tor an Brücke Nr. 4 zu schleusen.
Gegen 04:00 Uhr am 11. Juni wurde das 3. Bataillon von der Regimentsführung angewiesen, die Attacke fortzusetzen. In der Dunkelheit stiessen die G-Kompanie und die Kompanie aus dem Hauptquartier durch das Tor an Brücke 4 weiter vor. Beiderseits des Strassendamms rückten sie vor. Die Hauptposition der Deutschen schien ein grosser Bauernhof rechts der Strasse zu sein, der von hohen Hecken umschlossen war. Er erhob sich deutlich auf einer kleinen Anhöhe aus dem Marschland.
Als sich die ersten Soldaten dem Hof näherten, wurden sie mit Gewehren, Maschinenpistolen und Mörsern angegriffen. Ein konzentrierter amerikanischer Artilleriebeschuss änderte an der Situation wenig. Daher befahl Lt. Col. Cole einen Bajonettangriff auf die deutsche Position. Dazu liess er von der Artillerie Rauchbomben in das Gebiet schiessen. Um 06:15 Uhr nach Beendigung des Artilleriefeuers pfiff Cole zum Angriff, doch ihm folgten von den ursprünglich 250 Männern nur 20, weitere 50 griffen mit Major Stopka das Haus an. Dadurch, dass die Amerikaner über ein weites Gebiet verteilt in Deckung lagen, hatte sich der Befehl nicht überall herumgesprochen. Zusätzlich hatte die G-Kompanie Feindkontakt und wurde von deutschen Einheiten mit Maschinenpistolen auf der Aue östlich der Strasse nach Carentan attackiert. Dabei wurde der kommandierende Offizier von einer zu kurz geschossenen Artilleriegranate verletzt. Als die Kompanie den Pfiff von Cole hörte, bzw. sah, dass die anderen Amerikaner auf den Bauernhof zustürmten, rannten sie eiligst hinterher.
Männer der H-Kompanie erreichten als erste den Bauernhof, fanden ihn aber verlassen vor. Das feindliche Feuer kam jetzt aus einer hohen Hecke, die rechtwinklig zur Strasse verlief. Die Amerikaner stürmten den Bereich und töteten die Deutschen mit Handgranaten und den Bajonetten. Der einzige deutsche Widerstand, der nun noch existierte, lag im Süden, von wo aus stetig auf die Amerikaner gefeuert wurde. Cole wollte den Vorstoss eigentlich sofort weiter fortsetzen lassen, aber das Bataillon war kräftemässig nicht mehr dazu in der Lage. Alle Amerikaner versammelten sich nahe dem Bauernhof. Dort stellte sich schnell heraus, dass die Einheiten im Kampfgewirr durcheinandergeraten waren und teils hohe Verluste erlitten hatten. Daher wurde dem 1. Bataillon der 502. Fallschirminfanterie der Befehl übermittelt, über die Position des 3. Bataillons hinaus den Angriff fortzusetzen.
Der Befehl erreichte das 1. Bataillon nördlich der Brücke Nr. 4. Unter Führung von Colonel Cassidy überquerten die Soldaten bei heftigem deutschen Gegenfeuer die Brücke und erreichten die Felder beim Bauernhof. Doch anstatt weiter vorzurücken, verstand sich das 1. Bataillon als Verstärkung für das 3. Durch den deutschen Beschuss hatten sie aber ebensolche Verluste erlitten und waren genauso in Unordnung geraten wie ihre Kameraden.
Auf der rechten Flanke gelang es den Amerikanern, eine Stellung der Deutschen einzunehmen, als diese gerade einen Stellungswechsel durchführen wollten. Die Deutschen zogen sich schnell in die südlichen Häuser zurück und die Amerikaner folgten ihnen. Dort lagen sie sich für den Rest des Tages gegenüber. Die kleine amerikanische Gruppe war damit am weitesten vorgerückt und befand sich rund 140 m weit weg vom restlichen Bataillon. Eine andere Gruppe installierte in einer Heckenecke hinter dem Bauernhof zwei Maschinengewehre, mit denen der Bereich östlich bis zu den Obstplantagen und die Strasse bis zur nächsten Kreuzung abgedeckt wurden. Trotz allem war dies kein koordinierter Angriff und Lt. Col. Cole war im Bauernhof sehr besorgt darüber, da er ohne Funkverbindung die Situation an beiden Flanken nicht einschätzen konnte. Zudem empfand er die Hilfe der Artillerie als kaum effektiv. Der Rückzugsraum war durch den Fluss eingeengt und eine eigene Reserve stand auch nicht zur Verfügung. Weiterhin bekam man die deutschen Verteidiger fast nie zu Gesicht und musste deren Stellungen und Entfernungen anhand der Lautstärke des Geschützfeuers abschätzen.
Der deutsche Gegenangriff
Am Morgen erhöhte sich die Intensität des deutschen Artillerie- und Mörserfeuers. Die Deutschen begannen mit einem Gegenangriff. Einer der heftigsten Vorstösse kam über die Obstplantage und galt den Amerikanern südlich und östlich des Bauernhofs. Doch durch die neuen Maschinengewehrstellungen konnten die Angreifer zum Abbruch der Attacke gezwungen werden.
Durch eine unerwartete Gefechtspause kurz vor Mittag ergab sich für die Amerikaner die Möglichkeit, die linke Flanke wieder aufzubauen. Die C-Kompanie stiess von Brücke Nr. 4 bis zu einem Kohlfeld zwischen Hecke Zwei und Drei vor, so dass sie die nächste Hecke und die Strasse unter Feuer nehmen konnte. Die A-Kompanie lag direkt hinter ihnen.
Am Mittag wurden die Einheiten von der Regimentsführung über eine Anfrage der Deutschen für einen Waffenstillstand informiert und das Feuer wurde eingestellt. Brigadegeneral Anthony C. McAuliffe, der die Operation der 101. US-Luftlandedivision leitete kam dies entgegen, da er nun selbst in der Lage war, die amerikanischen Opfer zu bergen. Major Douglas T. Davidson, der Regimentsarzt, ging daraufhin mit zwei deutschen Abgesandten durch die feindlichen Linien, um den Kommandeur in Carentan um eine Feuerpause zu bitten. Eine Unterredung wurde aber abgelehnt und Davidson kehrte unverrichteter Dinge wieder bis zur Brücke Nr. 4 zurück. In diesem Moment eröffnete die deutsche Seite in einer bisher ungekannten Intensität das Feuer aus allen verfügbaren Waffen und Geschützen. Lt. Col. Cole fragte sofort bei der Regimentsführung um Feuererlaubnis nach, die er jedoch nicht bekam, da Davidson noch nicht wieder zurückgekehrt war. Die Amerikaner an vorderster Front fällten jedoch ihren eigenen Entschluss und begannen zurückzufeuern. Da sie die deutschen Bewegungen während der Feuerpause beobachtet hatten, waren sie überzeugt davon, dass diese dazu gedient hatten die Stellungen zu stärken und eine schwere Artillerieattacke vorzubereiten.
Der erneute deutsche Angriff brachte die Amerikaner an ihre Grenzen. Die rechte Flanke musste sich zurückziehen, aber die Maschinengewehrstellung am Bauernhof half den anderen, ihre Positionen zu halten. Die Soldaten im Kohlfeld an der linken Flanke hielten ihre Stellungen gegen immer wieder vorgetragene deutsche Attacken aus den umliegenden Hecken und Gräben. Sie kamen den Amerikanern teilweise so nahe, dass diese das Geräusch der Verschlüsse beim Nachladen hören konnten. Zwar war die deutsche Artillerie eher schwach, aber die Mörser feuerten ununterbrochen.
Auf deutscher Seite trug das Fallschirmjägerregiment 6 unter dem Kommandeur Major Friedrich August Freiherr von der Heydte (der 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“ unterstellt) die Hauptlast des Gefechtes.
Der amerikanische Erfolg
Gegen 18:30 Uhr wollte Cole die Regimentsführung über seinen Rückzugsentschluss informieren, aber das Funkgerät war defekt. Cole nahm an, dass nur deutlich gesteigerte Artillerieunterstützung seinen Männern helfen konnte. Als der Funkspruch endlich abgesetzt werden konnte, änderte sich die Situation schlagartig. Die komplette amerikanische Artillerie begann umgehend mit einem intensiven Beschuss der deutschen Stellungen, wobei das Feuer sehr nah an die amerikanischen Positionen gesetzt werden musste. Dabei kamen zwei Soldaten ums Leben. Der Beschuss dauerte nur fünf Minuten, aber das reichte aus, um die Deutschen zum Rückzug in die Stadt zu bewegen. Ausgesandte Patrouillen konnten dies nur bestätigen. Das 1. und 3. Bataillon waren endlich in der Lage, sich gegen 20:00 Uhr zurückzuziehen. Das 2. Bataillon übernahm die jetzt neu eroberten Bereiche. Damit war der Weg nach Carentan von Norden her freigekämpft, doch die 502. Fallschirminfanterie war zu schwach, die Attacke fortzusetzen. Die 506. Fallschirminfanterie wurde als Entsatz beordert, um den Ort letztendlich gegen Widerstand am 15. Juni 1944 einzunehmen.
Schlacht um Villers-Bocage (13.06.1944 – 16.06.1944)
Die Schlacht um Villers-Bocage am 13. Juni 1944 war ein Zusammenstoss zwischen deutschen und britischen Panzerstreitkräften während der Schlacht in der Normandie. SS-Hauptsturmführer Michael Wittmann führte eine Einheit von sechs Panzerkampfwagen VI Tiger der Schweren SS-Panzer-Abteilung 101 zur Sicherung der Strasse N. 175 südlich von Caen bei Villers-Bocage. Die Kampfgruppe kam in der Nacht vom 12. zum 13. Juni an und fuhr in Richtung Nordosten von Villers-Bocage. Gegen 8:30 Uhr kamen zwei britische Bataillone (ein Panzerbataillon) und ein motorisiertes Infanterie-Bataillon) von Nordwesten her, beide Bataillone gehörten zur 7. britischen Panzerdivision (genannt Desert Rats).
Wittmann selbst griff die Kolonne aus einer für ihn vorteilhaften Position heraus an; die anderen Tiger folgten ihm. Während Wittmann parallel zur Kolonne der überraschten Briten fuhr, hielt sein Funker mit dem Bug-MG die Fahrzeuge unter Beschuss, während sein Richtschütze mit der Kanone in die Kolonne hineinschoss. Die Verluste der Briten für diesen Tag beliefen sich auf 20 Cromwell-Panzer, vier Sherman Fireflies, mehrere Stuarts und über 30 Halbkettenfahrzeuge und Universal Carriers.
Hintergrund
Die Schlacht entstand aus dem Versuch der Briten, die Flanke des I. SS-Panzerkorps in der Operation Perch westlich zu umgehen. Eine Woche nach dem D-Day, dem 6. Juni 1944, wurde die 352. Infanterie-Division durch die Amerikaner zurückgedrängt, wodurch die Flanke der Panzerlehr-Division entblösst wurde. Feldmarschall Montgomery sah seine Chance und startete die Operation Perch, um die Panzerlehr-Division anzugreifen.
Die Briten waren sich nicht im Klaren darüber, dass Wittmann den Befehl bekommen hatte, den Punkt 213, welcher sich oberhalb der Kreuzung von Villers-Bocage befindet, zu halten. Wittmann hatte sechs Panzerkampfwagen VI Tiger unter seiner Führung, während die britische Kolonne aus etwa 200 teilweise gepanzerten Fahrzeugen bestand.
Alliierte
- 8th Royal Irish Husars
- 4th County of London Yeomanry (CLY) sollte Punkt 213 einnehmen.
- 1st/7th Bn Queen’s Royal Regiment hatte die Aufgabe, den Ausgang von Villers-Bocage zu sichern, Teile der Einheit sicherten zudem wichtige Objekte in der Ortschaft selbst.
- 5th Royal Tank Regiment sicherte die Strasse zwischen Caumont und Villers.
- 5th Royal Horse Artillery sicherte den anderen Ausgang von Villers-Bocage.
Deutsche
- schwere Panzer-Kompanie (Tiger N° 221–223, N° 231, N° 233–234) der schweren SS-Panzer-Abteilung 101.
- schwere Panzer-Kompanie der schweren SS-Panzer-Abteilung 101.
- Teile der Panzer-Lehr-Division
Eröffnung des Kampfes
Zunächst beobachteten die Deutschen die vorrückenden Briten. Wittmann sah das CLY, welches auf Punkt 213 zufuhr, und entschied sich zum Angriff. Zwei Tiger blieben allerdings aufgrund technischer Probleme liegen und sicherten daraufhin Punkt 213. Mit dem Vorteil des Überraschungsmoments griff Wittmann die Briten an und fügte ihnen sehr schwere Verluste zu.
Die Schlacht
Um 9 Uhr startete Wittmanns Tiger. Wenige Minuten später zerstörte er, in Richtung Caen fahrend, drei Panzer, bevor er nach Villers einschwenkte: einen Firefly sowie einen Cromwell auf der rechten und einen auf der linken Seite. Anschliessend griff er auch die leichtgepanzerten Fahrzeuge der Infanterie-Division an; während dieses Angriffes wurden neun Halbkettenfahrzeuge, vier Universal Carriers, zwei Bren Carriers, zwei Sechspfünder-Panzerabwehrgeschütze, drei M5 Stuarts und ein weiteres Halbkettenfahrzeug zerstört. Am Eingang der Ortschaft schoss er drei der vier Cromwells ab. Danach fuhr Wittmann alleine in die Ortschaft hinein, zerstörte hier zwei Sherman-Befehlspanzer und beschädigte ein Spähfahrzeug sowie ein Halbkettenfahrzeug.
Auf der Place Jeanne d’Arc standen sich der Panzer von Wittmann und ein Firefly gegenüber. Der Firefly schoss vier 17-Pfünder-Granaten auf den Tiger, beschädigte ihn aber nur leicht. Wittmann zog sich zurück und wurde von einem Cromwell mit zwei 75-mm-Granaten angegriffen, die an dem Tiger abprallten; Wittmann reagierte sofort und setzte den Cromwell ausser Gefecht.
Beim Verlassen von Villers-Bocage wurde Wittmanns Tiger von einem Sechspfünder-Panzerabwehrgeschütz in die Kette getroffen und blieb stehen. Wittmann und seine Besatzung verliessen den Tiger, ohne ihn zu zerstören, um ihn später wieder bergen zu können.
Wittmann traf im sieben Kilometer entfernten Hauptquartier der Panzerlehr-Division ein. Währenddessen hatten 15 Panzer IV unter dem Befehl von Helmut Ritgen den Befehl, den Ausgang von Villers-Bocage zu blockieren. Sie gerieten kurz vor ihrem Ziel unter Panzerabwehrfeuer, und ihr Vorstoss brach zusammen. Daher wurden die restlichen 14 Panzer von Fritz Bayerlein zurückbeordert, um sich vor Villers-Bocage neu zu formieren. Diese Kampfgruppe startete danach einen zweiten Angriff unter Hannes Phillipsen und griff Villers-Bocage vom Süden her mit vier Panzern an, welche aber von den Briten zerstört wurden.
Mit einem Schwimmwagen fuhr Wittmann zum Punkt 213 zurück, wo er sich mit Karl Möbius, dem Offizier der ersten Kompanie, traf und über einen zweiten Angriff der 101. Abteilung sprach. Die Panzer der 101. Abteilung trafen sich mit denen der Panzerlehr-Division in Villers-Bocage, um den eigenen Vorstoss gemeinsam voranzutreiben. Die Briten waren aber vorbereitet; einer Sechspfünder-Panzerabwehrkanone des 1st/7th Bn Queen’s Royal Regiment gelang es, drei Tiger abzuschiessen, von denen nur einer repariert werden konnte.
Gegen Abend zogen sich die Briten zurück und überliessen das völlig zerstörte Villers-Bocage den Deutschen.
Bilanz
Die britischen Verluste in der Schlacht beliefen sich auf:
- 8th King’s Royal Irish Hussars: einige M5 Stuarts.
- 4th County of London Yeomanry: 20 Cromwells, vier Sherman Fireflies, drei M5 Stuarts, ein Halbkettenfahrzeug, drei Spähwagen.
- Infanterie Brigade: neun Halbkettenfahrzeuge, zwei Bren gun-carriers, vier Universal Carriers
- 5th Royal Horse Artillery: zwei Cromwell, ein Sherman.
Die Deutschen verloren sechs Tiger und zwei Panzer IV.
Da die deutsche Propaganda gerade in dieser kritischen Phase des Krieges ihre Helden brauchte, wurde Michael Wittmann der Öffentlichkeit präsentiert; das Gefecht wurde auch in der Wochenschau breit dargestellt. Entgegen den historischen Tatsachen wurden Wittmann allein 27 der 30 zerstörten britischen Panzer angerechnet. Unter genauerer Betrachtung sind ihm jedoch zwölf Panzer, ein Spähwagen, zehn Halbkettenfahrzeuge und vier Carrier anzurechnen – insgesamt 27 Fahrzeuge, aber keine 27 Panzer.
Für seine Leistung bei Villers-Bocage wurde Wittmann von seinem Vorgesetzten Josef Dietrich für das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern vorgeschlagen, welches ihm am 25. Juni 1944 von Adolf Hitler persönlich in Berchtesgaden übergeben wurde. Wittmann fiel wenige Wochen später am 8. August 1944 in der Normandie.
Text
Schlacht um Cherbourg (14.06.1944 – 26.06.1944)
Die Schlacht um Cherbourg fand im Zweiten Weltkrieg während der Schlacht in der Normandie im Juni 1944 statt. Ursprünglich beabsichtigten die Alliierten, die französische Stadt Cherbourg bei der Operation Neptune zusammen mit anderen wichtigen Städten der Normandie wie beispielsweise Caen zu erobern. Aufgrund des hartnäckigen Widerstands der deutschen Truppen konnten sie Cherbourg jedoch erst am 27. Juni 1944 einnehmen.
Ausgangssituation
Bereits vor Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 war ein Engagement am europäischen Kriegsschauplatz absehbar. In der Konferenz von Washington 1941 bestätigten Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill, dass eine Landung am europäischen Kontinent erforderlich werden würde, und zwar über das Mittelmeer, von der Türkei aus in den Balkan oder durch Landungen in Westeuropa. Dem Krieg gegen die deutsche Wehrmacht wurde Priorität gegenüber dem Pazifikkrieg gegen Japan eingeräumt.
Um die Rote Armee zu entlasten, hatte Josef Stalin die Westalliierten zur Eröffnung einer zweiten Front gedrängt. Auf der Konferenz von Teheran im November 1943 wurden daher Landungen in Nord- und Südfrankreich (die Operationen Overlord und Anvil) beschlossen. Im Gegensatz zu Winston Churchill der, angeblich aufgrund fehlender Transportmittel, auf einen Verzicht auf die Operation Anvil drängte, favorisierte Stalin die ursprünglich geplante Zangenbewegung.
Die Rote Armee hatte diese Taktik schon öfter erfolgreich angewandt. Die Amerikaner hielten eine Invasion in Südfrankreich ebenfalls für sinnvoll, da die Häfen von Toulon und Marseille gute Nachschub- und Versorgungsmöglichkeiten für die alliierten Truppen in Frankreich bieten würden. Die Durchführung einer zeitgleichen Invasion in Südfrankreich (Operation Anvil) wurde aufgegeben und als Operation Dragoon zeitversetzt im August 1944 durchgeführt.
Bei der Casablanca-Konferenz wurde in Abwesenheit Stalins die Gründung eines kombinierten Hauptquartiers, des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force, beschlossen. Die Führung der Supreme Allied Commander sollte Dwight D. Eisenhower übernehmen. Eisenhowers Stabschef wurde, unter der Bezeichnung Chief of Staff to the Supreme Allied Commander, der Lieutenant-General (Generalleutnant) Frederick E. Morgan, der die Planung für die Operation Overlord leiten sollte. Das Kommando über die Landeinheiten übernahm Bernard Montgomery. Die Seestreitkräfte sollte Admiral Bertram Ramsay befehligen, die Luftstreitkräfte Air Chief Marshal Trafford Leigh-Mallory. Als Hauptziele war die Einnahme der grossen Städte Caen, Bayeux, Saint-Lô und Cherbourg in der Planung vorgesehen.
Die Schlacht
Der Weg nach Cherbourg
Nachdem sich die amerikanischen Einheiten, die am Utah und Omaha Beach gelandet waren, zusammengeschlossen und Carentan erobert hatten, rückten sie auf Cherbourg vor. Das VII. US-Korps sollte die Halbinsel Cotentin von Norden und Westen her abriegeln, um so Cherbourg erobern zu können.
Die deutschen Einheiten waren zwar zahlenmässig unterlegen, konnten aber, da sie das Gelände und die Bocage-Landschaft für sich nutzten, den Vormarsch der alliierten Verbände verlangsamen, obwohl Omar Bradley die Truppen auf dem Cotentin gut mit Nachschub und Verstärkungen bedachte.
Am 14. Juni gelang es der 4. US-Infanteriedivision trotz starkem Widerstand, die deutsche Hauptverteidigungslinie im Norden zu durchbrechen. Im Westen kam das VII. US-Korps ebenfalls langsam voran, da sie die Flüsse Merderet und Douve überqueren mussten.
Am 15. Juni verstärkte General J. Lawton Collins, der Kommandeur des VII. US-Korps, die amerikanischen Truppen die westlich der Merderet vorrückten, mit der 82. US-Luftlandedivision, unter Matthew Ridgway, und der 9. US-Infanteriedivision, die unter dem Kommando von Manton S. Eddy stand.
Die deutschen Verbände zogen sich etwas zurück, um ihre Abwehrfront zu verkürzen, wodurch es der 82. US-Luftlandedivision gelang, Saint-Sauveur-le-Vicomte zu erobern, nachdem es ihnen zuvor, am 16. Juni gelungen war, die Douve zu überqueren. Collins sah daraufhin die Möglichkeit, schnell an die Küste zu gelangen. Er befahl der 82. US-Luftlande- und der 9. US Infanteriedivision entlang der Hauptstrassen in Richtung Westen bis an die Küste vorzurücken. Die beiden Divisionen überraschten die Deutschen durch ihren schnellen Vorstoss und erreichten in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni die Küste. Die deutschen Verbände verfügten nicht über ausreichende Kräfte für einen organisierten Gegenangriff.
Die meisten Städte und Dörfer wurden durch das alliierte Bombardement, Artilleriefeuer sowie durch die Kämpfe grossteils zerstört.
Die Amerikaner rückten daraufhin in nördlicher Richtung vor, eroberten Montebourg und Valognes sowie die nach Cherbourg führende Hauptstrasse. Am 20. Juni zogen sich die Deutschen in die Stadt Cherbourg zurück.
Der Kampf um die Stadt
Hitler ernannte im Januar 1944 die wichtigsten Hafenstädte im Westen zu „Festungen“; eine vor allem symbolische Handlung. Cherbourg war teilweise festungsartig ausgebaut worden. Die Verteidigungsanlagen bestanden aus diversen Bunkern, betonierten MG-, Granatwerfer- und Artilleriestellungen.
Am 20. Juni erreichten die Amerikaner den äusseren Verteidigungsring. Ihre Späh- und Stosstrupps wurden zunächst zurückgeworfen. Collins hoffte angesichts der gut ausgebauten Verteidigungsstellungen auf demoralisierte und schlecht ausgerüstete Soldaten innerhalb der Festung. Daraufhin forderte Collins den deutschen General Karl-Wilhelm von Schlieben, den Kommandanten der Stadt, am 21. Juni auf, zu kapitulieren. Von Schlieben jedoch lehnte ab.
Am 22. Juni griffen die Amerikaner die Verteidigungsstellungen an. Um etwa 12:40 Uhr griffen Jagdbomber des Typs Mustang und Typhoon die Stadt mit Bomben und ihren Bordwaffen an. Danach folgte gegen 13:00 Uhr ein Bombenangriff von 562 Jagdbombern, deren Bomben jedoch aufgrund verwehter Markierungen auch amerikanische Truppen trafen. Um etwa 14:00 Uhr erfolgte dann ein Bombardement durch 377 mittlere Bomber.
Nach Artillerie- und Panzerbeschuss griffen amerikanische Infanteristen und Sturmpioniere die Stadt an. Die Sturmpioniere schalteten die Verteidigungsanlagen systematisch aus, während Soldaten mit Maschinengewehren auf die Schiessscharten feuerten und so verhinderten, dass die Deutschen Widerstand leisteten. Als die Sturmpioniere an die Bunker gelangten, sprengten sie mit Hohlladungen die Bunkertüren und schalteten die Besatzungen mit Phosphorgranaten aus.
Am 23. Juni starteten die deutschen Verbände vereinzelte Gegenangriffe und leisteten weiterhin Widerstand. Die Amerikaner rückten immer weiter vor und beschossen die Stadt mit Artillerie und Bomben. Am 25. Juni nahmen neben der Artillerie und den Bombern drei Schlachtschiffe und vier Kreuzer am Beschuss teil. Unter ihnen das Schlachtschiff [USS Texas (BB-35)] das mindestens ein Geschütz der Hamburg Stellung ausschaltete. Im Kampf mit dem Festungswerk „Hamburg“ wurden alle Schiffe beschädigt, die Amerikaner erlitten Ausfälle von 130 Mann.
Infolge des starken Artilleriebeschusses gelang es dem VII. US-Korps, in das Innere der Stadt zu gelangen. Daraufhin zerstörten die Deutschen die Hafenanlage der Stadt, damit sie nicht in die Hände der Alliierten fiel. Einige stark befestigte Stellungen leisteten am 26. Juni noch immer Widerstand, die Deutschen kämpften jedoch nicht mehr koordiniert.
Karl-Wilhelm von Schlieben, der am 23. Juni 1944 zum Kommandanten der Festung Cherbourg ernannt wurde, entschloss sich drei Tage später, am Abend des 26. Juni 1944, zur Kapitulation. Nach seiner Kapitulation zusammen mit Konteradmiral Walter Hennecke, dem Kommandanten der Seeverteidigung Normandie, gegenüber der 9. US-Infanteriedivision unter Generalmajor Manton S. Eddy ergab sich von Schlieben mit über 800 anderen Soldaten in seinem unterirdischen Befehlsbunker in St. Sauveur und ging daraufhin in Kriegsgefangenschaft. Es folgte eine zweite, offizielle, Kapitulation im Schloss von Servigny, dem Hauptquartier von General Collins.
Die deutschen Stellungen, die noch immer Widerstand leisteten, konnten am 27. Juni mit Lautsprecherdurchsagen, die beinhalteten, dass die Kapitulation unterzeichnet war, überredet werden sich zu ergeben. Am selben Tag überreichte Collins dem Bürgermeister Cherbourgs im Rathaus eine aus Fallschirmseide gefertigte Trikolore. Am 29. Juni waren auch die letzten Verteidiger unter alliierter Kontrolle.
Insgesamt gingen etwa 10.000 deutsche Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Die amerikanischen Verluste beliefen sich auf etwa 2.800 Tote, 3.000 Vermisste. Zudem hatten die Amerikaner etwa 13.500 Verwundete. Am 1. Juli war das gesamte nördliche Cotentin in amerikanischer Hand.
Die Verteidiger kämpften nicht so fanatisch wie zum Beispiel in OKW-Befehlen von Februar 1944 zur Verteidigung von Festungen gefordert. Darin war befohlen, ‚bis zum letzten Mann‘ zu kämpfen und keinesfalls zu kapitulieren.
Befreiungs-Museum
In Cherbourg, im Fort du Roule, auf dem die Stadt geografisch beherrschenden Berg von Roule, Höhe 117 m, befindet sich heute das Musée de la Liberation de Cherbourg, das 1954 eröffnete Museum ist das älteste Museum in der Normandie, das an die Geschehnisse während der Operation Overlord, sowie der deutschen Besatzungszeit erinnert. Auf ca. 800 Qu.m. werden 500 Objekte, Karten und Dokumente gezeigt. Ein Schwerpunkt ist die Résistance wie auch nationalsozialistische Propaganda.