Ardennenoffensive (16.12.1944 – 21.01.1945)
Datenherkunft: (Wikipedia)
aus-der-zeit.site > Kriegsverlauf 1944
- Hitlers Denkspiele
- Ardennenoffensive
- Ausgangslage
- Die Offensive
- Planung
- Amerikanische Situation
- Der Angriff
- Reaktion der Alliierten Führung
- Kommandoübernahme Montgomery
- Alliierte Gegenoffensive
- Luftkämpfe
- Kriegsverbrechen
- Folgen
- Das Malmedy-Massaker
- Belagerung von Bastogne (Bastnach) (20.12.1944 – 27.12.1944)
Hitlers Denkspiele
Kurland und Ardennen, Zusammenhang von Historiker Karl-Heinz Frieser, Teil eines Interview mit der Zeitschrift „Die Welt“.
Frieser: Nach Einschätzung ausländischer Historiker lag eines der Erfolgsgeheimnisse der Wehrmacht im sogenannten Primärgruppeneffekt. In etlichen Einheiten der Heeresgruppe Kurland kämpften – durch Gruppenkohäsion zusammengeschweisst – teilweise noch dieselben Männer wie 1941. Diese Heeresgruppe war als einzige personell einigermassen intakt geblieben. Deshalb wurde Hitlers Entscheidung, ausgerechnet die wohl besten Divisionen der Wehrmacht ins Abseits zu stellen, mit Unverständnis und Wut aufgenommen.
Die Welt: Zeitweise standen im Kurland-Kessel ebenso viele deutsche Panzer wie an der gesamten Westfront. Doch Hitler weigerte sich beharrlich, die Truppen aus Kurland zu evakuieren, obwohl sie die allerletzten noch einsetzbaren Reserven darstellten. War das reiner Starrsinn oder doch ein strategisches Kalkül?
Frieser: Für Hitler war Kurland kein Kessel, sondern ein Brückenkopf, also ein Sprungbrett für eine künftige Offensive. Er erklärte seinen engsten Vertrauten: „Ich rechne bald mit einer Änderung der Lage und brauche dann Kurland, um den Russen in die Flanke stossen zu können“.
Die Welt: Wie lautet Ihre Erklärung für dieses „Kurland-Rätsel“?
Frieser: Die Lösung ist in den Wäldern der Ardennen zu finden. Dort sollte jene „Änderung der Lage“ durch eine Blitzoffensive gegen die Westmächte herbei gezwungen werden.
Die Welt: Was haben die Ardennenoffensive und Kurland miteinander zu tun?
Frieser: Hitler verfolgte 1944 eine Doppelstrategie: Phase 1: Im Westen schlagen – im Osten halten. Phase 2:
Schwerpunktverlagerung nach Osten. Im Sommer wollte er die Westalliierten an der Atlantikküste besiegen und dann 35 Divisionen an die Ostfront werfen. Im Dezember plante er im Westen die Ardennenoffensive. Anschliessend sollten die Panzerdivisionen nach Osten verlegt werden, um zusammen mit den aus Kurland hervorstossenden Kräften grosse Teile der Roten Armee an der Ostsee einzukesseln.
Die Welt: War diese Idee des Doppelschlags erst im Westen und dann im Osten mehr als eine Wirklichkeitsverweigerung Hitlers?
Frieser: Der Diktator handelte – innerhalb seiner immanenten Logik – durchaus konsequent. Er hoffte darauf, dass er wie einst Friedrich der Grosse in einem eigentlich schon verlorenen Krieg durch den Zerfall der feindlichen Koalition gerettet werden würde. Deshalb plante er eine entscheidungssuchende Offensive gegen die Westmächte. Seiner Devise „Offensive oder Untergang“ entsprechend, spielte er Vabanque, wobei er sich schliesslich in eine „autosuggestive Siegeseuphorie“ hineinsteigerte, wie Albert Speer es genannt hat.
Die Welt: Am 9. Mai 1945 gingen aus dem Kurland-Kessel rund 200.000 deutsche Soldaten, einschliesslich lettischer Freiwilliger, in Gefangenschaft. Wenn Sie die Kurland-Schlachten bilanzieren – wie folgenreich war Hitlers Festlegung auf einen Schlag aus dem „Kurland-Brückenkopf“?
Ardennenoffensive
Die Ardennenoffensive, deutscher Deckname Unternehmen „Wacht am Rhein“, war ein Versuch der deutschen Streitkräfte, den westalliierten Armeen eine grosse Niederlage zuzufügen und den Hafen von Antwerpen zurückzuerobern. Ohne den Hafen hätten die Alliierten nicht die Nachschubmengen anlanden können, die sie für ihren weiteren Vormarsch brauchten. Die Ardennenoffensive gilt als die vorletzte deutsche Offensive an der Westfront im Zweiten Weltkrieg. Hitler hoffte, die durch die Ardennenoffensive an anderen Frontabschnitten entstandene Ruhe ausnutzen zu können. Daher ordnete er auch in Lothringen und im Elsass eine Offensive (Unternehmen Nordwind) zur Zerschlagung der 7. US-Armee an. Beide Offensiven scheiterten.
Im angloamerikanischen Sprachgebrauch wird die Schlacht als „Battle of the Bulge“ (Schlacht der Ausbuchtung) bezeichnet. Im Winter 1944 gingen drei deutsche Armeen im Osten und Nordosten von Belgien sowie in Teilen Luxemburgs überraschend gegen die 12th Army Group zum Angriff über. Betroffen waren die Gebiete um die Städte Bastogne, St. Vith, Rochefort, La Roche, Houffalize, Stavelot, Clerf, Diekirch, Vianden und die südlichen Ostkantone. Das Unternehmen, das ursprünglich als „Unternehmen Christrose“ bezeichnet wurde, begann am 16. Dezember 1944 und erzielte zunächst auf einer Breite von 60 km Einbrüche von 100 km in die gegnerische Frontstellung. Ziel war Antwerpen, über dessen Hafen der Grossteil des alliierten Nachschubs lief. Deutsche Angriffsspitzen kamen bis auf wenige Kilometer an die Maas heran, an den Flanken wurden die Truppen aber in langwierigen Kämpfen um Orte wie Bastogne und St. Vith aufgehalten, was den Alliierten Zeit für Umgruppierungen und Truppenheranführungen für eine Gegenoffensive gab. Nach sechs Wochen verlief die Front wieder wie vorher. Die Amerikaner konnten ihre Verluste an Soldaten und Material binnen zwei Wochen mehr als ersetzen, Wehrmacht und Waffen-SS verbrauchten hingegen wichtige Reserven. Nach dem Scheitern der Ardennenoffensive nannte die Wehrmachtführung die „Wacht am Rhein“ (Generaloberst Alfred Jodl in seiner Neujahrsansprache 1945) als nächstes Ziel (oder, wie es ein Wehrmachtoffizier ausdrückte, man ging von der „Festung Europa“ zur „Festung Deutschland“ über).
Insgesamt waren etwas über eine Million Soldaten an der Schlacht beteiligt. Für die USA war die Battle of the Bulge die grösste Landschlacht des Zweiten Weltkrieges; etwa 20.000 Tote machten sie für die US Army zur blutigsten Schlacht des ganzen Krieges.
Ausgangslage
Die militärische Lage im Herbst 1944
Die Wehrmacht zog sich im Westen nach der alliierten Operation Overlord nach schweren Niederlagen von der Atlantikküste bis auf die früheren Reichsgrenzen zurück. Auch an der Ostfront befand sich die Wehrmacht seit den sowjetischen Sommeroffensiven, die auf einer Front von 2.500 Kilometern der Wehrmacht die bisher schwersten Niederlagen des Krieges beigebracht hatten, in einer prekären Situation. Nach dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte infolge der Operation Bagration im Juni und Juli wurde im Juli und August auch die Heeresgruppe Nordukraine in der Lwiw-Sandomierz-Operation schwer geschlagen und kurz darauf die Heeresgruppe Südukraine in der Operation Jassy-Kischinew fast vernichtet.
Die Heeresgruppe Nord, die Anfang September noch Estland, das westliche Lettland und eine schmale Landverbindung zur Heeresgruppe Mitte halten konnte, wurde nach dem Durchstoss sowjetischer Verbände bis zur Ostsee im Rahmen der Baltischen Operation im Oktober mit 27 Divisionen abgeschnitten. Im Norden mussten die deutschen Verbände, nachdem Finnland am 4. September 1944 mit der Sowjetunion den Waffenstillstand von Moskau geschlossen hatte, aus Nordnorwegen zurückgenommen werden. Im Südteil der Ostfront stand der Roten Armee nach dem Übertritt Rumäniens (Staatsstreich 23. August 1944) zu den Alliierten das Tor zum Balkan offen. Die Sowjetunion erklärte Bulgarien am 5. September den Krieg. Sowjetische Panzer erreichten Anfang September das Eiserne Tor und die rumänisch-jugoslawische Grenze und stiessen Mitte September in die ungarische Tiefebene vor. Am 29. Oktober begann die Schlacht um Budapest. Gegenangriffe der Wehrmacht vermochten es, gegen Ende November die Ostfront auf einer Länge von 1.200 Kilometern zwischen Ostsee und Karpaten zeitweise zu stabilisieren. Von Juli bis November 1944 hatte das Ostheer rund 1,2 Millionen Soldaten verloren. Im November standen 131 deutsche Divisionen, davon 32 in Kurland und 17 in Ungarn gebunden, etwa 225 Infanteriedivisionen und rund 50 Panzergrossverbänden der Roten Armee gegenüber. Personell und materiell waren die deutschen Truppen danach weit unterlegen. In der 1945 zu erwartenden Winteroffensive schien der Zusammenbruch der Ostfront unvermeidbar.
Im Südosten brachten die Erfolge der Roten Armee während der Belgrader Operation die deutschen Besatzungstruppen in Griechenland, Albanien und Jugoslawien in die Gefahr, abgeschnitten zu werden. Der Anfang Oktober befohlene Rückzug der Heeresgruppe E verlief zunächst geregelt, doch wurde es immer schwieriger, nach Herstellung der Verbindung mit der Heeresgruppe Süd bis November die Front zwischen Adria – Drau und zum Plattensee zu halten. Der italienische Kriegsschauplatz hatte nach der Invasion der Alliierten in der Normandie erheblich an Bedeutung verloren. Die Heeresgruppe C konnte Ende November mit 23 Divisionen unterschiedlicher Qualität die Linie La Spezia – Rimini quer durch den Apennin zwar halten. Dennoch fiel die Bindung dieser Kräfte durch die Alliierten und durch eine lebhafte Partisanentätigkeit in der Gesamtheit ins Gewicht. An der Westfront hatte sich endgültig der Erfolg der alliierten Invasion in Nordfrankreich durch die verlustreichen deutschen Niederlagen bei Avranches und Falaise herausgestellt. Unter Aufgabe von Paris zog sich die Heeresgruppe B, die Generalfeldmarschall Model Mitte August von Generalfeldmarschall von Kluge übernommen hatte, über die Seine rasch nach Osten zurück. Insgesamt bestand ein Unterschied zur Ostfront darin, dass die deutschen Verluste im Westen grösser waren als die ihrer Gegner.
Nach der Landung amerikanischer und französischer Truppen bei Toulon am 15. August (Operation Dragoon) mussten auch die beiden in Süd-Südwestfrankreich verbliebenen deutschen Armeen der Armeegruppe G am Atlantik (Bordeaux) und am Mittelmeer zurückgenommen werden; die Angreifer kamen durch das Tal der Rhone schnell voran. Anfang September kam der Rückzug des Westheeres auf einer Linie zum Stehen, die von der Scheldemündung durch Südholland zum Westwall südlich Triers führte, von dort der Mosel folgte und dann die Grenze der Schweiz erreichte. Alle deutschen Verbände waren schwer angeschlagen, personell ausgedünnt und kaum noch im Besitz schwerer Waffen. Chronischer Betriebsstoffmangel führte zu einem Verlust an Beweglichkeit, der sich aufgrund der alliierten Luftüberlegenheit besonders stark auswirkte. Der Westwall wurde verstärkt und mit schnell zusammengezogenen Einheiten besetzt. Mitte September standen bei der Heeresgruppe B (Scheldemündung bis Trier) auf rund 400 Kilometer Frontbreite 21 Infanterie-Divisionen und 7 Panzer-Divisionen weit überlegenen alliierten Kräften gegenüber. Insgesamt war die Wehrmacht an allen Fronten bis Spätherbst 1944 auf das ehemalige Reichsgebiet zurückgedrängt und Aachen am 21. Oktober als erste deutsche Stadt von den Alliierten eingenommen worden. Diese waren nun personell und materiell weit überlegen und erwarteten nicht mehr, die Initiative wieder zu verlieren.
An eine Veränderung dieser Verhältnisse war aus deutscher Sicht nicht zu denken. Der Seekrieg, der auf deutscher Seite nur noch als U-Boot-Krieg gegen die feindliche Handels- und Transportschifffahrt geführt werden konnte, war seit 1943 verloren (siehe Atlantikschlacht). Seit Anfang dieses Jahres überstieg bei den Alliierten der Zuwachs an Tonnage die Verluste. Ebenso galt der Luftkrieg 1944 längst als entschieden. An der Front wie über dem Reichsgebiet hatten die Alliierten die absolute Luftherrschaft. Um eine Chance für seine Gegenoffensive zu besitzen, musste Hitler auf schlechtes Wetter setzen, das den Einsatz von Kampffliegern und Bombern stark behindern würde.
Die politische Lage
Angesichts des drohenden militärischen Zusammenbruchs stand die innenpolitische Lage im Zeichen des totalen Krieges. Es ging um die Mobilisierung der letzten personellen, materiellen und moralischen Kräfte. Propagandaminister Joseph Goebbels, zum Reichsbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz ernannt, nutzte die NS-Propaganda, um mit einem Gemisch aus Drohungen und Versprechungen, Lügen und Halbwahrheiten in Verbindung mit seinem Redetalent das Durchhaltevermögen bzw. den Durchhaltewillen der Deutschen zu stärken und die Möglichkeit eines Endsiegs zu suggerieren. Rigorose Massnahmen und Eingriffe in das öffentliche, wirtschaftliche und private Leben sollten die letzten Leistungsreserven aktivieren. Viele Unwillige und Ungläubige traf der brutale Terror des allgegenwärtigen Polizei- und Unterdrückungsapparats unter Heinrich Himmler.
Die letzten dem Deutschen Reich nach dem Seitenwechsel Italiens, Rumäniens, Bulgariens und Finnlands noch verbliebenen europäischen Bundesgenossen (Ungarn, Slowakei und Kroatien) waren aus militärischer, wirtschaftlicher und politischer Sicht Marionettenstaaten, die vom Deutschen Reich nur mit massiven Eingriffen in die Innenpolitik als Verbündete gehalten werden konnten. Auch das französische Vichy-Regime Philippe Pétains, das nicht am Krieg teilnahm, aber stark von Deutschland abhängig war, geriet immer mehr zu einem reinen Marionettenregime, soweit sein Herrschaftsbereich nicht ohnehin in die Kontrolle der Alliierten gefallen war. Die Westmächte hatten sich seit der Konferenz von Casablanca im Januar 1943 auf die Forderung einer bedingungslosen Kapitulation festgelegt, die Adolf Hitler nicht anzunehmen bereit war. Gründe für diese Haltung der Westmächte gab es genug. Gräueltaten des NS-Regimes waren bekannt und Roosevelt und Churchill lehnten es ab, mit Hitler zu verhandeln. Man wollte sich nicht durch vorzeitige Absprachen mit dem Reich die völlige Handlungsfreiheit nach Kriegsende beschneiden lassen. Angesichts dessen war ein Sonderfrieden mit dem Westen nicht zu erwarten. Stalin schien dagegen einem Friedensschluss nicht völlig abgeneigt. Verstimmungen zwischen ihm und den Westmächten waren unübersehbar, insbesondere im Hinblick auf die wiederholte Verzögerung bei der Eröffnung der Zweiten Front im Westen, die man seit 1943 zugesagt hatte. Es gab mindestens zwei vorsichtige Kontakte zwischen deutschen und sowjetischen Vermittlern (in Schweden 1943 und durch Vermittlung Japans 1944), die Hitler jedoch ungenutzt verstreichen liess. Insgesamt scheint es nach heutiger Kenntnis sehr unwahrscheinlich, dass die Sowjetunion ernsthaft einem Sonderfrieden zugestimmt hätte. Ein Sieg über Deutschland war mit all seinen Konsequenzen ein zu verlockendes Ziel. In dieser ausweglosen Situation glaubten einige hohe deutsche NS-Funktionäre daran, dass die westlichen Alliierten mit der Sowjetunion brechen und erkennen würden, dass sie mit Hilfe der standhaften deutschen Armee im Westen den „gemeinsamen bolschewistischen Feind“ im Osten zerschlagen könnten. Der Spielraum für eine politische Lösung des Konflikts bzw. für eine aktive Aussenpolitik des Reiches war gleich Null.
Die Offensive
Entschluss
Weitgehende Unkenntnis aussenpolitischer Zusammenhänge und der Spielregeln demokratischer Willensbildung in den Regierungen seiner westlichen Gegner liessen Hitler zu einer falschen aussenpolitischen Lagebeurteilung gelangen. Nach seiner Auffassung stand die Koalition seiner westlichen Gegner, insbesondere die der USA einerseits und Grossbritannien mit Kanada, Australien und Neuseeland andererseits, kurz vor dem Zusammenbruch. Indem er zahlreiche aussenpolitische Indikatoren falsch bewertete und zu einer von Illusionen bzw. Wunschdenken bestimmten Gesamtbeurteilung zusammenfügte, kam er zu dem Schluss, es bedürfe nur noch eines über die Westalliierten hereinbrechenden empfindlichen Schlages, der den Zusammenbruch der Anti-Hitler-Koalition bewirken würde. Die Anglo-Amerikaner würden sich in ihre Heimatländer zurückziehen und das Deutsche Reich würde in der Lage sein, den Abwehrkampf im Osten gegen die drohende Bolschewisierung Europas erfolgreich zu beenden.
Eine solche Erschütterung der politischen Balance der Westmächte konnte nach Hitlers Auffassung nur in einem überragenden militärischen Erfolg, in einer überraschenden, zerschmetternden Grossoffensive an der Westfront bestehen. Die letzten Reserven der Wehrmacht und des Volkes waren hierfür zu mobilisieren, alles musste auf eine Karte gesetzt, der mögliche Untergang des Reiches in Kauf genommen werden. Die Grundidee der Ardennenoffensive war damit im Bewusstsein Hitlers geboren. Alle verfügbaren Akten weisen darauf hin, dass er allein es war, der auf den Gedanken kam, in der ihm eigenen nihilistischen Einstellung das Vabanquespiel zu wagen und den Versuch zu unternehmen, mit letztem und rücksichtslosem Einsatz eine „Wende“ des militärisch längst verlorenen Krieges herbeizuführen. Ein militärischer Endsieg war selbst von Seiten Hitlers zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr zu erhoffen. Vielmehr sollte in Hitlers von illusionärer Verkennung und Grössenwahn geprägtem Denken mit dem „Schock“ einer erfolgreichen deutschen Offensive in der westlichen Öffentlichkeit noch die Basis für die Akzeptanz einer politischen Beendigung des Krieges geschaffen werden. Als Ultima Ratio hatte der Sozialdarwinist Hitler ohnehin beschlossen, dass das deutsche Volk unterzugehen habe, wenn es seine Pläne nicht mit Erfolg zu krönen imstande sei.

„Bei keiner anderen Operation des Krieges wurde Hitlers irrationales Wunschdenken offenkundiger, nie war die Kluft zwischen Wahn und Wirklichkeit grösser. Alle Gegenargumente seiner militärischen Berater, alle Berechnungen der Logistiker fegte er beiseite. Er glaubte nur noch an die ‚Macht des Willens‘“.
– Karl-Heinz Frieser: Die deutschen Blitzkriege. Operativer Triumph – strategische Tragödie.
Allerdings gab es auch – zumindest aus Hitlers Sicht – rationale Gründe, einen letzten Versuch im Westen zu wagen. Im Osten hatte es trotz scheinbar ungleich günstigerer Voraussetzungen schon seit 1941 keinen entscheidenden Sieg gegeben, und seit dem Scheitern des Unternehmens Zitadelle 1943 lag die Initiative auf Seiten der Roten Armee. Im Westen, wo die Wehrmacht 1940 binnen Wochen gesiegt hatte, waren die Entfernungen kürzer und die Verkehrsverhältnisse günstiger. Ausserdem schätzte Hitler die Kampfmoral der westlichen Alliierten inzwischen geringer als die der Russen ein. Wenn überhaupt, gab es seines Erachtens nur hier noch eine Chance, dem Krieg eine Wendung zu geben. Nichts zu unternehmen, kam für Hitler einer Kapitulation gleich. Und so sollten auch noch die letzten menschlichen Kräfte eingesetzt werden.
Planung
Seine Rückgewinnung des „Gesetz des Handelns“, das ihm allein den Erfolg garantierte, entwickelte Hitler an dem Tag, an dem die 3. US-Armee die deutsche Front um den Brückenkopf in der Normandie aufbrach, dem 31. Juli 1944, in einer Lagebesprechung mit Generaloberst Jodl, dem Chef des Wehrmachtführungsstab im OKW (Oberkommando der Wehrmacht) und dessen Stellvertreter, General Warlimont. Durch das ‚Gefolgschaftsproblem‘, das Hitler nicht erst seit dem Attentat vom 20. Juli 1944 und angesichts der aktuell katastrophalen Lage im Westen und ebenso an der Ostfront, empfand, musste er auch im engsten Umkreis seine persönlichen Planungen vorsichtig entwickeln und zunächst Jodl von der Notwendigkeit mittelfristig auch wieder offensiver Vorstellungen überzeugen.

„Hinter diesem gigantischen Aufmarschplan stand ein einziger Mann: Adolf Hitler“.
Die „Blindheit“, die Hitler den ‚Fakten‘ gegenüber häufig von der Geschichtsschreibung vorgehalten wird, ist in den Dokumenten relativiert – so ist bereits für den 13. Juli 1944, als im Brückenkopf Caen verloren ging, ein „Erlass des Führes über die Befehlsgewalt in einem Operationsgebiet innerhalb des Reiches“ dokumentiert, der „für den Fall eines Vordringens feindlicher Kräfte auf deutsches Reichsgebiet“ detaillierte Anordnungen für eine Neustrukturierung der Befehlsgliederungen, der Beziehungen zwischen Partei und Wehrmacht sowie logistischer Fragen gibt.
Die militärische Befehlsgebung vor Ort klang in den Ohren der Betroffenen nicht erst im Sommer 1944 anders, oft auch taktisch sinnlos, doch gab es für Hitler keine ‚humanistische Rücksichtnahme‘ auch gegenüber der eigenen Truppe – er verfolgte konsequent strategische Absichten. Dies spiegelt sich in der oben bezeichneten Lagebesprechung vom 31. Juli wider, in der er Jodl und Warlimont zur Übernahme seiner Auffassungen bewegte: so deutet Hitler die „Verengung des Raumes“ als Chance, denn man könne nun „Deutschland abriegeln mit einem Minimum an Kräften“. Hitler sieht durchaus die Beschränkung der Kräfte, die akut geringe Bewegungsfähigkeit der Verbände, die fehlende Luftüberlegenheit, die Verluste im Osten, die Existenzprobleme der bisherigen Verbündeten mit einer Konsequenz „unter Umständen sogar Preisgabe des ganzen Balkans“. Den Rückzug auf den Westwall kalkuliert er ein. Die Strategie Montgomerys, im Norden nach Deutschland einzubrechen, sieht er voraus. Folgerung: „Das sind so weitreichende Gedanken, die, wenn ich sie heute einer Heeresgruppe mitteilen würde, da Entsetzen hervorrufen werden, und ich glaube daher, es ist notwendig, dass man einen ganz kleinen Stab von uns hier einsetzt“. Damit ist die weitestgehende Geheimhaltung der zukünftigen Planung konzipiert. Aktuell müsse durch möglichst langes Halten von Häfen und logistische Zerstörungen der Nachschub des Gegners blockiert und sein „Operieren in der Tiefe des Raumes“ erschwert werden. Hitler ordnet die Sicherstellung eines Hauptquartiers im Westen an und bereitet seine Gesprächspartner auf Umstrukturierungen der militärischen Organisation und der Kommandos vor und macht sie mit dem Gedanken vertraut, „einen Stab zusammenzustellen mit ein paar ebenso intelligenten wie einfallsreichen Köpfen“.
Während des Zusammenbruchs der Abwehrfront in der Normandie tauschte Hitler ohne Vorankündigung den Oberbefehlshaber West und Befehlshaber der Heeresgruppe B, Generalfeldmarschall Günther von Kluge am 17. August 1944 in beiden Funktionen gegen Generalfeldmarschall Walter Model aus.
Am 24. August 1944, unmittelbar vor der Befreiung von Paris durch die Westalliierten, geht es im „Befehl über den Ausbau der deutschen Weststellung“ nur noch um den Westwall (unter Einbezug von Teilen der Maginotlinie) und die „Mosellinie“ als „durchgehendes Panzerhindernis“. Die in den Tagesbefehlen noch mehrfach behandelte Somme-Marne-Linie spielt in der Planung keine Rolle. Am 1. September 1944 folgen detaillierte Anweisungen zur „Herstellung der Verteidigungsbereitschaft“ von Westwall und der Weststellung. In Weisungen für die Kampfführung im Westen vom 3. bis 9. September wird eine vergleichsweise flexible Kampfführung gestattet mit dem Ziel, Zeit für die „Aufstellung und Heranführung neuer Verbände und für den Ausbau der Weststellung zu gewinnen“ und werden Offensivoperationen im Süden der Westfront vorbereitet. Damit hatte Hitler die organisatorischen Strukturen im rückwärtigen Raum erneuert – auch das Befehlsverhältnis zwischen Wehrmacht und Partei geregelt, um die logistische Vorbereitung zu optimieren.
Mitte September 1944 „hatte die Wehrmacht innerhalb von drei Wochen nach dem Fall von Paris und der vernichtenden Niederlage der deutschen Armeen in der Schlacht in Frankreich ihr Gleichgewicht fast wiederhergestellt; jedenfalls war sie nicht mehr ‚im Laufen‘“ und „am 16. September bat der Führer nach seiner täglichen Lagebesprechung in der ‚Wolfsschanze‘ jene Generale, denen er am meisten vertraute, zu einer zweiten Besprechung in einen anderen Raum“. Anwesend waren neben Keitel und Jodl der Chef des Generalstabs des Heeres, Heinz Guderian, und General Kreipe in Vertretung von Göring. Hitler eröffnete der Runde seinen Plan einer Offensive in den Ardennen: „über die Maas und weiter nach Antwerpen“.
„Am nächsten Tag [17. September 1944] befahl Hitler beschleunigte Vorbereitungen für die Gegenoffensive. Er erliess Befehle für die Neuaufstellung der 6. Panzerarmee und zog dazu einen neuen Mann heran, der später eine wichtige Rolle spielen sollte – General Rudolf Gercke, Chef des Wehrmachttransportwesens“.
Am 25. September 1944 – die Briten zogen sich nach ihrer Niederlage bei Arnheim wieder zurück (Hitler hatte den Ausgang der Schlacht abgewartet) – „befahl Hitler Generaloberst Jodl, einen umfassenden Plan für die Offensive auszuarbeiten“. Keitel wurde mit der Logistik beauftragt. „Anfang Oktober hatte Gercke den Aufbau des Transportwesens fast beendet. […] Gerckes wichtigste Aufgabe war jedoch die Überholung der Deutschen Reichsbahn“.
Die Lage im Westen hatte sich im Herbst gewandelt: „Die Abwehrsiege, die die Deutschen bei Arnheim, Aachen und Antwerpen davontrugen, verlängerten den Krieg bis ins Frühjahr 1945. Diese deutschen Erfolge durchkreuzten Eisenhowers strategische Pläne und verliehen der Wehrmacht und dem deutschen Volk neuen Widerstandswillen. […] Am 8. Oktober [nach Toland am 11. Oktober] legte Jodl den Entwurf zu einer Ende November durch die Ardennen mit dem Ziel Antwerpen durchzuführenden Offensive vor“. Das vorerst „Christrose“ genannte Unternehmen „beruhte auf zwei Voraussetzungen: völlige Überrumpelung des Feindes und eine Wetterlage, die den Einsatz von alliierten Flugzeugen unmöglich machte“. Höchste Geheimhaltung war angeordnet.
„Am Morgen des 12. Oktober überreichte Jodl Hitler den ausgearbeiteten Plan“. Der neue Deckname war nun „Wacht am Rhein“. Mit seiner Ernennung zum Oberst erhielt Skorzeny Spezialaufträge „hinter den amerikanischen Linien“. Am nächsten Morgen, den 13. Oktober erhielten von Rundstedt und Model Abschriften des Plans. Umgehend entwarfen beide ‚Gegenpläne‘. „Am 27. Oktober traf der Führer mit Rundtstedt und Model zusammen“. Model versuchte, eine „kleine Lösung“ („Herbstnebel“), die ihm den Kräften angemessener erschien, zu erzwingen, doch „Hitler traf die Entscheidung – gegen die Stimmen seiner Generale. Am 7. Dezember billigte er den endgültigen Entwurf. […] Das Unternehmen ‚Wacht am Rhein‘ am Rhein lief an“.

„Bei einer Schlussbesprechung am 2. Dezember in Berlin, an der teilzunehmen v. Rundstedt ablehnte,“ […] gestand Hitler Model zu, „man könne, sollte die Hauptoperation fehlschlagen, jederzeit zur ‚kleinen Lösung‘ übergehen. […] Am 12. Dezember, vier Tage vor dem Beginn der Offensive, wurden alle Höheren Führer in Rundstedts Hauptquartier berufen. […] Hitler sprach zwei Stunden lang, und zwei Stunden lang sassen die Generale steif da, jeder einen bewaffneten SS-Mann hinter seinem Stuhl, die so grimmig dreinblickten, dass Bayerlein ‚nicht einmal nach dem Taschentuch zu greifen wagte‘“.
Hitlers politisches Kalkül war, „dass er jetzt möglicherweise einen Kompromissfrieden erlangen würde, wenn er dem einen oder anderen seiner Gegner einen lähmenden Schlag zu versetzen vermöchte“. Gegen die Rote Armee schien ihm das kräftemässig und in folge der ‚Tiefe des Raumes‘ nicht machbar, am ehesten „liess sich das Gesetz des Handelns im Westen zurückgewinnen. […] War Antwerpen genommen, hatten die Alliierten den einzigen (unversehrten) grossen Hafen verloren […] und die Verbündeten Armeen nördlich der Ardennen sassen, mit dem Rücken an die See gedrängt und ohne einen hinreichenden Einschiffungshafen, in der Falle. […] Unter einer solchen Niederlage, glaubte Hitler, würde die Koalition zerbrechen“.

„Keiner der Generäle, die den Wortschwall über sich ergehen lassen mussten, glaubte, dass Antwerpen genommen werden könne, schon nicht wegen des Treibstoffmangels. Hitler hatte zwar übergenug Vorräte versprochen, aber was ihnen zugeteilt worden war, reichte kaum hin, sie an die Maas zu bringen. Sie sahen sich darauf angewiesen, amerikanische Lager in die Hand zu bekommen, wussten jedoch infolge des Verbots der Luftaufklärung nicht, wo sich welche befanden. Immerhin glaubten sie, dass sie die Maas erreichen und den Amerikanern eine schwere Niederlage beibringen könnten, vorausgesetzt, dass der Kräfteaufmarsch bis zuletzt unbemerkt blieb“.
Bei der Wahl des Angriffsschwerpunktes zwischen Monschau und Echternach spielte auch die Erinnerung an den Erfolg des Sichelschnittplans im Mai 1940 eine Rolle.
Hitler wollte eine Schlechtwetterperiode nutzen, um damit die feindliche Luftüberlegenheit auszugleichen.
Zur Unterstützung der Offensive wurden zwei Kommandounternehmungen geplant:
- Unternehmen Greif war der Deckname für ein Kommando deutscher Soldaten unter dem Befehl von Otto Skorzeny. Die englisch sprechenden Soldaten sollten sich mit Uniformen der US-amerikanischen Armee tarnen und trugen die Erkennungsmarken gefallener oder gefangener US-Soldaten. Die Soldaten wurden in vier Infanterie-, drei Panzer-, zwei Nachschub- und vier Panzerjägerkompanien zusammengefasst, die mit Panzern und Waffen aus alliierten Beutebeständen ausgestattet werden sollten. Doch an der Ausstattung mit schweren Waffen mangelte es erheblich. Von den 25 versprochenen Sherman-Panzern erhielt die Truppe nur zwei. Die Aufgabe der Soldaten des „Greif-Kommandos“ war hauptsächlich, Verwirrung hinter den feindlichen Linien zu stiften; zudem sollten sie mehrere Brücken über die Maas zwischen Namur und Lüttich besetzen.
- Das Unternehmen Stösser war eine Luftlandeaktion, bei der in der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember Fallschirmjäger unter der Führung von Friedrich August von der Heydte 11 Kilometer nördlich von Malmedy abspringen und eine wichtige Nachschubroute der Amerikaner blockieren sollten.
Beteiligte Kräfte
Drei Armeen der Heeresgruppe B unter Generalfeldmarschall Walter Model – von Nord nach Süd die 6. Panzerarmee, die 5. Panzerarmee und die 7. Armee – waren zur „Entscheidungsschlacht“ angetreten. Einschliesslich der Reserven der Heeresgruppe B standen über 41 Divisionen mit etwa einer Viertelmillion Soldaten zum Angriff bereit. Sie waren auf einem 100 Kilometer langen Abschnitt zwischen Monschau und Echternach konzentriert. Model hatte sein Hauptquartier während der Ardennenoffensive im ehemaligen Hauptquartier des OKH (Bestandteil des Führerhauptquartiers Felsennest von 1940) in Hülloch bei Bad Münstereifel. Hitler bezog kurz vor Beginn der Offensive das Führerhauptquartier Adlerhorst bei Bad Nauheim.
Ähnlich wie bereits 1940 sollten sich deutsche Panzerverbände den Weg durch das unwegsame Gelände der Ardennen bzw. der westlichen Teile der Eifel bahnen und die Alliierten zurückwerfen. Die neu aufgestellte 6. Panzerarmee, zu der die vier SS-Panzer-Divisionen „Leibstandarte SS Adolf Hitler“, „Das Reich“, „Hohenstaufen“ und „Hitlerjugend“ gehörten, lag im Bereitstellungsraum des Gebietes Losheimergraben südwestlich von Köln-Bonn. Sie hatte den Hauptangriff an der Nordflanke mit dem kürzesten Weg nach Antwerpen vorzutragen. Im Tagesbefehl vom 15. Dezember 1944 forderte der Oberbefehlshaber der 6. Panzerarmee, Sepp Dietrich, von allen ihm unterstellten Verbänden der Waffen-SS, des Heeres und der Luftwaffe den höchsten Einsatz bis zum letzten Mann.
Amerikanische Situation
Insgesamt standen an dem fraglichen Frontabschnitt nur vier US-Divisionen der 1. US-Armee. Die amerikanische Seite schätzte die Offensivfähigkeit der Deutschen zu diesem Zeitpunkt generell nur noch als gering ein, und mit einer Offensive in den Ardennen wurde am wenigsten gerechnet. Zudem waren die Alliierten nach der misslungenen Operation Market Garden im September 1944 mit ihren eigenen Offensiv-Vorbereitungen nördlich und südlich der Ardennen beschäftigt. Die Engländer waren dank Alan Turing in Bletchley Park in der Lage, den deutschen Funkverkehr zu entschlüsseln. Die wichtigsten Befehle auf deutscher Seite wurden jedoch per Kradmelder – nicht wie bisher per Funk – übermittelt. Den militärischen Nachrichtendiensten der Alliierten gelang es nicht, aus den durchaus vorhandenen Einzelbausteinen, die auf ein geplantes grosses Unternehmen der Deutschen hindeuteten (Berichte von Truppenverlegungen, einzelne Aussagen von Kriegsgefangenen höherer Ränge, abgehörte Funksprüche etc.), ein „Gesamtbild“ abzuleiten und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Der Angriff
(16. bis 20. Dezember)
Am 16. Dezember vor Morgengrauen rückten 14 deutsche Infanterie-Divisionen „gegen nur vier Divisionen des 8. amerikanischen Korps auf einer Frontlinie von 100 km an“. „Das Gerumpel der Panzer, Sturmgeschütze und Lastkraftwagen, die mit der Infanterie marschierten, wurde von den V-1-Geschossen überdröhnt, die auf ihrem Weg nach Lüttich und Antwerpen in Salven niedrig über die Truppen hinwegröhrten. […] Um 05:30 Uhr begannen zweitausend Geschütze auf die amerikanischen Stellungen zu trommeln, und die Infanterie trat hinter der Feuerwand zum Angriff an. Dicht hinter ihr fuhren Panzer-Divisionen heran und hielten sich bereit, Durchbrüche sofort operativ auszunutzen“.
Den deutschen Truppen gelang die Überraschung. Die Amerikaner konnten ihre überdehnten Frontabschnitte nicht halten, ein ungeordneter Rückzug unter teilweiser Zurücklassung von Waffen und Material setzte ein. „Die 6. Panzerarmee, die unter dem Kommando von Sepp Dietrich den Hauptstoss zu führen hatte, durchbrach auf dem linken Flügel die feindliche Front und erkämpfte sich am 18. Dezember, an Malmedy vorbeiziehend, den Übergang über die Amblève jenseits von Stavelot. Der rechte Flügel wurde jedoch durch die zähe Abwehr der Amerikaner schon bei Monschau festgehalten“. Dadurch (und wegen unzulänglicher Treibstoffausstattung) blieb auch der 45 Kilometer weit vorgedrungene linke Flügel weit vor Lüttich liegen und geriet unter Gegenoperationen.
Das Unternehmen Stösser wurde ein Misserfolg: Aufgrund eines starken Schneesturms erreichte nur etwa ein Fünftel der Truppe die Landezone, die übrigen Fallschirmjäger landeten verteilt über die gesamten Ardennen.
Planung und Ausführung
„Weit erfolgreicher entwickelte sich der Angriff der 5. Panzerarmee General von Manteuffels. Noch bevor die vier Infanterie und die zwei Panzerkorps nach starker Artillerievorbereitung in vorderer Linie zum Sturm antraten, waren überraschend […] Sturmbataillone in den dünn besetzten amerikanischen Abschnitt eingesickert. Bereits am Abend des 17. Dezember war der Durchbruch an und westlich der Our an mehreren Stellen gelungen. Die Panzer überschritten den Fluss etwa um Mitternacht und erreichten gegen Morgen die amerikanische Hauptlinie. Das 47. Panzerkorps unter General Freiherr von Lüttwitz näherte sich Bastogne und bedrohte St. Vith“.
18. Dezember 1944
Am Morgen hatte v. Manteuffel südlich von St. Vith eine Bresche geschlagen und seine Panzer waren auf dem Weg nach Bastogne. Ein Kampfkommando von Pattons 10. Panzerdivision erreichte abends die Stadt und in der Nacht traf auch die 101. Luftlandedivision noch vor der Panzer-Lehr-Division (Bayerlein) ein. Im Norden wurde Peipers Panzerkolonne westlich von Stavelot aufgehalten durch eine „zum Betrieb von Sägemühlen eingesetzte Gruppe von Pionieren, [… die] vor ihr zwei Brücken sprengte“.
Über diese örtlichen Erfolge hatten die US-Hauptquartiere jedoch keine Informationen und: „Zurückgehende Truppen verstopften die Strassen und sperrten an die Front marschierenden Verstärkungen den Weg. Zeitweise wurden Einheiten auf Gerüchte hin, die Deutschen kämen, von völliger Panik ergriffen …“ „Am Abend des 18. Dezembers musste Hodges gestehen: Die feindliche Linie lässt sich nicht mehr recht bestimmen, weil die Front im Fluss und ihr Verlauf etwas unklar ist“.
Reaktion der Alliierten Führung
Das amerikanische Oberkommando in Versailles erhielt erste Nachrichten über ‚geringe Einbrüche‘ an einer langen Front am Nachmittag des 16. Dezember. Nach eigenen Angaben war General Dwight D. Eisenhower ‚sofort überzeugt, dass es sich um keinen örtlichen Angriff handelte‘, General Omar Bradley, Kommandierender der amerikanischen 12. Heeresgruppe, hielt den Vorgang jedoch noch an den beiden nächsten Tagen für einen ‚Ablenkungsangriff‘ gegen ‚Pattons Vormarsch im Saargebiet‘. Man setzte zwar zwei Panzerdivisionen „nach den Ardennen in Marsch […] die Reserven des SHAEF, die 82. und die 101. Luftlande-Division in Reims wurden [jedoch] bis zum Abend des zweiten Tages, des 17. Dezember, nicht einmal in Marschbereitschaft gesetzt“. Eisenhower ordnete jedoch an, dass General George S. Patton mit seiner 3. Armee, die im Süden vor dem Saarland stand, einen Linksschwenk nach Norden vornehmen sollte, um die vorstossenden deutschen Truppen an ihrer südlichen Flanke anzugreifen.
19. Dezember 1944
Manteuffels Truppen nahmen bei Bastogne „Houffalize in der rechten und Wiltz in der linken Flanke und ermöglichten so die schnelle Einschliessung der Stadt“. Infanterie sollte sie in Schach halten – die Panzer strebten der Maas zu und Manteuffel forderte von Model sofortige Verstärkungen an. Model schlug Hitler vor, die sechs Reserve-Divisionen, „da Dietrichs Angriff [am rechten Flügel der Offensive] steckengeblieben war, zur Ausnutzung des Durchbruchs v. Manteuffels […] in den Kampf zu werfen. Aus politischen Gründen wünschte jedoch Hitler, dass die SS den entscheidenden Schlag führe, und bestand darauf, dass die beiden SS-Divisionen im Norden eingesetzt würden, damit Dietrich noch eine Chance erhalte. Die drei Wehrmachtverbände waren das Äusserste, was er für Manteuffel freigeben wollte“.
Erst am Morgen des 19. Dezember kam es nun bei einer von Eisenhower in Verdun angeordneten Besprechung mit Bradley, Jacob L. Devers, George S. Patton und anderen zu einem halbwegs koordinierten Vorgehen. „Durch den drohende[n] Zusammenbruch des Befehlsgefüges des Bradleyschen Oberkommandos“ [insbesondere bei der 1. Armee unter Courtney Hicks Hodges] der durch den deutschen Vorstoss in zwei Teile gespaltenen Front sah sich im Norden Montgomery auf eigene Initiative veranlasst, „das britische XXX. Korps […] in die mögliche Gefahrenzone zwischen Maas und Brüssel“ zu verlegen. So erwog Eisenhower gegen den heftigen Protest der amerikanischen Generäle, dem Briten Montgomery ab 20. Dezember die Führung im Norden, und somit auch den Oberbefehl über die 1. US-Armee und die 9. US-Armee zu übertragen: „Der ordnende Eingriff in das interalliierte Befehlsgefüge kam nicht eine Minute zu früh, denn die Schlacht glitt der Führung bereits aus den Händen“.
Am Abend des 19. Dezember war die Lage für die Alliierten noch „sehr viel ernster geworden. […] Es waren keine amerikanischen Kräfte verfügbar, […] die zwanzig Meilen breite Lücke zwischen der 101. Luftlandedivision [in Bastogne] und der 82. Luftlandedivision, um Werbomont zu schliessen. Durch dieses Tor marschierten die Deutschen auf den Maasabschnitt Namur – Dinant – Givet los, der praktisch unverteidigt war. Überschritten die Deutschen die Maas, blieb als einzige Reserve, sie aufzuhalten, das britische XXX. Korps“.
„Bradleys Gegenmassnahmen waren weit hinter dem Tempo der Schlacht hinterhergehinkt, und am Abend des 19. Dezember war er nicht mehr in der Lage, sie beeinflussen zu können“. Er besass keinen Kontakt zu Hodges, der versuchte, „seine zerfallende Südflanke“ und gleichzeitig „die Nordflanke umzubilden“ – „(zuviel) für einen Armeestab“.
20. Dezember 1944 (Siehe „Belagerung von Bastogne“)
Am Vormittag setzte Eisenhower seine Entscheidung um – er rief „selber Bradley an, und es ergab sich ein langes und hitziges Gespräch. […] Eisenhower beendete das Gespräch mit den Worten: ‚Nun also, Brad, es ist mein Befehl.‘“ Die alliierte Front war nun unterteilt: Montgomery kommandierte den nördlichen, Bradley den südlichen Abschnitt.
Im Süden scheiterten die Angriffe auf Bastogne. Manteuffel „fuhr selbst mit der Panzer-Lehr-Division nach vorn, leitete sie um Bastogne herum und liess sie am 21. auf St. Hubert vorstossen. Die 2. Panzer-Division umging den Ort im Norden“. Der Befehlshaber in der Stadt, McAuliffe, lehnte eine Übergabe ab. „Es war ihm klar, dass die Behauptung des Platzes starke deutsche Teile band. […] Die links von der 5. Panzerarmee angreifende 7. Armee, deren Aufgabe es eigentlich gewesen wäre, die von Süden auf Bastogne führenden Strassen zu sperren, erzielte nur anfangs einige Erfolge. […] Daher musste die 5. Panzerarmee aus ihren eigenen Reihen stärkere Teile nach und nach zum Flankenschutz abzweigen, so dass die Spitze ihres Angriffskeiles immer dünner wurde“.
Kritisch wurde die Lage der 7. US-Panzerdivision in St. Vith, das an der Spitze eines in das von den Deutschen bereits eroberte Gebiet hineinragenden tiefen Keils lag („Hufeisenlinie“). Der Kommandeur Hasbrouck hatte keine Kontakte mehr und konnte einen Lagebericht nur per Kurier übermitteln.
Kommandoübernahme Montgomery
Bereits am 18. Dezember – noch bevor Eisenhower den Einbezug des Briten in Betracht zog – hatte Montgomery „seine eigenen Verbindungsoffiziere an die amerikanische Front“ geschickt: „Zur Mittagsstunde des 20. Dezember berichteten sie ihm aus erster Hand“. Als er wenig später im Hauptquartier der 1. US-Armee eintraf, war er besser unterrichtet als Hodges selber. Einer seiner Stabsoffiziere berichtete: „Der Feldmarschall schritt in Hodges’ Hauptquartier wie Christus in den Tempel, um ihn zu reinigen“. Die Delegation des Kommandos im Norden des Schlachtfeldes an den britischen Feldmarschall führte zu heftigen Reaktionen im US-Heer, in der amerikanischen Presse und Öffentlichkeit.
Montgomery fing sich jedoch wieder und zuerst ging es auch nur darum, unmittelbar auf das bestehende Chaos zu reagieren. Klar war, dass der Schwerpunkt der Offensive nun bei der 6. Panzerarmee lag. Die Bereiche der 9. und der 1. Armee wurden nach Westen verschoben und der Brite versuchte, den Amerikanern die Notwendigkeit zu vermitteln, exponierte Frontvorsprünge zurückzunehmen (vor allem des ‚Hufeisens’) und die Linie zu verkürzen. Hodges wollte jedoch angreifen, Montgomery lenkte ein: In der Nacht zum 21. Dezember vollendete die 82. Luftlandedivision unter Ridgway zwar „die Umfassung der angreifenden Kolonne Peipers und stellte mit der Westseite des ‚Hufeisens’ von St. Vith Verbindung her“, …
21. Dezember
… doch hatte die 116. Panzer-Division am Morgen darauf „mit einem schnellen Vorstoss im Ourthetal seine [Ridgways] Westflanke überflügelt [… und] griff bereits, tief in seinem Rücken, das dreissig Meilen westlich von St. Vith gelegene Hotton an“. Kurz darauf „war St. Vith genommen, und Ridgway sah sich vom 2. SS-Panzerkorps mit voller Wucht angefallen. Weit entfernt, die Lücke zu schliessen, wurde nun die 1. Armee durch rasch aufeinanderfolgende Angriffe zurückgeprellt“. Diese Angriffe wurden von zwölf deutschen Divisionen, darunter sieben Panzer-Divisionen, vorgetragen.
Zweite Kampfphase (21. bis 31. Dezember)
Der Überraschungsangriff am 16. Dezember war gelungen und auch die Einsätze hinter den amerikanischen Linien hatten Wirkung gezeigt. Am Südflügel gelang es jedoch nicht, den Verkehrsknotenpunkt Bastogne zu nehmen (dort lagerten drei Millionen Gallonen Treibstoff), in der Mitte hielt sich St. Vith und im Norden kamen die SS-Panzer-Divisionen nicht voran. Einzig die Kampfgruppe Peiper, die sich jedoch Verbrechen zuschulden kommen liess, konnte durchbrechen; sie scheiterte kurz vor der Möglichkeit, ein riesiges Treibstofflager (elf Millionen Gallonen) zu erobern, und wurde selbst eingekesselt. Doch beruhten die amerikanischen Abwehrerfolge auf dem Widerstand einzelner, meist isolierter Einheiten; das alliierte Befehlsgefüge befand sich am 21. Dezember noch in der Reorganisation. Die deutsche 5. Panzerarmee im Südbereich blieb weiterhin offensiv und die 6. Panzerarmee hatte nun mit Verstärkungen zum erneuerten Angriff angesetzt.
Montgomery übernahm nun mit Nachdruck die Führung und liess sich nicht mehr „durch diese oder jene Entwicklung oder Vorhersage aus dem Konzept bringen. […] Er wollte zuerst die Deutschen frontal aufhalten, um sie von ihrem strategischen Marschziel wegzudrücken und zu zwingen, nach Südwesten vorzustossen, wo sie kein Unheil anrichten konnten“.
Der erste Angriff der 6. Panzerarmee „richtete sich gegen den Abschnitt Malmédy – Butgenbach – Monschau und wurde ohne Rücksicht auf Verluste 48 Stunden lang fortgesetzt“. Der zweite Angriff (durch die 5. Panzerarmee) trieb die 7. US-Panzerdivision aus St. Vith und über die Salm zurück und öffnete die Strasse nach Houffalize und St. Hubert. Der dritte Angriff (durch die 2. und die 9. SS-Panzer-Division) richtete sich gegen den bereits verkleinerten Frontvorsprung der 82. Luftlandedivision und erzwang die Öffnung der Strasse von St. Vith – Vielsalm – Laroche. „Der vierte Angriff mit dem Ziel, diese Route über Marche nach Namur zu verlängern, wurde vereitelt, aber südwestlich von Marche stiess die 2. Panzer-Division an Rochefort vorbei bis zum letzten Höhenrücken vor der Maas“.
22. Dezember
Vom 22. Dezember an klärte sich das Wetter auf. „Am ersten Tag flog die 9. taktische Luftflotte der Alliierten allein 1200 Einsätze gegen die deutschen Nachschubeinheiten“. Zudem näherten sich massive Verstärkungen dem Kampfraum: „Auf der Südflanke der Bresche waren zwei Korps von General Pattons 3. amerikanischer Armee nach Norden eingeschwenkt, und am 22. eröffnete eines von ihnen einen starken Angriff auf der Strasse Arlon–Bastogne“.
Im Norden setzte sich Montgomery gegen die US-Truppenführung durch und „bewahrte die tapferen Verteidiger von St. Vith [durch rechtzeitige Räumung] vor der Vernichtung“. Er bestand nach einem Durchbruch der 2. SS-Panzer-Division gegen den Widerstand des US-Kommandeurs auch darauf, die 82. Luftlandedivision zurückzuziehen. „Für ihn war das nur ein taktisches Manöver, für Ridgeway hingegen vor allem eine Sache der Ehre und der Kampfmoral seiner Truppen“. Die Amerikaner wollten dem Gegner alle verfügbaren Einheiten unmittelbar entgegenwerfen – „keinesfalls aber wollte Montgomery die zum Gegenangriff bestimmten Kräfte in die Abwehrschlacht hineingezogen haben“.
Nach der völligen Einschliessung von Bastogne am Vortag lehnte der kommandoführende Brigadegeneral McAuliffe eine Übergabeaufforderung des Generals v. Lüttwitz verächtlich ab.
23. Dezember
Pattons Entsatzangriff auf Bastogne wurde fünf Meilen vor dem Einschliessungsring gestoppt und „von einem heftigen Gegenangriff zurückgetrieben“. Da die Munitionsvorräte der Belagerten schwanden, spitzte sich die Schlacht um Bastogne zu. „Die Deutschen führten ihren bisher schwersten Angriff, zerschlugen die Südostecke des Kessels und nahmen eine beherrschende Höhe. Einige Panzer brachen bis in die Strassen der Stadt durch, aber die Amerikaner riegelten schnell ab. Am Morgen war die Bresche wieder geschlossen“.
24. Dezember
Manteuffels Stoss zur Maas, der „den Raum 5 km ostwärts Dinant erreichte“, blieb infolge Treibstoffknappheit liegen. „Die Aufklärungsabteilungen der 2. Panzer-Division und Teile des nachfolgenden Gros wurden von amerikanischen Verbänden abgeschnitten“. St. Hubert wurde von Kräften genommen, die ebenfalls Bastogne umgangen hatten.

„Am Weihnachtsabend gelang es Manteuffel, unmittelbar mit Hitlers Hauptquartier telefonische Verbindung zu erhalten, um die Tatsachen darzulegen und Vorschläge zu machen“ – er genoss hohe Wertschätzung bei Hitler – und schlug Jodl eine aufgrund der Lage neue Planung vor: Er wollte auf seinem Flügel die Maas nicht überschreiten, sondern „kreisförmig nach Norden zum nahen Maasufer vorstossen, um die ostwärts des Flusses stehenden alliierten Kräfte abzuschneiden und die Flusskrümmung auszufegen […] und so auch der 6. Panzerarmee vorwärts helfen“. Manteuffel: „Ich schloss unter Hervorhebung folgender Punkte: Ich muss heute Nacht Antwort haben; die OKW-Reserven müssen genügend Benzin haben; ich werde Luftunterstützung brauchen“. In der Nacht gab es einen weiteren Kontakt, „aber Jodl sagte mir, dass der Führer noch keine Entscheidung getroffen habe. Alles, was er im Augenblick tun könnte, sei, dass er mir eine weitere Panzer-Division zur Verfügung stellt“.
Inzwischen hatte sich auch Model in die Gespräche eingeschaltet: Noch „könne der Aachener Frontvorsprung beseitigt werden. Model wies darauf hin, dass die zu dem Angriff nach Norden erforderlichen Kräfte freigesetzt werden könnten, wenn der Führer seinen Plan der Offensive im Elsass aufgebe, deren Beginn auf den Neujahrstag festgesetzt war. Hitler wies den letzten Vorschlag ab. Er stimmte nur dem Vorschlag zu, dass zunächst Bastogne genommen werden müsse“. So hatte Manteuffel nur für den ersten Akt freie Hand.
25. Dezember
Er setzte die 15. Panzergrenadier-Division auf die Nordwestecke an: „Die Deutschen griffen am ersten Weihnachtsfeiertag um 03.00 Uhr an“, hatten bei Tagesanbruch zwei Breschen geschlagen, wurden jedoch abgeriegelt: „Von den achtzehn durchgebrochenen Panzern wurde jeder ausser Gefecht gesetzt, von der Infanterie entkam nicht ein Mann. Am Vormittag war die amerikanische Front wieder hergestellt“.
Zur gleichen Zeit wartete seit anderthalb Tagen „die Vorhut der 2. Panzer-Division“ auf dem Höhenrücken über Dinant und harrte ungeduldig auf Brennstoff und Verstärkung zum letzten abschliessenden Sprung den Westhang der Ardennen hinunter an die Maas. Die Masse der Division hatte Rochefort genommen und marschierte weiter nach Westen. Doch „in ihrer linken Flanke konnte die Panzer-Lehr-Division […] nicht mit starken Kräften über St. Hubert hinauskommen, und in ihrer rechten Flanke war die 116. Panzer-Division zwischen Marche und Hotton unvermittelt zum Stehen gebracht worden. Von den Panzerreserven, die Hitler v. Manteuffel zugesagt hatte, war eine Division auf Butgenbach abgezweigt worden, eine andere in den Kampf um Bastogne verwickelt und die dritte, die sich Marche erst näherte, wegen Treibstoffmangels zurückgeblieben“.
Die deutsche 2. Panzer-Division blieb isoliert. Inzwischen hielt „die gesamte amerikanische 2. Panzer-Division [unter General ‚Joe Collins] in überwältigender Stärke auf ihre rechte Flanke (zu)“. Die Deutschen hatten Zeit, sich stark zu verschanzen und in den Mittagstunden begann der Kampf.
26. Dezember
Die deutsche Vorhut bei Dinant kämpfte ohne Treibstoff darum, „ihre Vernichtung abzuwenden […] während ihre Division, unterstützt von Einheiten der Panzer-Lehr-Division und der 9. Panzer-Division vergeblich zur Entsetzung der Vorhut durchzubrechen suchte“.
Den Truppen Pattons gelang es, „den Einschliessungsring um Bastogne zu sprengen. Erst jetzt wurden zwei SS-Divisionen und zwei Infanterie-Divisionen freigegeben, die Stadt erneut von Südosten her einzuschliessen“.
An der Front der 6. Panzerarmee gab es wenig Bewegung, da Montgomery die ihm unterstellten Truppen zum Gegenangriff umgruppierte.

„Bombenteppiche gingen auf allen Strassen nieder. Das nähere wie das weitere Hinterland der [deutschen] Front stand unter pausenlosen [Luft-]Angriffen, die sämtliche Verbindungen der Heeresgruppen zerschlugen. In zwei Teile gesprengt, von Artilleriefeuer stark mitgenommen, von Jagdbomberschwärmen ständig angegriffen, wurde die 2. Panzer-Division so gut wie aufgerieben“.
27. Dezember
Manteuffel versuchte, die Genehmigung zum Rückzug zu erhalten, doch „Hitler untersagte diesen Schritt nach rückwärts. So wurden wir, statt uns rechtzeitig abzusetzen, unter dem Druck der alliierten Angriffe Schritt für Schritt zurückgetrieben und erlitten unnötig schwere Verluste“. Am Abend des Tages „rollten die Streitkräfte, die Dinant hatten nehmen sollen, wieder zurück nach Rochefort hinein“.
Die deutschen Reserven erreichten nach und nach Bastogne – „mit dem Auftrag […] die Stadt erneut von Südosten her einzuschliesen, und so blieb Bastogne bis Anfang Januar der Brennpunkt der Schlacht“.
„Die Aufschiebung des Angriffs im Norden [durch Montgomery] wurde von Bradley und Patton äusserst übel vermerkt“. Sie unterstellten, er wolle die vier in Reserve zurückbehaltenen britischen Divisionen nicht einsetzen. Der Brite hingegen war nicht an einem kontinuierlichen Angriffsgeschehen interessiert, er war entschlossen, eine starke Streitmacht für den Augenblick zur Hand zu haben, wo die deutschen Reserven gebunden wären. Zudem blickte Montgomery weit über die Ardennen hinaus. Die Briten hatten, anders als die Amerikaner, keine frischen Divisionen mehr zu erwarten, und so lag ihm sehr daran, sein XXX. Korps für die kommende Schlacht im Rheinland zu erhalten.
28. Dezember
Nun versuchte v. Rundstedt als Oberbefehlshaber West, „Hitler zu überreden, alle Offensivoperationen einzustellen und seine Armeen herauszuziehen, ehe die Alliierten in voller Stärke zum Gegenangriff schreiten würden“. Bei der Besprechung mit den Oberbefehlshabern der für den 1. Januar 1945 vorbereiteten Offensive im Elsass erklärte Hitler, zwar habe der Angriff in den Ardennen „leider nicht zu dem durchschlagenden Erfolg geführt […], den man hätte erwarten können“, machte aber geltend, dass der Gegner seine Pläne habe aufgegeben müssen und von einem baldigen Kriegsende nicht mehr reden würde, so „schon jetzt eine ungeheure Entspannung eingetreten (sei)“. Der Erfolg im Elsass würde die Drohung gegen die linke Flanke in den Ardennen beseitigen, so dass die Offensive dort „mit neuer Erfolgsaussicht wieder aufgenommen werden könne“. Model habe seine Position in den Ardennen zu festigen, die Truppen umzugruppieren und „gegen den Frontvorsprung von Bastogne einen neuen, machtvolleren Angriff [zu] richten“.
Alliierte Planung
Am 27. Dezember schlug Bradley vor, Pattons Vormarsch mit der 3. Armee zu verstärken und „mit der 1. Armee unverzüglich einen grossen Angriff gegen die Nordflanke des Frontvorsprungs zu führen“. Am 28. Dezember besprachen Eisenhower und Montgomery den Vorschlag. Der Brite warnte, dass im Norden noch „7, wenn nicht 8 Panzer-Divisionen gegenüberstehe[n]“, es „die Amerikaner hohe Verluste kosten (würde), besonders die Infanterie, der es bereits ernstlich an Ersatz fehle“. Er erwarte auch noch einen deutschen Angriff im Norden, wolle diesen erst zurückwerfen und dann den Gegenschlag führen. Eisenhower räumte den Vorzug dieser Überlegung ein, „doch lag ihm sehr daran, dass nicht zu lange gewartet werde. Man beschloss daher, die Gegenoffensive, sollten die Deutschen vorher nicht wieder angreifen, am 3. Januar zu eröffnen“.
Offiziell sprach man in der deutschen Propaganda in den „letzten Tagen des Jahres […] von einer ‚Bewegungsschlacht grössten Ausmasses’“ in den Ardennen, doch vermerken die Chronisten zu diesem Zeitraum keine entsprechenden Ereignisse bzw. ausschliesslich Positionskämpfe bei Bastogne.
Offensive im Elsass
Der Angriff im Süden der Rheinfront, der von Hitler im Zusammenhang mit der Ardennenoffensive in der Nacht zu Neujahr 1945 geplant war, „um im Westen halbwegs wieder eine Bereinigung herbeizuführen“, kam im Hauptstoss gegen die Zaberner Senke rasch zum Stehen. Östlich der Vogesen lief der Angriff ins Leere, da sich die 7. US-Armee auf die Maginot-Linie zurückzog und auch der Stoss aus dem Kolmarer Brückenkopf blieb ohne den vorgesehenen Erfolg. Die Operationen der 3. US-Armee (Patton) wurden durch das Unternehmen Nordwind nicht beeinflusst.
Januar 1945
„Anfang Januar griffen sechs Divisionen der Armee Pattons von Süden an mit dem Ziel, die Bastogner Ausbuchtung zu erweitern. […] Von der OKW-Reserve wurden drei frische Infanterie-Divisionen herangeführt, und Dietrich musste 4 Panzer-Divisionen [vom Nordflügel] an v. Manteuffel abgeben. […] Die Schlacht, die sich daraus [am 3. und 4. Januar] entwickelte, war die erbittertste der ganzen Offensive und die verlustreichste, besonders für die neuen unerfahrenen amerikanischen Divisionen. […] Am 5. Januar begann der deutsche Ansturm nachzulassen. Jeder Gedanke an eine Eroberung Bastognes wurde aufgegeben, denn die Truppen, die damit beauftragt worden waren, wurden jetzt dringend gebraucht, um die Gegenoffensive der Verbündeten abzuwehren, die zwei Tage vorher Montgomery gegen die Nordflanke der Ausbuchtung eröffnet hatte“.
Alliierte Gegenoffensive
Die britische Offensive (verstärkt durch die britische 6. Luftlandedivision) wurde gleichzeitig von Westen her durch einen amerikanischen Angriff ebenfalls mit Zielrichtung Houffalize, gegen den keilartigen deutschen Frontvorsprung, ergänzt. „Die Alliierten kamen nur langsam voran, denn der dichte Nebel machte die Versorgung aus der Luft unmöglich und schränkte die Möglichkeit des Einsatzes von Artillerie ein“.
Beide Operationen „stiessen auf einen Feind, der sich auf den bewaldeten Höhen gut eingegraben hatte und dessen Stellungen eine dichte Schneedecke tarnte. […] In fünf Tagen kamen die auf Houffalize drückenden Amerikaner nur fünf Meilen vorwärts. Dieser an sich geringe Gewinn war aber für Model Grund genug, die Genehmigung zum Rückzug aus den Westardennen zu fordern“. Sieben von zehn der deutschen Panzer-Divisionen hatten „nur eine gute Strasse in Besitz, […] die bereits unter Artilleriefeuer (lag)“. „Am 8. Januar konnte Hitler nicht länger leugnen, dass die meisten seiner übrig gebliebenen Panzer eingeschlossen zu werden drohten, und ermächtigte Model, den Raum westlich von Houffalize aufzugeben. Mit diesem verzögert und verspätet gefassten Entschluss gab Hitler zu, dass die Ardennenoffensive fehlgeschlagen war“.
Deutsche Rückzugskämpfe
Der deutsche Rückzug wurde von langsam zurückweichenden Nachhuten gedeckt. „Am 11. Januar hatte sich die Lage der Alliierten gefestigt“ und am 12. Januar gingen zwei Divisionsgruppen Pattons um Bastogne vor: „Die beiden Gruppen (vereinigten sich) in der Nähe von Bras. Rund 15 000 deutsche Elitesoldaten – darunter der grösste Teil der 5. Fallschirmjäger-Division – [war eingeschlossen]. Die Schlacht um Bastogne war zu Ende. […] Am 17. Januar, dem Tag nach der Vereinigung der Ersten und der Dritten [US]-Armee bei Houffalize [… übernahm] Bradley wieder den Befehl über Hodges’ Erste Armee [von Montgomery]“.
„Am 19. Januar wütete in den Ardennen ein Schneesturm, […] der den amerikanischen Vorstoss auf St. Vith zum Stillstand brachte. […] Am 21. Januar hatte sich der Schneesturm gelegt, [… und] gegen Mitternacht (des 23. Januar) war St. Vith wieder fest in der Hand der Kampfgruppe B [der 7. US-Panzerdivision]. […] Die Schlacht um den Keil war zu Ende. […] Die Kämpfe verlagerten sich weiter nach Osten, auf deutsches Gebiet“.
Der in der Ardennenoffensive gewonnene Raum ging im Zuge der alliierten Gegenoffensive bis Februar 1945 wieder vollständig verloren.
Luftkämpfe (siehe auch Unternehmen Bodenplatte)
Da Weihnachten das Wetter wieder zunehmend aufklarte und die Alliierten ihre erdrückende Luftüberlegenheit wieder vermehrt nutzen konnten, führte die deutsche Luftwaffe am 1. Januar 1945 das Unternehmen Bodenplatte durch. Dies war der letzte grosse Luftangriff der Luftwaffe; durch ihn sollte der Wehrmacht die Fortsetzung der Ardennenoffensive ermöglicht werden. Unter strengster Geheimhaltung griffen Hunderte deutscher Flugzeuge mehrere alliierte Flugstützpunkte in Belgien an, um dort Flugzeuge, Hangars und Startbahnen so stark wie möglich zu beschädigen oder zu zerstören. 465 alliierte Flugzeuge wurden bei dem Angriff zerstört oder beschädigt. Durch Gegenangriffe alliierter Flugzeuge und unerwartet starke Flak-Gruppierungen verloren die Deutschen allerdings selbst 277 Flugzeuge, davon 62 durch alliierte Flugzeuge und 172 durch alliierte und deutsche Flak: Aufgrund der hohen Geheimhaltungsstufe wusste selbst das deutsche Flak-Personal nicht Bescheid und feuerte vielfach auf die eigenen Flugzeuge bei deren Rückkehr (Eigenbeschuss). Das Unternehmen Bodenplatte war insgesamt gesehen ein Fehlschlag, da die Alliierten ihre Verluste sehr leicht ausgleichen konnten, während sich die deutsche Luftwaffe von den erlittenen Verlusten nicht mehr erholte.
Kriegsverbrechen
Auf Deutscher Seite (Siehe „Das Malmedy Massaker„)
In der Anfangsphase der Schlacht begingen Waffen-SS Soldaten das als Malmedy-Massaker bekannte gewordene Kriegsverbrechen in Baugnez bei Malmedy. Dabei wurden 82 amerikanische Kriegsgefangene von SS-Soldaten des SS-Panzerregiments 1 der 1. SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler erschossen. Mindestens zwei weitere derartige Massenerschiessungen soll es noch bei Honsfeld (19 amerikanische Gefangene erschossen) und bei Büllingen (50 Gefangene erschossen) gegeben haben. Kommandeur des SS-Panzerregiments 1 war Joachim Peiper. Nach Kriegsende wurden Peiper und einige Waffen-SS-Untergebene vor Gericht gestellt und verurteilt (Malmedy-Prozess).
Am 17. Dezember 1944 wurden elf afroamerikanische Soldaten auf einem Bauernhof in Wereth (ein Ort mit acht Häusern bei Schönberg (Sankt Vith)) von einem SS-Trupp misshandelt und ermordet (Wereth-Massaker). Am 18./19. Dezember 1944 verübten Angehörige der“Leibstandarte SS Adolf Hitler“ unter unter Führung von Peiper auch in Stavelot Kriegsverbrechen, 164 belgische Zivilisten wurden ermordet. Insgesamt ermordete die Leibstandarte in ihrem Gefechtsabschnitt über 250 Zivilisten, für die meisten Erschiessungen war Sturmbannführer Gustav Knittel verantwortlich.
Auf amerikanischer Seite
Bei einem Massaker im belgischen Chenogne (ca. acht Kilometer von Bastogne entfernt) erschossen amerikanische Soldaten am Neujahrstag 1945 mehrere Dutzend deutsche Kriegsgefangene aus der Wehrmacht, nachdem sie den Befehl erhalten hatten, keine Gefangenen zu machen. Der Bürgermeister von Chenogne fand am 3. Januar 1945 in dem bis auf ein Haus ganz zerstörten Dorf die Leichen von 21 in einer Reihe erschossenen deutschen Soldaten. Das Verbrechen ist nicht aufgeklärt. Aussagen einiger beteiligter US-Soldaten deuten auf etwa 60 ermordete Gefangene hin.
Folgen
Der schwere Verlust an Soldaten, Panzern, Kampfflugzeugen und Treibstoff beschleunigte den Untergang des Deutschen Reichs merklich. Nach dem Zusammenbruch der Offensive hatten die Deutschen ihre Fähigkeit zu raumgreifenden Unternehmen an der Westfront endgültig eingebüsst. Allerdings konnten die Westalliierten erst wieder Anfang Februar 1945 zum Angriff übergehen und erst Ende Februar wieder nennenswerte Geländegewinne verzeichnen, während die Rote Armee bereits im Januar 1945 bis an die Oder und die Pommersche Seenplatte vorgedrungen war. Dietrichs 6. Panzerarmee, die nach der Ardennenoffensive noch kampfkräftig war, hatte Hitler gegen Guderians heftige Proteste nicht an die Weichselfront, sondern nach Südosten verlegt. Sie erhielt den Auftrag, im Rahmen der Plattenseeoffensive die Rote Armee in Ungarn zurückzuwerfen.
Mit zeitlicher Verzögerung erkannte auch die deutsche Bevölkerung das Scheitern der Offensive, wie Joseph Goebbels am 31. Dezember 1944 in seinem Tagebuch vermerkte. Entgegen der Erwartung vieler Zuhörer erwähnte Hitler in seiner letzten Silvesteransprache die Offensive nicht einmal. In seinem Umfeld äusserte er gegenüber Nicolaus von Below düstere Untergangserwartungen und -drohungen. Im Gespräche mit Offizieren der Waffen- SS, die an der Offensive teilgenommen hatten, bestärkten den Waffen-SS-General Karl Wolff, für Italien eine Teilkapitulation anzustreben.
Das Malmedy-Massaker
Im Dezember 1944 war Peiper während der Ardennenoffensive Kommandeur des 1. Panzerregiments der LSSAH, genannt „Kampfgruppe Peiper“. Für den Erfolg der Ardennenoffensive war die Einnahme von Brücken über die Maas eine notwendige Voraussetzung, für die Peipers Kampfgruppe, ein etwa 2000 Mann starker Verband, verantwortlich war. Sie sollten den raschen Durchbruch der amerikanischen Stellungen erzwingen und bei Lüttich zur Maas vordringen. Am 17. Dezember 1944 gegen 1:30 Uhr nachmittags nahm eine Vorauseinheit der Panzertruppe an einer Strassenkreuzung in Baugnez bei Malmedy mehr als 100 US-amerikanische Soldaten gefangen. Sie entwaffnete die Soldaten und zwang die Soldaten, sich auf einem Feld südlich und westlich der Kreuzung aufzustellen.
Kurz danach beschoss die Vorauseinheit die wehrlosen Gefangenen in einem zwei- bis dreiminütigen Dauerfeuer mit einem Maschinengewehr und Pistolen. Danach betraten einige Männer dieser Einheit das Feld und versuchten die restlichen noch lebenden am Boden liegenden verwundeten Gefangenen zu töten. Diese hatten zum Teil weglaufen können und waren daher über das Terrain verstreut. Das Ganze dauerte etwa 10 bis 15 Minuten. Danach fuhr die Einheit weiter. Nun schoss der Hauptteil der Kampfgruppe Peiper während des Passierens an diesem Ort etwa eine Stunde lang aus seinen Fahrzeugen auf die offenbar sich teilweise noch bewegenden Soldaten. Danach lagen Überlebende noch einige Stunden auf dem Feld und versuchten sich zu verstecken. Einige Überlebende brauchten etwa vier Tage, um sich zu amerikanischen Truppen durchzuschlagen und mitzuteilen, was passiert war. Bei der Erschiessung wurden 82 amerikanische Soldaten getötet, 54 Soldaten überlebten. Dieser Vorgang wurde als das Malmedy-Massaker bekannt. Während dieser Zeit kam es unter Peipers Verantwortung bei Trois-Ponts und Stavelot zu einem weiteren Massaker an der belgischen Zivilbevölkerung.
Im Juli 1946 wurde Peiper im Malmedy-Prozess wegen dieser Vorgänge zusammen mit 42 weiteren Soldaten als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt. Der Oberbefehlshaber der US-amerikanischen Streitkräfte in Europa, Thomas T. Handy, begnadigte Peiper am 31. Januar 1951 zu lebenslanger Haft. In seiner Begründung ging Handy auf Gnadengesuche für Peiper ein:

„Seine Anhänger zeichnen von ihm das Bild eines kraftvollen Führers, der seine Leute begeisterte und die Seele seiner Truppe war. Viele seinetwegen überreichte Gesuche beruhen ausschliesslich auf der Erklärung, dass ein so hervorragender Offizier und Soldat sich solcher Verbrechen nicht schuldig gemacht haben könne. […] Auch ich bin davon überzeugt, dass Peiper der beseelende Geist bei der Vorbereitung von Terror und bei der Tötung von Kriegsgefangenen durch diese Truppe war. Gerade diese Argumente, die auf Peipers Führungsqualitäten hinweisen, werden jeden uneingenommenen Beobachter davon überzeugen, dass die Tötung von Kriegsgefangenen an so vielen verschiedenen Orten seines Operationsgebietes ohne sein Wissen und ohne seine Einwilligung, ja sogar ohne die treibende Kraft seiner Persönlichkeit nicht möglich gewesen wäre“.
Während seiner Haftzeit in Landsberg leitete Peiper seit 1954 die interne Gefängnisschule, an der von Häftlingen in den verschiedensten Wissensgebieten unterrichtet wurde und Häftlinge sich auf Schulabschlüsse vorbereiten und Kurse in diversen Hochschulfächern belegen konnten.
Nach der Haftentlassung
Nach der vorzeitigen Entlassung aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg 1956 arbeitete Peiper ab 1957 für Porsche, wurde jedoch später auf Druck des Betriebsrats entlassen. Eine vorübergehende Beschäftigung bei VW führte ebenfalls zu Protesten aus der Belegschaft. Zuletzt arbeitete er als Personalchef des Stuttgarter Motorbuch Verlags, ehe er in den 1960er Jahren nach Frankreich zog. Dort blieb er als Lektor und – unter dem Pseudonym Richard Buschmann – als Übersetzer von Militärbüchern für den Motorbuch Verlag tätig.
Tod
Als Peipers Anwesenheit in der französischen Presse bekannt wurde, forderte die kommunistische Tageszeitung l’Humanité, Peiper nach Deutschland auszuweisen. Im Juni 1976 erhielt er eine Morddrohung und sandte seine Familie nach Deutschland zurück. Er selbst blieb in Traves zurück. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 1976 kam es zu einem Schusswechsel, bei dem Peiper offensichtlich selbst mehrere Schüsse abgab. Sein Haus wurde in Brand gesteckt. In der Ruine wurde Peipers verkohlte Leiche mit einer Kugel in der Brust gefunden. Die Tat wurde nie aufgeklärt.
Belagerung von Bastogne (Bastnach) (20.12.1944 – 27.12.1944)
Nach der erfolgreichen Landung in der Normandie (D-Day 6. Juni 1944) waren die Alliierten zügig vorangekommen. Unter anderem hatte am 25. August 1944 der deutsche Stadtkommandant von Paris fast kampflos kapituliert. Durch den raschen Vormarsch wurde die Versorgung der Truppen immer schwieriger. Der Hafen von Antwerpen war Anfang September von der britischen 2. Armee besetzt worden. Weil Antwerpen aber im Hinterland der Scheldemündung, etwa 80 Kilometer von der Küste entfernt liegt, wurde eine Nutzung erst möglich, nachdem es gelungen war, die starken deutschen Artillerie Stellungen auf der vorgelagerten Insel Walcheren auszuschalten. Dies geschah vom 2. Oktober bis zum 8. November 1944 in der blutigen Schlacht an der Scheldemündung.
Danach musste der Fluss noch mühsam von den dort gelegten Seeminen geräumt werden. Am 28. November fuhr der erste Konvoi in den Hafen ein. Die Deutschen hofften, durch die Rückeroberung des Hafens den alliierten Nachschub massiv zu verringern.
Am 21. Oktober 1944 war Aachen als erste deutsche Grossstadt gefallen. Adolf Hitler entwarf den Plan, die Front in Belgien zu attackieren; 55 Divisionen sollten einen Überraschungsangriff durch die winterlichen Ardennen vorantreiben, die Maas überschreiten und Antwerpen zurückerobern. Obwohl der Oberbefehlshaber West, GFM Gerd von Rundstedt und dessen Stabschef Generalleutnant Westphal sowie die Führung der Heeresgruppe B unter Walter Model erhebliche Zweifel äusserten, wurde der Plan nicht abgeschmettert, als Starttermin wurde der 16. Dezember festgelegt.
Die alliierten Kommandeure hielten die Ardennen für ungeeignet für einen grösseren deutschen Angriff, vor allem wegen des Geländes. Zudem meldeten Berichte der Aufklärung, die in diesem Gebiet stationierten deutschen Divisionen seien schwach. In den Wochen vor dem 16. Dezember hatte kein Kommandeur Grund zu der Annahme, dass eine Offensive bevorstehen könne.
Deutscher Angriff
Obwohl es in den Wochen vor dem Angriff bedrohliche Anzeichen gegeben hatte, wurde die im Angriffsraum liegende 1. US-Armee durch die deutsche Ardennenoffensive völlig überrascht. Bastogne, ein wichtiger Strassen-Knotenpunkt, wurde vor allem von der 28. US-Infanteriedivision (Generalleutnant Cota) verteidigt. Diese stand seit 22. Juli pausenlos im Kampf und wurde dann in dieses relativ ruhige Gebiet abkommandiert.
Die deutsche 5. Panzerarmee unter General Hasso von Manteuffel bildete neben der nördlicher stehenden 6. Panzerarmee die Mitte der deutschen Angriffstruppen. Das am linken Flügel im Anschluss zur 7. Armee angesetzte XXXXVII. Panzerkorps unter General von Lüttwitz hatte den Auftrag, Bastogne zu erobern und die Maas nahe Namur zu überqueren. General von Lüttwitz plante, auf einem 11 km breiten Frontabschnitt mit drei Divisionen anzugreifen: Die 26. Volksgrenadier-Division und die 2. Panzer-Division sollten den Angriff führen; die Panzer-Lehr-Division folgte dahinter als Reserve nach. Auf der gegnerischen Seite standen zwei Bataillone des 110. US-Infanterieregiments (das dritte war Divisionsreserve), verantwortlich für einen 14 km langen Frontabschnitt am Fluss Our.
Am Abend des 15. Dezember stellte die deutsche 26. Volksgrenadierdivision (Generalmajor Kokott) eine Linie von Aussenposten am Westufer der Our, was sie routinemässig während der Nachtstunden taten. Um 3:00 Uhr morgens begannen sie, Männer und Ausrüstung über die Our zu setzen, ziemlich in der Nähe amerikanischer Stellungen. Um 5:30 Uhr begann deutsche Artillerie, amerikanische Positionen zu beschiessen und zerstörte Telefonleitungen, als die Infanterie vorrückte. Schon aufgrund ihrer Überzahl kamen sie schnell voran. In Weiler-lès-Putscheid konnte sich eine amerikanische Kompanie, unterstützt von einigen Mörsern und Pak-Geschützen, bis zum Einbruch der Nacht gegen wiederholte Angriffe von deutschen Bataillonen halten. Der deutsche Plan, die Clerve noch am Abend des ersten Angriffstages zu überqueren, wurde dadurch um zwei Tage verzögert werden. Die Alliierten waren in kleinen Gruppen auf grössere Dörfer verteilt und besetzten tagsüber Posten an der Our. Weil sie zu wenige waren, um eine gleichmässig besetzte Frontlinie zu bilden, richteten sie ihr Hauptaugenmerk auf die vier Strassen, die die Our überquerten. Weil es vor dem deutschen Vorrücken stark regnete, war nur eine der Strassen in hinreichendem Zustand, um als Übergangspunkt genutzt zu werden, nämlich die nördlichste der vier. Sie überquert die Our bei Dasburg und führt dann nach Clervaux und Bastogne. Die 2. Panzer-Division (Generalmajor von Lauchert) hatte den Auftrag, den Fluss zu überqueren; die 26. Volksgrenadier-Division sollte eine Brücke bei Gemünd bauen und dann dort übergehen. Von Lüttwitz wusste um die Bedeutung der Strassen rund um Bastogne und dass die Stadt eingenommen werden musste, bevor sein Korps weiter westwärts vorstossen konnte. Darum befahl er der Panzer-Lehr-Division (General Bayerlein), nach Bastogne vorzustossen, sobald seine anderen Truppen die Clerve überschritten hatten.
Am Morgen des 18. Dezember hatten Manteuffel Truppen die gegnerische Front südlich von St. Vith durchbrochen, die Panzer-Lehr-Division stiess zügig nach Bastogne durch. In der Nacht traf die 101. US- Luftlandedivision und Teile der 10. Panzerdivision noch vor Ankunft der deutschen Truppen in er Stadt ein. Das ‚705th Tank Destroyer Battalion‘, das 60 Meilen südlich von Bastogne in Reserve lag, wurde ebenfalls nach Bastogne kommandiert, um die Panzerabwehr der 101. Luftlande-Division zu verstärken.
Am 19. Dezember wurde das Kommando der 28. US-Division von Bastogne nach Wiltz, einem Ort südöstlich von Bastogne verlegt. Das 44. Ingenieur-Bataillon wurde nördlich von Bastogne aufgestellt; es wurde aber bald von deutschen Truppen angegriffen, zog sich nach Bastogne zurück und sprengte beim Rückzug eine Brücke. Die etwa 500 Mann hielten bis zum Abend durch; als ihre Positionen unhaltbar wurden, zogen sie sich Richtung Westen zurück. Das 110. Infanterie-Regiment war nicht mehr kampffähig.
Alliierte Gegenmassnahmen
Am Ende des zweiten Gefechtstages wurde offenbar, dass die 28. Infanterie kurz vor dem Zusammenbruch stand. Generalmajor Troy H. Middleton, Kommandeur des VIII. US-Korps, befahl einen Teil seiner gepanzerten Reserve – Combat Command B der 10. Panzer-Division – nach Bastogne. Das CCB unter Colonel William L. Roberts bestand aus
- dem 3rd Tank Battalion, dem 20th Armored Infantry Battalion,
- der C Company des 21st Tank Battalion,
- der B Company des 54th Armored Infantry Battalion,
- der C Company des 609th Tank Destroyer Battalion,
- dem 420th Armored Field Artillery Battalion und drei Kompanien Unterstützungstruppen.
General Dwight D. Eisenhower befahl die SHAEF-Reserve an die Front. Sie bestand aus der 82. US-Luftlandedivision und der 101. US-Luftlandedivision in Reims. Es waren kampferfahrene Truppen; nach zwei Monaten Kämpfen bei der Operation Market Garden hatten sie Pause. Beide Divisionen wurden am Abend des 17. Dezember alarmiert und begannen, Transportmittel für den Vormarsch zu arrangieren. Die 82. US-Luftlandedivision (General Gavin), die schon länger in Reserve stand und auch besser ausgerüstet war, marschierte als erste ab. Die 101. (General McAuliffe) verliess Camp Mourmelon am Nachmittag des 18. Dezember. Grosse Teile des Konvois wurden von Schneeregen behindert. Zu einem Zeitpunkt erstreckte sich die Marschkolonne von Bouillon in Belgien zurück bis nach Reims, also über 120 km. Die 101. marschierte direkt auf Bastogne zu, während die 82. weiter nördlich versuchte den Vormarsch der deutschen Kampfgruppe Peiper über Werbomont im Raum Stavelot zu stoppen. Major William R. Desobry, Kommandeur des 20. Panzergrenadierbataillons der 10. US- Panzerdivision konnte am 19. Dezember den Vormarsch der deutschen 2. Panzer-Division bei Noville-lez-Bastogne verzögern. Der rechte Flügel von Manteuffels Truppen nahm nördlich davon Houffalize ein, am linken Flügel besetzte die Panzer-Lehr-Division Wiltz und rollte weiter auf St. Hubert vor. Die Umfassung von Bastogne zeichnete sich ab.
Die Belagerung
McAuliffe und seine Verbände wurden am 20. Dezember in Bastogne von deutschen Truppen eingekesselt. Im Kessel verteidigten neben dem ‚Combat Command B‘ der 10. Panzer-Division folgende Formationen:
- 501st Parachute Infantry Regiment (Col. Julian J. Ewell)
- 506th Parachute Infantry Regiment (Col. Robert F. Sink)
- 502nd Parachute Infantry Regiment (Lt. Col. Patrick F. Cassidy)
- 327th Glider Infantry (Col. Joseph H. Harper)
- 705th Tank Destroyer Battalion (Lt. Col. Andrew D. Bruce)
- 333rd Field Artillery Battalion
General Eisenhower ordnete an, dass General George S. Patton mit seiner 3. Armee, die im Süden vor dem Saarland stand, einen Linksschwenk nach Norden vornehmen sollte, um die vorstossenden deutschen Truppen an ihrer südlichen Flanke anzugreifen. Ab 19. Dezember wurde die 4. US-Panzerdivision (Maj. Gen. John S. Wood) dem III. Corps unterstellt und musste zum Neuen Einsatzgebiet mehr als 250 Kilometer zurücklegen.
Am 22. Dezember wurde die amerikanische Garnison durch General Lüttwitz zur Kapitulation aufgefordert. McAuliffe erste mündliche Reaktion darauf soll gewesen sein: „Aww, nuts“. Die offizielle Antwort lautete: „To the German Commander, ‚NUTS!‘ The American Commander.“(NUTS! dt. „Quatsch!“) und wurde vom Kommandeur des 327. Gleiterinfanterieregiments, Colonel Joseph H. Harper übergeben. Harper musste ihnen dabei erklären, ob das Wort positiv oder negativ gemeint war, und umschrieb es mit go to hell („geht zur Hölle“). McAuliffe ergab sich nicht und konnte Bastogne halten, bis die 3. US-Armee vom Südwesten her Entsatz brachte.
Am gleichen Tag griffen Kampfgruppen der 4. Panzer-Division aus der Linie Léglise- Arlon in Richtung Martelange an um den deutschen Belagerungsring um die Stadt zu sprengen. Obwohl zwischen Bastogne und dem Ausgangspunkt des Entsatzversuches nur wenige Kilometer lagen, brauchte die 4. Panzerdivision noch bis zum 26. Dezember, um einen Korridor zu den eingeschlossenen Truppen in Bastogne zu öffnen. Durch Pattons Eingreifen und eine Wetterbesserung konnten McAuliffe und seine Truppen aus Bastogne befreit werden. Die Verbindung zur 101. Luftlande-Division wurde am 27. Dezember über einen schmalen Korridor wiederhergestellt und die Verwundeten nach hinten evakuiert. An der Spitze der durchgebrochenen Truppen stand das 37. Panzer-Bataillon der 4. Panzer-Division unter Lieutenant-Colonel Creighton Abrams. Auch General Maxwell D. Taylor erreichte mit der 4. Panzerdivision Bastogne und übernahm das Kommando. Die 101. Luftlandedivision hatte Gesamtverluste von 105 Offizieren und 1.536 Mann, die Kampfgruppe B der 10. Panzerdivision verlor ungefähr 25 Offiziere und 478 Mann.
Nachdem die Maas-Linie bei Dinant nicht erreicht werden konnte, versuchte General Manteuffel die Genehmigung für den allgemeinen Rückzug der 5. Panzerarmee zu erhalten, doch Hitler untersagte jeden Schritt nach rückwärts und befahl die Fortführung der Offensive. Deutsche Reserven erreichten nach und nach Bastogne, mit dem Auftrag die Stadt erneut von Südosten her einzuschliessen und wieder zu nehmen. Die Absicht scheiterte, Bastogne blieb bis zum Beginn der amerikanischen Gegenoffensive Anfang Januar, Brennpunkt schwerer Kämpfe. Am 8. Januar 1945 konnte Hitler nicht länger leugnen, dass die meisten seiner übriggebliebenen Panzer eingeschlossen zu werden drohten, und ermächtigte Generalfeldmarschall Model, den Raum westlich von Houffalize aufzugeben.
Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten
Das Mardasson-Denkmal wurde 1950 drei Kilometer nordöstlich vom Zentrum von Bastogne errichtet. Es erinnert an die 76.890 amerikanischen Soldaten, die bei der Ardennenoffensive verwundet, getötet oder vermisst (‚casualties‘) wurden. Die Strasse vom Zentrum zum Denkmal heisst ‚Strasse der Befreiung‘. Sowie der amerikanische Soldatenfriedhof Henri-Chapelle American Cemetery and Memorial. In Recogne, sechs Kilometernördlich von Bastogne, gibt es einen Soldatenfriedhof, hier liegen 6.807 deutsche Kriegstote. Ursprünglich lagen dort auch etwa 2700 US-Soldaten, die in der Gegend gefallen waren, diese wurden jedoch im Sommer 1948 auf den Henri-Chapelle American Cemetery and Memorial-Friedhof umgebettet.