Schlachten August - September 1944

Datenherkunft: (Wikipedia)

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Schlacht um die Bretagne (01.08.1944 – 08.05.1945)

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051_124/Kartenausschnitt der Bretagne

Die Schlacht um die Bretagne während des Zweiten Weltkriegs war die Fortsetzung der Operation Cobra, die zum Ausbruch der US-Armee aus dem Brückenkopf in der Normandie führte. Sie begann am 1. August 1944 und dauerte durch die Belagerung der von den Deutschen zu Festungen erklärten Städte Lorient und Saint-Nazaire bis Kriegsende im Mai 1945. Zwar waren die eigentlichen Kampfhandlungen bis etwa Ende September 1944 weitgehend beendet, und ein Grossteil der US-amerikanischen Einheiten wurde zur Front nach Osten verlegt. Jedoch musste eine kleinere Belagerungsstreitmacht dort vorgehalten werden, weil sich die deutschen Festungskommandanten in Lorient und St. Nazaire weigerten, zu kapitulieren.

Aufgrund der stark befestigten Stadtmauern und der Versorgung der Verteidiger durch deutsche U-Boote vom Atlantik aus war absehbar, dass die Städte nicht erobert werden konnten. Die Bretagne selbst konnte von Mitgliedern des französischen Widerstands, der Résistance, gesichert werden.

Die Bretagne unter deutscher Besatzung
Die deutsche Wehrmacht besetzte im Verlauf des Westfeldzugs Nordfrankreich und damit auch die Bretagne. Rennes fiel am 18. Juni 1940, und nur einen Tag später waren die deutschen Truppen in Brest. Damit war die Bretagne fast kampflos an die Deutschen gefallen.

Die bretonische Küste wurde Bestandteil des Atlantikwalls und die wichtigen Hafenstädte zu Festungen ausgebaut. In Brest, Lorient und Saint Nazaire entstanden grosse U-Boot-Bunker, die als Stützpunkte für die in der Atlantikschlacht eingesetzten deutschen U-Boote dienten. Der Bunker in Brest war der weltweit grösste, der je gebaut wurde.

Trotz vieler Opfer in der eigenen Bevölkerung durch die deutschen Besatzer sahen einige Bretonen in der Zusammenarbeit mit den faschistischen Deutschen den Weg zur Unabhängigkeit, dessen Bestreben bis in das erste Jahrtausend zurückgeht. Die radikalsten Nationalisten der „Nationalistischen Bretonischen Partei“ (Parti National Breton – PNB) und deren Untergrundorganisation „Gwen ha du“ wirkten daran mit.

1943/44 wurde Bezen Perrot (auch als Der bretonische Waffenverband der Waffen-SS bezeichnet) als eine Einheit bretonischer Nationalisten ins Leben gerufen, die 1944 vom Sicherheitsdienst (SD) in der Bretagne als Hilfstruppe eingesetzt wurde. Der katholische Priester und Abt Jean-Marie Perrot, der ein Sympathisant der bretonischen Befreiungspartei PNB war, gründete sie mit Unterstützung der Sipo/SD. Bezen Perrot war eine Splittergruppe der Kadervenn, einer bretonischen nationalistischen Organisation. Der Name Bezzen Perrot wurde von Ael Péresse geprägt. Nach Perrots Tod im Dezember 1943 erfolgte unter Célestin Lainé eine Reorganisation der Gruppe unter dem Namen Bezen Kadoudal. 60 bis 80 Freiwillige waren ab März 1944 an Anschlägen auf die französische Résistance beteiligt. Zu Beginn des amerikanischen Vormarsches tauchten einige Mitglieder unter, und eine grosse Gruppe schloss sich dem deutschen Rückzug nach Ostfrankreich an. Die Zurückgebliebenen kamen in deutsche Spezial-SD-Einheiten und aktive Waffen-SS-Einheiten wie die SS-Sturmbrigade Frankreich und wurden an die Ostfront verlegt.

Die Operation Overlord
Nach der Einnahme der Hafenstadt Cherbourg am 27. Juni 1944, deren wichtige Hafenanlagen von den Deutschen stark zerstört worden waren, und dem anschliessend erfolgten amerikanischen Ausbruch aus dem Overlord-Brückenkopf, wurde die Stadt Avranches, die den Eingang in die Bretagne darstellt, am 30. Juli von General George S. Pattons neu gebildeter 3. US-Armee eingenommen. Die nun für das weitere Gelingen des Vormarsches in Richtung Deutschland sehr wichtig gewordenen Häfen in der Bretagne sollten ursprünglich von der kompletten 3. US-Armee erobert werden. Ein entsprechender Bestandteil des Overlord-Plans war die Errichtung eines neuen grossen amerikanischen Hafens in der Bucht von Quiberon. Die Planer mussten davon ausgehen, dass es den Deutschen gelingen würde, die Atlantikhäfen vor der Besetzung durch US-Truppen zu zerstören. In der letzten Stufe sollte sich die 3. US-Armee nördlich der Loire aufstellen, um in Richtung Osten vorzurücken.

Da sich aber gezeigt hatte, dass der deutsche Widerstand auf weiter Front zusammengebrochen war und die deutsche 7. Armee weitestgehend zur Verteidigung der Normandie abgezogen worden war, entschloss sich Dwight D. Eisenhower dazu, nur das VIII. US-Korps weiter in die Bretagne zu schicken und mit den anderen Kräften den Kampf in Richtung Osten aufzunehmen. Überraschenderweise fiel den Amerikanern die Brücke bei Pontaubault über die Sélune (7 km südlich von Avranches) unbeschädigt in die Hände, so dass es Patton gelang, innerhalb von nur drei Tagen sieben komplette Divisionen mit etwa 100.000 Soldaten und 10.000 Fahrzeugen über die Brücke in die Bretagne zu führen.

Als Hitler in Berlin von der Lage an der Westfront erfuhr, erklärte er unverzüglich die Atlantikhäfen zu Festungen und ordnete an, diese bis zum letzten Mann zu verteidigen. General Wilhelm Fahrmbacher, der zum 1. August der Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in der Bretagne wurde, zog daraufhin die verfügbaren Einheiten in die Hafenstädte zurück. In Brest, Lorient und Saint-Nazaire bereiteten sich die deutschen Schiffe und U-Boote auf ein schnelles Auslaufen vor.

Kampf um die Bretagne
Der Vormarsch

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051_125/Der amerikanische Vorstoss in die Bretagne

Um die deutschen Nachschubverbindungen zu kappen, beorderte General Troy H. Middleton die 4. US-Panzerdivision Richtung Süden zur Bucht von Quiberon. Die 6. US-Panzerdivision erhielt den Befehl, schnellstmöglich direkt in die Bretagne bis nach Brest vorzustossen. Middleton, der eigentlich beabsichtigt hatte, mit seinen Einheiten nach Westen zu gehen, wurde von Patton angewiesen, im Hauptquartier zu bleiben. Als Resultat dieser Entscheidung verlor Middleton schon bald den Kontakt zu seinen in hohem Tempo vorrückenden Divisionen. Mit dem hohen Marschtempo waren auch logistische Probleme verbunden. Eine adäquate Belieferung der Einheiten mit Nachschubgütern, vor allem Munition, könnte erst wieder gewährleistet werden, wenn der Vormarsch zum Stehen kam.

Die Panzer und Fahrzeuge des VIII. Korps durchquerten mit hoher Geschwindigkeit die Bretagne. So berichtete ein alliierter Soldat einer Versorgungseinheit, der in der Bretagne kämpfte:

Kreis

„Within a couple of days we were passing out rations like Santa Claus on his sleigh, with both giver and receiver on the move. The trucks were like a band of stage coaches making a run through Indian territory. We got used to keeping the wheels going, disregarding the snipers, and hoping we wouldn’t get lost or hit“.

 

„Innerhalb einiger Tage gaben wir die Rationen aus wie der Weihnachtsmann auf seinem Schlitten; Ausgeber und Empfänger in voller Bewegung. Die LKW erinnerten an die Planwagen der Siedler, die durch ein Indianerterritorium rasten. Wir versuchten, die Räder am Rollen zu halten, während wir die Scharfschützen links liegen liessen und darauf hofften, weder getroffen zu werden noch uns zu verirren“.

Die alliierten Kommandeure befahlen ein schnelles Vorrücken. Da sich die Deutschen in die Häfenstädte zurückgezogen hatten, trafen die Amerikaner im freien Gelände kaum auf Widerstand. An den Strassen standen französische Zivilisten und winkten ihnen zu. Die Kinder riefen nach Kaugummi, Schokolade und Bonbons, die die Besatzungen der Fahrzeuge ihnen zuwarfen.

Am 2. August schloss die 4. US-Panzerdivision die bretonische Stadt Rennes ein und begann am 7. August die Belagerung von Lorient. Damit war die Bretagne von Osten her nur durch einen amerikanischen Sperrgürtel zu erreichen. Die 6. US-Panzerdivision war nach fünf Tagen die rund 230 Kilometer von dort bis nach Brest vorgedrungen und erreichte die Aussenbezirke der Stadt am 7. August. Die 83. US-Infanteriedivision versuchte ab dem 5. August, die nördliche Hafenstadt St. Malo freizukämpfen.

Die Rolle des französischen Widerstands sowie alliierter Spezialtruppen
Auch in der Bretagne war der FFI, die Forces Françaises de L’Intérieur, aktiv, die schon kurz vor D-Day vom in London stationierten französischen Offizier Albert Eon geleitet wurde. Die 20.000 Widerständler in der Bretagne waren allerdings längst nicht so gut ausgestattet wie ihre Kollegen in der Normandie. Sie besassen nur veraltetes Material, wenig Munition und Waffen. Während der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944, im Verlauf der Operation Overlord, sprangen vier Gruppen des französischen 4. SAS (36 Soldaten) über der südlichen und nördlichen Bretagne ab, um die Stützpunkte „Dingson“, „Samwest“ und „Grog“ zu errichten, von denen die französische Résistance unterstützt werden und Lande- und Absprungzonen für das restliche Bataillon markiert werden sollten. Die Aufgabe des französischen SAS war es, alle Kommunikationsleitungen und -wege zu zerstören und Hinterhalte und Sabotageakte vorzubereiten, um die Deutschen zu hindern, in Richtung der Normandie vorzurücken. Die Verbände zogen von Juni bis Juli 1944 durch das Land und rüsteten die örtlichen Mitglieder der Résistance mit Waffen aus. Ausserdem trainierten sie mit ihnen den Kampf.

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051_126/Die Operationen und Sabotagen der SAS-Truppen und Résistancemitglieder in der Bretagne

Nacht für Nacht wurden weitere SAS-Gruppen, sowie Nachschubgüter im Gebiet von Saint-Marcel, „Dingson“, etwa 35 Kilometer nordöstlich von Vannes, eingeflogen, wodurch es den alliierten Verbänden gelang, die Sabotage in den meisten Fällen erfolgreich auszuführen. Die SAS-Teams gruppierten in der Gegend etwa 10.000 Résistancekämpfer um sich, die ihnen halfen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Am 18. Juni lieferten sich 200 Männer des französischen SAS, zusammen mit vier bewaffneten Jeeps und etwa 2.500 Mitgliedern der Résistance einen Kampf mit schätzungsweise 5.000 deutschen Soldaten, die von Mörsergruppen unterstützt wurden. Die SAS-Truppen sowie die Résistance hielten bis in die Nacht ihre Stellungen, um sich dann im Schutze der Dunkelheit zurückzuziehen. 

Nach diesen Kämpfen wurden die SAS-Einheiten von den Deutschen mit allen Mitteln gejagt, weshalb es vielen nicht gelang, am Leben zu bleiben. Heute erinnert ein Museum in Saint-Marcel an die Kämpfe.

Als der US-Vormarsch nach Westen begann, flogen die Briten mittels Transportmaschinen und Gleitern modernes Gerät in die Bretagne und warfen es mit dem Fallschirm ab. Die 2. Squadron des 3. SAS wurde in die Bretagne eingeflogen, um die Männer des 4. SAS abzulösen. Es ergab sich allerdings aus dem amerikanischen Marschtempo mit der Zeit ein Problem. Die Fahrzeuge, Waffen und anderen Nachschubgüter landeten oft in Gebieten, die schon von den Amerikanern überrollt worden waren. Die Résistance musste daher umständlich die Güter zu den vorgesehenen Einsatzorten vor den Amerikanern schaffen.

Trotz der auftretenden Schwierigkeiten hatte die bretonische Résistance ihre Erfolgserlebnisse. Einheiten des FFI griffen mit bewaffneten Jeeps den Flughafen bei Vannes an und konnten ihn nach kurzer Zeit einnehmen. 150 Widerständler eroberten wichtige Eisenbahnbrücken bei Morlaix, und FFI-Gruppen geleiteten die US-Fahrzeuge dank ihrer Orts- und Sprachkenntnisse durch die Bretagne.

Das französische SAS (530 Soldaten) verlor in den Kämpfen in der Bretagne 276 Männer (81 Tote, 195 Verwundete).

Schlacht um Rennes (2. bis 4. August)
Die 4. US-Panzerdivision unter General John Wood fuhr von Norden auf Richtung Rennes zu. In den ländlichen Gebieten wurden sie von winkenden und applaudierenden Bretonen begrüsst, die ihnen auch Wein und Blumen reichten. Gelegentlich ergaben sich einzelne deutsche Soldaten, die gefangen genommen wurden.

Sobald die nähere Umgebung von Rennes erreicht war, wurden die Amerikaner aus einzelnen deutschen Widerstandsnestern beschossen. Dabei gab es einige Verletzte. So kam es 15 Kilometer vor den Aussenbezirken von Rennes bei Saint-Aubin-d’Aubigné zu einem deutschen Artillerieangriff auf die Spitze der Fahrzeugkolonne, der die Amerikaner zwang, sich etwa einen Kilometer zurückzuziehen und dort die Nacht abzuwarten. Am nächsten Morgen überflogen einige deutsche Flugzeuge das Areal, konnten aber durch Maschinengewehrfeuer der Alliierten vertrieben werden. Der weitere Vormarsch auf Rennes verlief mit nur leichterer deutscher Gegenwehr, wobei unterwegs immer wieder Gefangene gemacht werden konnten.

In Rennes versuchten die Deutschen einen Flankenangriff auf die einrückenden Amerikaner, die aber die 8. US-Air Force zur Hilfe riefen. Nach dem Luftangriff ergaben sich scharenweise deutsche Soldaten. Rennes war ab dem 4. August frei von deutschem Widerstand. Rund 2.000 Soldaten der Wehrmacht und SS hatten sich ergeben. Die 4. US-Panzerdivision fuhr weiter nach Süden und bekam Nantes, Saint-Nazaire und Lorient als ihre nächsten Ziele genannt. Am 6. August eroberten sie mit Hilfe der Résistance Vannes.

Schlacht um Saint-Malo und Dinard (5. bis 14. August)
Die 83. US-Infanteriedivision unter Generalmajor Robert C. Macon, die nach dem Ausbruch aus dem Brückenkopf bei La Cardonière und Feugères stand, bekam den Befehl, Saint-Malo und Dinard einzunehmen. Am 3. August begann sie vorzurücken und erreichte gegen 10:00 Uhr die Stadt Pontorson. Als die Truppen auf der Küstenstrasse bei Mont Saint-Michel und Dol-de-Bretagne fuhren, erhielten sie die letzten Einsatzanweisungen und schwenkten nach Saint-Malo.

Während die Amerikaner auf Saint-Malo vorrückten, wurden sie von Angehörigen der Résistance darüber in Kenntnis gesetzt, dass sich noch etwa 10.000 deutsche Soldaten in der Stadt aufhielten. Die amerikanische Aufklärung war von etwa der Hälfte ausgegangen. Tatsächlich waren zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 12.000 Deutsche in der Stadt. Später stellte sich heraus, dass sich viele deutsche Soldaten der unterschiedlichsten Truppenteile beim Ausbruch der Amerikaner aus dem Brückenkopf nach Saint-Malo zurückgezogen hatten. Dazu kamen Soldaten von den besetzten englischen Kanalinseln.

Die Stadt wurde nicht nur von dieser unerwartet hohen Zahl an deutschen Soldaten verteidigt, sondern auch von einer weit reichenden Artilleriestellung der Marine-Artillerie-Abteilung 608 auf der vorgelagerten Insel Île de Cézembre, deren Geschütze sich auch auf das Festland richten liessen.

Am 5. August riefen die Amerikaner die französische Bevölkerung auf, die Stadt zu verlassen. Daraufhin versuchten lokale Autoritäten aus Saint-Malo, dem deutschen Stadtkommandanten Oberst Andreas von Aulock, einem Stalingrad-Veteranen, die Kapitulation der historischen Stadt nahezubringen, doch von Aulock lehnte dies strikt ab.

Schon in den kleineren Vorstädten gerieten die anrückenden Amerikaner unter heftiges deutsches Abwehrfeuer, das sie dazu zwang, ihre Fahrzeuge zu verlassen und zu Fuss weiter vorzurücken. In den Aussenbezirken von Saint-Malo verstärkte sich die deutsche Gegenwehr. Dennoch gelang es der 83. US-Infanteriedivision, stetig weiter vorzurücken. In heftigen Gefechten kämpften sich die Soldaten durch Panzersperren, Stacheldrahtverhaue und Minenfelder, wobei sie unter stetigem Maschinengewehr- und Mörserfeuer lagen. Dazu setzten die Deutschen Panzer und vor allem Scharfschützen ein, die die Amerikaner immer wieder in Bedrängnis und deren Vormarsch zum Stocken brachten.

Die Stadt Dinard wurde von einer deutschen Kampfgruppe aus Elementen der 77. Infanterie-Division unter Oberst Rudolf Bacherer gehalten. Ab dem Nachmittag des 10. August mussten sie sich gegen den Zangenangriff zweier amerikanischer Regimenter behaupten, der bis zum 13. August andauerte. Bacherer und 3.496 Deutsche wurden gefangen genommen.

In Saint-Malo bekämpften die Amerikaner die Deutschen mit starkem, dreitägigem Artilleriebeschuss. Von Aulock hatte sein Hauptquartier in der alten Zitadelle eingerichtet, deren starke Mauern selbst von panzerbrechenden Granaten mit einem Geschossgewicht von 500 kg nicht durchdrungen werden konnten. Die Stadt selbst wurde am 14. August nach der Kapitulation von 657 deutschen Soldaten als gesichert erklärt.

Ein gefangengenommener deutscher Feldgeistlicher wurde in die Zitadelle entsandt, um von Aulock zur Kapitulation zu überreden, doch dieser lehnte ab mit den Worten: „Ein deutscher Soldat kapituliert nicht“. Daraufhin starteten die Amerikaner eine koordinierte Attacke mit Angehörigen des FFI, die sogar bis auf das Zitadellendach gelangten. Doch sie mussten wieder umkehren, nachdem Artilleriefeuer von der Insel Cézembre und Maschinengewehrfeuer aus dem Innenhof der Zitadelle eröffnet worden war. Eine herbeigerufene Bomberstaffel warf in der Folge Tonnen an Bomben auf die Zitadelle, was aber nicht zu dem erhofften Ergebnis führte. Die Amerikaner brachten daraufhin zwei 20,3 cm-Artilleriegeschütze in 1,5 Kilometern Entfernung in Stellung und beschossen die Zitadelle auf der Hafenseite und in deren Abluftlöchern. Anschliessend begannen sie mit den Vorbereitungen zum Abwurf von Napalm über die Zitadelle. Doch noch vor dem Abwurf kapitulierten die Deutschen am 17. August mit 400 Soldaten. Die Altstadt von Saint-Malo war in der fast zweiwöchigen Belagerungszeit zu fast 80 Prozent zerstört worden.

Die Artilleriestellung auf der Île de Cézembre wurde am selben Tag von den nun umgeleiteten Bombern mit Napalmbomben beworfen und die deutsche Besatzung anschliessend zur Kapitulation aufgefordert, was deren Kommandant, Oberleutnant Richard Seuss, jedoch ablehnte. Daraufhin ignorierten die Amerikaner die Insel. Der Grossteil der 83. US-Infanteriedivision zog in Richtung Loiretal ab, nur das 330. US-Infanterieregiment blieb zurück und wartete auf die deutsche Kapitulation. Am 31. August warfen 24 Lockheed P-38 Napalmbomben auf die Insel, und weitere 300 Bomber bombardierten die Artilleriestellung. Die Deutschen weigerten sich weiterhin zu kapitulieren. Erst am 2. September nach intensivem Artilleriebeschuss von Land und von See durch HMS Warspite sahen die Deutschen ihre ausweglose Situation ein und ergaben sich.

Schlacht um Saint-Nazaire (5. August 1944 bis 8. Mai 1945)
In der zur Festung ausgerufenen Hafenstadt Saint-Nazaire befanden sich rund 35.000 deutsche Soldaten, deren Festungskommandant zunächst Generalmajor Maximilian Hünten war. Hünten übernahm im Verlauf der Belagerung am 26. September das Amt des Kampfkommandanten und wurde danach von Generalleutnant Hans Junck als neuer Festungskommandant abgelöst. Mit ihnen in der Stadt befand sich auch Konteradmiral Hans Mirow, der seit Februar 1944 Kommandant der Seeverteidigung Loire war.

Im August wurde die im Hafen liegende 6. U-Flottille aufgelöst und die Schiffe der 7. U-Flottille nach Norwegen verlegt. Eines der erfolgreichsten deutschen U-Boote, U 123, wurde am 19. August in Saint-Nazaire selbstversenkt, weil es nicht fahrfähig war. Es wurde von den Franzosen nach dem Krieg gehoben und noch bis zum Jahre 1959 unter dem Namen Blaison eingesetzt. Das letzte Boot, U 267, verliess den Stützpunkt am 23. September. Nur U 255 lag noch beschädigt im Hafen. Eine Heinkel He 115 brachte im Oktober einige wichtige Teile zur Reparatur des Bootes. Im März 1945 erreichte ein neuer Kommandant für U 255 Saint-Nazaire. Nach einigen kurzen Einsatzfahrten verliess U 255 am 8. Mai 1945 den Hafen und kapitulierte vier Tage später auf offener See. Am 23. April war ausserdem U 510 in Saint-Nazaire eingelaufen, das seine Reise von Japan nach Norwegen aus Treibstoffmangel nicht hatte fortsetzen können. Das Boot lag zum Zeitpunkt der Kapitulation noch im Hafen und wurde als Bouan in die französische Marine übernommen.

Die Amerikaner hatten wie auch in Lorient das Problem (siehe weiter unten), dass die Stadt zu stark befestigt war und die deutschen Verteidiger ein gut ausgebautes Netz an Artilleriestellungen rund um die Stadt aufgebaut hatten. Eine Erstürmung von Saint-Nazaire war daher unmöglich. Es wurde daher der Beschluss gefasst, die deutschen Truppen einzuschliessen und an einem Ausbruch zu hindern. Dazu entwickelten die Belagerer ein ausgeklügeltes Patrouillensystem, das das Gebiet um die Stadt weiträumig abdeckte. Auch die Deutschen agierten ähnlich, um Lücken im Belagerungsring auszumachen. Immer wieder trafen Spähtrupps aufeinander, und es kam zu kleineren Scharmützeln, bei denen es Tote und auch Gefangene auf beiden Seiten gab. Am 29. November arrangierten Deutsche und Amerikaner einen kurzzeitigen Waffenstillstand, um gegenseitig Gefangene auszutauschen.

Unter dem Festungskommandanten Generalleutnant Hans Junck hielt die 265. Infanterie-Division Saint-Nazaire bis zur deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945, da sie von See her über Spanien und Deutschland mittels U-Booten versorgt werden konnte.

Schlacht um Brest (7. August bis 20. September)
Vormarsch der 6. Panzerdivision

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051_127/Blick von oben auf den U-Boot-Stützpunkt und die Reparaturwerft in Brest (1944)
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051_128/Teil des Hafens von Brest nach den Bombardierungen der RAF

Auf zwei unterschiedlichen Wegen bewegte sich die 6. US-Panzerdivision unter Major General Robert W. Grow auf Brest zu. Eine Route führte im Norden an der Küste entlang, die andere durch das Innere der Bretagne. Durch das Nadelöhr bei Pontaubault behindert, konnten die Panzer am 2. August nicht die Spitze der vorrückenden Truppen übernehmen. Es gelang ihnen aber im Verlauf des Tages, schnell aufzuholen und den Flankenschutz sicherzustellen. Am nächsten Morgen erreichte die Kommandogruppe B, die aus der 38. Regimentskampfgruppe der 2. US-Infanteriedivision bestand, Dinan südlich von Saint-Malo. Der deutsche Widerstand dort führte zu einer Umgehung des Ortes. Kommandogruppe A im Landesinneren, bestehend aus Aufklärungseinheiten, Jagdpanzern, Pionieren und Infanterie, stiess auf keine nennenswerte Gegenwehr. Beide Gruppen rasteten nur kurz in den Nächten, um aufzutanken. Die Reserveeinheit wechselte von der Nord- auf die Südroute. Gruppen des französischen Widerstands schlossen sich den schnell nach Westen vorrückenden Amerikanern an und leiteten sie an kleineren deutschen Widerstandnestern in umliegenden Dörfern vorbei. So umgingen die Amerikaner dank der Informationen des FFI am 5. August das Städtchen Carhaix, in dem sich etwa 2000 Soldaten der deutschen 2. Fallschirmjäger-Division auf die Verteidigung vorbereiteten. Bei Poullaouen kam es zu einer rund zweistündigen Schiesserei zwischen den Deutschen und Amerikanern, in deren Verlauf die Deutschen nach Huelgoat zurückgeworfen werden konnten. Auch bei Le Cloître verteidigten die Deutschen das Städtchen mittels Mörsern und Maschinengewehren. Da die Dunkelheit hereinbrach, wurde der Angriff auf Le Cloître auf den nächsten Tag verlegt. Am 6. August wurde der deutsche Widerstand schnell gebrochen und das Städtchen eingenommen.

Die deutschen Verteidiger
Die für die Deutschen wichtige Hafenstadt Brest wurde von der 2. Fallschirmjäger-Division unter General Hermann-Bernhard Ramcke verteidigt. Sie war Mitte Juni (ohne das Fallschirmjäger-Regiment 6, das weiterhin in der Normandie kämpfte) in die Bretagne verlegt worden. Hitler hatte die Bretagnehäfen zu „Festungen“ erklärt; die Division hatte sich daraufhin nach Brest zurückgezogen und bereitete sich auf die Ankunft der anrückenden amerikanischen Einheiten vor. Sie wurde unterstützt durch die 343. Infanterie-Division und Teile der 266. Infanterie-Division unter Generalleutnant Erwin Rausch und Truppen des Seekommandanten. Insgesamt befanden sich etwa 35.000 bis 40.000 Deutsche in der Stadt.

Die Stadt selbst und ihre Umgebung war durch ein sehr umfangreiches Verteidigungssystem befestigt; dieses gehörte zum Atlantikwall. Die französischen Befestigungen waren für einen Schutz des Hafens von Land und See aus angelegt worden. Schwere Küstenbatterien standen entlang des Ufers ab Le Conquet an der Westspitze der Bretagne bis hin zur Stadt Brest. Auf den Halbinseln Crozon und Plougastel stand schwere und leichte Artillerie. Zur Landseite hin war ein äusserer Befestigungsring angelegt worden, dessen stärkste Stelle im Westteil der Stadt lag. Das Gebiet bestand wie überall in der Bretagne und Normandie aus dem typischen Bocage-Gelände mit seinen Wallhecken. Der Militärhafen innerhalb der Stadt beiderseits des Flusses Penfeld war von einer alten Festungsmauer umgeben, die etwa 9 Meter hoch und 4,5 Meter breit war.

Während der deutschen Besatzungszeit waren die Befestigungen der Stadt noch weiter ausgebaut worden. Dazu gehörten Kasematten, Unterstände, Panzergräben, Strassenbarrikaden und weiträumige Minenfelder. Dazu kamen Artilleriegeschütze neuester Technik, die auf den alten Stadtmauern aufgestellt worden waren. Ebenso waren die alten französischen Schutzsysteme für den Hafen modernisiert worden. Im Besonderen konnten die Geschütze auf den Halbinseln Crozon und Plougastel nun nicht nur die Hafeneinfahrt erreichen, sondern auch Unterstützungsfeuer für die Verteidigung auf der Inlandseite liefern. Das Kaliber der schweren Batterien variierte bis zu 28 cm. Da die Marinebasis und besonders die U-Boot-Bunker eine grosse Rolle in der Atlantikschlacht spielten, war Brest ein interessantes Ziel für alliierte Bomberverbände und wurde deutscherseits mit unzähligen Flugabwehrgeschützen geschützt. Einen möglichen Bodenkampf einkalkulierend, wurden bei der Positionierung dieser Flak-Geschütze solche Standorte gewählt, die auch ein späteres Einwirken auf feindliche Infanterie- und Panzerverbände möglich machen sollte. Zugute kam den deutschen Verteidigern dabei die Tatsache, dass sich deutsche Flakgeschütze (hier insbesondere die 8,8-cm-Geschütze) aufgrund ihrer Zielvorrichtung und hohen Mündungsgeschwindigkeit gut zur Panzerbekämpfung eigneten. Britische Lancaster-Bomber (Royal Air Force, No. 617 Squadron) warfen am 5. August 6000-Kilogramm-Bomben, genannt „Tallboy“, die gewaltige Schäden verursachten. Die U-Boot-Reparaturwerft Brest erhielt sechs Volltreffer.

Erste Feindkontakte
Die Kommandogruppe B der Alliierten stiess am 7. August auf die ersten Aussenposten der Brest-Verteidiger, die sie unvermittelt mit starkem Artilleriefeuer belegten. Da nur mit höherer Truppenstärke ein weiteres Vordringen möglich war, wurde beschlossen, auf die anderen Einheiten zu warten. Kommandogruppe A wurde nicht vor dem späten Nachmittag auf der linken Flanke erwartet und die Reserve der Kommandogruppe B nicht vor dem frühen Morgen des nächsten Tages. In einer Besprechung kamen die führenden Offiziere in der Nacht zu dem Entschluss, dass eine koordinierte Attacke der kompletten Division nötig wäre, um Brest einzunehmen. Diese musste sofort durchgeführt werden, um den Überraschungseffekt auszunutzen. Ansonsten hätten noch mehr Kräfte herangezogen werden müssen. Dazu reorganisierten sie die Angriffs- und Artilleriestellungen sowie die Reserve für den 8. August neu.

In einer später durchgeführten Lageanalyse stellte sich heraus, dass die Deutschen bei einer schnell ausgeführten Attacke aus dem Norden kaum Widerstand hätten leisten können, da sie im Nordwestbereich in Richtung des Vorortes Guipavas nur leichte Verteidigung postiert hatten. Doch da Kommandogruppe B als erste an einem relativ stark verteidigten Bereich der Stadt eintraf, war der Überraschungseffekt verloren, und die Deutschen begannen schleunigst mit den Vorbereitungen auf einen Angriff aus dem Norden. Dazu wurden unter anderem die vorhandenen Flugabwehrgeschütze auf Bodenfeuer umgestellt. Weiterhin setzte Verstärkung von der gegenüberliegenden Crozon-Halbinsel über, so dass ein Angriffserfolg mit der Zeit immer schlechtere Aussichten auf Erfolg bekam.

Am Morgen des 8. August schickten die Amerikaner Major Ernest W. Mitchell Jr. in einem Jeep, ausgerüstet mit einer weissen Fahne, in die Festung Brest, um im Namen des Divisionskommandeurs Grow den Verteidigern ein Ultimatum zu überbringen. Darin wurden die Deutschen zur sofortigen Kapitulation aufgefordert, andernfalls sollte Brest zerstört werden. Das Ultimatum lehnten die Deutschen sofort ab.

Spät am Mittag mussten die Amerikaner ihre Pläne neu überdenken, da eine beachtliche Bewegung deutscher Truppen aus Richtung Osten ausgemacht worden war. Innerhalb kurzer Zeit konnten diese als Teile der deutschen 266. Infanterie-Division ausgemacht werden, die sich von Morlaix aus über Plouvien bis an die Nachhut der Amerikaner herangearbeitet und schon begonnen hatte, die Nachschubzüge anzugreifen. In Anbetracht der Gefahr ordnete Generalmajor Grow Gegenmassnahmen an, die zum einen den Abbruch des Brest-Angriffs beinhalteten und zum anderen ein Schwenken der Division in die Gegenrichtung bedeuteten. Gegen Mitternacht gelang die Gefangennahme des deutschen Divisionskommandeurs Generalleutnant Karl Spang, und die Stellungen der deutschen Soldaten konnten ausgemacht werden. Grow befahl den Angriff im Morgengrauen. Die hier kämpfenden Truppenteile der 266. Infanterie-Division waren am 10. August vollständig ausgeschaltet. Andere Teile der 266. Infanterie-Division kämpften noch zur selben Zeit als Flankenschutz im Süden des deutschen Angriffs auf Mortain Unternehmen Lüttich. Die meisten Divisionsangehörigen der 6. US-Panzerdivision sammelten sich anschliessend in einem Gebiet westlich von Plouvien im Norden von Brest. Nach einem Ruhetag begannen sie mit der Planung des Brest-Angriffs. Dazu wurden Artilleriestellungen ausgesucht, die eine Unterstützung der vorrückenden Soldaten bis in das Stadtinnere erlaubten, ohne dass die Stellungen gewechselt werden mussten.

Nach Angaben der amerikanischen Aufklärung lag die vorgelagerte Verteidigungslinie der Deutschen zwischen Saint-Renan, Gouesnou und Guipavas. Allerdings war deren Stärke unbekannt. In den sich dort befindlichen Stellungen, die von Minenfeldern umgeben waren und von ausgemachter Artillerie gedeckt werden konnten, vermuteten die Amerikaner 3000 Soldaten, die in der Zwischenzeit von mindestens einem Reserveregiment der deutschen 2. Fallschirmjäger-Division verstärkt worden war. Hinzu kam eine ungewisse Anzahl an Marine- und Flakeinheiten.

Durch den Kampf mit der 266. Infanterie-Division waren die Deutschen in Brest zwischenzeitlich in höchster Alarmbereitschaft versetzt worden, und der Überraschungseffekt, der noch am 7. August mit einer schnellen Attacke hätte ausgenutzt werden können, war nicht mehr gegeben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt vermutete die amerikanische Divisionsführung etwa 20.000 deutsche Soldaten in Brest. Noch drei Tage vorher hatte sie das Hauptquartier des VIII. Korps um Verstärkung an Artillerie und Infanterie gebeten, um eine erfolgreiche Einnahme von Brest zu gewährleisten. Doch am 12. August gegen 19:00 Uhr trafen neue Befehle ein. Die Attacke auf Brest wurde zurückgestellt. Mit Ausnahme einer Kampfgruppe, die die Deutschen vor Brest kontrollieren sollte, wurde die 6. US-Panzerdivision nach Lorient beordert, um dort die 4. US-Panzerdivision zu entsetzen. Das VIII. Korps begann anschliessend mit der Entsendung von drei Infanteriedivisionen, um die Festung Brest zu erobern. Dies waren die 2., 8. und 29. US-Infanteriedivision.

Beginn der Schlacht

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051_129/Situation beim ersten US-Angriff am 25./26. August 1944

Die neuen alliierten Infanteriedivisionen teilten sich wiederum in eine Einsatzgruppe A, die vor den beiden Halbinseln Plougastel und Crozon patrouillierte, und eine Einsatzgruppe B, die den Hauptstoss über die Plougastel-Halbinsel führen und gleichzeitig in Brest einrücken sollte. Der Vorstoss auf die Plougastel-Halbinsel begann am 21. August. Nachdem es der B-Gruppe am 23. August gelungen war, den Hügel 154 am südöstlichen Ende der Erhebung auf der Halbinsel einzunehmen, konnten Beobachtungsposten eingerichtet werden, die von dort Brest und die Nordseite der Crozon-Halbinsel erkundeten. Da die Deutschen diese herausragende Stellung verloren hatten, entbrannte um den Rest der Halbinsel ein verbissener Kampf, der erst am 30. August mit der Einnahme der Plougastel-Halbinsel endete.

Der Hauptangriff auf Brest wurde am 25. August um 13:00 Uhr begonnen. Die 29. US-Infanteriedivision attackierte im Westen, die 8. US-Infanteriedivision im Nordosten und die 2. US-Infanteriedivision im Osten. Bedingt durch schlechtes Wetter mussten die unterstützenden Luftangriffe der RAF durch schwere Bomber abgesagt werden, nur die leichteren Maschinen konnten einfliegen. Die Warspite beschoss die Küstenbatterien bei Le Conquet und Saint-Mathieu. Die deutsche Gegenwehr war entlang der gesamten Frontlinie sehr stark, so dass die Amerikaner während des Nachmittags nur wenig Fortschritte verzeichnen konnten. In der Nacht bombardierte die RAF die Stadt, und am nächsten Tag flog die amerikanische Air Force Einsätze mit schweren Bombern auf die Flak-Batterien der Crozon-Halbinsel und die Forts der Stadt.

Die Bodenangriffe am 26. August stiessen wiederum auf hartnäckige deutsche Abwehr. Daher gelangen den Amerikanern nur kleinere Geländegewinne. Durch den Vorstoss der 29. US-Infanteriedivision am Folgetag zur Strasse, die von Brest nach Le Conquet führt, war die Einkesselung von Brest vollendet und die Deutschen von den westlichen Küstenbatterien abgeschnitten.

Das fortschreitend schlechtere Wetter der nächsten Tage verhinderte weitere grössere Geländegewinne der Amerikaner. Im aufkommenden Nebel konnten die Luftstreitkräfte nur selten eingesetzt werden, doch was den Vormarsch zum Ende des August tatsächlich fast zum Stehen brachte, war die Munitionsknappheit, im Besonderen bei der amerikanischen Artillerie.

Anfang September stellte sich die Lage wie folgt dar: Einsatzgruppe B, die mittlerweile auf Bataillonsstärke geschrumpft war, riegelte die Plougastel-Halbinsel ab. Eine Artilleriegruppe hatte Geschütze auf der Halbinsel postiert, von denen aus der Hafen von Brest und die Nordseite der Crozon-Halbinsel beschossen werden konnte. Einsatzgruppe A im Süden, bestehend aus einem Panzerabwehrbataillon, einer Aufklärungsgruppe und einigen Pionieren, sicherte den Zugang zur Crozon-Halbinsel. Im Westen organisierte die 29. US-Infanteriedivision eine Kampfgruppe S, die den Westteil der Bretagne sichern und die dortigen Küstenbatterien attackieren und möglichst ausschalten sollte.

Am 1. September setzten die Amerikaner den Angriff auf Brest um 10:00 Uhr fort. Trotz Bombardierungen durch leichte amerikanische Bomber war die Gegenwehr der Deutschen heftig. Aus diesem Grund gelangen nur sehr wenige Geländegewinne, im Gegenteil mussten an der Front der 8. US-Infanteriedivision die Amerikaner etwas zurückweichen. Südwestlich von Guipavas an der Hauptstrasse von Brest nach Landerneau gelang der 2. US-Infanteriedivision am nächsten Tag die Einnahme des strategisch wichtigen Hügels 105, der mit deutschen Flakgeschützen besetzt war. Damit konnte der Frontverlauf im Osten rund drei Kilometer näher in Richtung Brest vorverlegt werden. Am selben Tag gelang auch noch die Einnahme des Hügels 80. Auf der Crozon-Halbinsel rückte die Einsatzgruppe A gegen nur geringen deutschen Widerstand an den ersten Septembertagen weiter vor und war schnell im Besitz der östlichen Hälfte.

Ab dem 3. September mussten die Amerikaner ihre Munitionsbestände wieder aufbessern, was bis zum 8. September andauerte. Während dieser Zeit wurde mit Unterstützung der Luftstreitkräfte, besonders der Kampfbomber, versucht, die Deutschen weiter unter Druck zu halten. Die Geländegewinne der Alliierten waren daher auch nur minimal. An der Ostflanke schob sich die Front um rund 900 Meter weiter an Brest heran, im Westen nur um etwa die Hälfte. Die nach Westen geschickte Kampfgruppe S konnte etwa 2,7 Kilometer weit vorrücken. Auf der Crozon-Halbinsel stand die Einsatzgruppe A nun starkem deutschen Widerstand gegenüber. Die Frontlinie dort blieb relativ unbeweglich; mit Hilfe von den anderen Divisionen konnte nicht gerechnet werden.

Nach einer Änderung der Armeestrukturen im Bereich der nach Osten vorrückenden alliierten Truppen kam das VIII. Korps am 6. September zur 9. US-Armee unter Lieutenant General William H. Simpson. Einen Tag später waren die Munitionsvorräte wieder so weit aufgefüllt, dass mit der Vorbereitung einer koordinierten Attacke auf Brest begonnen wurde. Weitere Schiffsladungen an Munition waren auf dem Weg.

Kampf in den Vororten und Aussenbezirken
Der Angriff begann um 10:00 Uhr am 8. September mit guten Fortschritten in Richtung Brest von Westen her. Zwei weitere wichtige Anhöhen konnten genommen werden, und 370 Deutsche gerieten in amerikanische Gefangenschaft. Darunter waren ein Bataillonskommandeur und kommandierende Offiziere von zwei Fallschirmjägerkompanien. Im mittleren Sektor stiess die 8. US-Infanteriedivision erneut auf erheblichen deutschen Widerstand, so dass ihr Raumgewinn gegen Mittag bei nur mehr 600 Metern lag. Am Nachmittag drangen sie durch kleinere Vororte weiter vor, die in mühsamem Häuserkampf Strasse für Strasse genommen werden mussten. An der Westseite rückte die Front auch nur um rund 900 Meter weiter an Brest heran. Insgesamt wurden an diesem Tag 988 Deutsche gefangen genommen. In der folgenden Nacht brachten sechs LSTs und zwei Züge die erwartete zusätzliche Munition. Erstmals konnte die vor Brest liegende amerikanische Artillerie ausreichend mit Munition versorgt werden.

Auch am nächsten Tag gelangen den Amerikanern besonders im Norden und Osten grössere Geländegewinne. Gegen 17:00 Uhr erreichte die 2. US-Infanteriedivision die Aussenbezirke der Stadt. Langsam rückten sie, um jedes Haus kämpfend, weiter vor. Dieser nervenaufreibende Häuserkampf dauerte bis zum Einbruch der Dunkelheit an, dann waren über 1000 Deutsche gefangen genommen worden. Die 8. US-Infanteriedivision erreichte Lambezellec direkt nördlich von Brest und machte 185 Gefangene. Im Westen rückte das 115. Infanterieregiment der 29. US-Infanteriedivision gegen nur geringen deutschen Widerstand an den Penfeld vor, was sie allerdings nicht näher an die Stadt heranbrachte. Ganz im Westen nahm die Kampfgruppe S die Artilleriebatterien bei Le Conquet und kurz darauf auch diejenigen bei Lochrist ein. Der befehlshabende deutsche Offizier ging mit mehr als 1000 Männern in amerikanische Gefangenschaft. Allerdings konnten sich im Westen noch etliche kleinere deutsche Stellungen halten, die von den US-Einheiten isoliert worden waren.

Der Häuserkampf in Brest nahm in den nächsten Tagen an Stärke weiter zu. Die Deutschen hatten sich zur Verteidigung an gut ausgesuchten Positionen verschanzt und beschossen die einrückenden alliierten Soldaten in jeder Strasse und Kreuzung mit intensivem Maschinengewehr- und Panzerabwehrfeuer. Die Amerikaner setzten ihren Vormarsch durch die Häuser fort, indem sie ein Haus sicherten und dann ein Loch in die Wand zum angrenzenden Haus sprengten. Nur in Einzelfällen betraten sie die Strasse, da dies oft tödliche Folgen hatte. Nachdem die 8. US-Infanteriedivision am 10. September die starke Stadtmauer mauer am Ufer des Penfeld erreicht hatte, wurde nach heftigem Artilleriebeschuss auf dieses Hindernis ein Versuch zum Durchbruch gestartet, der aber misslang. Die Deutschen setzten verstärktes Abwehrfeuer von der Mauerkrone aus ein, und die anrückenden amerikanischen Soldaten brachen daraufhin ihre Operation ab. Der nächste Tag begann mit schwerem, direktem Artilleriefeuer auf die Stadtmauer, doch es konnten nur einige Löcher in den oberen Bereich geschossen werden, unten blieb alles intakt. Wieder war mit einem Erstürmungserfolg nicht zu rechnen.

Während im Westen die Kampfgruppe S die Le Conquet-Halbinsel säuberte, entschloss sich das amerikanische Oberkommando dazu, den Beschuss der Stadtmauer einzustellen und die deutschen Truppen bis zu deren Aufgabe in der alten Stadt einzuschliessen. Dazu sollten intensive Artillerie- und Luftangriffe ausgeführt werden. Die 8. US-Infanteriedivision wurde von ihren Stellungen vor der Stadtmauer abgezogen und bekam den Befehl, die Crozon-Halbinsel einzunehmen. Andere Truppenteile wurden nach Plouvien im Norden zur Auffrischung und Erholung zurückgezogen. Die Belagerung der Nordseite von Brest lag ab sofort in den Händen der 2. US-Infanteriedivision.

Am 13. September schickten die Amerikaner Colonel Reeves in die Stadt, um dem deutschen Festungskommandanten General Hermann-Bernhard Ramcke die Kapitulation aller Deutschen in Brest und der Crozon-Halbinsel nahezulegen. Die Nachricht zeigte die Zwecklosigkeit weiteren Widerstands auf und dass ein unnötiges Blutvergiessen vermieden werden sollte. Doch Ramcke wies das Ansinnen der Amerikaner zurück. Am gleichen Tag nahm ein US-Bataillon im Westen einen wichtigen deutschen Stützpunkt ein, und im Osten kämpften sich die Amerikaner Haus um Haus weiter nach Brest vor. Die 8. US-Infanteriedivision verlegte derweil Einheiten auf die Crozon-Halbinsel.

Auch in den nächsten Tagen hielten die Belagerungskämpfe unvermindert an. Ein deutscher Versuch, den wichtigen Stützpunkt im Westen zurückzuerobern, schlug fehl. Die Amerikaner setzten vier Crocodile-Panzer (Hobart’s Funnies) mit Flammenwerfern in ihrer Gegenattacke ein, die aber alle nach kurzer Zeit ausser Gefecht gesetzt waren. Im Osten entdeckten die Amerikaner auf ihrem Vormarsch Tunnel und Unterstände mit einer grossen Zahl an deutschen und einigen amerikanischen Verwundeten. Alle wurden umgehend in amerikanische Hospitäler evakuiert.

Die Einsatzgruppe A wurde unterdessen auf der Crozon-Halbinsel der 8. US-Infanteriedivision zugewiesen. Für den 15. September arbeitete der Führungsstab einen Plan zum Angriff auf die dortigen deutschen Artilleriestellungen aus, die unentwegt auf die linke Flanke der auf Brest vorrückenden 29. US-Infanteriedivision schossen. Nach Angriffsbeginn um 8:00 Uhr bei bewölktem Himmel und Regenschauern, die einen Einsatz der Luftstreitkräfte behinderten, leisteten die Deutschen zunächst fast keine Gegenwehr. Erst nach etwa zwei Stunden, nach Erreichen der Hauptverteidigungslinie, verstärkte sich das Feuer auf die Amerikaner. Trotz aller Bemühungen gelang es ihnen nicht, die deutsche Linie an irgendeiner Stelle zu durchdringen.

Trotz der zeitraubenden Häuserkämpfe machte die 2. US-Infanteriedivision Fortschritte, die es ihnen ermöglichte, zusätzlich zur Artillerie Mörser zum Beschuss der Innenstadt einzusetzen. Im Westen hielten die Deutschen weiterhin in kleineren Stützpunkten den Amerikanern stand. Einigen amerikanischen Einheiten gelang der Einbruch in die Stadtmauer, so dass es einer Patrouille gelang, bis zum Steilufer in der Nähe der U-Boot-Bunker vorzudringen.

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051_130/Amerikanische Mörserstellung bei Brest
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051_131/Soldaten der 2. US-Infanteriedivisionen in den Außenbezirken von Brest. Dort verloren viele Amerikaner durch herumfliegende Trümmerteile ihr Leben, als deutsche Soldaten ihre Betonunterstände in die Luft sprengten, um deren Einnahme zu verhindern

Mitte September machten sich die Auswirkungen des stetigen Artilleriefeuers und die Bombardierungen durch die Flugzeuge auf die Deutschen in der Stadt bemerkbar. Der Widerstand begann langsam zu erlahmen. Am 16. September drangen Truppen der 29. US-Infanteriedivision in die südwestlichen Stadtteile ein und richteten ihr Hauptaugenmerk auf die U-Boot-Bunker im Hafen. Der eingenommene Hügel 97 ermöglichte den Amerikanern den Einblick in den alten Stadtteil Recouvrance, direkt westlich am Ufer des Penfeld. Das seit zwei Tagen belagerte Fort Montbarey, einer der noch von den Deutschen gehaltenen Stützpunkte, gab am späten Nachmittag auf, nachdem eine Infanterieeinheit und die neuerlich eingesetzten Churchill Crocodile-Panzer mit ihren Flammenwerfern den Pionieren die Möglichkeit zum Anbringen von Sprengladungen eröffnet hatten. Damit konnte eine grosse Öffnung in das Fort gesprengt werden, woraufhin die Deutschen sich ergaben. Nun war der Weg in die Altstadt frei, und die ersten Kampfgruppen erreichten am Abend Recouvrance. Im Osten drangen die Truppen des 2. US-Infanterieregiments ebenfalls weiter vor. Starker deutscher Widerstand kam speziell aus den Nestern rund um den Bahnhof.

Auf der Crozon-Halbinsel konnte die 8. US-Infanteriedivision nur kleinere Geländegewinne verzeichnen, da die Deutschen mit aller Macht versuchten, ihre wichtigen Artilleriestellungen dort zu verteidigen. Gegen Abend des 16. September kamen die Amerikaner auf insgesamt 1,5 gewonnene Kilometer. In der Nacht beschränkten sie sich auf das Halten der Front. Als sie am nächsten Tag den Angriff am Morgen fortsetzten, schlug ihnen kaum noch Abwehrfeuer entgegen. Die Deutschen hatten sich auf ihre weiter hinten vor Crozon liegende, nächste Verteidigungslinie zurückgezogen. Die Amerikaner rückten bis zum Mittag bis zu drei Kilometer weit vor, doch die Deutschen leisteten keinen Widerstand. Selbst als wichtige Positionen, wie der Bahnhof Guénolé und die in der Nähe liegende Höhe 96 genommen wurden, amerikanische Soldaten die Stadtteile von Crozon durchkämmten und die umliegenden Täler sicherten, bezogen die Deutschen neue Verteidigungspositionen weiter nördlich der Halbinsel. 1333 Soldaten gerieten in amerikanische Gefangenschaft.

In Brest kamen die Amerikaner am 17. September ebenfalls gut voran. Am Vormittag besetzten sie den Bahnhof und gegen Abend war die Stadtmauer von aussen komplett von amerikanischen Belagerern besetzt. Im Norden von Brest gelang es einem Bataillon des 9. US-Infanterieregiments, die Mauer zu überqueren und bis Mitternacht fast einen Kilometer in die Stadt vorzudringen. Erst zu diesem Zeitpunkt antworteten die Deutschen mit gezieltem Feuer aus gut geschützten Positionen. Im Westen rückte die 29. US-Infanteriedivision schnell weiter vor und nahm gegen Mittag eine Brücke über den Penfeld ein. Der alte Stadtteil Recouvrance befand sich am späten Abend in amerikanischer Hand. Nur um die Festung Portzic und die U-Boot-Bunker wurde bis am nächsten Morgen gekämpft. Sie fielen etwa um 8:00 Uhr am 18. September an die Amerikaner.

Deutsche Kapitulation
Damit war am 18. September der westlich des Penfeld gelegene Stadtbereich von Brest vollständig gesichert. Die Anzahl der deutschen Gefangenen belief sich auf 2900 Soldaten. Die restlichen deutschen Truppen im Osten von Brest unter Oberst Pietzonka ergaben sich ihren Belagerern im Laufe des Tages. Ramcke selbst hatte noch vor dem Fall der Stadt zur Crozon-Halbinsel übergesetzt. Trotz der Kapitulation in Brest selbst ging der Kampf auf der Crozon-Halbinsel weiter. Noch in der Nacht besetzten die Amerikaner Camaret im

Westteil und rückten weiter nach Norden vor. Als den Deutschen die Aussichtslosigkeit des Kampfes bewusst gewor den war, kapitulierten sie am 19. September. General Hermann-Bernhard Ramcke und insgesamt 37.382 deutsche Soldaten kamen in Brest in amerikanische Gefangenschaft. Mehr als 4000 deutsche Verwundete wurden aus der Stadt gebracht. Die Zahl der Toten belief sich ohne die Verteidiger im Hafen von Brest, deren Leichen teilweise nicht mehr auffindbar waren, auf 1059 Mann.

Die Crozon-Halbinsel konnte aber erst am 20. September als gesichert erklärt werden, da sich eine kleine Widerstandsgruppe von 325 Deutschen bei Audierne hielt und erst an diesem Tag überwältigt wurde.

Während der 28-tägigen Belagerung von Brest setzten die Alliierten bei 97 Einsätzen 705 Kampfflugzeuge und Bomber über Brest ein, die 360 Tonnen Bomben abwarfen. Die Hafenanlagen waren fast vollständig unbrauchbar, da sie zum einen von den Bombardierungen mit Phosphor und Napalm stark in Mitleidenschaft gezogen und zum anderen etliche wichtige Gebäude und Anlagen zusätzlich von den Deutschen gesprengt worden waren. Dazu gehörten neben den Kaianlagen und Kränen auch die zerstörten Wellenbrecher am Marine- und Zivilhafen sowie die zahlreichen versenkten Schiffe im Fluss und den Hafenbassins. Der alte Stadtteil Recouvrance war fast völlig ausgebrannt.

Belagerung von Lorient (7. August 1944 bis 10. Mai 1945)
Am 9. August erreichte die 4. US-Panzerdivision den weiträumigen deutschen Verteidigungsbereich um Lorient, das als wichtige U-Boot-Basis von einem Ring an Flakgeschützen und Artillerie umgeben war. In Saint-Gilles entbrannten heftige Kämpfe um eine Brücke, die einen der wenigen Zugänge nach Lorient bildete. Eine aus Freiwilligen bestehende weissrussische Kavalleriebrigade war von den Deutschen zur Abwehr des amerikanischen Vorstosses in diesem Ort stationiert worden. Nach kurzer Schlachtdauer waren die Strassen im Regen blutüberströmt von den verwundeten oder toten Pferden und Soldaten. Weiter zum Dorfkern hin hatten sich Weissrussen auf den Häusern positioniert und begannen ihrerseits, die einrückenden US-Panzer zu beschiessen. Den Panzern und anderen Fahrzeugen gelang nach einiger Zeit der Durchbruch zur Brücke und deren Überquerung. Bei Einbruch der Dunkelheit gelang es den Alliierten rund drei Kilometer nördlich von Lorient, bei Caudan, Artillerie in Stellung zu bringen. Nach kurzem Beschuss der gegnerischen Stellungen in Lorient überbrachten die Amerikaner den Deutschen ein Ultimatum zur Aufgabe, das aber abgelehnt wurde. Da ein weiteres Vorgehen nur mit deutlich verstärkter Artillerie möglich gewesen wäre, beschloss die Divisionsführung einen Teilrückzug bis in den Raum von Vannes, etwa 60 Kilometer südöstlich von Lorient. Nur eine kleinere Belagerungsgruppe wurde zurückgelassen.

Die Einsatzgruppe B der 6. US-Panzerdivision rückte am 14. August von Brest 180 Kilometer bis nach Vannes vor, um dort die Einheiten der 4. US-Panzerdivision nördlich und östlich der Stadt zu ersetzen. Auf dem Weg dorthin stiessen sie auf keinerlei deutschen Widerstand. Gegen Mittag rückte ein Reservekommando auf Lorient vor, um dort die verbliebene Gruppe der 4. US-Panzerdivision zu unterstützen. Am Abend schlug das Kommando sein Quartier in der Umgebung von Le Faouet, rund 35 Kilometer nördlich von Lorient auf. Am 15. August war die komplette 6. US-Panzerdivision bei Lorient eingetroffen. Die Frontlinie umschloss die Festung Lorient und die Quiberon-Halbinsel im Osten sowie Patrouillen von Redon im Osten bis in den Bereich zur Daoulas-Halbinsel im Westen.

Nachdem Vannes eingenommen worden war und die weitere Umgebung vom französischen Widerstand kontrolliert wurde, konzentrierte sich die 6. US-Panzerdivision auf den Raum um Lorient. Die Stadt selbst war zu stark befestigt, als dass dort eine erfolgversprechende Attacke hätte ausgeführt werden können. Die deutschen Verteidiger, die aus Teilen des XXV. Armeekorps unter dem Oberbefehlshaber für die Bretagne, General Wilhelm Fahrmbacher sowie aus Resten der 265. Infanterie-Division unter Generalleutnant Hans Junck, der sich in der Festung Saint-Nazaire befand, und Konteradmiral Otto Kähler, seit Februar 1944 Kommandant der Seeverteidigung der Bretagne [NB: Kähler war allerdings am 18. September 1944 in Brest in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft geraten], bestanden, hatten im Gegenzug keinerlei Möglichkeit zu einem Gegenangriff und waren zudem durch Hitlers Anweisung gebunden, die Hafenstädte bis zuletzt zu halten. So beschränkten sich beide Seiten auf intensive Patrouillengänge und Artilleriefeuer. Die Amerikaner hatten zwölf Beobachtungsposten rund um Lorient aufgestellt, von denen aus Aufklärungseinheiten zum Auskundschaften der deutschen Artilleriestellungen vorgeschickt wurden. Zudem begannen Arbeiten zum Verminen der kompletten Frontlinie mit Sprengfallen. In einigen Fällen konnten deutsche Patrouillen gefangen genommen werden. Aber auch Amerikaner gerieten während kleinerer Scharmützel zwischen Spähtrupps in deutsche Gefangenschaft.

Die 6. US-Panzerdivision wurde am 10. September von der 94. US-Infanteriedivision abgelöst, die die Belagerung fortsetzte, und verlegte nach Osten zur 3. US-Armee. Am 17. November wurde zum Zweck des gegenseitigen Gefangenenaustauschs ein kurzer Waffenstillstand vereinbart. General Wilhelm Fahrmbacher kapitulierte am 10. Mai 1945, also erst zwei Tage nach der gesamtdeutschen Kapitulation mit 10.000 Mann gegenüber den Amerikanern.

Nachwirkungen der Schlacht
Mit dem Vordringen des VIII. Korps der 3. US-Armee in die Bretagne wollten die Amerikaner den deutschen Besatzern die wichtigen Atlantikhäfen Saint-Malo, Brest, Lorient und Saint-Nazaire abnehmen und zur Nachschublieferung für die alliierten Truppen in Nordfrankreich nutzen. Zusätzlich wollten sie einen neuen grossen amerikanischen Hafen in der Bucht von Quiberon errichten. Ausserdem mussten die dort stationierten Truppen unter dem Befehlshaber der deutschen Einheiten in der Bretagne, General Wilhelm Fahrmbacher, daran gehindert werden, den Alliierten bei ihrem Vormarsch in Richtung Deutschland in den Rücken zu fallen.

Zwar konnte das Primärziel nur in Saint-Malo und Brest verwirklicht werden, da die belagerten Städte Lorient und Saint-Nazaire sich bis Kriegsende behaupten konnten, doch das Sekundärziel wurde mit der Bindung der deutschen Einheiten in den Städten erreicht. Saint-Malo und Brest spielten für die Nachschublieferungen der Alliierten in der Folge nur eine untergeordnete Rolle, und der geplante Hafen in der Bucht von Quiberon wurde nie gebaut. Dies war nicht mehr nötig: Am 25. August 1944 kapitulierte Paris fast kampflos; dann rückten alliierte Truppen so schnell Richtung Osten vor, dass sie am 2. September 1944 bei Mons schon eine Kesselschlacht führen konnten. Der Hafen von Antwerpen wurde ab Dezember 1944 der wohl wichtigste Nachschubhafen.

Die verheerenden Zerstörungen in den umkämpften Städten führten dazu, dass in den Nachkriegsjahren ganze Stadtteile vom Schutt befreit und in Gänze neu aufgebaut werden mussten. Brest war am stärksten zerstört; es wurde nach Plänen von Jean-Baptiste Mathon neu gestaltet. Bis 1961 war der Wiederaufbau im Wesentlichen vollendet. Brest macht heute den Eindruck einer weitgehend gesichtslosen Planstadt mit Betonbauten.

Lorient war schon 1943 bei einem Bombenangriff der alliierten Streitkräfte auf den nahegelegenen deutschen U-Boot-Hafen fast vollständig zerstört worden. Es waren aber noch einige Überreste von Jugendstil und Architektur der dreissiger Jahre erhalten geblieben, die beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg berücksichtigt werden konnten. Lorient erhielt die Identität einer ville nouvelle („Neustadt“, moderne Stadt).

Gedenkstätten

Etliche Gemeinden in der Bretagne erlklärten sich bereit, auf ihren Friedhöfen amerikanische und deutsche Soldaten zu bestatten. Viele wurden auch auf den Friedhöfen in der Normandie beigesetzt. Auf einigen Dorf- und Gemeindefriedhöfen finden sich auch heute noch Gräber amerikanischer, deutscher und unbekannter Soldaten. Die Amerikaner begannen schon kurz nach den Kämpfen mit der Anlage einiger grosser Soldatenfriedhöfe, die später auch zu Gedenkstätten erweitert wurden. 1953 gab es ein Übereinkommen mit Frankreich zur Gestaltung deutscher Soldatenfriedhöfe in der Bretagne durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

World War II Brittany American Cemetery and Memorial
Der amerikanische Soldatenfriedhof mit seiner Gedenkstätte für die Gefallenen in der Bretagne liegt 2,4 Kilometer südöstlich von Saint-James, 19 Kilometer südlich von Avranches und 22,5 Kilometer nördlich von Fougères.

Auf dem 11,33 Hektar grossen Gelände liegen 4.410 amerikanische Opfer der Schlachten um die Bretagne und der Normandie begraben. In der Umgrenzungsmauer der Terrasse des Denkmals sind die Namen von 498 Amerikanern eingraviert, deren Leichen nie gefunden wurden und die als verschollen gelten. Der Friedhof wurde am 4. August 1944 von der 3. US-Armee zur Bestattung ihrer Gefallenen eröffnet.

Das aus grauem Granit erbaute Denkmal beherbergt die Kapelle und ebenso zwei grosse Karten, die die amerikanischen Operationen im Gebiet beschreiben, sowie Flaggen der amerikanischen Einheiten.

Soldatenfriedhof Ploudaniel-Lesneven
Auf dem im Herbst 1944 nordöstlich von Brest von den Amerikanern angelegten Friedhof wurden später auf Anordnung der französischen Behörden auch deutsche Soldaten zugebettet. Ab Januar 1961 erweiterte der Umbettungsdienst des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Gräberstätte mit weiteren deutschen Gefallenen. Die offizielle Einweihung als Gedenkstätte fand am 7. September 1968 statt. Derzeit liegen hier 5.800 deutsche Soldaten begraben.

Fort Montbarey
Die Festung Montbarey in Brest, erbaut unter König Ludwig XIV. und einer der starken deutschen Stützpunkte bei der Belagerung der Stadt, beherbergt heute ein Museum. Das Fort ist ein offizielles Denkmal des Zweiten Weltkriegs. Seit 1984 ist hier eine Dauerausstellung über die Zeit des Département Finistère unter deutscher Besatzung zu sehen.

Der Kessel von Falaise (12.08.1944 – 21.081944)

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051_133/Kartenausschnitt der Region um Falaise

Als Kessel von Falaise wird eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg zwischen den westalliierten Streitkräften und der deutschen Wehrmacht bezeichnet. Nach dem erfolgreichen Verlauf des D-Day und dem Durchbrechen der deutschen Linien im Zuge der Operation Cobra kam es Anfang August 1944 südlich von Caen zur Kesselschlacht bei Falaise.

Hintergrund
Die alliierte Landung in der Normandie hatte eine zweite Front in Westeuropa angelegt, doch standen einem weiteren alliierten Vormarsch Verbände der deutschen Wehrmacht entgegen, die einen Riegel um den Brückenkopf bildeten. Nach dem Erfolg der Operation Cobra, der im Westen zum Ausbruch der 3. US-Armee am Atlantik nahe der Bretagne führte, gelang es den Amerikanern unter dem Oberbefehl Bradleys und dem kommandierenden General Patton mit dem linken Ausbruchsflügel die deutsche 7. Armee in deren Hinterland zu umfassen. Am Ostende des Landungskopfes versuchten Briten und Kanadiern unter Montgomery aus Richtung Caen den Kessel von Falaise abzuriegeln.

Ausgangslage
Aufgrund des Führerbefehls, um keinen Preis zurückzuweichen, wurden die deutschen Truppen von Pattons Einheiten beinahe ungehindert in ihrer offenen Südflanke umgangen. Mit der Operation Totalize startete Montgomery einen weiteren Angriff gegen die deutschen Verbände bei Caen. Dieser brachte zwei britische Panzerdivisionen weit genug nach vorne, um den hinteren Teil der deutschen Linien zu bedrohen. Durch dieses Vorgehen gerieten 28 Infanteriedivisionen und elf Panzerdivisionen der Deutschen in Gefahr, von den Alliierten in die Zange genommen zu werden.

Nach dem Abbruch der Operation Lüttich, dem Gegenangriff bei Mortain, der auf ein Abschneiden des Flaschenhalses an der Ausbruchsstelle der Amerikaner bei Avranches zielt, erhielt die 5. deutsche Panzerarmee den Befehl, in südwestlicher Richtung anzugreifen. Damit wurde sie dem Risiko ausgesetzt, zwischen Falaise und Argentan von den alliierten Streitkräften eingeschlossen zu werden.

 

Im Kriegstagebuch des von Kluge heißt es in Bezug auf Hitlers Befehl dazu:

Kreis

„Unglaublichkeit einer großen militärischen Streitkraft […], die in Seelenruhe einen Angriff plant, während der Feind weit hinter ihr eifrig eine Schlinge bildet, um sie zu strangulieren“.

Der Kessel

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051_134/Karte: Kessel von Falaise

Am 8. August erreichte Pattons 5th Armored Division Le Mans und schloss sich dort mit der französischen 2. Panzerdivision unter Leclerc zusammen. Bradley und Montgomery kamen am selben Tag überein, die deutsche Armee westlich der Seine einzuschließen. Pattons beide Panzerdivisionen sollten sich daher zu einem Zusammenschluss mit Montgomerys Divisionen, die parallel von Caen aus in südöstliche Richtung abdrehen sollten, von Le Mans aus nach Norden wenden. Pattons XV. Korps schwenkte daraufhin im rechten Winkel in Richtung Argentan, während seine übrigen Divisionen zur Seine vorstießen. Dadurch konnte Bradley einen kurzen sowie auch einen langen Haken schaffen. Der lange Haken ermöglichte ein Abfangen der aus Falaise entkommenden deutschen Truppen.

Am 16. August erhielten die deutschen Truppen Hitlers Befehl zum Rückzug in drei Phasen:

  1. Zuerst sollten alle Truppen westlich der Orne sich zurückziehen,
  2. anschließend die Dives mit allen Truppen überqueren, und
  3. schließlich die Seine mit allen Truppen überqueren.

Das II. SS-Panzerkorps sollte das Gebiet östlich von Falaise halten, um ein Entkommen aus dem Kessel möglichst lange zu gewährleisten. Dieser Befehl kam fast zu spät, denn die Überquerung dreier kleiner Flüsse hatte am Tage unter Beschuss aufgrund alliierter Luftüberlegenheit kaum Aussicht auf Erfolg.

Doch Bradley hatte Pattons XV. Korps befohlen, nördlich von Argentan zu halten. Er befürchtete Kollisionen mit von Norden vorstoßenden britischen Einheiten. Somit ergab sich eine 25 Kilometer breite Lücke, durch die die deutschen Truppen zu entkommen versuchten. Insbesondere Teile der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ und der 1. Kanadischen Armee lieferten sich über mehrere Tage erbitterte Kämpfe. Danach schlossen die 1. polnische Panzerdivision und die 90. US-Infanteriedivision am 19. August den Kessel beinahe bei Chambois.

Gegenangriffe der 2. und der 9. SS-Panzer-Division konnte die 1. polnische Panzerdivision am Mont Ormel bis zum 21. August zwar abwehren, doch blieb dadurch bis zuletzt ein Spalt im Riegel offen. Dennoch schrumpfte zwischen dem 18. und 21. August der Kessel zu einem acht Kilometer breiten Streifen zusammen, der zusätzlich zu den zahlreichen Luftangriffen täglich mit bis zu 80.000 Granaten beschossen wurde. Am 1. September endete der Kampf mit den letzten zurückweichenden Soldaten.

Dem ab 16. August eingewechselten deutschen Befehlshaber Walter Model als neuem Oberbefehlshaber West war es durch rigoroses Eingreifen ohne Berücksichtigung von Vorstellungen Hitlers gelungen, kampffähige Einheiten aus dem Kessel und dann noch bei Elbeuf über die Seine zu bringen.

Verluste
Die deutsche Wehrmacht verlor zwischen dem 7. und 21. August im Westen insgesamt 50.000 Soldaten (Tote, Verwundete und Vermisste); weitere 200.000 gerieten in Kriegsgefangenschaft. Bis zu diesem Zeitpunkt beliefen sich die Verluste der Deutschen in der Normandie auf mehr als 240.000 Tote oder Verwundete und 250.000 Gefangene. An Material büßte die Wehrmacht dabei 1500 Panzer, 3500 Geschütze und 20.000 sonstige Fahrzeuge ein.

Die Alliierten bezifferten ihre Verluste während der Operation Overlord auf 209.672, darunter 36.976 Gefallene. Durch ihren Sieg bei Falaise waren die alliierten Streitkräfte anschließend in der Lage, in Richtung Seine und schließlich nach Paris vorzurücken.

Folgen und Bewertung
Die Wehrmacht erholte sich von den im Kessel von Falaise erlittenen Materialverlusten nicht wieder. Nach offiziellen Angaben entkamen etwa 20.000 bis 30.000 Soldaten aus dem Kessel, die jedoch nur noch über 25 Panzer und 50 Selbstfahrlafetten verfügten; außerdem verloren Zehntausende Soldaten ihre Ausrüstung. Die Alliierten erreichten am 25. August Paris und befreiten noch vor Jahresende ganz Frankreich mit Ausnahme einiger Atlantikhäfen, die von den Deutschen teils bis Kriegsende gehalten wurden.

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051_135/Reste, einer von der 1. polnischen Panzerdivision überraschten deutschen Kolonne
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051_136/Wehrmachtssoldaten ergeben sich kanadischen Einheiten in St. Lambert, 19. August 1944

Kommandeure der Alliierten verzögerten mehrfach selbst den Vormarsch und versäumten es, den Kessel schon früher vollständig zu schließen. Antony Beevor schreibt dem Kommandeur der 4. kanadischen gepanzerten Division (4th Canadian (Armoured) Division), Major General George Kitching, „Lethargie und Inkompetenz“ zu. Dass die vollständige Vernichtung der deutschen Armeen letztlich nicht gelang, sei vor allem Montgomerys Schuld gewesen, der hierfür schon damals von den anderen Befehlshabern kritisiert worden sei. US-Amerikaner und die RAF waren noch wütender über dessen voreilige Ankündigungen und seine Selbstzufriedenheit unmittelbar danach. Allerdings waren auch die Amerikaner hinter Argentan mit ihrer der südlichen Zange einen Tag stehen geblieben – ob auf Anweisung Bradleys oder weil Patton die beiden Panzerdivisionen direkt nach Paris führen wollte, ist unklar.

Befreiung von Paris (12.08.1944 – 08.05.1944)

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051_137/Kartenausschnitt Raum Paris

Die Befreiung von Paris (franz.: Libération de Paris) fand während des Zweiten Weltkriegs im Verlauf der Operation Overlord gegen Ende August des Jahres 1944 statt. In der seit Juni 1940 von deutschen Truppen besetzten Hauptstadt Frankreichs begann Mitte August 1944 ein Generalstreik, dem ab 19. August ein offener Aufstand der französischen Widerstandskämpfer folgte. Zu dessen Unterstützung stiessen alliierte Verbände in Richtung Paris vor.

Nachdem die Aufständischen den Grossteil der Stadt kontrollierten und die ersten alliierten Truppen deren Zentrum erreichten, kapitulierte der deutsche Stadtkommandant Dietrich von Choltitz am 25. August 1944 unter Missachtung ausdrücklicher Befehle Hitlers gegenüber französischen Kräften der Résistance unter dem Kommando von Colonel Rol und den alliierten Truppen unter dem Befehl von General Leclerc de Hauteclocque. Das Mémorial Leclerc (2018/2019 geschlossen) erinnert an die Ereignisse.

Ausgangssituation

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051_138/Alliierter Vorstoss Richtung Paris

Am 6. Juni 1944 landete im Rahmen der Operation Overlord unter dem Oberkommando des von US-General Dwight D. Eisenhower geführten Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) ein alliiertes Expeditionskorps in der Normandie, um in Westeuropa die zur Entlastung der Sowjetunion im November 1943 auf der Konferenz von Teheran beschlossene Zweite Front zu eröffnen. Bis dahin hatte seit 1941 auf dem europäischen Festland ausserhalb Italiens (Landung der Alliierten im Sommer 1943 auf Sizilien und im September1943 in Kalabrien) einzig die Rote Armee als reguläre Streitmacht den Achsenmächten Widerstand geleistet. Danach sollten die alliierten Verbände weiter ins Inland vorrücken und Frankreich befreien.

Am 15. August 1944 landeten im Rahmen der Operation Dragoon Truppen auch in der Provence (Südfrankreich) und begannen eine Zangenbewegung gegen die deutsche Besatzungsmacht.

 

Der alliierte Vorstoss zur Seine
Nach der Einkesselung zweier deutscher Armeen durch die Alliierten bei Falaise zogen sich die dort entkommenen deutschen Truppen in Richtung Seine zurück. Am 19. August diskutierte US-General Eisenhower, Oberkommandierender der alliierten Streitkräfte, mit seinen Armeegruppenkommandeuren die Verfolgung des zurückweichenden Gegners. Bei dieser Diskussion nahmen sich die Alliierten vor, die deutschen Streitkräfte westlich der Seine aufzureiben.

Um dieses Ziel zu erreichen, befahl General Bernard Montgomery als Kommandeur der SHAEF-Bodentruppen der kanadischen 1. Armee und der 12. Armeegruppe, die nördlichen und südlichen Seiten des von den Deutschen besetzten Gebietes zu sichern, während weitere Einheiten der 12. Armeegruppe nordwärts zur Seinemündung vorrücken sollten, um dort den deutschen Rückzug zu stoppen. Die 21. Armeegruppe sollte erst den Kessel von Falaise unter alliierte Kontrolle bringen und das Gebiet von deutschen Soldaten befreien.

Diese Dislozierung alliierter Einheiten führte kurz darauf zu einem erheblichen Durcheinander bei der alliierten Nachschubversorgung. Bereits am 19. August gab Eisenhower bekannt: „rapid advances and consequent overlapping in attacks on a converging and fluent front“. (Deutsch: „schnelle Vorstösse und daraus folgende Überschneidungen bei den Angriffen auf einer sich annähernden und fliessenden Front“.)

Auf der deutschen Seite wurden die Einheiten neu gruppiert: Vom Ärmelkanal bis Laigle waren die Reste der 7. Armee, von dort bis Paris-West die Reste der 5. Panzerarmee und bei Paris und an der oberen Seine die 1. Armee aufgestellt.

Generalfeldmarschall Walter Model, Oberbefehlshaber im Westen vom 16. August 1944 bis zum 3. September 1944, erhielt am 19. August Befehle wie folgt:

  1. Verhinderung des Übergangs über die Seine abwärts [südlich] von Paris, notfalls durch Heranführen von 2 SS=Panzer=Brigaden;
  2. Verhinderung des feindl. Vordringens nach Norden auf dem Westufer der Seine, und zwar derart, dass äusserstenfalls die 7. Armee hinter die untere Seine zurückgeführt werden dürfte;
  3. Freikämpfen der Verbindung zwischen dem Sperrgürtel von Paris und dem AOK 1 [Armeeoberkommando 1 (= 1. Armee)] durch Panzerverbände, Behauptung des Raums vorwärts Paris und dadurch Sicherstellung der Rückführung der 19. Armee.

Teile der 1. und der 3. US-Armee rückten ab dem 20. August nordöstlich an der linken Seite der Seine vor, woraufhin die 3. US-Armee am selben Tag einen Brückenkopf über die Seine bei Mantes-Gassicourt aufbaute und danach mit Teilen der Armee nach Norden Richtung Vernon vorrückte. Teile der 1. US-Armee erreichten drei Tage später, am 23. August, die Stadt Évreux und weitere zwei Tage später Elbeuf, das etwa elf Meilen südwestlich von Rouen liegt. Die britische 2. Armee startete ihren Vormarsch in Richtung Seine ebenfalls am 20. August und rückte bis zum 26. August nach Louviers vor. Das 2. Korps der 1. Kanadischen Armee erreichte am selben Tag die Seine und traf bei Elbeuf mit US-Verbänden zusammen. General Henry Crerar, Kommandeur der kanadischen 1. Armee, liess das zweite ihm zur Verfügung stehende Korps nahe dem Ärmelkanal in Richtung Seine vorrücken. Trotz schwerer Kämpfe bei Pont-l’Évêque und Lisieux erreichte das Korps am 27. August die Seine.

Ab dem 26. August schlossen die Alliierten die Deutschen in neuen Kesseln und Fallen zwischen Elbeuf und Le Havre ein und griffen die fliehenden Einheiten aus der Luft mit Bombern und vom Boden aus mit Panzern an. Deutsche Generale sagten später aus, dass sie überrascht waren, überhaupt irgendetwas über die Seine transportieren zu können.

Der Kampf um Paris
Ursprünglich sahen die alliierten Pläne vor, die Stadt zu umgehen und erst später zu erobern. Die Pariser Bevölkerung sowie auch die alliierten Soldaten erwarteten jedoch, dass die Stadt bald befreit werden würde.

Nachdem die Pariser Bevölkerung im Jahr 1944 auf dem Schwarzmarkt die Lebensmittel zum grössten Teil nicht mehr bezahlen konnte, stieg die Anzahl der Hungernden an. Die Pariser schlossen sich daraufhin in immer grösseren Scharen der Résistance an. Dies taten, als Ausnahmen, auch drei Deutsche, die Soldaten der Kriegsmarine Kurt Hälker und Hans Heisel sowie der Angestellte des auswärtigen Dienstes Karl-Heinz Gerstner. Sie informierten ihre neuen Kameraden auch über beabsichtigte Verhaftungen wie den Befehl Hitlers zur Zerstörung der Pariser Industrie.

Französischer Widerstand
Nach dem schnellen alliierten Vorstoss in Richtung Paris traten seit dem 10. August die Pariser U-Bahn sowie die Gendarmerie und die Polizei in den Streik (teils auf Druck der Résistance, teils aus freien Stücken); ab dem 16. August streikten auch die Postboten. Die Deutschen reagierten darauf, indem sie in der Nacht des 16. August 35 französische Jugendliche beim Carrefour des Cascades im Bois de Boulogne erschossen. Als sich weitere Arbeiter der Streikbewegung anschlossen, kam es am 18. August, am Tag als alle Résistants zur Mobilmachung aufgefordert wurden, zum Generalstreik.

Am Morgen des 19. August griffen Widerstandskämpfer spontan deutsche Wagenkolonnen an, die auf den Champs-Élysées fuhren. Unorganisiert und unzureichend bewaffnet, besetzten sie Polizeistationen, Ministerien, Zeitungsredaktionen und das Hôtel de Ville (Rathaus). Sie setzten Jagdgewehre, alte, erbeutete oder provisorische Waffen ein, beispielsweise Molotow-Cocktails.

Am Abend des 19. August bat von Choltitz um eine Feuerpause, um die Lage zu prüfen. Er und Repräsentanten der Résistance vereinbarten eine Waffenruhe bis zum Mittag des 23. August, damit deutsche Truppen westlich von Paris nach Osten zurückgezogen werden konnten, ohne sich ihren Rückzugsweg freikämpfen zu müssen. Einige Résistance-Kämpfer nutzten die Situation, um das Innenministerium (Sitz der Gestapo), das Rathaus und andere öffentliche Gebäude einzunehmen.

Eingreifen der alliierten Streitkräfte
General de Gaulle, inzwischen von Algier nach Frankreich gekommen, sagte am 21. August zu General Eisenhower, er sei beunruhigt, dass der extreme Nahrungsmittelmangel zu Aufruhr in Paris führen könnte. Er halte es für notwendig, Paris so schnell wie möglich mit französischen und alliierten Truppen zu befreien, auch dann, falls es einige Kämpfe und Zerstörungen in Paris geben sollte.

De Gaulle nominierte General Marie-Pierre Kœnig als Militärbefehlshaber von Paris und beauftragte ihn, mit Eisenhower die Frage der Befreiung von Paris zu erörtern. Eisenhower sagte nach dem Gespräch mit Kœnig:

Kreis

„It looks now as if we’d be compelled to go into Paris. Bradley and his G-2 think we can and must walk in“.

„Es sieht jetzt so aus, als ob wir gezwungen wären, nach Paris zu fahren. Bradley und seine G-2 denken, wir können und müssen hinein gehen.“

Am Abend des 22. August befahl daraufhin Dwight D. Eisenhower General Omar Bradley, Paris einzunehmen. Nach immer heftigeren Kämpfen zwischen Widerstandskämpfern und Deutschen waren am 24. August etwa drei Viertel von Paris in der Hand der Résistance, das Zentrum behaupteten jedoch immer noch die Deutschen. Die Alliierten gaben der französischen 2. Panzerdivision unter Generalmajor Leclerc den Befehl, in Paris einzurücken. Auf britisch-amerikanischen Wunsch hin hatte man diese Division ausgewählt, da sie sich weitgehend aus Soldaten aus dem französischen Mutterland rekrutierte, während ein Grossteil der freifranzösischen Truppen aus Nord- und Schwarzafrikanern bestand. Die drei aus Tirailleurs sénégalais bestehenden mechanisierten Infanteriebataillone der Division wurden gegen französische und spanische Freiwillige ausgetauscht. Leclercs Truppen stiessen bei ihrem Vorstoss aus Richtung Südwesten vereinzelt auf Widerstand und verloren etwa 300 Mann, 40 Panzer und Panzerhaubitzen sowie mehr als 100 andere Fahrzeuge. Am Abend des 24. August liess Leclerc eine kleine Panzerkolonne in die Stadt fahren und bis zum Rathaus, das unter französischer Kontrolle war, vorrücken. Dabei handelte es sich um „La Nueve“ (Spanisch: „Die Neunte“), einem hauptsächlich aus spanischen Soldaten bestehenden Teil der freien französischen Streitkräfte. Unter dem französischen Kommandanten Dronne wurde „La Nueve“ die erste militärische Einheit, die in das noch besetzte Paris einfuhr; an die zuvor weitgehend vergessenen spanischen Kämpfer erinnert seit 2004 eine kleine Tafel nahe dem Hôtel de Ville. Um 10:00 Uhr am Morgen des 25. August standen Leclercs Division sowie die 4. US-Infanteriedivision im Zentrum von Paris.

Deutsche Kapitulation in Paris

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051_139/28. US-Infanteriedivision beim Parademarsch in Paris am 29. August 1944
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051_140/Befehlshaber der Westalliierten in Paris, 1944

Entgegen dem ausdrücklichen „Führerbefehl“, demzufolge Paris bis zum letzten Mann verteidigt und zerstört werden sollte, bevor es „in die Hand des Feindes“ fiele (der Befehl vom 23. August 1944 endet mit dem Satz „Paris darf nicht oder nur als Trümmerfeld in die Hand des Feindes fallen“), kapitulierte von Choltitz nach anfänglichem Widerstand gegen die vorrückenden Widerstandskämpfer und die Alliierten mit der französischen 2. Panzerdivision an der Spitze. Er übergab Paris nahezu unversehrt am 25. August 1944 gegen 14:45 Uhr an Henri Rol-Tanguy, den Pariser Führer der Résistance-Verbände, und kurz danach an den französischen Generalmajor Leclerc bzw. General Bradley. Am 25. August gegen 12:20 Uhr wurde die Trikolore auf dem Eiffelturm und wenig später auf dem Arc de Triomphe gehisst.

Am 26. August bezog Charles de Gaulle, Anführer der Armée française de la Libération und des Comité français de la Libération nationale (Französisches Komitee für die Nationale Befreiung), das Kriegsministerium in der Rue Saint-Dominique. Danach hielt de Gaulle vom Balkon des Rathauses eine Ansprache an die Pariser Bevölkerung. Dabei irritierte er viele Mitglieder der Résistance, als er sich nicht zuerst bei den Kämpfern der Forces françaises de l’intérieur, sondern bei der Gendarmerie für ihre Unterstützung bedankte, die erst am letzten Tag die Seite gewechselt hatte. Noch am selben Tag folgte eine Siegesparade über die Avenue des Champs-Élysées, die auf Grund von immer noch in der Stadt kämpfenden Heckenschützen sowie möglichen deutschen Luftangriffen riskant war.

Ein Buchhändler aus Paris, Jean Galtier-Boissiére, beschrieb Szenen in Paris am 25. August 1944 wie folgt:

Kreis

„Eine erregte Menge drängt sich um die französischen Panzer, die mit Fahnen und Blumen geschmückt sind. Auf jedem Panzer, auf jedem gepanzerten Fahrzeug stehen Mädchen, Frauen, Jungen und Fifis direkt neben den Männern in khakifarbenen Overall und képi. Die Menschen säumten die Strasse, warfen Kusshände, reckten die geballte Faust, zeigten den Befreiern ihre Begeisterung“.

In der Nacht vom 26. auf den 27. August warfen 50 Flugzeuge der Luftwaffe Bomben über Paris ab. 593 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt; 213 Menschen wurden getötet und 914 verwundet.

Am 27. August kamen Eisenhower und Bradley in Paris an; am 29. August hielt die 28. US-Infanteriedivision – ebenfalls auf der Avenue des Champs-Élysées – eine weitere Siegesparade ab. Nach der Parade ging die Division an den Flughafen Le Bourget, 13 km nordöstlich von Paris, und fuhr dann weiter nach Compiègne, um deutsche Gegenangriffe abzuwehren.

Opferzahlen
Adrien Dansette nennt 1946 Zahlen bzw. Schätzungen der Opfer der Befreiung der Hauptstadt. 130 Soldaten der franz. 2e Division Blindée, 532 französische Widerstandskämpfer/innenund etwa 2800 getötete Zivilisten. Von 177 getöteten Polizisten wurden allein 15 im Fort de Vincennes von den Deutschen hingerichtet. Die deutschen Verluste betrugen 3200 Tote und ca. 12’800 Gefangene.

Operation Dragoon (15.08.1944 – 12.09.1944)

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052_02/Kartenausschnitt Südfrankreich

Die Operation Dragoon (englisch für Dragoner) war eine während des Zweiten Weltkrieges ab dem 15. August 1944 durchgeführte Operation zur Landung zweier Armeen der Westalliierten an der französischen Côte d’Azur zwischen Toulon und Cannes und Vertreibung der deutschen Truppen aus Südfrankreich. Sie bildete das südliche Gegenstück zu der am 6. Juni 1944 mit der Landung in der Normandie begonnenen Operation Overlord.

Hintergrund
Ausgangspunkt für diese Operation waren ursprünglich zwei völlig unterschiedliche Konzepte auf der alliierten Seite: Briten und Amerikaner stimmten zwar darin überein, dass dem Kampf gegen Deutschland Vorrang gegenüber dem Kampf gegen Japan eingeräumt werden sollte. Deshalb waren sie auch prinzipiell bereit, dem Drängen Stalins entgegenzukommen und eine Zweite Front im Westen zu errichten. Darüber hinaus ergaben sich aber wesentliche Unterschiede: Während der US-Generalstab, angeführt von General George C. Marshall einen direkten Angriff mit einem schnellen Vorstoss in Nordfrankreich forderte, um von dort ostwärts nach Deutschland vorzustossen, bevorzugten die Briten, insbesondere Winston Churchill, aufgrund ihrer Erfahrungen im Ersten Weltkrieg einen peripheren Ansatz, bei dem die Alliierten ihre Überlegenheit zur See stärker zu Geltung bringen konnten. Churchill hatte mit der Landung in Süditalien die Hoffnung verbunden, schnell in den weichen Unterleib des von Nazi-Deutschland besetzten Südeuropas und von dort auf den Balkan und weiter nach Süddeutschland vorstossen zu können, um damit einem weiteren Vordringen der Sowjetunion nach Westen zuvorzukommen. Churchill sagte später aus, dass dies „die ersten wichtigen strategischen Meinungsverschiedenheiten zwischen uns und unseren amerikanischen Freunden waren“. Im britischen Konzept war der Angriff über den Ärmelkanal der letzte Schlag, dem vorher Angriffe auf die schwächsten Punkte des Gegners vorangehen sollten. Ausfluss dieser beiden unterschiedlichen Konzepte waren anfangs die britische Seeblockade und die alliierten Luftangriffe auf die deutschen Industrie- und Siedlungszentren. In den Jahren 1942 und 1943 erzwang der Mangel an Ressourcen einen Peripherie-Ansatz, da zu dieser Zeit noch nicht genügend Truppen, Ausrüstungsgegenstände und Schiffe für eine massive Landung in Frankreich zur Verfügung standen.

Die erste Hälfte des Krieges, bei dem die Wehrmacht den Einflussbereich des Dritten Reichs ständig ausdehnte, stand im Zeichen sich kontinuierlich verlängernder deutscher Versorgungswege, wachsender Transportprobleme, zunehmender Partisanenüberfälle auf die langen Versorgungswege und sich permanent erhöhenden Bedarfs an Besatzungs- und Reserveeinheiten der Achsenmächte. Das britische Konzept erforderte dagegen in der zweiten Hälfte des Krieges eine enorme Steigerung der Kriegsproduktion auf alliierter Seite, um über die ihrerseits extrem ausgedehnten Versorgungswege die weit voneinander entfernt liegenden Kriegsschauplätze in Europa und Asien regelmässig mit Waffen, Nachschub und Reserven versorgen zu können. Solange die französischen Kolonien in Nord- und Westafrika und Madagaskar unter Kontrolle Vichy-Frankreichs und Indochina unter Kontrolle Japans – also insgesamt der Achsenmächte – standen, waren diese ausgedehnten Transportwege von den USA nach Europa vorwiegend auf den Nordatlantik nach Grossbritannien und die UdSSR begrenzt; dort waren sie für deutsche U-Boote anfangs leicht angreifbar (siehe Atlantikschlacht). Erst mit der Operation Torch, der Landung der Alliierten in Französisch-Nordafrika (also in Marokko, Algerien und Tunesien) im November 1942 gewannen die Westalliierten zusätzliche Stützpunkte an der Peripherie Europas, die ihnen Land-See-Operationen, insbesondere den Aufbau von weiteren Fronten gegenüber den Achsenmächten Italien und Nazi-Deutschland ermöglichten. Für die Sicherung und Festigung alliierter Transportwege war die Unterstellung Dakars, Französisch-Westafrika, im November 1942 (1940 vergeblicher Eroberungsversuch) und Diégo-Suarez (Madagaskar) am 6. Mai 1942 unter General de Gaulle bedeutsam.

In diesem Zusammenhang hatten verschiedene Stäbe der strategischen Planung unterschiedliche Pläne entworfen, um vor oder während der Operation Overlord deutsche Kräfte in Südfrankreich zu binden. Dazu wurden alle amphibischen Fähigkeiten der Alliierten, die nicht in der Operation Overlord benötigt wurden, für die Operation Anvil verplant. Das gebirgige Terrain Süditaliens gab der Wehrmacht Vorteile, die sich Anfang 1944 gegen die amphibischen Operationen der Alliierten bei Anzio erfolgreich wehrte. Ausgedehnte, blutige Schlachten, wie bei Monte Cassino drohten den alliierten Vormarsch in Italien zu einem Abnutzungskrieg werden zu lassen, bei dem der Vormarsch zum Erliegen kommen würde. Deshalb betrachteten viele Amerikaner den Italienvorstoss bereits als eine strategische Sackgasse.

Die amerikanischen Befürworter versprachen sich von der Operation die schnelle Eroberung zweier grosser Häfen – Toulon und Marseille – deren Einnahme die Nachschubversorgung der in Frankreich kämpfenden Truppen erheblich erleichtern würde. Tatsächlich konnte bis zur Wiederinstandsetzung des Hafens von Antwerpen Anfang Dezember 1944 etwa ein Drittel der gesamten Versorgung der alliierten Truppen in Nordfrankreich von Marseille über die Rhone-Route inklusive reparierter Brücken und Eisenbahntrassen transportiert werden.

Die Deutschen hatten ihre Verteidigungsstrategie auf der Hypothese aufgebaut, es sei den Alliierten nicht möglich, zwei Landeoperationen in Frankreich gleichzeitig vorzubereiten und durchzuführen. Sie hatten bei Marseille und Toulon Truppen zusammengezogen und durch befestigte Stützpunkte eine Landung an den übrigen für unwahrscheinlich gehaltenen Stellen zu erschweren versucht. „Rommelspargel“, unter der Wasserlinie stehende Pfosten, die bei einer Berührung durch eine verborgene Sprengladung detonieren sollten, sollten mit Schützengräben und Geschützstellungen entlang der Strände und einer etwa 32 Kilometer landeinwärts verlaufenden Verteidigungslinie für eine Abschreckung vor der Landung in der Provence sorgen.

Planung und Vorbereitungen
Ursprünglich sollte die Operation Anvil (= Amboss) heissen – passend zu der Operation Hammer, aus der dann aufgrund der Verzögerungen die Operation Overlord wurde. Der Name wurde vom britischen Premier Winston Churchill geändert, um trotz der vielen Änderungen des Startdatums die Operation geheim zu halten. Er opponierte lange gegen die Operation Anvil, weil ihm ein Vorgehen über Norditalien in Richtung Ungarn und Balkanhalbinsel wichtiger erschien, um diese Region nicht vollkommen in die Hände der verbündeten Sowjetunion fallen zu lassen. Er reklamierte, so lange bedrängt worden zu sein (nicht zuletzt, weil General de Gaulle gedroht hatte, die französischen Verbände aus Italien abzuziehen) bis er die Invasion akzeptierte. Am 2. Juli 1944 instruierten die Combined Chiefs of Staff den alliierten Oberbefehlshaber im Mittelmeerraum, Henry Maitland Wilson, eine Landung in Südfrankreich mit dem Zieldatum 15. August vorzubereiten.

Von Ende April bis zur Landung flogen die Alliierten mehr als 10.000 Bombereinsätze über der Côte d’Azur und griffen dabei systematisch alle Batterien und Minenfelder der Besatzer mit insgesamt 12.500 Tonnen Bomben an.

Als die BBC ein Dutzend Nachrichten, deren bekannteste „Gabi dort dans les herbes“ (Gaby schläft im Gras), „Nancy a un torticollis“ (Nancy hat einen steifen Hals) und „Le chasseur est affamé“ (Der Jäger ist hungrig) sind, sendete, wusste die Résistance, dass die Invasion innerhalb der nächsten 24 Stunden bevorstand und sprengte daraufhin Brücken, unterbrach Telefon- und Stromleitungen, griff Fabriken und deutsche Lager an.

Beteiligte und Verlauf
Die 6. US-Heeresgruppe, auch als Südliche Heeresgruppe bekannt, kommandiert von Generalleutnant Jacob L. Devers, wurde Ende Juli auf Korsika aufgestellt und am 1. August 1944 aktiviert, um die französischen und amerikanischen Verbände zusammenzufassen, die für die Invasion Südfrankreichs in der Operation Dragoon vorgesehen waren. Während der Operation sollte die Heeresgruppe dem Allied Forces Headquarters (AFHQ) unter Henry Maitland Wilson unterstellt bleiben und erst nach der Herstellung des Kontakts zu den alliierten Truppen in Nordfrankreich unter den Befehl des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) unter US-General Dwight D. Eisenhower kommen.

An der Operation waren 880 alliierte Seeschiffe, darunter neun Geleitflugzeugträger, sechs Schlachtschiffe, 21 Kreuzer und über 100 Zerstörer, insgesamt 34 französische Schiffe und 1370 Landungsboote sowie etwa 5.000 Flugzeuge beteiligt. Vizeadmiral H. Kent Hewitt, Oberbefehlshaber der 8. US-Flotte, befehligte sämtliche Marineoperationen. Hierfür wurde eine besondere Task Force (Western Naval Task Force) gebildet. Für die Luftoperationen zur Unterstützung der Landungen war Major General John K. Cannon, Oberbefehlshaber der 12. US-Luftflotte, zuständig, die Hauptaufgabe fiel dabei dem XII Tactical Air Command unter Gordon P. Saville zu.

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052_03/Landezonen für die Operation

Die drei amerikanischen Divisionen des VI. US-Korps unter Lucian K. Truscott bildeten die Angriffstruppen:

  • die 3. Infanteriedivision, verstärkt durch Teile der französischen 1. Panzerdivision, landete am westlichen Alpha Beach bei Cavalaire-sur-Mer,
  • die 45. Infanteriedivision am mittleren Delta Beach bei Saint-Tropez und
  • die 36. Infanteriedivision am östlichen Camel Beach bei Saint-Raphaël.

Sie wurden von Kommandoeinheiten und Luftlandetruppen unterstützt. Französische Kommandotruppen landeten zur Flankensi cherung an beiden Seiten des alliierten Brückenkopfes und die First Special Service Force besetzte zur Sicherung des Brückenkopfes zwei vorgelagerte Inseln. Im Hinterland wurde zwischen den Orten Le Luc und Le Muy im Argens-Tal ein provisorischer Luftlandeverband in Divisionsstärke – die 1. Airborne Task Force (Rugby Force) – unter dem Kommando von General Robert T. Frederick abgesetzt. Aufgabe war es, das Massif des Maures zu besetzen, von dessen Höhen aus man die alliierten Landungsstrände bei Saint-Tropez und Saint-Raphaël einsehen konnte. Dieser Verband bestand hauptsächlich aus der britischen 2. unabhängigen Fallschirmjägerbrigade (British 2nd Independent Parachute Brigade), der 517. Fallschirmjägerregimentskampfgruppe (517th Parachute Regimental Combat Team), dem 509. und 551. Fallschirmjägerbataillon (Parachute Infantry Battalion) sowie dem 550. Luftlandebataillon (550th Glider Infantry Battalion). Über 94.000 Mann und 11.000 Fahrzeuge wurden bereits am ersten Tag auf einem 55 Kilometer breiten Küstenstreifen an Land gebracht.

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052_04/Vormarsch nach der Landung in Südfrankreich

Als sie landeinwärts zogen, trafen die alliierten Truppen auf geringen Widerstand der Wehrmacht, weil diese zuvor einen grossen Teil ihrer Truppen zum Kampf gegen die Invasionstruppen in der Normandie verlegt hatte. Etwa 250.000 Mann (mit 186 Flugzeugen) standen den Invasoren gegenüber; darunter waren auch abgekämpfte und kranke Soldaten. Der deutsche Geheimdienst schätzte etwa 500.000 Mann auf alliierter Seite. In Dramont und Agay kam es zu heftigen Gefechten zwischen deutschen und amerikanischen Verbänden. Ein französisches Kommando, das am ersten Tag an der Pointe d’Esquillon abgesetzt worden war, um im Massif de l’Esterel durch Sprengungen deutsche Verstärkungen zu verhindern, landete in einem von deutschen Soldaten kurz zuvor verminten Gelände, wodurch viele Fallschirmspringer getötet, verletzt oder gefangen genommen wurden. Nach der erfolgreichen Landung folgten den Angriffstruppen die Hauptquartiere des VI. US-Korps und der 7. US-Armee sowie die von General Jean de Lattre de Tassigny befehligte französische B-Armee (später in französische 1. Armee umbenannt) – bestehend aus dem I. und II. französischen Korps – mit insgesamt sieben Divisionen.

Erfolge
Bereits zwei Wochen nach dem Beginn der Landeoperation am 15. August war die Provence eingenommen. Am 17. August war der Befehl des OKW an die Armeegruppe G zur Räumung Südfrankreichs ergangen, nachdem auch die Truppen in Nordfrankreich nach der Bildung des Kessels von Falaise lediglich versuchen konnten, sich mit möglichst geringen Verlusten über die Seine zurückzuziehen.

Grössere Häfen an der Atlantik- und Mittelmeerküste sollten dabei besetzt gehalten werden und in aussichtsloser Lage unbrauchbar gemacht werden. Es gelang französischen Truppen aber, Toulon schon am 23. August und Marseille am 29. August ohne grössere Zerstörungen zu befreien. In Toulon kämpfte das 6e régiment de tirailleurs sénégalais unter Oberst Raoul Salan an vorderster Front.

Vorauseinheiten des VI. US-Korps erreichten Grenoble am 23. August – 83 Tage früher als geplant. Ende August kam es bei Montélimar im Rhônetal zu einer grösseren Schlacht, nachdem die alliierten Voraustruppen den deutschen Rückzugsweg durch das Rhônetal am Nebenfluss Drôme blockiert hatten. Der deutschen 19. Armee gelang mit hohen Verlusten ein Durchbruch. Am 1. September wurde nach heftigen Strassenkämpfen zwischen der Résistance und deutschen Truppen auch Nizza befreit, zwei Tage später betraten französische Einheiten Lyon. Der schnelle Rückzug der 19. Armee, von der 11. Panzer-Division nur zeitweilig verzögert, gab der Schlacht den Beigeschmack eines nordwärts eilenden Rennens durch das Rhônetal.

Nordwärts ziehende Truppen der französischen 1. Infanterie-Division trafen am 11. September in Saulieu, westlich von Dijon, auf Aufklärungseinheiten der 6. US-Panzerdivision aus General Pattons 3. US-Armee – 77 Tage früher als geplant. Zur gleichen Zeit hatte der rechte Flügel der 7. US-Armee die Burgundische Pforte bei Montbéliard erreicht.

Mont Ormel (19.08.1944 – 21.08.1944)

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052_05/Kartenausschnitt Mont Ormel

Der Mont Ormel [mɔ͂ ɔʀmɛl] ist eine 262 Meter hohe Geländeerhebung fünf Kilometer östlich von Trun in der Normandie. Der Hügel war im Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Kommandoposten für die deutschen und alliierten Streitkräfte während des alliierten Vormarsches auf das Deutsche Reich im August 1944 und wurde aufgrund seiner Höhe als Hügel 262 bezeichnet. Die erhöhte Position ermöglicht eine ausgezeichnete Aussicht auf die umliegende Gegend um die Gemeinden Chambois und Vimoutiers. Nach der Operation Cobra war der Hügel 262 eine Schlüsselposition bei der Umzingelung der deutschen 7. Armee im Kessel von Falaise.

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052_06/Ausblick vom Mont Ormel

Zusammenfassung
Der ursprünglich von deutscher Seite gehaltene Hügel wurde am 19. August 1944 von der 1. polnischen Panzerdivision unter Leitung von General Stanisław Maczek erobert. Der deutsche Generalfeldmarschall Walter Model war sich der strategischen Bedeutung dieser Position bewusst, um den Kessel von Falaise offen zu halten und der deutschen 7. Armee den Rückzug in östliche Richtung zu ermöglichen. Am Morgen des 20. August befahl er zwei SS-Panzerdivisionen den Angriff auf polnische Einheiten am Hügel. Trotz energischem polnischen Widerstand und Artilleriesperrfeuer errangen die deutschen Soldaten einen Geländegewinn und hielten einen Korridor, über den deutsche Einheiten abziehen konnten. Während des 20. August führten die energischen deutschen Angriffe zu erheblichen Verlusten unter den polnischen Einheiten, die aber trotz der Erschöpfung und einem zunehmenden Mangel an Munition nicht kapitulierten. Am 21. August führte die Wehrmacht die schwächer werdenden Angriffe bis zum Sonnenuntergang fort, doch die polnischen Truppen verteidigten ihre Stellungen, bis die verbliebenen Einheiten der Waffen-SS den Kampf nicht mehr fortsetzen konnten. Aufgrund der erfolgreichen polnischen Verteidigung von Hügel 262 konnte der Kessel von Falaise am Abend des 21. August um die Reste der 7. Armee geschlossen werden.

Ausgangslage
Mit der Operation Neptune hatten sich die Alliierten bis zum 30. Juni 1944 einen Brückenkopf in der Normandie gesichert. Nach dem fehlgeschlagenen deutschen Gegenangriff brachen die US-amerikanischen Streitkräfte im Juli 1944 offensiv aus dem Brückenkopf aus. Die Stadt Falaise wurde ein zentrales strategisches Ziel der Alliierten, da deren Eroberung die Heeresgruppe B von Generalfeldmarschall Günther von Kluge abschneiden würde. Für die Einnahme von Falaise planten General Henry Crerar und Generalleutnant Guy Simonds eine anglo-kanadische Offensive unter dem Namen Operation Totalize. Trotz vorangegangener Bemühungen bei Verrières Ridge und Cinthaux, stockte die Offensive am 9. August aufgrund starker deutscher Gegenangriffe.

Am 14. August starteten kanadischen Einheiten die Operation Tractable, eine umfangreich angelegte Offensive gegen die Stadt Falaise, welche am 17. August eingenommen wurde. Hügel 262, welcher sich 30 km östlich der Stadt befindet, wurde zu einer entscheidungsrelevanten Position um den Kessel um die deutschen Einheiten zu schliessen.

Zwischenzeitlich hatte sich die 1. polnische Panzerdivision in vier Kampfgruppen aufgeteilt, um schnell Stellungen und Verteidigungsanlagen im Norden von Chambois säubern zu können. Am 19. August rückten zwei Kampfgruppen gegen den Hügel 262 vor, während sich die anderen beiden mit US-amerikanischen Einheiten in Chambois vereinigten.

Kampfhandlungen

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052_07/Deutscher Gegenangriff gegen die kanadisch-polnischen Stellungen am 20. August 1944

Am Abend des 19. August vernichteten zwei polnische Kampfgruppen die deutsche Infanteriekompanie und sicherten den Hügel 262. Währenddessen verstärkte die 4. kanadische motorisierte Division, welche die Gemeinden Trun und Les Champeaux am Vortag eingenommen hatten, die polnischen Einheiten und sicherten Chambois am Abend. In der darauffolgenden Nacht verschanzten sich die polnischen Einheiten entlang der südlichen, südwestlichen und nordöstlichen Flanke von Hügel 262. Feldmarschall Model war sich der Bedeutung von Hügel 262 für den Abzug der 7. Armee bewusst und befahl Teilen der 2.SS-Panzer-Division „Das Reich“ und 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ am Morgen des 20. August den Angriff auf Hügel 262 aus östlicher Richtung. 

Direkt südwestlich von Mont-Ormel rückten deutsche Einheiten entlang auf einer Strecke, die später der „Korridor des Todes“ genannt wurde, aus dem Kessel aus. Gegen Abend konnten Einheiten der 10. SS, 12. SS und 116. Panzer-Division durch die geschwächten polnischen Positionen durchbrechen. Zur selben Zeit verhinderte die 9. SS Panzer-Division, dass kanadischen Einheiten die polnischen unterstützen konnte. Im Ergebnis konnten ungefähr 10.000 deutsche Soldaten durch den Korridor dem Kessel entkommen.

Zwischenzeitlich griff die 3. Fallschirmjäger-Division zusammen mit einem Regiment der 1. SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler den Hügel 262 aus dem Kessel von Falaise heraus an. Der Angriff wurde von polnischer Artillerie zurückgeschlagen, welche die anrückende deutsche Infanterie und Geschütze in der Nähe ihrer Positionen zerstörte. Obwohl einige Stellungen überrannt wurden, konnten die polnischen Einheiten die höher gelegten Positionen auf Mont Ormel halten und von dort die Artillerie gegen die aus dem Kessel abziehenden deutschen Einheiten koordinieren.

Irritiert durch die Widerstandsfähigkeit dieser Einheit, welche den deutschen Soldaten grosse Verluste zufügten, befahl der Befehlshaber der 7. Armee, Oberstgruppenführer Paul Hausser, die Stellung „auszulöschen“. Obwohl der massive Angriff durch die 352. Infanterie-Division und Einheiten der 2. SS-Panzer-Division grosse Verluste unter dem 8. und 9. Bataillon der 1. polnischen Panzerdivision forderte, konnte der deutsche Angriff zurückgeschlagen werden. Die polnischen Einheiten verbrauchten während der vorangegangenen Kampfhandlungen einen Grossteil ihrer Munition, was sie in eine prekäre Situation brachte.

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052_08/Zerstörte deutsche Panzer in der Nähe von Mont Ormel

Schon bald waren die erschöpften polnischen Einheiten wegen ausgehender Munitionsvorräte gezwungen, den Abzug der Überreste des deutschen Panzerkorps aus dem Kessel teilnahmslos zu verfolgen. Nach der Heftigkeit der vorangegangenen Gefechte während des Tages erwarteten sowohl die deutschen wie polnischen Einheiten die anbrechende Nacht, in welcher nur sporadisch gekämpft wurde, da beiden Seiten einen direkten Feindkontakt mieden. Vereinzelte polnische Artillerieschläge behinderten die deutschen Abzugsbemühungen. Der Befehlshaber der polnischen Kampfgruppe, Antoni Stefanowicz, war skeptisch bezüglich seiner Chancen zu Überleben und verkündete:

„Gentlemen. Alles ist verloren. Ich glaube nicht, dass die Kanadier es schaffen werden uns zu helfen. Wir haben lediglich 110 Männer übrig, mit 50 Schuss pro Gewehr und 5 Schuss pro Panzer… Kämpft bis zum Ende! Sich der SS zu ergeben ist nutzlos, ihr wisst das gut. Gentlemen! Viel Glück – heute Nacht werden wir für Polen und die Zivilisation sterben. Wir werden kämpfen bis zum letzten Platoon, zum letzten Panzer und dann bis zum letzten Mann“.

Die deutschen Angriffe auf den Hügel hielten bis zum Morgen des 21. August an. Obwohl diese weniger koordiniert waren als am Vortrag, erreichten die Angriffe auch die letzten Verteidiger am Mont-Ormel. Als die verbleibenden polnischen Einheiten nur ungenügend den Angriff abwehren können, sind deren Panzer gezwungen, ihre letzte Munition abzufeuern. Gegen 12:00 starten die verbleibenden SS Einheiten einen letzten Sturmangriff auf die Stellungen des 9. Bataillons, doch wird dieser aus kurzer Distanz zurückgeschlagen. Weitere Angriffe folgen nicht. Die zwei polnischen Kampfgruppen überstanden die dreitägigen deutschen Angriffe, obwohl sie vollständig von deutschen Truppen umgeben waren. Nach einer Stunde erreichen kanadische Grenadiere die Überreste von Stefanowicz Einheit.

Auswirkung
Am Abend des 21. August schliesst sich wegen des polnischen Sieges am Hügel 262 der Kessel von Falaise. Panzer der 4. kanadischen Division vereinten sich mit polnischen Einheiten bei Coudehard, während die kanadische 3. und 4. Infanteriedivision Saint-Lambert und die nördliche Passage nach Chambois sichert.

Bei den Kämpfen um Hügel 262 wurden von der 1. polnische Panzerdivision 325 Mann getötet, 1002 verwundet und 114 vermisst, etwa ungefähr 20 % der verbliebenen Kampfstärke. Obwohl möglicherweise an die 100.000 deutsche Soldaten, darunter auch viele Verwundete, der Rückzug aus dem Kessel gelang, musste die Wehrmacht zwischen 40.000 und 50.000 Soldaten und 10.000 Tote im Kessel zurücklassen.

Operation Jassy-Kischinew (20.08.1944 – 29.08.1944)

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052_41/Kartenausschnitt der Operation Jassy-Kischinew

Die Operation Jassy-Kischinew (russisch Ясско-Кишинёвская Операция/Jassko-Kischinjowskaja Operazija) bezeichnet den sowjetischen Grossangriff vom 20. August 1944 auf dem Gebiet des früheren Bessarabiens und heutigen Moldawiens zwischen den Städten Jassy und Kischinew. Sie war eine der grossen sowjetischen Offensivoperationen des Jahres 1944 und bestand aus einer grossräumigen Umfassungsaktion. Sowjetische Truppen eroberten auf diese Weise in wenigen Tagen grosse Teile Rumäniens und rieben die gegnerischen deutschen Armeen in einer Kesselschlacht auf. Bei der Schlacht wurde die deutsche 6. Armee grösstenteils zerschlagen, nachdem sie südwestlich von Kischinew in einen Kessel geraten war. Teile der 8. Armee konnten sich über die Karpaten nach Ungarn zurückziehen. Für die deutsche Seite entsprach die Dimension der militärischen Katastrophe derjenigen der Niederlage von Stalingrad.

Einführung
Nachdem sich die Niederlage des Deutschen Reiches ab dem Frühjahr 1943 abzeichnete, begannen die rumänischen Oppositionsführer Constantin Brătianu und Iuliu Maniu Geheimverhandlungen mit den Westalliierten für einen Separatfrieden. In ähnlicher Absicht nahm Ex-Premier Gheorghe Tătărescu geheime Kontakte zur Sowjetunion auf. Als sowjetische Truppen die südliche deutsche Heeresgruppe bis April 1944 bis an die rumänische Grenze zurückgeworfen hatten, begann auch der Staatsminister Mihai Antonescu über das neutrale Schweden eilig geheime Verhandlungen mit den Sowjets. Maniu unterrichtete Mitte August 1944 die Westalliierten über die Absicht, Marschall Ion Antonescu zu stürzen und nach der Machtübernahme sofort den Waffenstillstand anzunehmen.

Am 25. Juli 1944 hatte Generaloberst Johannes Friessner den Oberbefehl über die Heeresgruppe Südukraine erhalten. Er hatte den Befehl, Rumäniens Truppenmacht auf der Seite des Deutschen Reiches zu halten und die kriegswirtschaftlich wichtigen Erdölfelder Rumäniens zu sichern. Nach der Vernichtung der Heeresgruppe Mitte im Juni/Juli 1944 wurden im Abschnitt der Heeresgruppe Südukraine keine grösseren sowjetischen Angriffe vermutet. Das OKW ging sogar von einem Kräfteabzug der sowjetischen Truppen aus und entzog seinerseits der Heeresgruppe in Rumänien bis 13. Juli mehrere Divisionen, darunter das einzig schlagkräftige XXXX. Panzerkorps mit der 14. und 23. Panzer-Division.

Vorbereitungen
Der sowjetischen Operation ging ein Angriffsbefehl der Stawka vom Anfang des Jahres 1944 voraus, Rumänien und Bulgarien aus dem Krieg auszuschalten. Der weit nach Osten vorspringende Frontverlauf lud die sowjetischen Truppen geradezu ein, die feindlichen Gruppierungen von zwei Seiten zu umfassen und zu vernichten. Im früheren Bessarabien war die deutsch-rumänische Verteidigungslinie entlang dem Ufer des Dnjestr mit Gräben und Stellungen bis in fünf Kilometer Geländetiefe stark befestigt worden. Für den Fall des Rückzuges war im Landesinneren eine weitere Kampflinie errichtet worden, die aber nur aus einem Schützengraben am Ufer des Steppenflusses Kogälnik bestand.

An der Front in Bessarabien zwischen der Bukowina und dem Schwarzen Meer standen sich im August 1944 1.250.000 Soldaten, 16.000 Geschütze, 1.870 Panzer und 2.200 Flugzeuge der Roten Armee und etwa 900.000 deutsche sowie rumänische Soldaten, 7.600 Geschütze, 400 Panzer und 810 Flugzeuge an einer weitgehend beruhigten Frontlinie gegenüber. Auf sowjetischer Seite kämpfte die 1. Rumänische Freiwilligen-Infanterie-Division „Tudor Vladimirescu“. Die rote Schwarzmeer-Flotte unter Admiral Oktjabrski hatte beim Angriff den linken Flügel der 3. Ukrainischen Front zu unterstützen. Die Aktionen der beiden beteiligten sowjetischen Heeresfronten wurden vom anwesenden Vertreter des Oberkommandos, Marschall Timoschenko koordiniert.

Verlauf
Die sowjetischen Angriffe begann in den Morgenstunden des 20. August 1944 mit einem fast zweistündigen Artilleriefeuer durch etwa 16.000 Geschütze und Werfer. Der Artilleriekommandeur der 2. Ukrainischen Front, Generaloberst Fomin liess das Feuer durchgehend 1 Stunde und 30 Minuten, Generaloberst Nedelin von der 3. Ukrainischen Front 1 Stunde und 45 Minuten wirken. Die Rote Armee konzentrierte ihre Artillerie an der mehrere hundert Kilometer langen Frontlinie, gezielt wurden jene Frontabschnitte ausgesucht, an denen die wenig kampfkräftigen rumänischen Einheiten lagen. Die Konzentration pro Kilometer betrug durchschnittlich etwa 260–280 Geschütze und Mörser. Die Durchbruchstellen waren wegen der stark befestigten Verteidigungsstellungen nur 5 bis 8 Kilometer breit. Durch die Truppenkonzentration an den schmalen Durchbruchstellen betrug die Überlegenheit der Angreifer an Soldaten das Fünffache, bei den Geschützen das Siebenfache und an Panzern das Zehnfache.

Die 2. Ukrainische Front unter General Malinowski konzentrierte ihren Durchbruchskeil am rechten Flügel zwischen Sereth und Pruth gegen den von der rumänischen 4. Armee gehaltenen Raum nordwestlich von Jassy, während am linken Flügel entlang des Raut zur Bindung von Feindkräften nur ein örtlicher Durchbruch angestrebt wurde. Bei der östlichen am Dnjestr angreifenden 3. Ukrainischen Front unter General Tolbuchin wurden gleichzeitig drei Armeen aus dem südlichen Brückenkopf bei Tiraspol angesetzt während aus dem Brückenkopf Butor bei Grigoriopol nur ein Ablenkungsangriff geführt wurde. Beide Keile hatten nach dem Durchbruch mit dem Panzerkräften einzudrehen und die Masse der in der Mitte festgestellten deutschen 6. Armee einzukesseln. Das XVII. Armeekorps, am linken Flügel der deutschen 8. Armee, das im Raum Radautz – Kimpolung die Sicherung der Karpatenpässe östlich von Máramarossziget (Sighetu Marmației) innehatte, blieb von den russischen Angriffen zunächst verschont.

Kampfabschnitt nordwestlich Jassy

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052_42/Der sowjetische Grossangriff am 20. August 1944

Nach dem etwa zweistündigem Artillerieschlag folgte ab 6.30 Uhr der Infanterieangriff der Truppen der 2. Ukrainischen Front. Die sowjetische 27. und 52. Armee sowie die später eingeführte 6. Panzerarmee durchbrachen auf etwa 25 Kilometer Breite angesetzt den rechten Flügel der Korpsgruppe Kirchner (rumänisches V. Korps) sowie den linken Flügel der Korpsgruppe Mieth (rumänisches VI. und IV. Korps). Nachdem die rumänischen Einheiten keinen Widerstand leisteten und schnell zurück gingen, sah sich die deutsche 76. Infanterie-Division (Generalmajor Abraham) beidseitig umfasst, erlitt bei Letcani schwere Verluste und musste sich über den Bahlui-Fluss zurückziehen.

Die 7. Gardearmee brach am rechten Flügel über Tupilatsi südwärts auf Târgu Frumos durch. Die Front der 79. Infanterie-Division (Generalleutnant Weinknecht) hielt zunächst noch, sie musste aber am linken Flügel von Stanca südwärts bis Jassy eine Hakenstellung aufbauen und wegen Bedrohung im Rücken nach Cucuteni zurückgehen.

Das deutsche IV. Korps (Korpsgruppe Mieth) versuchte die noch offenen Pruth-Übergänge nach Westen bei Kostuleni und Sbiroja für die östlicher stehenden Teile der 6. Armee offenzuhalten. Nach dem erreichten Durchbruch stiessen die motorisierten sowjetischen Truppen, vor allem mit Panzern, sofort tief in das Landesinnere vor, um den Pruth bei Husi zu erreichen. Am Abend des 20. August war die Front der Armeegruppe Wöhler zwischen Pruth und Sereth auf 30 Kilometer und 16 Kilometer Tiefe aufgerissen, die Verbindung zwischen dem LVII. Panzerkorps und den IV. Armeekorps war verloren gegangen. Am 21. August besetzte die nachgezogene 52. Armee (Generalleutnant Korotejew) Jassy. Am selben Tag wurde die mechanische Kavallerie-Gruppe Gorschkow (5. Garde-Kavalleriekorps und 23. Panzerkorps) in die Schlacht eingeführt, um den Vorstoss auf Roman zu führen.

Durchbruch südwestlich von Tiraspol
Der Artillerieschlag der 3. Ukrainischen Front setzte am 20. August etwas früher, gegen 4.00 Uhr früh ein, nach 50 Minuten Dauer erfolgten auf 30 Kilometer Breite die ersten Infanterieangriffe, die zunächst vom deutschen XXX. Armeekorps (15. und 306. Division) abgeschlagen werden konnten. Von 7.45 bis 9.30 Uhr setzte das gewaltige Trommelfeuer der Sowjets nochmals ein, das zudem durch Luftangriffe der Schlachtflieger massiv unterstützt wurde. Mit den letzten Einschlägen folgte dicht hinter der Feuerwalze der massierte Infanterieangriff der sowjetischen 37. und 57. Armee. Der rechte Flügel der 15. Infanterie-Division (Generalmajor Sperl) brach schnell zusammen und wurde auf Kauschany zurückgedrängt. Der Abschnitt der deutschen 306. Infanterie-Division und der rumänischen 4. Gebirgs-Division (Generalmajor Gheorghe Manoiliu) wurde vom sowjetischen 66. Schützenkorps unter Generalmajor Kuprijanow überrannt. Ein Gegenstoss der 13. Panzer-Division (Generalleutnant Tröger), welcher auch die 306. Infanterie-Division taktisch unterstellt wurde, blieb erfolglos. Die 15. Division musste in die Gegend westlich von Grigojewka zurückweichen.

Nach dem erreichten Durchbruch im Hauptangriffsabschnitt führte General Tolbuchin am 21. August gegen 10.00 Uhr das 4. Garde-mechanische Korps (General V.I. Shdanow) zur Verfolgung des Feindes in Richtung auf Tarutino ein. Gegen 16.00 Uhr wurde auch die 37. Armee durch das Einführen des 7. mechanischen Korps (General F. G. Katkow) verstärkt, welches die Angriffsspitze in Richtung auf Gurogalbina einnahm. Die 306. Infanterie-Division versuchte an der Linie Tokus – Opatsch eine Auffangstellung für die weiter östlich ebenfalls abgeschnittenen Teile des XXIX. Armeekorps (Generalleutnant Bechtoldsheim) offen zu halten.

An der Dnjestr-Mündung führte die amphibische Gruppe unter Generalleutnant A.N. Bachtin am 22. August zusätzlich eine Landungsoperation durch. Zwei Gruppen wurden beidseitig von Akkerman gelandet, um die Stadt zu erobern und danach in südwestlicher Richtung zum Steppenfluss Kogilnik vorgehend die Vereinigung mit der 46. Armee herzustellen und damit die gesamte rumänische 3. Armee abzuschneiden. Am 23. August kämpften sich die Reste der 13. Panzerdivision und der 306. Infanterie-Division in Richtung auf Comrat zurück. Der gerettete Stab des XXIX. Armeekorps unter General Bechtoldsheim übernahm die Führung aller Restverbände und versuchte bei Leowa und Cahul über den Pruth nach Bârlad zu entkommen. Die 13. Panzerdivision hielt bei ihrem Rückzug auf dem östlichen Ufer beim Dorf Falciu einen kleinen Brückenkopf.

Kesselschlacht von Kischinew
Am Morgen des 22. August waren die Truppen der 2. und 3. Ukrainischen Front auf dem Vormarsch, während die operativen Reserven der Wehrmacht bereits verbraucht waren. Bis zum Ende des Tages war die gesamte deutsche Truppenmasse im Bereich von Jassy bis Kischinew umschlossen. Der Raut-Abschnitt und der Dnjestr zwischen Dubossary und Bender war auf 120 Kilometer Breite alleine durch die 5. Gardearmee gehalten worden, jetzt gingen Bersarins Truppen auf Kischinew vor, um die deutschen Verbände enger abzuschnüren. Am Abend des 22. August hatte die 4. Gardearmee (Galanin) das deutsche VII. Armeekorps nach Süden abgedrängt und die Pruth-Übergange bei den Orten Ungeni und Kostuleni besetzt. Die separat nach Westen operierende 7. Gardearmee hatte derweil Târgu Frumos erobert und überquerte den Fluss Sereth in westlicher Richtung. Die mechanische Kavallerie Gruppe Gorschkow hatte Roman genommen und strebte weiter südwärts nach Bacău.

Am frühen Morgen des 23. August traf die Reserve der 10. Panzergrenadier-Division bei Vaslui ein und traf bei Sloesti auf überlegene sowjetische Panzerkräfte. Generalleutnant Schmidt brach das aussichtslose Gefecht ab und wurde von gegnerischen Kräften auf Husi und Crasna abgedrängt. Das 73. Schützenkorps der 52. Armee nahm an diesen Tag die Kleinstadt Husi ein, nach Süden abgedrängte Reste des deutschen IV. und VII. Korps wurden bei Stalinesti umschlossen. Die sowjetische 37. und 57. Armee waren nördlich davon weiter nach Westen in Richtung über Gurogalbina zum Pruth vorgerückt, um den Kessel im Raum Kischinew zu schliessen. Nach dem durch Generaloberst Friessner erteilten Rückzugsbefehl gingen die deutschen Truppen zum Pruth zurück und gaben Kischinew auf. Truppen der sowjetischen 5. Stossarmee besetzten die Stadt und stellten die Verbindung mit der 57. Armee her, welche derweil das Dnjestrufer bei Bendery gesäubert hatte. Am anderen Ufer des Pruth waren nördlich und südlich von Husi erhebliche Teile des deutschen IV. Armeekorps abgedrängt worden. Am selben Tag erreichte das 7. mechanisierte Korps bei Leuzeni den Fluss Pruth und nahm eine defensive Position ein. Die sowjetische 6. Panzerarmee hatte nach einem 45 Kilometer tiefen Durchbruch nach Süden Vaslui umschlossen und Bârlad erreicht. Die Hauptstossrichtung richtete sich in südlicher Richtung weiter nach Focșani mit dem Ziel, den Deutschen jede Möglichkeit zum Rückzug zwischen dem Sereth und Pruth abzuschneiden.

Am 24. August wurde die Verbindung zur 52. Armee der 2. Ukrainischen Front hergestellt, der Ring um das deutsche VII., XXXXIV., LII., und XXX. Armeekorps fest geschlossen. In das Kampfgeschehen griffen sowjetische Bomber und Tiefflieger mit bis zu 2.000 Tageseinsätzen ein. Sie verursachten schwere Verluste bei den Kolonnen der sich zurückziehenden deutschen Truppen. Generalmajor Blümke, Kommandeur der 257. Infanterie-Division wurde am 24. August durch einen Tieffliegerangriff schwer verwundet und geriet in Gefangenschaft.

Am 25. und 26. August befand sich die zwischen Kischinew – Lopuschina – Oneschty – Sarata Galbina umschlossene Masse der 6. Armee im sowjetischen Dauerfeuer und in völliger Auflösung. In einer heillosen Flucht versuchten sich am Pruth tausende deutscher Soldaten durch den Fluss nach Westen zu retten, da die Rote Armee bei ihrem schnellen Vorstoss die Übergänge besetzt oder die Brücken bereits zerstört hatte. Bei den vergeblichen Ausbruchsversuchen fielen die Kommandeure der eingeschlossenen 292. und 384. Infanterie-Division, General von Eichstedt und de Salengre. Der Kommandeur der 302. Infanterie-Division, General von Bogen geriet zusammen mit dem Kommandierenden General des XXX. Korps, General Postel in sowjetische Gefangenschaft. Die Ausräumung des eingekreisten Gegners am linken Ufer des Flusses Pruth wurde von Truppen der 3. Ukrainischen Front bis zum 29. August abgeschlossen. Nur etwa 10.000 Soldaten war es gelungen nach Südwesten durchbrechen und das Gebiet nördlich von Adzhul Nou zu erreichen. Einheiten der 7. Gardearmee und das 23. Panzerkorps wurden zu deren Verfolgung abgesendet, die Vernichtung dieser Restgruppen wurde bis 4. September abgeschlossen.

Ausklang
In Rumänien ereignete sich drei Tage nach Beginn der sowjetischen Offensive am 23. August 1944 ein Staatsstreich, bei dem Marschall Antonescu verhaftet wurde und die rumänische Armee die Seiten wechselte. Dieser Putsch war bereits mehrere Monate zuvor geplant worden, wozu Verhandlungen mit den alliierten Mächten stattgefunden hatten. Die deutsche Heeresmission in Rumänien sah sich fast vollständig überrumpelt, versuchte sich aber gewaltsam in Bukarest zu behaupten. Am 26. August wurden die Luftwaffenverbände unter General der Flieger Gerstenberg und Stahel nördlich von Bukarest von rumänischen Truppen umzingelt, die Kontrolle über die kriegswirtschaftlich wichtigen Erdölfelder von Ploiești ging verloren.

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052_43/Bewohner von Bukarest begrüssen die einmarschierenden sowjetischen Truppen am 31. August 1944

Einheiten der sowjetischen 40. Armee begannen am 24. August ihren Angriff gegen die Stellungen des intakten XVII. Armeekorps. Zusammen mit der 7. Gardearmee wurden die deutschen Stellungen zwischen den Flüssen Sereth und Bistritz genommen. Truppen der 7. Gardearmee stürmten Bacău und die 40. Armee nahm Târgu Neamț ein.

Die sowjetische 6. Panzerarmee überwand die Zugänge nach Tecuci und konnte am 27. August Focșani besetzen. Die dahinter nachrückende 27. Armee sicherte Bârlad. Tolbuchins Truppen nahmen am 28. August dieHafenstädte Brăila und Sulina ein und griffen am 29. August zusammen mit der Schwarzmeer-Flotte die Hafenstadt Constanța an, die 46. Armee folgte an die Donau bei Galați. Am folgenden Tag erreichten mobile Kräfte der 53. Armee die rumänische Hauptstadt Bukarest, wo am 31. August der allgemeine Einzug der Roten Armee stattfand.

Die noch von der untergegangenen deutschen Heeresgruppe organisierte Kampfgruppe Winkler (Flak-Regiment 12 und Versorgungseinheiten) stand noch bis zum Abend des 30. August im nordwestlichen Teil von Bacău und hielt auch am folgenden Tag den Rückzugsweg durch das Buzău-Tal offen. Dieser Einsatz ermöglichte wenigstens den rückwärtigen Einheiten, sich über den Szekler-Zipfel nach Siebenbürgen abzusetzen. Die Armeegruppe Wöhler baute dort mit intakten und rückflutenden Truppen eine erste neue Front auf, die aber nur kurz hielt. Nach dem Einmarsch der 3. Ukrainischen Front in Bulgarien, der zwischen 6. und 28. September erfolgte, musste auch die deutsche Heeresgruppe E eiligst ihre Besatzungstruppen aus Griechenland zurückziehen.

Verlustbilanz
Über die Verluste der Wehrmacht besteht auch heute noch grosse Unklarheit. Die grundsätzlich als recht zuverlässig zu betrachtenden Angaben des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge besagen, dass während des gesamten Zweiten Weltkrieges auf dem Staatsgebiet des heutigen Rumäniens rund 38.000, auf dem Staatsgebiet der heutigen Republik Moldawien zwischen 1941 und 1945 150.000 deutsche Soldaten ums Leben kamen. Auf dem bislang einzigen zentralen deutschen Soldatenfriedhof Moldawiens in Kishinew wurden bis 2005 aber nur 4.200 Tote eingebettet; geplant ist die Beisetzung von insgesamt über 30.000 Toten. Die Anzahl der von der Roten Armee bei der Operation eingebrachten deutschen Kriegsgefangenen ist mit 115.000 zu veranschlagen, von denen bereits vor dem Abtransport in die Sowjetunion 55.000 verstarben – eine Todesrate von fast 50 %, die abgesehen von Stalingrad nicht übertroffen wurde. Das Deutsche Rote Kreuz bearbeitet 80.000 Suchanträge nach Wehrmachtsangehörigen, von denen es die letzte Nachricht aus dem damaligen Rumänien gab. Die Verluste von Deutschen und Rumänen zusammen werden auf 650.000 Tote, Vermisste, Verwundete und Gefangene veranschlagt. Die Rote Armee gab ihre Verluste selbst mit 13.197 Gefallenen/Vermissten und 53.933 Verwundeten/Kranken an; dabei handelt es sich jedoch nur um Zahlen, die sich aus den offiziellen Militärunterlagen belegen lassen.

Kessel von Mons (27.08.1944 – 06.09.1944)

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052_44/Kartenausschnitt der Region Mons

Im Kessel von Mons wurden im Zweiten Weltkrieg während des Rückzugs deutscher Truppen aus Nordfrankreich zwischen Ende August und dem 6. September 1944 mehrere deutsche Divisionen von Einheiten der Westalliierten fast vollständig auf-gerieben. Mons wurde am 2. September befreit.

Bei den Wehrmacht-Truppen handelte es sich um die folgenden, bei den Kämpfen während der Operation Overlord in der Normandie dem Kessel von Falaise entkommenen und bereits stark dezimierten Divisionen:

  • die 2. und 9. Panzer-Division sowie die 2. und 12. SS-Panzer-Division,
  • die 3., 5. und 6. Fallschirmjäger-Division,
  • die 47., 275. und 353. Infanterie-Division und
  • die Kampfgruppe von Aulock

Im Wesentlichen waren es Einheiten dreier deutscher Korps, die der 5. Panzerarmee unterstanden hatten und in den letzten Tagen des August den Kontakt zu ihren übergeordneten Stäben verloren hatten. Den provisorischen Oberbefehl über die von der Einschliessung bedrohten Truppen übernahm General der Infanterie Erich Straube.

Deutsche Kolonnen waren auf dem Rückzug entlang der Strasse Amiens-Cambrai-Mons in Richtung Belgien, als sie von US-Aufklärungsflugzeugen gesichtet und von Thunderbolt-Kampfflugzeugen bombardiert wurden.

Der 3. US-Panzerdivision unter Brigadegeneral Maurice Rose und der diese unterstützenden 1. US-Infanteriedivision und anderen amerikanischen und britischen Einheiten gelang es, Strassensperren nördlich der Deutschen aufzubauen und trotz heftiger Kämpfe zu halten. Weitere alliierte Einheiten erreichten das Gebiet bei Mons und begannen, den Kessel zu schliessen. Mehr als 25.000 Deutsche ergaben sich den Alliierten. Eine grosse Anzahl kämpfte weiter, und tatsächlich gelang am Folgetag ein Ausbruch. Etwa 40.000 Deutsche konnten durch die durchlässigen amerikanischen Linien entkommen, obwohl die US-Einheiten versuchten, sie zu verfolgen.

Die meisten Divisionen wurden danach in den Niederlanden oder in Deutschland neu aufgestellt. Dazu kamen die Kampfgruppe Hohenstaufen unter SS-Obersturmbannführer Walter Harzer und die Kampfgruppe Frundsberg unter SS-Oberführer Heinz Harmel, die beide nur zwei Wochen später eine wichtige Rolle bei der Abwehr der alliierten Luftlandeaktion Market Garden spielten.

Im Kessel und im Verlauf des deutschen Ausbruchs konnten die Alliierten drei deutsche Generäle gefangen nehmen:

  • Generalmajor Carl Wahle, Kommandeur der 47. Infanterie-Division
  • Generalmajor Hubertus von Aulock, Kommandeur der Kampfgruppe von Aulock
  • Generalleutnant Rüdiger von Heyking, Kommandeur der 6. Fallschirmjäger-Division

Brigadegeneral Rose wurde am 5. September für die Einkesselung der deutschen Einheiten zum Major General befördert.

Der alliierte Sieg bei Mons wurde in der Ausgabe des Life-Magazine vom 18. September 1944 in einem Artikel thematisiert.

Kampf um Metz (27.08.1944 – 13.12.1944)

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052_10/Kartenausschnitt der Region Metz

Der Kampf um Metz vom 27. August bis 13. Dezember 1944 bildete den Höhepunkt der Kämpfe um Lothringen.

Ausgangslage
Im Umfeld von Metz bezog zunächst die 17. SS-Panzergrenadier-Division (unter dem Befehl von SS-Standartenführer Hans Lingner) ihre Stellung. In der Stadt selbst befand sich die 462. Ausbil- dungs-Division (bis 18. September 1944 unter Generalleutnant Walter Krause,anschliessend unter Generalleutnant Vollrath Lübbe, ab 8. November 1944 unter Generalleutnant Heinrich Kittel). Ihr unterstanden folgende Einheiten: die Offiziersschule unter Oberst Joachim von Siegroth, die Unteroffiziersschule unter Oberst Wagner, die Nachrichten-Schule der SS unter SS-Standartenführer Ernst Kemper, das Sicherungsregiment 1010 unter Oberst Richter sowie eine Artillerieabteilung, eine Flakbatterie und etwa 10 Panzerabwehrgeschütze. Hinsichtlich der alten Metzer Befestigungsanlagen aus preussischer Zeit (1871–1918) war es gelungen, einige der noch vorhandenen Festungsgeschütze wieder funktionstüchtig zu machen sowie alle Anlagen wieder telefonisch miteinander zu verbinden.

Auf der Gegenseite stand die 3. US-Armee unter Generalleutnant George S. Patton, die ihren eigentlichen Angriff mit Hauptrichtung auf Frankfurt am Main/Mannheim wegen nicht ausreichender Treibstoffversorgung seit dem Spätsommer nicht weiter durchführen konnte. Während im Süden das XII. US-Korps mit der Befreiung von Nancy beauftragt war, sollte das XX. US-Korps Metz einnehmen. Für das weitere Vorgehen standen nun zur Verfügung: die 5. US-Infanteriedivision (unter dem Befehl von Generalmajor Irwin, die von Verdun kommend auf St. Maurice vorrückte), die 90. US-Infanterie-Division (Generalmajor James Van Fleet, in Étain) und dahinter die 7. US-Panzerdivision. (Generalmajor Robert Hasbrouck).

Kampfhandlungen

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052_11/Der Kampf um Metz am 5. September 1944

Am frühen Morgen des 6. September 1944 brachen Aufklärungstrupps auf, um nach einer noch intakten Brücke über die Mosel Ausschau zu halten. Doch alle Übergänge waren bereits gesprengt worden. Zwei Tage später gelang es, mit Sturmbooten bei Dornot überzusetzen und einen kleinen Brückenkopf zu bilden, der sich aber aufgrund heftiger deutscher Gegenangriffe nicht halten konnte. In den nächsten Tagen entstanden neue Brückenköpfe weiter südlich bei Arnaville und Novéant, die allerdings unter ständigem Beschuss der Feste Kronprinz lagen. Gleichzeitig hatte man weiter nördlich mit der 7. US-Panzer-Division im Bereich Amanvillers-Vernéville-Gravelotte angegriffen, aber hinter diesen Ortschaften war die Festung Metz am stärksten ausgebaut. Bis zum 9. September 1944 hatten die Amerikaner Verluste in Höhe von 14 Offizieren und 332 Mannschaften. Man beschloss, zunächst das störende Artilleriefeuer der Feste Kronprinz auszuschalten. Doch alle Angriffsversuche zwischen dem 27. September und 13. Oktober auf diese Festungsanlage scheiterten. Infolgedessen und auch wegen anderer Prioritäten (Arnheim) stellte die 3. US-Armee alle weiteren Angriffe ein und Metz musste weiträumig umgegangen werden.

Anfang Oktober zog das OKH den gesamten Offiziers- und Unteroffiziersersatz aus Metz ab. Als Ersatz dafür kamen einige Sicherungsbataillone aus dem Westwall und den Vogesen. Am 9. November 1944 begann der amerikanische Grossangriff mit dem Überqueren der Mosel nordöstlich von Thionville (Diedenhofen). Die Amerikaner stiessen bis zum 13. nördlich von Metz vor – standen aber jetzt rechts der Mosel. Am 14. November traf der letzte Verpflegungszug in der Festung ein. Zwei Tage zuvor trafen noch drei Festungs-MG-Bataillone unter den Befehl der 462. Division ein, so dass diese mit einem Volkssturmbataillon die Gefechtsstärke von rund 10 000 Mann besass. Panzer oder Sturmgeschütze waren keine mehr vorhanden.

In der Nacht vom 16. auf den 17. November 1944 zogen die im Umfeld von Metz verbliebenen deutschen Einheiten nach Osten in Richtung Westwall ab – Metz wurde nun vollständig am 19. November 1944 von der 90., der 95. und 5. US-Infanterie-Division eingeschlossen. Der Hauptgefechtsstand in der Stadt hielt sich bis zum 21. November. Noch immer von deutschen Truppen besetzt waren die Festungen: Haeseler, Prinz August von Württemberg, Kronprinz, Kaiserin, Friedrich Karl und Alvensleben. Als dort die Vorräte zu Ende gingen, kapitulierte Haeseler am 26. November, Prinz August von Württemberg am 29. November, am 6. Dezember Alvensleben (Besatzung: Grenadier-Regiment 1215; Kommandant: Oberstleutnant Arno Stoessel von der Heyde) und Friedrich Karl am 7. Dezember mit 600 vom Hunger gezeichneten Männern. Am 8. Dezember ergab sich die Restbesatzung der Feste Kronprinz (Besatzung: Grenadier-Regiment 1217; Kommandant: Oberstleutnant Helmut Richter) und als letztes schliesslich am 13. Dezember 1944 die Feste Kaiserin.

Für die Angehörigen der Kampfgruppe von Siegroth, die aktiv am Kampf um die Festung Metz teilgenommen hatten, wurde das Abzeichen Ärmelband Metz 1944 gestiftet. Dieses Ärmelband existierte ebenfalls als Traditionsabzeichen für alle Offiziere, Beamte, Unteroffiziere und Mannschaften der Schule VI für Fahnenjunker der Infanterieschule Metz (Lehr- und Stammpersonal sowie Schüler), sofern diese Ende 1944 der Schule angehört hatten.

Die deutschen Gefallenen dieser Schlacht sind zum Teil auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Andilly (Frankreich) bestattet; dort liegen 33.085 Gefallene des Zweiten Weltkrieges.

Bedeutung
Weder von deutscher noch von amerikanischer Seite war man zunächst der Ansicht, dass die preussischen Befestigungswerke rund um Metz, wovon die wichtigsten etwa um 1900 erbaut worden waren, im Spätsommer 1944 noch ein ernsthaftes Hindernis darstellten. Doch trat aufgrund des unerwarteten Widerstandes – der Hauptteil der 3. US-Armee wurde an dieser Stelle aufgehalten – eine solche zeitliche Verzögerung im weiteren Vormarsch der US-Truppen ein, wodurch überhaupt erst die Ardennenoffensive als letzter grosser deutscher Gegenschlag im Westen möglich wurde.

Schlacht von Gemmano (04.09.1944 – 15.09.1944)

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052_12/Kartenausschnitt der Region San Marino

Die Schlacht von Gemmano fand im Zweiten Weltkrieg zwischen dem 4. und 15. September 1944 bei Gemmano statt, einem Dorf in der Provinz Rimini, als die Alliierten versuchten, die Gotenstellung zu durchbrechen. Im Laufe dieser Schlacht, die sich aus einer Reihe von vier britischen Angriffen gegen die deutschen Posten entwickelte, wurde das Dorf Gemmano im zweiten Angriff am 9. September besetzt, während die folgenden zwei Operationen zur Eroberung der umliegen den Gegend führten. Obwohl diese Schlacht recht kurz war, wird diese Schlacht von vielen Historikern als das Monte Cassino an der Adria bezeichnet.

Gotenstellung
Gotenstellung war im Zweiten Weltkrieg in Italien der deutsche Name jener befestigten Linie (englisch Gothic Line, italienisch Linea Gotica), die die italienische Halbinsel auf der Höhe von Massa-Carrara und Pesaro abschnitt. Sie erstreckte sich über eine Länge von 320 Kilometern und erreichte eine Tiefe von bis zu 30 Kilometern. Nördlich dieser Linie standen deutsche Truppen, während vom Süden die britischen und US-amerikanischen Truppen mit ihren Verbündeten die Stellungen zu durchbrechen versuchten. Mitte Mai 1944 wurde die Gotenstellung in „Grüne Linie“ umbenannt, offenbar um Assoziationen mit dem Untergang der Goten zu vermeiden.

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052_13/Entwicklung der Front zwischen Juni und Dezember 1944

Die Gotenstellung war eine Defensivstellung, die aus einer Reihe von Befestigungen auf dem Bergkamm des Apennins bestand. Sie war unter Aufsicht von Generalmajor Hans Leyers von deutschen Soldaten, Kriegsgefangenen und dazu herangezogener Zivilbevölkerung nach der Landung der Alliierten auf Sizilien (9. Juli 1943) aufgebaut worden, um den alliierten Vormarsch in die Po-Ebene aufzuhalten. In Bezug auf Besatzung und Ausrüstung war die Gotenstellung nicht so aufwändig wie die Siegfried-Linie. Die Anlage nutzte die geomorphologischen Gegebenheiten der bergigen Landschaft aus; zur Abriegelung wurden Minenfelder, Drahtzäune, Bunker für Artillerie und Maschinengewehre und Ähnliches verwendet. Die am stärksten befestigten Gebiete waren jene an den Küsten und die Zone um den Futapass.

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052_14/Soldaten vom amerikanischen 370th Infantry Regiment beim Marsch in Richtung Berge bei Montignoso, 9. April 1945

Im September 1944 wurde die Gotenstellung von den Alliierten mehrfach angegriffen. Obwohl diese an vielen Stellen in die vordersten Linien einbrechen konnten, waren sie jedoch nicht imstande, die Stellung zu durchbrechen. Die schweren Verluste, Schwierigkeiten bei der Zufuhr von Munition und sonstigem Nachschub zur Fortführung der Angriffe sowie auch die nachteilige Wetterlage zwangen die Alliierten zwischen Herbst 1944 und Frühjahr 1945 zum Halt.

Als die Gotenstellung Ende April 1945 endgültig durchbrochen wurde, hatte sie ihren Zweck, den Vormarsch der Alliierten möglichst lange hinzuhalten, erfüllt. Es wird geschätzt, dass die Zahl der Opfer der Kämpfe ungefähr 75.000 Mann auf der Seite der Deutschen (darin sind Gefallene, Verwundete und Vermisste enthalten) und rund 65.000 Mann auf der Seite der Alliierten betrug.

Sonstiges
Generalfeldmarschall Albert Kesselring wurde am 21. November 1943 zum Oberbefehlshaber Südwest und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe C ernannt. Zudem wurde ihm die Vollziehende Gewalt in den italienischen Operationsgebieten übertragen. Kesselring wurde am 23. Oktober 1944 bei einem seiner täglichen Truppenbesuche verwundet; stellvertretend für ihn übernahm Generaloberst Heinrich von Vietinghoff bis Mitte Januar 1945 den Oberbefehl in Italien.

Kampf um Nancy (05.09.1944 – 15.09.1944)

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052_15/Kartenausschnitt Region Nancy

Der Kampf um Nancy (franz. Libération de Nancy, engl. Battle of Nancy) bezeichnet die zehntägigen Gefechte im September 1944 um die französische Stadt Nancy an der Westfront. Sie sind Teil der Schlacht um Lothringen. Im Zuge der Kämpfe wurde die Stadt und Umgebung von der 3. US-Armee befreit. Gleichzeitig wurde die Mosel von den US-Truppen überschritten.

Ausgangslage
Als die 3. US-Armee zu ihrem Angriff auf Nancy ansetzte, hatte sie sich gerade erst von einem fünftägigen Treibstoffengpass erholt, der sie auf der Höhe der Maas zum Anhalten zwang. Diese Zeit nutzten die deutschen Verteidiger in dem Gebiet, um ihre Positionen zu verstärken. Während das XX. US-Korps im Norden mit der Einnahme von Metz beauftragt war, sollte Nancy, die zweite wichtige Stadt in der Region Lothringen, vom XII. Korps genommen werden. Das Korps befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht in voller Einsatzstärke, da die 35. US-Infanterie Division die südliche Flanke der alliierten Truppen decken musste, bis die südlich gelegene 7. US-Armee die Lücke schliessen konnte. Dies bedeutete, dass für die zu erwartenden Gefechte nur die 4. US-Panzerdivision (4th Armored Division) und die 80. US-Infanteriedivision zur Verfügung standen.

Verlauf
Versuch der 80. Infanteriedivision einen Brückenkopf zu sichern
Aufgrund von landschaftlichen Schwierigkeiten und einem Mangel an Aufklärung über die feindliche Stärke wurde beschlossen, im Gegensatz zum Vorgehen bei Commercy, nicht die 4. Panzerdivision in einem Überraschungsangriff auf eine Brücke zu riskieren. Stattdessen wurde die 80. Infanteriedivision beauftragt drei Übergänge über die Mosel zu sichern: Bei Pont-à-Mousson mit dem 317. Regiment, bei Toul mit dem 319. Regiment und bei Marbache mit dem 318. Regiment. Die 4th Armored sollte anschliessend, vom nördlichen Pont-à-Mousson kommend, die Stadt umgehen und von Osten her angreifen, während die Infanterie aus Westen von Toul vorrücken würde.

Bei Pont-à-Mousson verzichtete das 317. Regiment auf Aufklärung und vorhergehende Artillerieschläge, hoffend, den Überraschungsvorteil auf der eigenen Seite zu haben. Dies erwies sich im Nachhinein als schlechte Entscheidung. Die deutschen Verteidiger waren weit stärker und besser vorbereitet als vermutet. Sie hielten das Gelände und erkannten die amerikanischen Truppenbewegungen in der Nähe. Diese machten zwei Querungsversuche, den ersten bei Tageslicht und den zweiten bei Nacht. Beide wurden aber leicht zurückgeschlagen und der Angriff wurde von General Eddy abgebrochen.

Das 318. Infanterie-Regiment traf bei Marbache auf das Flieger-Regiment 92. Schwere Kämpfe in den Wäldern waren die Folge, als versucht wurde, die Höhen zu erobern, die das Gebiet dominierten. Nach zweitägigen Kämpfen mussten die Verteidiger ihre Stellungen aufgeben und die Anhöhe wurde genommen. Die US-Truppen mussten nun ihrerseits einem deutschen Gegenangriff nachgeben und wurden zurückgeworfen.

Bei Toul schienen die Amerikaner anfangs mehr Erfolg zu haben, da eine Schleife der Mosel vom 319. Inf. Regiment überquert wurde. Das hier eingesetzte Fallschirm-Jäger-Ersatz- und Ausbildungs-Regiment 3 zog sich daraufhin auf eine 16 km östlich gelegene Verteidigungsposition zurück, von wo aus weitere Vorstösse abgewehrt werden konnten.

Amerikanische Umgruppierungen
Obwohl die anfänglichen Querungsversuche weitestgehend fehlschlugen, begann sich die Situation ab dem 7. September für die Amerikaner zu bessern. Da die 7. Armee mittlerweile von Süden nachrückte, konnte das XV. Korps zur 3. Armee zurückkehren und die Südflanke decken. Dadurch wurde es möglich das 35. Infanterie-Regiment in die Kämpfe einzubeziehen. Ein neuer Plan wurde ausgearbeitet. Die 80. Infanterie-Division sollte nun im Norden und die 35. Infanterie-Division im Süden zusammen mit der Combat Command B (CCB) der 4. Panzerdivision angreifen. Währenddessen sollte CCA in Reserve verbleiben, um im Anschluss zu flankieren. Der Plan war für den 11. September angesetzt worden.

Angriff im Norden durch die 80. Division

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052_16/Die 4. Panzerdivision hat Nancy eingeschlossen
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052_17/Essey-lès-Nancy 1944

Nach den schlechten Ergebnissen der vorhergehenden Querungsversuche wurden grössere Anstrengungen unternommen, einen koordinierten und gut unterstützen Angriff durchzuführen. Der neue Plan sah vor, dass erst das 317. Regiment bei Dieulouard übersetzen und einen Brückenkopf errichten würde, um anschliessend das 318. Regiment zu decken und ihm den Sturm auf die Anhöhen bei Mousson im Norden zu erlauben. Daraufhin habe ein Brückenschlag zu erfolgen, der es den Panzern der CCA ermöglichen würde, Château Salins, einen wichtigen Schienenknotenpunkt in der Gegend, einzunehmen. Da das 319. Regiment immer noch in Toul in Kämpfe verwickelt war, konnte es nicht bei diesem Angriff eingesetzt werden.

Aufgrund der weiterhin erfolgreichen Abwehr der deutschen Truppen wurde weitere Unterstützung angefordert. Am 10. September zerstörten daraufhin amerikanische Bomber eine Brücke bei Custines, um weitere feindliche Verstärkung aus Nancy zu unterbinden. Am nächsten Abend wurde ein Angriff auf den Hügel Mousson geflogen. Um den Feind zu täuschen, erfolgten Artillerie- und Luftschläge vorwiegend auf Pont-à-Mousson.

Die Infanterie konnte schliesslich am 12. September übersetzen und traf nur noch auf wenig Widerstand. Der Vorstoss erfolgte so schnell, dass Teile der CCA noch am selben Tag übersetzen konnten. Die Deutschen waren zu einem Gegenangriff nicht mehr fähig, da grosse Teile der Reserve im Gebiet bereits nach Norden geschickt worden waren, um gegen das XX. Korps zu wirken.

Ein deutscher Angriff, um die Brücke zu zerstören, begann gegen Mittag des 13. September. Er hatte zuerst Erfolg, da es gelang, die US Infanterie fast bis zum Brückenkopf zurückzudrängen. Daraufhin wurden die leichten Aufklärungspanzer der CCA eingesetzt, um die Situation am Brückenkopf zu entspannen. Diese erwiesen sich gegen die deutschen Maschinengewehre allerdings als wirkungslos. Als Antwort darauf wurde das 37. Bataillon, kommandiert von Lieutenant-Colonel Creighton Abrams, über die Brücke geschickt und griff ins Kampfgeschehen ein. Dies gab den GIs genug Zeit, sich neu zu formieren, und der deutsche Angriff lief sich tot. Am selben Abend wurde die Brücke als gesichert angesehen und ermöglichte es dem CCA, die Brücke zu passieren. Weitere Gegenangriffe gegen den amerikanischen Brückenkopf wurden am nächsten Tag mit Hilfe der Panzerverstärkung zurückgeschlagen.

Angriff im Süden durch die 35. Division
Am 10. September, als die 35. Division Stellung bezog, um ihren Teil des Angriffsplans durchzuführen, wurde eine intakte Brücke gemeldet. Diese war zwar vermint, aber nicht zerstört. Einem Bataillon des 134. Regiments wurde die Erlaubnis gegeben, die Brücke im Sturm zu nehmen. Trotz ihres Erfolges konnten nicht schnell genug Verstärkungen herangeführt werden, woraufhin die Brücke von deutscher Artillerie zerstört wurde. Das Bataillon erlitt jetzt schwere Verluste durch deutsche Gegenangriffe. Diese Verluste verhinderten einen weiteren Einsatz des Regiments beim Versuch, einen Übersetzpunkt einzurichten. Stattdessen wurde es am nächsten Tag zur Sicherung der linken Flanke bei Pont-Saint-Vincent eingesetzt.

Jetzt gelang es auch dem CCB bei Bainville-aux-Miroirs und nahe Bayon, den Fluss zu überqueren. Eine grosse Brücke wurde in derselben Nacht bei Bayon errichtet. Ein deutscher Angriff wurde hier zurückgeschlagen und die feindlichen Einheiten eingeschlossen und vernichtet.

Das 137. Regiment schaffte es ebenso, bei Crévéchamps Fuss zu fassen, nach einem acht Kilometer Umweg und halbstündigem Artilleriebombardement. Nach dem Übersetzen wurden die Soldaten schnell von deutschen Truppen niedergehalten, schafften es aber, sich freizukämpfen, nachdem die Deutschen von den Gegenangriffen bei Bayon erschöpft waren.

Einschluss von Nancy
Die Kolonne des 37. Panzerbataillons von Colonel Abrams erreichte am 13. September Fresnes-en-Saulnois, ein Dorf drei Meilen westlich von Château-Salins. Am nächsten Tag wurden die Befehle geändert und CCA sollte nun die Anhöhen von Arracourt nehmen, um die deutschen Fluchtwege aus Nancy abzuschneiden. Bei ihrem Eintreffen in der Gegend traf CCA auf Kräfte der 15. Panzergrenadier-Division und zerstreute diese. Daraufhin wurden Verteidigungsstellungen in Richtung Osten eingenommen. Von hier aus konnten deutsche Verbände auf der Hauptstrasse nach Nancy unter Beschuss genommen werden und vorgeschobene Einheiten konnten Patrouillen von CCB nahe dem Canal de la Marne au Rhin treffen. Damit war Nancy eingeschlossen. Bei Überfällen in der Gegend wurden jetzt über 400 Gefangene gemacht, mehr als 160 Fahrzeuge wurden zerstört und zehn 88-mm-Kanonen wurden ausgeschaltet.

Nach der Moselquerung durch CCB im Süden, mussten sich die deutschen Verteidiger, aufgrund von schlechten natürlichen Verteidigungsmöglichkeiten, in den Wald bei Vitrimont, jenseits der Mosel, zurückziehen. Für eine organisierte Verteidigung blieb wenig Zeit, und CCB zerstreute die verbliebenen deutschen Truppen nach dem Übersetzen über die Meurthe am 14. September. Die Mehrzahl zog sich daraufhin in den Raum Lunéville zurück.

Befreiung von Nancy
Die vollständige Umfassung von Nancy beschleunigte den deutschen Abzug, der am 13. September von General Blaskowitz genehmigt worden war. Das 320. und das 137. Infanterie-Regiment stiessen aus den Brückenköpfen bei Bayon vor und rückten rasch gegen die Meurthe vor, die am Abend des 14. Septembers überquert wurde. Am 16. September überquerte das 320. Regiment den Marne-Rhein Kanal, während das 137. Regiment es bis in die Umgebung von St. Nicolas de Port geschafft hatte. An diesem Punkt flammte ein letzter Widerstand von der 553. Grenadier-Division auf. Beide US-Regimenter kamen unter heftigen Beschuss. Am 14. September war das 319. Infanterie-Regiment bereit, auf Nancy selbst vorzustossen. Die Aufklärung der Forces françaises de l’intérieur unterrichtete die US-Truppen, dass die Deutschen den Forêt de Haye geräumt hatten. Am 15. September drang das 3. Bataillon des 319. Infanterie-Regiments schliesslich über die Route de Toul und die östlichen Vororte nach Nancy ein. Dabei stiess es auf keinerlei Widerstand.

Auswirkungen
Die Einnahme von Nancy verschaffte den Alliierten ein bedeutendes Kommunikationszentrum in Frankreich. Die Stadt diente später als Hauptquartier für die 3. Armee. Die deutschen Verteidiger entkamen jedoch in der Mehrzahl der Umfassung der Stadt, und wurden weiterhin in Lothringen und später Deutschland eingesetzt. Die Schlacht um Lothringen dauerte noch bis zum 13. Dezember und endete mit der Kapitulation von Metz.

Schlacht um Hechtel (06.09.1944 – 12.09.1944)

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052_18/Kartenausschnitt von Hechtel

Die Schlacht um Hechtel fand vom 6. bis zum 12. September 1944 im belgischen Ort Hechtel statt. Es gelang deutschen Fallschirmjägern, den alliierten Aufmarsch von Hasselt (Belgien) in Richtung der niederländischen Grenze mit einigen taktisch gut aufgestellten Kanonen und Panzern ins Stocken zu bringen. Bei den Kämpfen mit den Welsh Guards wurde der Ort nahezu völlig zerstört.

Verluste
Die deutschen Truppen erlitten schwere Verluste. Eine offizielle Zahl gibt es nicht, doch Schätzungen sprechen von 127 Toten. Etwa 250 gerieten in britische Gefangenschaft. Bei den Briten lag die offizielle Zahl bei 62 Toten. Viele der deutschen Gefallenen wurden später auf dem Soldatenfriedhof Lommel neu bestattet. Da es den alliierten Irish Guards während der Kämpfe in Hechtel gelang, durch eine umzingelnde Bewegung die Joe’s Bridge im nördlichen Lommel zu erobern, wurde der Abzug für die überlebenden Fallschirmjäger schwierig. Es gelang dennoch einem Teil der Fallschirmjäger, sich über das 15 Kilometer östlich gelegene Bocholt abzusetzen.

Kriegsverbrechen
In Hechtel kamen 36 Zivilisten um. Die meisten wurden von den Fallschirmjägern ohne Prozess exekutiert. Eine britische Untersuchungskommission befasste sich bis 1947 mit dem Fall und übergab die Verdächtigen der belgischen Justiz. Der Hauptverdächtige, Oberjäger Heinz von Bursztini, entkam und wurde nach dem Krieg nicht mehr zur Verantwortung gezogen. Aussagen von zwei deutschen Soldaten schildern die Hinrichtung:

Kreis

„Da sah ich plötzlich wie Zivilisten ankamen mit erhobenen Armen, auf die Anzahl kann ich mich nicht mehr genau entsinnen, es waren ihrer zehn bis zwölf Mann. Sie mussten vor dem im Garten stehenden Holzschuppen halt machen. Verschiedene, jüngere und ältere, machten kehrt, ihr Angesicht zum Bretterverschlag des Schuppens gewandt, der Rest behielt die alte Körperstellung bei. Das alles spielte sich in wenigen Augenblicken ab, und gleich darauf waren die heftig hervorgestossenen Worte Bursztinis zu vernehmen: ,Umlegen, umlegen‘. Die Schüsse folgten in schneller Reihenfolge; er persönlich feuerte sie aus seiner Maschinenpistole ab. Die Entfernung mag 20 bis 25 Meter betragen haben“.

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052_19/Ein seltenes Exemplar des Jagdpanthers wurde in Hechtel von den Briten zerstört und nach dem Krieg restauriert. Er steht heute im Imperial War Museum in London
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052_19A/Zerstörte Panter-Panzer

Schlacht von Arracourt (18.09.1944 – 29.09.1944)

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052_44/Kartenausschnitt der Region Arracourt

Die Schlacht von Arracourt fand während des Zweiten Weltkriegs zwischen US-amerikanischen und deutschen Panzertruppen in der Nähe der Stadt Arracourt in Lothringen, Frankreich, vom 18. bis 29. September 1944 statt. Im Rahmen einer Gegenoffensive gegen die jüngsten amerikanischen Vorstösse in Frankreich hatte die 5. Panzerarmee die Rückeroberung von Lunéville und die Beseitigung des Brückenkopfes des XII. Korps über der Mosel bei Dieulouard zum Ziel. Mit lokaler Überlegenheit in Truppen und Panzern erwarteten die Deutschen eine schnelle Niederlage des verteidigenden Combat Command A (CCA) der 4. US-Panzerdivision. Mit besserer Intelligenz, Taktik und Geländeausnutzung besiegten die CCA der 4. Panzerdivision und das XIX Tactical Air Command an elf Kampftagen zwei Panzerbrigaden und zusätzliche Elemente von zwei Panzerdivisionen.

Gegenkräfte
Für die Schlacht hatten deutsche Einheiten 262 Panzer und Sturmgeschütze . Es umfasste zunächst zwei Panzerkorps, die 11. Panzerdivision und die 111. und 113. Panzerbrigade. Die erfahrene 11. Panzerdivision verfügte nicht über genügend Panzer, da sie in früheren Kämpfen den grössten Teil ihrer Besatzungen verloren hatte. Die beiden Panzerbrigaden verfügten über neue Panther-Panzer und neue Besatzungen, die praktisch keine Kampferfahrung und keine ausreichende Ausbildung hatten. Die Notwendigkeit, schnell auf den plötzlichen Vormarsch der 4. Panzerung zu reagieren, und ein Mangel an Treibstoff liessen den Besatzungen wenig Zeit für das Training und wenig Erfahrung im taktischen Manövrieren bei grossen kombinierten Kampfeinsätzen.

Das Gefechtskommando A (CCA-Oberst Bruce C. Clarke ) der 4. US-Panzerdivision (General John S. Wood) des XII. Korps (General Manton S. Eddy ) bestand aus dem 37. Panzerbataillon, dem 53. Panzerinfanterie-Bataillon, dem 66. und dem 66. Panzerbataillon 94. gepanzerte Feldartillerie-Bataillone und das 191. geschleppte 155-mm-Haubitzen-Feldartillerie-Bataillon. Ebenfalls anwesend waren Elemente des 35. Panzerbataillons, des 10. Panzer-Infanterie-Bataillons, des 704. Panzer-Zerstörer-Bataillons , des 25. Kavallerie-Geschwaders, des 24. Panzer-Ingenieur-Bataillons und des 166. Ingenieur-Kampfbataillons.

Die 5. Panzerarmee war in Panzern zahlenmässig überlegen und mit Panther-Panzern ausgestattet, die den amerikanischen M4 Sherman- Panzern im Panzerschutz und in der Hauptgeschützreichweite überlegen waren, denen aber die schnelleren Geschütztürme und stabilisierten Kanonen der US-Panzer gegenüberstanden. In enger Luftunterstützung hatten die US-Streitkräfte einen überwältigenden Vorteil. Frühere Einsätze von US -Jagdbombern führten dazu, dass einige deutsche Panzereinheiten nicht rechtzeitig vor der Schlacht eintrafen, da sie in separaten Begegnungen mit anderen alliierten Streitkräften beschädigt oder zerstört wurden.

Schlachtgeschehen
Am 18. September, als sich das Wetter verschlechterte und dichter Nebel einsetzte, war es den taktischen US-Luftstreitkräften nicht möglich, vorrückende deutsche Panzereinheiten zu lokalisieren und zu zerstören. Während das Wetter den deutschen Vormarsch vor Luftbeobachtung und Angriff abschirmte, beeinträchtigte es auch die 5. Panzerarmee. Schlechte Sichtverhältnisse in Verbindung mit einem Mangel an motorisierten Späh- und Aufklärungseinheiten in den neuen Panzerarmee-Formationen verhinderten, dass die deutschen Panzertruppen ihre Angriffe richtig koordinierten, was bald zu einer unzusammenhängenden Serie Unterbrechungen führte.

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052_45/ M4 Sherman
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052_46/Panzer V (Panter)

Der erste deutsche Angriff der 111. Panzer-Brigade fiel am 18. September 1944 in Lunéville auf die 2. Kavalleriegruppe und das Reservekommando der 4. Panzerdivision Die 4. und 6. Panzerdivision der USA konnten den Angriff abwehren und zwei Dutzend Panzer zerstören. Die Generäle Wood und Eddy waren der Ansicht, dass das Lunéville-Engagement nur ein lokaler Gegenangriff sei, und beschlossen zunächst, eine geplante Korpsoffensive durchzuführen. Berichte über eine Zunahme der deutschen Aktivitäten in der Nacht vom 18. auf den 19. September führten jedoch zu einer Verschiebung des Angriffs. Die fünfte Panzerarmee, die es nicht geschafft hatte, Lunéville schnell einzunehmen, umging es einfach und zog nach Norden, um die exponierte Position von CCA in und um Arracourt anzugreifen. Die daraus resultierende Schlacht war eine der grössten gepanzerten Gefechte, die jemals an der Westfront ausgetragen wurden.

Die Dispositionen von Combat Command A um Arracourt bestanden aus einem dünn gehaltenen Scheitelpunkt, der eine ausgedehnte Aussenpostenreihe gepanzerter Infanterie und Ingenieure verwendete, die von Panzern, Panzerzerstörern und Artillerie unterstützt wurden. Am 19. September um 08:00 Uhr drangen Elemente der 113. Panzerbrigade in Kampfgruppengrösse in die CCA-Aussenposten an der Ost- und Südseite der herausragenden CCA-Gebiete ein. Zwei Panzer-Zerstörerzüge und eine mittlere Panzer-Kompanie verwickelten die Panzer in einen Bewegungskampf, der sich bis in die Nähe des CCA-Hauptquartiers erstreckte, wo ein Bataillon von M7-Priest -Haubitzen die Panzer mit Direktbeschuss aus nächster Nähe vernichteten.

Ein schlechter taktischer Einsatz der deutschen Panzer setzte ihre schwächere Seitenpanzerung den Shermans aus, der 11 Panzer mit dem Nebel als Deckung flankierte und zerschlug. Da die 5. Panzerarmee nicht mit integralen Aufklärungseinheiten ausgerüstet war, mussten die Deutschen blindlings gegen die Amerikaner vorgehen, deren Stellungen von dichtem Morgennebel verhüllt waren. Mit zusätzlichen Panzer-, Infanterie- und Kavallerieteilen verstärkt und unterstützt von der Beharrlichkeit der Deutschen bei der Wiederholung des gleichen Angriffsplans, war CCA in der Lage, den Kampf auf dem Boden seiner Wahl zu lokalisieren und vorzubereiten. Eine Kombination aus verdeckten Verteidigungsstellungen, der Beherrschung lokaler Geländehöhen und geschickter Feuer-und-Manöver-Taktik ermöglichte es CCA, die überlegene Panzerung und Feuerkraft der deutschen Panter-Panzer zu kompensieren. Während die vorrückenden Deutschen fortwährend amerikanischem Feuer ausgesetzt waren, konnte sich die US-Panzer in günstige Verteidigungspositionen manövrieren, bis sich die deutsche Panzerung in Reichweite näherte und ihnen schwere Verluste zufügen. Der Nebel, der den deutschen Streitkräften taktische Überraschung und Schutz vor US-Luftangriffen ermöglichte, negierte auch die überlegene Reichweite ihrer Panzergeschütze.

Vom 20. bis 25. September befahl die 5. Panzerarmee der 111. Panzerbrigade und der 11. Panzerdivision eine Reihe von unzusammenhängenden Angriffen gegen die Arracourt-Position. Am 20. September rückten German Panther-Panzer auf die Hauptquartierkomponente des Kampfkommandos A der 4. Panzerdivision zu, und mehrere Unterstützungseinheiten der 4. Panzerdivision wurden vom deutschen Vormarsch festgenagelt oder gefangen. Ein Armeebeobachter, Major „Bazooka Charlie“ Carpenter , flog mit seinem bazooka – bewaffneten L-4 Cub , USAAF-Seriennummer 43-30426 und Spitzname Rosie the Rocketer , in die Luft , um den Feind anzugreifen. Zunächst konnte Carpenter den Feind nicht ausmachen, da sich gegen Mittag tiefe Wolken und dichter Nebel bildeten. Als Carpenter eine Kompanie deutscher Pantherpanzer entdeckte, die auf Arracourt zusteuerten, stürzte er sich in einer Reihe von Angriffen gegen die deutschen Panzer durch das deutsche Grundfeuer und feuerte alle seine Bazooka-Raketen in wiederholten Salven ab. Carpenter kehrte an diesem Nachmittag zur Basis zurück, um nachzuladen. Er flog zwei weitere Einsätze und feuerte nicht weniger als sechzehn Panzerfaustraketen auf deutsche Panther-Panzer und gepanzerte Fahrzeuge ab, von denen einige getroffen wurden. Die Handlungen von Carpenter an diesem Tag, wurden später, von Bodentruppen verifiziert, indem sie zwei Panzer des Deutschen Typs Panthers und mehrere zusätzliche Panzerwagen bestätigten, während ein Dutzend oder mehr feindliche Soldaten getötet oder verwundet wurden. Die Handlungen Carpenters zwangen auch die deutsche Panzerformation, sich in ihre Ausgangsposition zurückzuziehen, um einer Gefangennahme und Zerstörung zu entgehen.

Am 21. September gelang es P-47 Thunderbolts der 405th Fighter Group , 84th Fighter Wing des US XIX Tactical Air Command, bei klarem Himmel, eine unerbittliche Serie von Angriffen auf deutsche Bodentruppen zu starten. Zusätzlich zu den Gelegenheiten, die XIX TAC-Jagdbomber wahrnahmen, konnte CCA taktische Luftangriffe gegen deutsche Panzerkonzentrationen einleiten. Die enge Beziehung des 4. Panzers zur XIX TAC der USAAF und die Beherrschung der taktischen Koordination von Boden und Luft waren ein wesentlicher Faktor für die Zerstörung der Angriffsfähigkeit der deutschen Panzerformationen.

Bis zum 24. September waren die meisten Kämpfe nach Château-Salins verlegt worden , wo ein heftiger Angriff der 559. Volksgrenadier- Division der Ersten Deutschen Armee das Gefechtskommando B des 4. Panzers beinahe überwältigte, bevor sie von US-Jagdbombern angegriffen wurden. Am folgenden Tag erhielt die Dritte Armee den Befehl, alle Offensivoperationen auszusetzen und ihre Gewinne zu konsolidieren. In Übereinstimmung mit den Korpsbefehlen kehrte die gesamte 4. Panzerdivision am 26. September zur Verteidigung zurück. CCA zog sich fünf Meilen auf verteidigungsfähigeres Gelände zurück und CCB, das von der 35. Division in Château-Salins abgelöst wurde, verband sich mit der rechten Flanke von CCA. Die inzwischen auf 25 Panzer reduzierte 5. Panzerarmee führte ihre Angriffe drei weitere Tage lang erfolglos aus, bis das Wetter klar wurde und die amerikanische Luftaktivität die Deutschen zwang, ihre Gegenoffensive ganz einzustellen und einen Rückzug in Richtung der deutschen Grenze zu beginnen.

Nachbearbeitung
Die Schlacht von Arracourt ging mit dem Ende des schnellen Vormarsches der Dritten Armee in Frankreich einher, der durch Eisenhowers Entscheidung, die Treibstoffversorgung an andere Streitkräfte weiterzuleiten, kurz vor dem Einzug in Deutschland gestoppt worden war. Die Verspätung ermöglichte es der deutschen Armee, sich zur Verteidigung der deutschen Grenze an der Siegfried-Linie (Westwall) zusammenzuschliessen . Adolf Hitler zeigte sich jedoch wenig erfreut über die Ergebnisse der deutschen Offensive und entliess den Befehlshaber der Heeresgruppe G, Johannes Blaskowitz.

Arracourt war die grösste Panzerschlacht der US-Streitkräfte an der Westfront bis zur Ardennenoffensive und wurde als Beispiel dafür herangezogen, wie taktische Situationen und die Qualität der Besatzung weitaus wichtigere Faktoren für den Ausgang einer Panzerschlacht sein können als die technische Vorzüge der Panzer selbst.

Analyse
Zaloga beschreibt die deutschen Verluste wie folgt: „Von den 262 Panzern und Sturmgeschützen, die von den deutschen Einheiten in der Woche der Kämpfe in der Nähe von Arracourt eingesetzt wurden, wurden 86 zerstört, 114 wurden beschädigt oder fielen aus, und Ende des Monats waren nur 62 einsatzbereit“. . Zum Vergleich: „Das Gefechtskommando A der 4. Panzerdivision, das die Hauptlast der Gegenoffensive der 5. Panzerarmee in Arracourt getragen hatte, verlor 25 Panzer und 7 Panzerzerstörer. Als Division verlor die 4. n. Chr. Etwa 41 M4 mittlere Panzer und 7 leichte Panzer M5A1 während des gesamten Monats September, wobei 225 Tote und 648 Verletzte zu beklagen waren“.

Während Pattons Dritte Armee es in den ersten Septemberwochen geschafft hatte, trotz gegenteiliger Befehle einen begrenzten Vormarsch nach Deutschland zu vollziehen, signalisierte die Schlacht von Arracourt eine vorübergehende Unterbrechung der US-Vormarsches in Südostfrankreich. Am 22. September wurde Patton darüber informiert, dass seine Treibstoffvorräte begrenzt würden und er in eine defensive Haltung wechseln müsse. Der Kraftstoff wurde für andere US-Streitkräfte benötigt.

Ein Paradoxon der Schlacht von Arracourt ist, dass die Deutschen trotz ihrer schweren Verluste glaubten, dass es ihnen gelungen war, den Vormarsch der Dritten Armee von General George Patton zu stoppen, als die Dritte Armee zum Stillstand gekommen war. Generalmajor Friedrich von Mellenthin – Stabschef der 5. Panzerarmee – fasste die Situation zusammen:

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„Abgesehen von Hitlers Befehlen schienen unsere Angriffe auf das XII. Korps in Gremecey und Arracourt eine Rechtfertigung zu haben. Als Balck am 21. September die Heeresgruppe G übernahm, sah es so aus, als ob die Amerikaner entschlossen wären, sich ihren Weg an die Saar und an den Rhein zu bahnen, und General Patton hätte dies durchaus tun können, wenn er freie Hand gehabt hätte. Zu dieser Zeit war der „Westwall“ noch unbemannt, und eine wirksame Verteidigung hätte dort nicht stattfinden können. Aus unserer Sicht gab es viel zu unternehmen, um den Speerspitzen des XII. Korps entgegenzuwirken und die Amerikaner davon abzuhalten, weiter voranzukommen. Obwohl unsere Angriffe sehr kostspielig waren, schien es zu der Zeit, dass sie ihren Zweck erreicht und die amerikanische Dritte Armee effektiv kontrolliert hatten.

In der Tat war Patton gezwungen, durch Eisenhowers Befehl vom 22. September anzuhalten. Der Oberbefehlshaber der Alliierten hatte beschlossen, Montgomerys Vorschlag anzunehmen, die Hauptanstrengung an der Nordflanke zu unternehmen, die Annäherung an Antwerpen zu klären und vor dem Winter zu versuchen, das Ruhrgebiet einzunehmen. Die dritte US-Armee erhielt den kategorischen Befehl, sich in die Defensive zu begeben. Die Rechte und die Fehler dieser Strategie beschäftigen mich nicht, aber sie haben die Probleme der Heeresgruppe G mit Sicherheit vereinfacht. Wir hatten ein paar Wochen Zeit, um unsere geschlagenen Streitkräfte wieder aufzubauen und uns auf den nächsten Angriff vorzubereiten“.

Schlacht von Overloon (24.09.1944 – 15.10.1944)

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052_47/Kartenausschnitt von Njmegen Eindhoven

Die Schlacht von Overloon wird in den heutigen Niederlanden oftmals auch als „die vergessene Schlacht“ bezeichnet, liegt sie doch genau zwischen den Ereignissen der Operation Market Garden, also der gescheiterten Luftlandeoperation der Alliierten in den Niederlanden, und den finalen Angriffen auf das deutsche Reichsgebiet. Dabei handelt es sich um die grösste Panzerschlacht, die auf niederländischem Boden geführt wurde.

Vorgeschichte
Im Rahmen der Offensive Market Garden, der gescheiterten Luftlandung bei Arnheim, wurden südlich von Arnheim grosse Teile der Niederlande besetzt. Die deutschen Truppen hielten allerdings einen Korridor, der als Brückenkopf von Venlo bekannt ist. Dieser wurde nochmals durch frische deutsche Truppen entsprechend verstärkt, da das Gebiet ideale Verteidigungsmöglichkeiten bot.

Die normale flache holländische Landschaft wurde hier durch Moore, kleine Teiche und Seen sowie Kanäle durchzogen, die Infanterieeinheiten entsprechende Verteidigungsmöglichkeiten boten. Diese günstige Situation wurde natürlich von entsprechenden Wehrmachtsstellen erfasst. Von hier aus wurden dann Entlastungsangriffe der Deutschen auf alliierte Stellungen geführt.

Um diese zukünftig einzudämmen und um gleichzeitig im besten Fall den Brückenkopf von Venlo einzudrücken, entschlossen sich die alliierten Stabsstellen zur Offensive. Sie erhielt letztendlich den Codenamen Operation Aintree.

Da der Angriff aus dem Norden erfolgen sollte, lagen die beiden Ortschaften Overloon und Venray in der direkten Angriffsrichtung. Von Overloon nach Venlo sind es nur 36 km. Von Venray nach Venlo nochmals 7 km weniger; und dies hiess wiederum: Die deutsche Grenze war von hier nur noch 30 km entfernt !!

Die Offensive
Die Offensive wurde zunächst von der US-amerikanischen 7th Armored Division (General Lindsay McDonald Silvester) eröffnet. Bei der 7th handelte es sich um eine amerikanische Reservedivision, die aus dem Raum Metz herangeführt wurde, um hier in Holland die britische Front zu verstärken.

Sie bestand aus 3 sogenannten Combat Teams, also Kampfgruppen, die aus jeweils zwei Bataillonen bestanden, jeweils ein Panzer- sowie ein Infanteriebataillon. Hinzu kamen in jeder Kampfgruppe Panzerjäger, Aufklärer, Pioniere und Artillerietruppen. Das Combat Command R (Reserve) verfügte sogar über zwei Bataillone Infanterie.

Jedes Panzerbataillon hatte über ca. 60 Sherman Panzer. Die Panzerartillerie war ebenfalls grösstenteils motorisiert und bestand zum Teil aus M7 Priest Panzerhaubitzen, die mit einer 105 mm Kanone bestückt waren, bzw. aus 114 mm Geschützen, jeweils 18 Stück pro Bataillon. Es versteht sich von selbst, dass die Infanterie auch motorisiert war. Zum grossen Teil mit Halbkettenfahrzeugen. Der „Lucky Seven“, so der Spitzname der Division, lagen folgende deutsche Truppen gegenüber:

Im Brückenkopf Venlo stand das 86. Korps unter dem Befehl von General Hans von Obstfelder. Zu diesem Korps gehörten zum einen die 180. Division (Generalmajor Klosterkemper) und zum anderen die 7. Fallschirmjägerdivision (Generalleutnant Erdmann).

Der nördliche Bereich des Brückenkopfs Venlo, also somit die Gegend rund um Overloon und Venray, wurde der Kampfgruppe Walther zugeteilt.

Diese Kampfgruppe, unter dem Befehlshaber Oberst Erich Walther, war eine typische Kampfgruppe der späteren Kriegsphase, und bestand aus verschiedenen kurzfristig zusammengefassten Verbänden. In diesem Fall die folgenden Einheiten:

Gruppe Roestel, bestehend aus der SS Sturmgeschützabteilung 10, und dem SS Panzergrenadierbataillon Segler (Verbände -der 9. SS Division); einem Fallschirmjägerregiment kommandiert von Oberst von Hofmann mit 3 Bataillonen (Hofmann, Paul, Kerutt); dem Luftwaffen Festungsbataillon X (4 x 8.8 mm Flak).

Die stärkste Kampfeinheit der Kampfgruppe war die 107. Panzerbrigade (Major von Maltzahn): 1107. Panzerbataillon: 3 Kompanien (je 11 Pz V Panther), 1 Pakkompanie (11 Jagdpanzer IV/L70), 2107. Panzergrenadierbataillon: 2 Kompanien (2 x 75 mm Geschütze, 2 x 81 mm Mörser, 6 schwere Maschinengewehre als schwere Waffen); 2 Kompanien (12 x schwere MG als schwere Waffen); 1 Kompanie (6 x 88 mm Flak, 8 x 12 cm Mörser); 1 Kompanie Panzermörser.

Es sei noch erwähnt, dass die 107. Panzerbrigade über 4 Flakgeschütze auf Pz IV Basis verfügte („Möbelwagen“), 3 Flakdrillingsgeschütze auf Lastwagen und 42 auf Halbkettenfahrzeugen. Die Panzerpioniere hatten u.a. sechs Halbkettenfahrzeuge mit eingebauten Flammenwerfern im Einsatz.

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052_48/Die Offensive wurde zunächst von der US amerikanischen 7th Armored Division (General Lindsay McDonald Silvester) eröffnet.
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052_49/Während der Schlacht beschädigter und restaurierter britischer Churchill-Tank

Verlauf
Vom 30. September bis zum 5. Oktober versuchten die Amerikaner die deutschen Linien zu durchbrechen. Sie hatten erwartet, dass der Widerstand in diesem Gebiet sehr gering ausfallen würde. Man ging von 2000 gegnerischen Soldaten aus. Tatsächlich befanden sich mehr als 14000 Mann in diesem Raum.

Wohl aufgrund dieser Fehlinformationen beginnt der Angriff am 30.9.1944 erst um 16.30. Aufgrund der Witterungsverhältnisse müssen die vorgehenden Truppen sehr schnell auf das vorhandene Wegesystem ausweichen, da ein Angriff querfeldein sogar für Infanterie schwer ist.

Die Strassen und Wege liegen allerdings im Schussfeld der Deutschen, die PAK Geschütze und Panzer entsprechend positioniert haben. Die Deutsche Infanterie liegt eingegraben in entsprechenden Feldstellungen. Der Angriff bleibt unter hohen Verlusten bereits nach einer halben Stunde im Feuer liegen. Ein am anderen Morgen vorgetragener Gegenangriff der Deutschen kann im Gegenzug aber auch abgewiesen werden.

Die Amerikaner versuchen zwar auch wieder vorzustossen, verlieren dabei aber schnell 14 Panzer. Am 3. Oktober entscheidet General Silvester den verstärkten Einsatz der Artillerie. Neben den amerikanischen Geschützen wird auch britische Feldartillerie eingesetzt. Am 3. und 4. kommt es dann zu weiteren Versuchen, die deutsche Front einzudrücken. Die kleine Ortschaft Vortum- Mullem kann zwar von den Amerikanern eingenommen werden, doch müssen diese jetzt auch schon auf Ihre Reservetruppen zurückgreifen. Am 5.10. versucht Lt.-Colonel Wemple Overloon vom Osten her anzugreifen. 13 seiner 18 angreifenden Panzer fallen dabei der 8.8 zum Opfer. Der Kommandeur sieht sich gezwungen massive Luftunterstützung von Schlachtfliegern anzufordern, um aus dieser Situation herauszukommen.

Nachdem auch am nächsten Tag nichts erreicht werden kann – die Kämpfe und Angriffe wogen ständig hin- und her –werden die Operationen zunächst eingestellt.

Die siebentägigen Kämpfe fordern einen hohen Tribut: 35 Panzer sind vernichtet, mehr als 43 PKW und LKW. Die Infanterie meldet Verluste von 435 Mann. Geländegewinn: Ungefähr ein Kilometer. Aber nicht nur für die Amerikaner ist der Angriff verlustreich. Kampfgruppe Walther hat ungefähr 20% der Panzer und ein Viertel der Infanterie verloren. Folge dieser Kämpfe sind erhebliche Umgruppierungen auf beiden Seiten.

Die 7. Panzerdivision soll in dem neuen Angriffsplan, Operation Constellation, der in vier Abschnitten den Angriff auf Venlo vortragen soll, erst wieder später im Süden eingesetzt werden. Der zuerst als „Castor“ bezeichnete erste Teilangriff, wird dann in Operation Aintree umbenannt. Die 3. Infanteriedivision, deren Auftrag es ist die Angriffe auf Overloon zu erneuern, besteht aus drei Brigaden, mit je drei Bataillonen. Die 6th Guards Division umfasst das 4. Bataillon der Coldstream Guards sowie das 4. Bataillon der Grenadier Guards, jedes Bataillon ausgerüstet mit 50 Churchills und 11 Stuarts. Hinzu kommen noch „Hobart’s Funnys“. Die 79th Armoured Division mit Ihren Spezialpanzern: Sherman Crab Panzer sowie Conger Carrier zum Minenräumen, Churchill Brückenlegepanzer und Panzer mit Aufsätzen zum Auslegen von Faschinen (walzenförmige Ruten- bzw. Reisigbündel, die genutzt werden um schwergängigen Boden befahrbar zu machen), Churchill Crocodile Flammpanzer. Die 11. Panzerdivision umfasst die 29th Armoured Brigade und die 159th Infantry Brigade. Diese Einheiten werden zudem noch von der Divisionsartillerie, den Pioniereinheiten und der starken britischen und amerikanischen Luftwaffe unterstützt.

Am 13. Oktober gruppieren auch die Deutschen um. Oberst Walther und einige seiner Einheiten werden abgelöst und durch die Kampfgruppe Goltzsch ersetzt, die dann auch als 344. Divison firmiert, obwohl sie keine volle Divisionsstärke aufweisen kann. Die Kampfgruppe Goltzsch umfasst jetzt Stabs- und Unterstützungeinheiten der 344. Infanteriedivision, weiterhin die 107. Panzerbrigade, dann das Fallschirmjägerlehrregiment Hermann mit 2 Bataillonen und das 21. Fallschirmjägerregiment Löytvet-Hardegg, dem auch die Reste der Bataillone Paul und Hofmann unterstellt werden.

Die Briten warten zunächst auf besseres Wetter und nehmen die Angriffe dann wieder am 12. Oktober auf. Im Mittelpunkt der Angriffe an diesem Tag steht die 8. Brigade der 3. Infanteriedivision. Die Briten gehen dabei wesentlich präziser vor als die Amerikaner. Die Schlacht wird mit einem zweistündigen Artilleriefeuer eröffnet, das als Feuerwalze immer weiter auf die deutschen Stellungen vorverlagert wird. Overloon ist zu diesem Zeitpunkt bereits evakuiert. Gleichzeitig werden auf Venray Bombenangriffe der Alliierten geflogen. Nach den Feuerüberfällen setzt sich die Infanterie in Marsch. Dabei treffen die Briten allerdings auf weiteren starken Widerstand der Deutschen. Panzer fahren sich fest, weil entsprechende Minenfelder mit Panzerminen ausgelegt sind. Die Infanterie der Briten stösst auf die perfekt eingegrabenen Fallschirmjäger von Löyvett-Hardegg und wird in heftige Kämpfe verwickelt. Letztendlich können allerdings die britischen Truppen die Überhand gewinnen und vorrücken. Die Fallschirmjäger müssen sich zurückziehen, die Briten setzen nun Minenräumpanzer ein, so dass auch die Panzer der Guards aufschliessen können. Der grösste Teil von Overloon und die in der Nähe liegenden Wälder können noch am 12. genommen werden.

Am nächsten Tag sollen dann die 9. Brigade und ein Teil der 185. Brigade die Angriffe erneuern. Ihr Weg führt zunächst durch die verminten Wälder. Dann müssen die Einheiten über offene Felder, wo sich auch Schür- und Riegelminen (Infanterie- und Panzerminen) vergraben finden. Im offenen Feld kommt dann noch das gezielte Feuer deutscher schwerer Waffen, PAK und Panzer hinzu. Der Vormarsch am 13. gestaltet sich deshalb für die angreifen Briten sehr schwierig. Die Geländegewinne sind nicht sehr hoch; und dies trotz massivem Artillerieeinsatz und Luftangriffen.

Obwohl die Deutschen am 13. die Verteidigung sehr geschickt ausüben, befiehlt der Kommandant des 21. Fallschirmjägerregiments den Rückzug der deutschen Truppen hinter das natürliche Hindernis des Loobeek, einem Bach, der durch das vorangegangene ungünstige Wetter und durch Flutungen der Deutschen auf 6 m Breite angewachsen ist.

Das Vorfeld des Baches wird nochmals soweit möglich überflutet; Minen werden neu verlegt. Die 107. Panzerbrigade wird nach Venray zurückgenommen. Gegen diese Konsolidierung der Frontlinie spricht sich General von Obstfelder aus, der Goltzsch und Löyvett-Hardegg befiehlt sofort wieder Overloon zu nehmen. Letztere ziehen sich aus der Affäre, indem sie ein Sturmgeschütz und ein paar Spähtrupps aussenden, die allerdings nicht bis Overloon durchkommen. Das Sturmgeschütz fährt sogar auf eine eigene Mine: Die Standorte der jüngsten deutschen Minenfelder konnten nämlich aufgrund der Schnelligkeit der Ereignisse von den zurückweichenden Deutschen nicht mehr erfasst werden. Somit wäre überhaupt die Rückführung der deutschen Truppen nach Overloon im Grunde gar nicht mehr möglich gewesen.

Am 14. Oktober wollen die Briten nunmehr das schwierige Gelände vor dem Loobeek erobern. Die Schlacht erinnert in diesem Moment an die flandrischen Schlammfelder des Ersten Weltkriegs. Zwei britische Bataillone versuchen vorzurücken und laufen dabei in das Feuer der Deutschen. Die Angriffe bleiben zunächst liegen. Das angreifende Norfolk Regiment wird zwar von Panzern unterstützt, doch treffen diese auf 3 verteidigende deutsche Panther, die sehr schnell vier Churchills ausschalten. Die britischen Panzer schiessen Nebel und ziehen sich zurück.

Am 15. Oktober tritt eine Ruhepause ein. Der Vortag brachte einen Geländegewinn von ungefähr einem Kilometer. Die Deutschen haben alle Brücken über den Loobeek gesprengt.

Am 16. Oktober werden die Angriffe wieder aufgenommen. Die erneuten Angriffe werden von Teilen der 8. und der 185. Brigade durchgeführt. Diese Truppen werden von den Panzern der Guards, und an den Flanken von der 11th Division unterstützt. Es gelingt der 185. Brigade den Loobeek mit Hilfe von Pontons zu überqueren. Die schweren Brückenlegepanzer fahren sich teilweise im Morast fest. Ein Churchill Panzer versucht seine Brücke auf die Brückenpfeiler der gesprengten Brücke zu legen. Dies gelingt zwar anfänglich, doch durch die Unebenheiten des Untergrundes rutscht die Behelfsbrücke mitsamt dem überfahrenden Panzer in den Loobeek. Gegen 9 Uhr gelingt einem zweiten Panzer allerdings der Brückenschlag. Nun können zwei britische Bataillone einen Brückenkopf bilden. Dadurch können jetzt auch die Guards Panzer vorrücken und gegen Abend wird dann Venray erreicht.

Im Abschnitt der 8. Brigade ist der Angriff noch schwieriger. Hier versucht man zunächst mit Faschinenbündeln eine Bettung im Morast zu schaffen. Der erste Panzer fährt sich fest. Auch die beiden anderen Panzer fallen aus. Ein Totalausfall. Zwei Kompanien Infanterie können aber übersetzen und bilden einen Brückenkopf am anderen Ufer. Erst am Nachmittag gelingt einem Brückenlegepanzer der Brückenschlag. Die drei Panzer, die daraufhin ans andere Ufer fahren, bleiben allerdings ebenfalls stecken und blockieren damit das Übersetzen weiterer gepanzerter Einheiten. Sie können allerdings Feuerunterstützung geben, so dass die Infanterie langsam vorrücken kann. Am äussersten linken Flügel können britische Einheiten der King’s Shropshire Light Infantry zur Bahnlinie vorstossen. Unteroffizier George Eardly führt dabei drei Angriffe auf deutsche MG Stellungen an, die letztendlich erfolgreich sind. Für diese Leistung erhält er das Victoria Cross.

Am äussersten rechten Flügel gelingt es den unterstützenden Einheiten der 11. Panzerdivision eine intakte Brücke über den Peelkanal zu finden und Merselo zu erobern. Hier hatten sich deutsche und britische Truppen über einen Monat gegenüber gelegen, ohne dass etwas Entscheidendes passiert war.

Am 17. Oktober wird dann der Angriff auf Venray befohlen. Die komplette 8. Brigade und zwei Bataillone der 185. treten zum Angriff an. Auch hier fahren sich beim Vorstoss vom Loobeek kommend einige britische Panzer fest. Dennoch stossen andere Panzer und Infanterie nach Venray vor. In den Strassen von Venray kommt es dann zu Häuserkämpfen, dennoch, es gelingt den britischen Truppen bis zur Ortsmitte vorzustossen. In der Nacht versucht die Pionierkompanie Löyvett-Hardeggs einen Gegenangriff. Dieser wird aber von den Briten abgewiesen. Am 18. Oktober wird Venray dann völlig erobert. Die weitere Fortführung der ursprünglichen Operation Constellation wird aber ausgesetzt.

Bereits am Abend des 16. Oktobers waren Befehle von der 2. Armee eingetroffen, dass die Angriffe einzustellen seien, da die Angriffe gegen Antwerpen jetzt Vorrang hätten.

Die Eroberung von Venray war eine eigene Entscheidung des britischen Kommandeurs O’Connor, der die Frontlinie hier konsolidieren wollte. So endeten die Operationen in diesem Gebiet am 18. Oktober 1944. Zurück blieben Trümmer, Tote, abgeschossene Kampfwagen und zwei weitere nahezu komplett zerstörte Ortschaften.

Pfarrer van Boxtel aus Overloon schrieb dazu folgendes:

Kreis

„Sie können sich kein Bild davon machen, wie solch ein zerschossenes Dorf aussieht. Zerstörte Häuser – überall Dachziegel und Glas, hängende und hinausragende Balken, zerschossene Bäume, überall auf der Strasse: Geäste und Geschütz und weggeworfene Waffen und Helme, flatternde Vorhänge, aufwehende Papiere – und nicht nur das Dorf, sondern auch die Felder und das Gelände und die Gärten von allen Seiten durchpflügt von grossen und tiefen Panzerspuren: Terra autem erat inanis et vacua, es war eine wüste Einöde“.

Zur Erinnerung an diese Schlacht kam es fast direkt nach Kriegsende im Jahr 1946 zur Einrichtung einer Gedenkstätte und eines Museums, aus dem sich das heutige Nationale Kriegs- und Widerstandsmuseum der Niederlande (Liberty Park / Nationaal Oorlogs- en Verzetsmuseum) entwickelte, genau auf dem Boden des ehemaligen Schlachtfeldes.

Das Museum besteht aus zwei Ausstellungsbereichen. In einem Teil werden schwerpunktmässig die Jahre der Besetzung der Niederlande zwischen 1940 und 1945 dargestellt. Zusätzlich gibt es in diesem Museum aber eine sehr detaillierte, sehr gute Darstellung auch der politischen Entwicklung in Deutschland zwischen 1918 und 1945.

Das Marshall Museum, der zweite Museumskomplex, beherbergt eine riesige Ausstellung von Waffen, Fahrzeugen, Panzern, ja sogar Flugzeugen. Darunter auch viele Exponate von Panzern und Waffen, die direkt in der Schlacht eingesetzt waren, und vom Schlachtfeld geborgen wurden. So bildet die Schlacht um Overloon quasi den Kern des Marshall Museums.