Vorbereitungen Operation Overlord
Datenherkunft: (Wikipedia)
aus-der-zeit.site > Kriegsverlauf 1944
Von der Vorgeschichte bis zur Landung
Operation Overlord (englisch für Oberherr, Lehnsherr) war der Deckname für die in Nordfrankreich 1944 stattgefundene Landung der Westalliierten der Anti-Hitler-Koalition im Zweiten Weltkrieg und die damit verbundene Errichtung der von der Sowjetunion zur Entlastung der Roten Armee seit längerem gewünschten zweiten Front gegen das Deutsche Reich. Die Landung vorwiegend mit Hilfe von Schiffen und massiver Luftunterstützung erfolgte im Wesentlichen ab dem 6. Juni 1944 (D-Day) an der französischen Küste des Ärmelkanals östlich von Cherbourg in der Normandie.
Die deutsche Führung hatte an der Atlantikküste ein System von Verteidigungsanlagen, den sogenannten Atlantikwall, errichtet und rechnete – auch wegen der alliierten Täuschungsoperation Fortitude – mit einer alliierten Invasion weiter östlich beim Pas-de-Calais, da dort der Weg über den Kanal wesentlich kürzer war.

„Unter Einsatz von 6400 Schiffen […] landeten bis 12. Juni 326.000 Mann, 104.000 Tonnen Material und 54.000 Fahrzeuge. Bis zum 30. Juni belief sich die Anzahl angelandeter Truppen bereits auf 850’000 Mann“.
Nach der Sicherung eines Brückenkopfs war die Invasion mit dem Durchbruch bei Avranches Ende Juli 1944 gelungen. Am 25. August 1944 wurde Paris befreit.
An den Kämpfen nahmen Truppen aus den Vereinigten Staaten, Grossbritannien, Kanada, Polen, Frankreich, Neuseeland und weiteren Staaten teil. Für das Unternehmen wurde die grösste Landungsflotte des Krieges zusammengezogen und eine grosse Anzahl von Flugzeugen bereitgestellt (siehe auch Seekrieg während der Operation Overlord und Luftkrieg während der Operation Overlord).
Zum Gedenken an die Gefallenen und die Ereignisse errichteten ehemalige Kriegsteilnehmer nach dem Krieg mehrere Friedhöfe, Gedenkstätten und Museen im ehemaligen Operationsgebiet. Operation Overlord nimmt insbesondere in der amerikanischen und britischen Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg eine zentrale Rolle ein und ist Gegenstand zahlreicher Sachbücher, Romane und Spiele sowie von Dokumentar- und Spielfilmen.
Kurzchronik
Nach den ersten Landungstagen bauten die Alliierten ihren Brückenkopf weiter aus. Im Westen des Invasionsgebietes behinderte sie dabei das nur schwer zu durchdringende Bocage-Gelände. Vorrangiges Ziel war der Hafen von Cherbourg. Im Osten waren die deutschen Elite-Panzerverbände konzentriert (Schlacht um Caen), da ein dortiger Durchbruch direkt nach Paris führen konnte.
Nach wochenlangen Kämpfen gelang es in der Operation Cobra nach einem Grossangriff von US-Truppen die deutschen Stellungen im Westen des Invasionsbereiches nahe der Atlantikküste zu durchbrechen.
Die Amerikaner rückten danach sofort in verschiedene Richtungen vor: Weiter nach Westen in die Bretagne, teils in den Süden zur Loire; mit dem Gros nach Osten nach (Paris) und mit einigen Divisionen den Kanadiern, Polen und Briten entgegen, um die verteidigende 7. Armee (Wehrmacht) im Kessel von Falaise einzuschliessen. Paris blieb vor Kriegszerstörungen bewahrt.
Der von Hitler kurzfristig von der im Sommer ebenfalls angegriffenen Ostfront in den Westen kommandierte Generalfeldmarschall Walter Model organisierte sofort und ohne Nachfragen den Rückzug der deutschen Truppen aus dem grössten Teil Frankreichs. Ab Herbst 1944 bildeten sich vor der deutschen Westgrenze wieder stabilere Fronten.
Vorgeschichte und alliierte Planung
Die Rettung des grössten Teiles seines Expeditionsheeres aus Frankreich während der Schlacht von Dünkirchen Anfang Juni 1940 versetzte England moralisch und auch personell in die Lage die Schlacht, um die Insel gegen die deutsche Luftwaffe zu bestehen und damit auch Hitlers Invasionsdrohung abzuwenden.
Unmittelbar nach dem Waffenstillstand zwischen Deutschland und Frankreich am 22. Juni 1940 – in der folgenden Nacht – „unternahmen britische Kommandos bei Boulogne einen Erkundungsvorstoss an die französische Küste“. Es gab ein kurzes Gefecht, aber keine weiteren Ergebnisse. Ein symbolischer Neuanfang war gemacht. Schon im Juli 1940 „bildete Churchill ein Kommando für amphibische Unternehmen“ und beauftragte am 5. Oktober 1940 den Planungsstab, „die Möglichkeiten offensiver Operationen in Europa, darunter die Bildung eines Brückenkopfes auf der Halbinsel Cherbourg, zu untersuchen“.
Mitte September 1940 hatte die Royal Air Force die Luftüberlegenheit errungen und schon Teile der deutschen Transportflotte zerschlagen, so dass Hitler sich für einen „Aufschub der ‚Operation Seelöwe‘ für unbestimmte Zeit“ entschied.
Deutsches Zwischenspiel
Gegen Ende des Jahres 1940 unternahm Hitler eine Initiative, um den Krieg gegen England offensiv fortsetzen zu können und schlug der Sowjetunion einen „Viermächtepakt“ (noch mit Italien und Japan) zur „Verteilung des britischen Empire“ und der „Abgrenzung ihrer Interessensphären im weltweiten Rahmen“ vor. Die Besprechung dazu fand am 12. und 13. November 1940 in Berlin zwischen Ribbentrop und Molotow und zeitweilig auch mit Hitler statt. Während die Deutschen nicht mit offenen Karten spielten (es ging darum, „Russland aus der Balkansphäre wegzuziehen und nach Osten hin zu orientieren“ – Hitler an Mussolini am 20. November 1940), hatte Molotow die sowjetischen Interessen klar definiert – Schwarzes Meer und Ostsee sowie der Balkan – und konkret nach den deutschen Absichten gefragt und nach Garantien für die Sowjetunion verlangt. Hitler hielt sich daraufhin bedeckt und als zwei Wochen nach der Konferenz Stalin die genannte Festlegung der russischen Interessen bekräftigte, wurde „Hitlers Antwort […] nicht nach Moskau gesandt, sondern ging am 18. Dezember [1940] als Weisung an seine Oberbefehlshaber: ‚Die deutsche Wehrmacht muss darauf vorbereitet sein, auch vor Beendung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen‘ (Fall Barbarossa)“. Noch sah es für Hitler so aus, als könne er die Briten durch eine Eroberung des Mittelmeerraumes in eine strategische Defensive bringen, doch erhielt dieser Plan durch die Bündnisabsage Francos am 26. Februar 1941 einen entscheidenden Dämpfer.
Am 8. Februar 1941 stimmte nach dem Senat auch das Repräsentantenhaus Roosevelts Leih- und Pachtgesetz zur Unterstützung Grossbritanniens zu. Damit war auch für Hitler klar, dass er die Sowjetunion möglichst schnell niederwerfen musste, wenn er einen Zweifrontenkrieg vermeiden wollte.
Nach dem Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 äusserte Churchill am selben Tag: „Wir haben nur ein Ziel, eine einzige unwiderrufliche Aufgabe. Wir sind entschlossen, Hitler und jede Spur des Naziregimes zu vernichten. Davon wird uns nichts abbringen – nichts“. Bald darauf bekräftigte Roosevelt diese Äusserung.
Am 3. Oktober 1941 hatte Hitler bereits seinen Sieg im Osten verkündet und schon Ende September 1941 befohlen, die notwendige Umrüstung zum Aufbau der zum unmittelbaren Angriff auf die britischen Inseln nötigen Luft- und Seemacht einzuleiten. Als die Rote Armee am 5. Dezember 1941 vor Moskau zur Gegenoffensive überging, zerstob die Illusion vom schnellen Feldzugsende.
Tauziehen um die zweite Front
Noch im Juni 1941, als „sich Russland von einem unfreundlichen neutralen in einen hilfsbedürftigen Verbündeten verwandelte, sandte Stalin an Churchill das erste einer Reihe von Schreiben, die auf sofortige Bildung einer zweiten Front in Frankreich drängten“.
Als Stalins Schreiben vom 4. September 1941 zu einer vorwurfsvollen Forderung wurde, kam es zu einer scharfen Kontroverse mit Churchill. Gleichwohl wies Churchill den Planungsstab umgehend an, die Planungen für Operationen auf dem Festland abzuschliessen, was im Dezember 1941 als Entwurf mit Bezug auf den Sommer 1943 auch geschah.
Zwei Wochen nach dem Angriff auf Pearl Harbor, den US-Flottenstützpunkt auf Hawaii, am 7. Dezember 1941 und dem damit verbundenen Kriegseintritt der USA kamen Churchill und Roosevelt sowie ihre Führungsstäbe zur Arcadia-Konferenz in Washington D.C. zusammen (22. Dezember 1941 bis zum 14. Januar 1942). „Sie beschlossen, die gesamten militärischen und wirtschaftlichen Mittel der beiden Nationen unter der Leitung eines gemeinsamen Kommandos, des ‚Kombinierten Komitees der Stabschefs‘, zusammenzulegen“. Befürchtungen der Briten, die Amerikaner würden nach Pearl Harbour ihre Ziele ändern, zerstreute General George C. Marshall, der Vorsitzende des Komitees: „Trotz dem Eintritt Japans in den Krieg ist es nach wie vor unsere Ansicht, dass Deutschland der Hauptfeind und seine Niederlage der Schlüssel zum Sieg ist. Ist erst Deutschland geschlagen, dann müssen der Zusammenbruch Italiens und die Niederlage Japans folgen“.
Am 9. März 1942 ergriff Roosevelt wieder die Initiative und am 8. April trafen Marshall und Harry Hopkins, der persönliche Berater des Präsidenten, in London ein. Den Vorbereitungen zur Operation Roundup, die eine Landung in Nordfrankreich 1943 vorsah, folgte nun mit Beschluss vom 14. April 1942 die Planung der Operation Sledgehammer als „Notmassnahme“ (Churchill) für den Fall, „eine Landung in Frankreich 1942 zu versuchen, wenn ein verzweifeltes Unternehmen notwendig werden sollte, um die Sowjetunion vor dem Zusammenbruch zu bewahren“.
Zur „Ausnutzung der Zeitspanne“ nahm Roosevelt Churchills Vorschlag an, die dann Operation Torch genannte anglo-amerikanische Landung in Tunesien auszuführen.
Die „Verzweiflung“ rührte auch daher, dass neben dem Vordringen Japans und der unklaren Lage in Afrika sich vor allem der Seekrieg für die Westalliierten katastrophal zu entwickeln begann.
Im Mai 1942 traf Molotow in London ein, „um über ein englisch-russisches Bündnis zu verhandeln und unsere Ansichten über die Eröffnung einer Zweiten Front kennenzulernen“. Nachdem Molotow zwischenzeitlich auch in Washington war, wurde am 11. Juni 1942 in London ein Kommuniqué veröffentlicht, das den Satz enthielt: „Im Verlauf der Verhandlungen wurde über die dringende Aufgabe, im Jahre 1942 eine Zweite Front in Europa zu errichten, volle Verständigung erzielt“.
Churchill schreibt weiter: „Mir aber schien es vor allem wichtig, dass dieser Versuch zur Irreführung des Gegners nicht auch unseren Bundesgenossen irreführte. Ich händigte deshalb Molotow […] ein aide-mémoire aus, in dem ich klarstellte, dass wir zwar unser Bestes versuchten, Pläne zu machen, uns aber nicht zu einer Aktion verpflichteten und kein Versprechen geben könnten“.
Den Sommer 1942 über wurde an „Sledgehammer“ gearbeitet, doch führte dies lediglich zur Erkenntnis der Aussichtslosigkeit des Unternehmens. Die Akte wurde geschlossen: „Alle waren wir für die grosse Kanalüberquerung im Jahr 1943. Doch unausweichlich erhob sich die Frage: Was tun wir in der Zwischenzeit? […] Präsident Roosevelt war entschlossen, dass so viele Amerikaner wie nur möglich, den Deutschen schon im Jahr 1942 gegenübertreten sollten. Wo nun liess sich das erreichen? […] in Französisch-Nordafrika“.
Landung in Dieppe
Die Alliierten planten ausserdem, einen Angriff auf die französische Stadt Dieppe durchzuführen, der hauptsächlich das Ziel hatte, zu erkunden, ob es möglich wäre, einen Hafen auf dem besetzten Festland über einen kurzen Zeitraum zu halten. Des Weiteren sollten nachrichtendienstliche Informationen gesammelt und das Verhalten der deutschen Besatzer analysiert werden. Diese Operation Jubilee ging massgeblich von Admiral Lord Louis Mountbatten, Chef der Combined Operations, aus und fand am 19. August 1942 statt. Für den Angriff wurden überwiegend kanadische Soldaten ausgewählt, die nach längerer Zeit wieder einen Kampfeinsatz bestreiten sollten.
In Grossbritannien verfestigte sich die Erkenntnis, dass die von Josef Stalin geforderte zweite Front in Westeuropa 1942 noch nicht aufgebaut werden könne. Des Weiteren lieferte der Dieppe-Angriff wichtige Erkenntnisse für die spätere Operation Overlord. Inwieweit der Scheinangriff dazu dienen sollte, Stalin davon zu überzeugen, dass die von ihm geforderte Invasion 1942 noch nicht möglich sei, ist bei Historikern umstritten.
Die NS-Propaganda versuchte, den fehlgeschlagenen alliierten Vorstoss als gescheiterten Versuch einer gross angelegten Invasion hochzuspielen. Die Verluste der Alliierten beliefen sich auf insgesamt 4304 Gefallene, Verwundete und Gefangene, darunter 907 tote Kanadier. Von den 4963 Kanadiern kehrten 2210 nach dem Einsatz zurück, viele davon verwundet. Insgesamt kamen ungefähr 2000 alliierte Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft. 119 alliierte Flugzeuge gingen verloren (davon mit 106 Maschinen der höchste Tagesverlust in der Geschichte der RAF). Die Wehrmacht hatte demgegenüber Verluste in Höhe von etwa 591 Mann erlitten (mindestens 311 Gefallene und 280 Verwundete), ausserdem 48 Flugzeuge.
Die Planung für 1944
Auf der Casablanca-Konferenz im Januar 1943, nach der unterdessen erfolgreich durchgeführten ersten Invasion an der nord-afrikanischen Küste, der Operation Torch, kamen die Combined Chiefs of Staff zum Schluss, dass die Vorbereitungen zur Operation Roundup nicht vor Mitte August beendet sein würden. Damit wäre ein Start der Invasion
nicht vor dem Spätherbst 1943 möglich, was hiesse, dass Roundup nicht die sowjetische Sommeroffensive unterstützen könnte. Die Landung an der italienischen Küste auf Sizilien sollte vorgezogen werden, und die Invasion Westeuropas wurde auf 1944 verschoben, wobei sich die Briten noch die Option für einen kleinen Brückenkopf ab Ende 1943 vorbehielten. Darüber hinaus wurde die Vernichtung der deutschen Luftwaffe durch Luftangriffe noch 1943 und darauffolgende Angriffe auf Versorgungseinrichtungen beschlossen, die die grosse Landung 1944 vorbereiten sollten.
Auf der amerikanisch-britischen Trident-Konferenz im Mai in Washington legten Churchill und Roosevelt sich auf den Mai 1944 als Invasionstermin fest. Stalin wurde nach dieser Konferenz davon informiert, dass es 1943 keine Invasion mehr geben werde. Auf der Quadrant-Konferenz im August in Quebec wurden erste detaillierte Pläne für die Operation Overlord vorgelegt.
Operation Skyscraper
Der Roundup-Plan wurde ab März 1943 vom britischen Lieutenant General Frederick E. Morgan, dem späteren COSSAC, deutlich erweitert. Eine erste Version, genannt Operation Skyscraper, sah eine Landung an den Stränden bei Caen und den östlichen Cotentin-Stränden vor, wobei vier Divisionen die erste Welle bilden und weitere sechs dieser direkt folgen sollten. Zusätzlich waren elf Sonderkommandos für spezielle Einsätze geplant und ebenso vier Luftlandedivisionen zum Angriff auf den deutschen Nachschub. Nach dem ersten Brückenkopf, der auch Cherbourg mit einschloss, war die Eroberung weiterer Häfen zur Sicherung des eigenen Nachschubs angedacht. Der Vorstoss sollte in Richtung der Häfen an der Seine-Mündung verlaufen, mit einer notwendigen weiteren Landung bei Le Havre. Im weiteren Verlauf sollte Antwerpen fallen, um die alliierten Truppen zwischen dem Pas-de-Calais und der Ruhr aufzustellen. Die Planung von Skyscraper war von der Aufdeckung der Hauptprobleme für eine Kanalüberquerung geprägt, die im Wesentlichen in der Bereitstellung einer genügenden Anzahl von Landungsschiffen lagen. Als absolutes Minimum wurde eine zu befördernde Anzahl von zehn Divisionen angesehen, die gerade ausreichen würden, die aktuellen Feindeinheiten im Westen zu bekämpfen. Sollte es den Alliierten nicht gelingen, zusätzliche deutsche Truppen-verlegungen nach Frankreich zu verhindern, musste die Invasionsflotte zum Transport weiterer Divisionen aufgestockt werden. Zwei zusätzliche Divisionen mussten zur Küstenverteidigung bereitstehen.
Die Operation Skyscraper stellte hohe Anforderungen, nicht zuletzt um die Abhängigkeiten von Truppenstärken, Materialverfügbarkeit, Zeitabläufen und Kosten zu entwirren, die wesentlich zum Stillstand der Roundup-Planungen beitrugen. Die Planer drängten aber auch auf eine schnelle Entscheidung, um ihre Forderungen nicht gegen eine aufkommende gegnerische Aufrüstung durchsetzen zu müssen. Je länger sich die Planungsphase hinzog, desto mehr stellte sich heraus, dass die Alliierten für eine Invasion noch nicht bereit waren. Schliesslich waren die Ziele für die Operation Skyscraper doch zu hoch gesteckt. Die britischen Planer zogen sich aus dem Stab zurück, da ihnen der Gedanke an „entschiedenen Widerstand“ nicht ausreichend erschien, um die Anzahl der Angriffsdivisionen zu bestimmen. So kam es zu einem Bruch in der Invasionsplanung.
Operation Overlord
Da einige der Planer zum COSSAC-Stab wechselten, gingen viele der Skyscraper-Ideen nicht verloren und wurden in die Operation Overlord übernommen. General Morgan sah aber auch, dass ein Neubeginn mit einem neuen Ansatz unumgänglich war. Zwar waren sehr viele verwertbare Daten gesammelt worden, aber ein konsistenter, praxistauglicher Plan fehlte noch. Morgan wies seinen Planungsstab an, die vorhandenen Pläne weitestgehend zu berücksichtigen, um Zeit zu sparen, aber die Planungsarbeiten als etwas völlig Neues zu betrachten.
Die dann vorgelegte Gesamtkonzeption bestand hauptsächlich aus einer gross angelegten Landoffensive, deren Höhepunkt aus der Invasion und Besetzung Deutschlands mit etwa 100 Divisionen bestand. Das Eröffnungsszenario sollte eine kanadische Armee im Südwesten bestreiten, während die Hauptstreitmacht in den USA bereitstand, um den Atlantik zu überqueren. In Anbetracht der notwendigen Luftunterstützung sollte der Angriff über die linke Flanke erfolgen, gegenüber den britischen Einheiten. Weitere amerikanische Kräfte sollten den Brückenkopf erweitern und die Häfen erobern, über die die Haupteinheiten aus den USA an Land gehen sollten. Um einer Verwirrung der administrativen Zuständigkeiten vorzubeugen, war es besser, den kanadischen Brückenkopf als linke Flankendeckung der Amerikaner zu bezeichnen. Jedenfalls bedeutete die Öffnung der Atlantikhäfen eine Verlegung des Invasionsortes von Osten weiter nach Westen. So war Morgan schnell klar, dass die Landungen nur in Frankreich stattfinden konnten. Die Häfen in Belgien und den Niederlanden zu erobern hätte bedeutet, dass die Landungstruppen auch direkt den Kampf um Deutschland hätten aufnehmen müssen.
Unter der Annahme, dass die Deutschen die bestmögliche Abwehr an der Küste etablieren würden, und in Anbetracht der den Alliierten zur Verfügung stehenden Ressourcen schätzte Commodore John Hughes-Hallett, der britische Marine-Chefplaner im Mai, dass die Landungstruppen aus vier Divisionen mit zusätzlich 16.000 Soldaten in gepanzerten Landungsschiffen und etwa 12.000 Fahrzeugen in LSTs und ähnlichen Schiffen bestehen müssten. Eine weitere Division müsste innerhalb von 24 Stunden an Land gehen.
Doch das Hauptproblem, die Verfügbarkeit von Landungsschiffen aller Art, war immer noch nicht gelöst. Die Briten versuchten, den Amerikanern eine Versicherung abzuringen, dass die Schiffe rechtzeitig zur Verfügung ständen. Durch die damalige aktuelle Lage im Pazifikkrieg liessen sich die Amerikaner aber vorerst nicht zu einer derartigen Zusicherung überreden, obwohl die Massenproduktion von amphibischen Einheiten aufgrund des Marshall-Memorandums seit 1942 auf Hochtouren lief. Die Verantwortung dafür trug die US-Marine, die zwar in ihren Werften alle Arten von Schiffen vom Kanonenboot bis zum Flugzeugträger baute, aber keinerlei Erfahrungswerte mit Landungsbooten hatte. Zudem waren die Werften auch noch mit älteren Aufträgen stark belastet. Aus diesem Grund gaben sie die Aufträge an kleinere Werften in das amerikanische Inland ab. Es wurde aber schwierig, die Mannschaften zu finden und zu trainieren, die die Boote zur atlantischen Küste fuhren. Diese Aufgabe übernahm schliesslich die amerikanische Küstenwache mit technisch schlecht ausgebildetem Personal. Beispielsweise konnte ein schwerer Unfall, den ein junger Kommandant einer Inlandfähre fast auslöste, nur knapp verhindert werden. Er steuerte nachts ein Landungsboot den Niagara-Fluss hinunter und verpasste die Abzweigung in den Eriekanal, so dass er direkt auf die Niagarafälle zulief. Alle Warnzeichen vom Ufer missachtend, lief sein Boot aber einige hundert Meter vor dem Wasserfall auf Grund. Als er später befragt wurde, sagte er aus, dass er die Lichtzeichen wohl gesehen habe, deren Bedeutung allerdings nicht kannte. Diese Unerfahrenheit verzögerte zwar das Programm, konnte es aber nicht ernsthaft gefährden. Im Februar 1943 endete das Programm vorerst wie vorgesehen mit einer Rekordproduktion von 106.146 Verdrängungstonnen. Das Programm wurde danach zwar fortgesetzt, aber die Produktionszahlen wurden heruntergefahren, und im Mai 1943 wurden nur noch 60.000 t im Monat produziert.
Die Briten drängten die USA zu einer Erhöhung der Produktion, um zum vorgesehenen Zeitpunkt im Frühjahr 1944 über die geplante Landeflotte zu verfügen. Da die britischen Produktionsstätten selbst voll ausgelastet waren, mussten die Boote aus den USA kommen. Im Gegenzug argumentierten die Amerikaner mit der Verzögerung ihrer anderen Schiffsbauprogramme durch den hohen Ausstoss an Landungsschiffen seit 1942. Sie waren für die folgenden sechs Monate nicht gewillt, weitere Auftragsverschleppungen hinzunehmen.
Konferenz vor Teheran
Auf der Konferenz von Teheran im November 1943, einer Konferenz der Anti-Hitler-Koalition, an der erstmals Josef Stalin teilnahm, hatten US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premier Winston Churchill die Operation Overlord zur Landung in Nordfrankreich für Mai 1944 angekündigt. Für eine zweite in Südfrankreich stattfindende Landung war die Operation Dragoon im Gespräch.
Diese zweite Landung wollte Churchill verschieben und erst auch Norditalien erobern und dann auf dem Balkan landen, um dort ein Gegengewicht zum sowjetischen Vormarsch zu bilden. Er konnte sich damit nicht durch setzen. Während die Briten und Amerikaner zwei getrennte Aktionen vorschlugen, wollte Stalin diese als gleichzeitig vorgetragenen Zangenangriff aus dem Süden und Norden Frankreichs auf die deutschen Besetzer sehen. Damit gerieten die Westalliierten unter Zugzwang und begannen, die Operation Overlord wie auch die Operation Dragoon nun endgültig in allen Einzelheiten auszuarbeiten. Schon Anfang 1944 begannen sie in Grossbritannien mit den ersten Übungen für die Landung, die allerdings noch nicht den Ausarbeitungen für die Operation Neptune, dem Angriffsplan für die Normandieküste folgen konnten, da dieser zu der Zeit erst in seinen Grundzügen existierte.
Dazu wurde eine gemeinsame Kommandostelle in Betracht gezogen, die die Koordination zur Vorbereitung und Durchführung der Aktion übernehmen musste. Diese wurde mit der Gründung des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) Mitte Februar 1944 etabliert. SHAEF beinhaltete neben dem Führungsstab und operativen Abteilungen auch eine Aufklärungsabteilung, die für das Ausspähen der deutschen Stellungen für die geplante Landung äusserst wichtig war.
Der Stab des SHAEF nahm den Grundriss des von Frederick E. Morgan entwickelten Plans und formte ihn in die Endversion, der Operation Overlord, die am 6. Juni 1944 von General Dwight D. Eisenhower und dem Landstreitkräftekommandanten für den Anfangsteil der Invasion, General Sir Bernard Montgomery gestartet wurde.
Die Planung umfasste im Wesentlichen folgende Operationen:
- verschiedene Trainingsoperationen für die beteiligten See- und Landtruppen, zur Landung an den Strandabschnitten, darunter die Exercise Tiger
- Operation Fortitude zur Ablenkung und Desinformation des deutschen Geheim- und Aufklärungsdienstes (s. u. Alliierte Täuschungsvorkehrungen („Operation Fortitude“))
- Operation Neptune – Sturmangriff auf die Befestigungen in der Normandie und die Etablierung eines Brückenkopfes inklusive der Errichtung zweier Nachschubhäfen (Mulberry-Hafen)
- Eroberung von Cherbourg mit seinem Tiefwasserhafen
- Erringung der Luftherrschaft über die Normandie und später über das komplette Frankreich
- Eroberung der kompletten französischen Ärmelkanalküste mit ihren Häfen
- Vorrücken der Truppen auf Paris mit dem Ziel, die Stadt zu befreien
- Befreiung ganz Frankreichs
- Planung einer strategischen Bombardierung deutscher Ziele auf deutschem Boden
- Bildung einer alliierten Westfront.
Deutsche Massnahmen
Noch vor der Konferenz von Teheran, am 3. November 1943:
- Hitlers ‚Weisung Nr. 51‘ (die letzte strategische Weisung, die er erteilt) sieht eine Verstärkung der dt. Kräfte im Westen zur Abwehr einer alliierten Invasion vor. (Die Gefahr im Osten ist geblieben, aber eine grössere im Westen zeichnet sich ab; die angelsächsische Landung! […] Gelingt dem Feind hier ein Einbruch in unsere Verteidigung in breiter Front, so sind die Folgen unabsehbar. [Hitler]).
- Mitte Dezember 1943: Generalfeldmarschall Rommel beginnt mit der Überprüfung der Verteidigungsmassnahmen in Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Zum 1. Januar 1944 übernimmt Rommel als OB der H. Gr. B – unter dem OB West (v. Rundstedt) „die Führung aller dt. Kräfte nördl. der Loire“.
- Mai 1944: Bildung der Armeegruppe G. (Generaloberst Blaskowitz) in Frankreich südl. der Loire unter dem OB West.
- Juni 1944: Beim Frühstück erhält Hitler die Nachricht von der Invasion in Frankreich. Er bemerkt zu Keitel: Die Nachrichten können gar nicht besser sein. So lange sie in England waren, konnten wir sie nicht fassen. Jetzt haben wir sie endlich dort, wo wir sie schlagen können.
Vorbereitung
Besondere Ausrüstung der Alliierten
Zu Beginn des Jahres 1944 konnten Major-General Percy Hobart, Eisenhower und Montgomery eine Brigade von schwimmfähigen DD tanks, Crab-Minenräumfahrzeugen und AVRE-Panzern, sowie ein Regiment von „Crocodile“ Flammenwerfer-Panzern vorführen, die alle zu den Hobart’s Funnies gehörten. Montgomery war davon überzeugt, dass sie auch den US-Streitkräften zugänglich gemacht werden sollten, und bot ihnen die Hälfte der verfügbaren Fahrzeuge an. Die Amerikaner reagierten verhalten auf diesen Vorschlag. Eisenhower gefielen die Schwimmpanzer, aber er überliess die Entscheidung den anderen Führungskräften, wie etwa General Omar Bradley, der sie wiederum an seine Offiziere verwies. Von den anderen Entwürfen nahmen die Amerikaner nichts an.
In Anbetracht der Notwendigkeit einiger neuer experimenteller Fahrzeuge, die das Vorankommen an den französischen Invasionsstränden unterstützen sollten, war bereits 1943 die Entscheidung von Feldmarschall Alan Brooke gefallen, diese zu entwickeln. Es war nötig, die Hindernisse an den britischen Landungsstränden schnellstmöglich aus dem Weg zu räumen, da das relativ flache Hinterland einen frühen deutschen Gegenangriff ermöglichte. Einige der Ideen waren schon etwas älter, getestet und schon eingesetzt worden, wie beispielsweise die Scorpion-„Dreschflegel“-Panzer, umgebaute Matilda-Panzer, die in Nordafrika den Briten den Weg durch die deutschen Minenfelder geebnet hatten.
Der Invasionsplan sah ausserdem die Errichtung von zwei künstlichen „Mulberry“-Häfen vor, um in den ersten Wochen der Invasion Truppen und Ausrüstung an Land zu bringen. Des Weiteren sollten unter dem Wasser verlaufende Pipelines gelegt werden, um die alliierten Streitkräfte mit Treibstoff zu versorgen (Operation PLUTO).
Aufklärungsoperationen
Mittels Luftbildaufnahmen, Zeichnungen der Résistance, der Sammlung privater Urlaubsbilder in Grossbritannien und einzelner Kommandooperationen, bei denen ergänzend Sand- und Gesteinsproben genommen wurden, erstellten die Alliierten ein Profil des Landungsbereiches.
Die britische Admiralität hat sich über die BBC am 19. Mai 1942 an die Bevölkerung gewandt, mit der Bitte, dass ihr Postkarten und Fotos, die die französische Küste zeigen, zugesandt würden. Innerhalb kurzer Zeit erhielt die Admiralität neun Millionen Fotos und Karten, von denen ca. 500.000 kopiert und von Fachleuten ausgewertet wurden. Auf diese Weise wurde eine Vielzahl von geologischen Details entdeckt, die auf keiner Karte verzeichnet waren.
Im Herbst 1943 stellten die Kartografen der Alliierten dann fest, dass die Karten der Normandie auf Vermessungen der Jahre 1895/96 beruhten und somit nur noch bedingt zu gebrauchen waren. Es wurden daher alle Landungsabschnitte sowohl aus 10.000 Meter Höhe als auch im Tiefflug fotografiert. Zur Ablenkung wurden für jeden Flug über der Normandie zwei im Pas-de-Calais durchgeführt. Ziel war die Erstellung einer „D-Day Invasion Map“, die allen Einheiten die Orientierung erleichtern sollte. Das Kartenwerk war im Juni 1944 fertig und ging mit einer Gesamtauflage von über 18 Millionen Stück in die Produktion.
In der Nacht vom 3. auf den 4. Juli 1943 landeten zehn Mitglieder der so genannten „Forfar Force“, einer Sondereinheit aus dem X. „deutschen“ Trupp des 10. interalliierten Commandos und der Special Boat Section (SBS), nahe dem normannischen Seebad Onival bei Le Tréport. Die Landung war der erste von insgesamt sieben Aufklärungsangriffen im Verlauf der Operation Forfar Easy, die zum Ziel hatten, die in Küstennähe stationierten deutschen Verbände zu identifizieren, Umfang und Art der Strandhindernisse festzustellen, deutsche Stellungen zu verzeichnen und Bodenproben zu nehmen. Ausgerüstet waren die deutschsprachigen Soldaten der Sondereinheit mit deutschen Uniformen und Waffen. Teilweise hielten sich die Trupps längere Zeit in den Dörfern im Pas-de-Calais-Gebiet und in der Normandie auf und tauschten mit den Einheimischen Postkarten mit eingezeichneten deutschen Stellungen gegen Schokolade. Bis zum August 1943 hatte die Sondereinheit ihre Operation beendet.
Bei den Vorbereitungen auf die Normandielandungen wurden auch britische Chariots (bemannte Torpedos) und Kampftaucher eingesetzt, um den Meeresgrund entlang der Normandieküste nach Hindernissen abzusuchen. Diese untersuchten das Gewässer und inspizierten den Strand, soweit das möglich war, weshalb den Alliierten gute Informationen zum Landungsbereich zur Verfügung standen. Des Weiteren wurden Modelle der Umgebung gebaut, die auf Luftbildern der Royal Air Force (R. A. F.) und Berichten von französischen Widerstandskämpfern basierten.
Am 12. Januar 1944 stellte das COPP (Combined Operations Pilotage Parties) fest, dass es einige Probleme mit den Landungsstränden geben könnte, da bei Proben Torf und Lehm gefunden wurden. Der Physiker Professor J. D. Bernal beschrieb mögliche Auswirkungen des Torfs und Lehms:

„A large part of the area between Asnelles and la Rivière will prove impassable even to lightly equipped infantry without vehicles“.
„Ein grosser Teil des Gebiets zwischen Asnelles und la Rivière (beides Gemeinden im Kanton Ryes) wird sich als undurchdringlich erweisen, sogar für nur leicht ausgerüstete Infanterie ohne Fahrzeuge“.
Aufgrund Bernals Report wurden weitere Erkundungsmissionen befohlen, um zusätzliche Proben zu nehmen. Ausserdem wurden französische Geologen nach Paris geschickt, um geologische Karten der Normandie zu suchen. Vier Karten wurden gefunden und nach England geschmuggelt, wo sie vom Inter-Services Topographical Department in Oxford begutachtet wurden. Die Warnungen von Bernal erwiesen sich als zu pessimistisch, obwohl trotzdem mit dem Verlust einiger gepanzerten Fahrzeuge gerechnet werden musste.
Am 17. Januar stach ein alliiertes U-Boot, die HMS X20, im Verlauf der Operation Postage Able von England aus in See, um vier Tage lang die französische Küste auszukundschaften. Während des Tages analysierte die Besatzung die Uferlinie und den Strand mit dem Periskop und lotete mit einem Echolot den Meeresgrund aus. In den Nächten schwammen zwei der Besatzungsmitglieder an den Strand – jeder mit einer Spezialausrüstung, die unter anderem ein Unterwassernotizbuch mit Bleistift, einen Kompass, einen 45er-Revolver und einen Erdbohrer umfasste. Bodenproben wurden in Präservativen gesammelt. Die Taucher gingen in zwei Nächten an Land, um die Strände bei Vierville, St. Laurent, Les Moulins und Colleville, die den US-amerikanischen Strandabschnitt Omaha Beach bilden würden, zu überblicken. In der dritten Nacht sollten sie an der Ornemündung an Land gehen, konnten dies aber aus Erschöpfung und wegen schlechter Wetterverhältnisse nicht durchführen, woraufhin sie am 21. Januar nach England zurückkehrten. Sie brachten Informationen über die geologische Beschaffenheit der Strände, die Position von Felsen und die Gezeiten mit.
Am 31. März stand die gesamte Küste Nordfrankreichs bereits unter der Beobachtung speziell ausgerüsteter alliierter Flugzeuge mit horizontalen und vertikalen Kameras. Aufklärungsflüge ergaben, dass die Anzahl deutscher Batterien innerhalb von acht Wochen von 16 auf 49 Artilleriebatterien (für die gesamte Küste Nordfrankreichs) gestiegen war.
Übungen und Planungslücken
Die Alliierten probten die Invasion bereits Monate vor dem D-Day. So übten alliierte Streitkräfte am 28. April 1944 südlich von Devon im Verlauf der Exercise Tiger eine Landung. Als der Schiffskonvoi von deutschen Schnellbooten entdeckt und torpediert wurde, verloren 749 US-amerikanische Soldaten ihr Leben. Eine Gefahr für den Erfolg der Operation Fortitude (vgl. Alliierte Täuschungsvorkehrungen („Operation Fortitude“)) und somit auch der gesamten Invasion stellte das Reiseverbot in die und aus der Republik Irland (die neutral war und teilweise mit den Deutschen kooperierte) dar, ebenso wie das Verbot, sich in den Küstenbereichen zu bewegen, die für die Operation Overlord genutzt wurden. Um diesen deutlichen Hinweis auf eine Invasion zu entwerten, überschütteten die alliierten Geheimdienste die deutschen Konsulate mit Fehlinformation, sodass die Verbote von den Deutschen letztlich ignoriert wurden.
In den Wochen vor der Invasion sorgte bei den Planern der Operation Overlord die überraschend grosse Anzahl an Kreuzwörtern des britischen Daily Telegraphs, die gleichzeitig Codenamen bei der Invasion darstellten, für Aufruhr. Der britische Geheimdienst MI 5 hielt dies erst für einen Zufall, aber als das Wort „Mulberry“ auftauchte, wurde man unruhig und suchte den Ersteller des Rätsels auf. Der Ersteller, ein Lehrer, wusste nichts von der Operation, allerdings stellte sich später heraus, dass die Wörter von seinen Schülern vorgeschlagen worden waren, die diese wiederum von Soldaten gehört hatten, jedoch nicht wussten, was sie bedeuteten.
Es gab mehrere Planungslücken vor und am D-Day. Ein bedeutender Fehler der Alliierten drehte sich um den Funkspruch General de Gaulles nach dem D-Day. Er stellte dort, anders als alle anderen alliierten Führer, fest, dass die Invasion in der Normandie die richtige und einzige Invasion war. Diese Aussage konnte die gesamte Wirkung der Operationen Fortitude North und South beeinträchtigen. Eisenhower beispielsweise bezeichnete die Invasion nur als eine Anfangsinvasion. Die Deutschen glaubten de Gaulle jedoch nicht; sie blieben dabei, eine zweite Invasion an einem anderen Ort zu erwarten, und verlegten deshalb keine zusätzlichen Einheiten in die Normandie.
Operation Anvil/Dragoon
Die Alliierten planten neben der Operation Overlord, die damals noch Operation Hammer hiess, die Operation Anvil (= Amboss). Winston Churchill befürchtete, Anvil würde die Kampfkraft der alliierten Streitkräfte auf zu viele Kriegsschauplätze gleichzeitig verteilen und dazu führen, dass die Verbände der West-Alliierten langsamer als die sowjetischen Verbündeten in Richtung Berlin vordringen würden. Er reklamierte später, so lange bedrängt worden zu sein, bis er die Invasion akzeptierte, die dann unter dem Decknamen Operation Dragoon stattfinden sollte.
Die amerikanischen Befürworter versprachen sich von der Operation die schnelle Eroberung von zwei grossen Häfen – Toulon und Marseille, mit deren Einnahme die Versorgung der in Frankreich kämpfenden Truppen, also auch der in der Normandie kämp-fenden, erheblich erleichtert würde. Tatsächlich konnte bis zur Einnahme Antwerpens im Dezember 1944 etwa ein Drittel der gesamten Truppenversorgung der Alliierten von Marseille über die Rhône-Route inklusive reparierter Brücken und Eisenbahn-trassen nach Nordfrankreich transportiert werden. Die Operation Dragoon sollte an der Côte d’Azur zwischen Toulon und Cannes am 15. August 1944 beginnen.
Schauplatz
Im Westen der Normandie besteht die Küste aus Granit- und im Osten aus Kalksteinklippen, die bis zu 150 Meter hoch aufragen. An manchen Stellen, vornehmlich in der Mitte der Region, findet man jedoch auch kilometerlange Sandstrände. Aufgrund besonderer Küstenphänomene kann der Wasserstand am Scheitelpunkt der Flut um mehr als zehn Meter, über dem bei Ebbe liegen (Tidenhub). Deshalb erreicht die Strömung oft auch eine Geschwindigkeit von 35 Kilometern pro Stunde. Das ganze Jahr über herrschen in der Normandie Westwinde vor, oft auch in Orkanstärke. Im Norden wird die Normandie durch den Ärmelkanal begrenzt und von mehreren Flüssen wie Seine, Orne und Vire durchzogen. Die Orne war taktisch wichtig, da sie eine natürliche Grenze zwischen der deutschen 7. und 15. Armee darstellte, die nur über die Brücken überwunden werden konnte. Daher war es für die Alliierten von Nutzen, diese Brücken zu zerstören und so den Zusammenschluss der Armeen zu verhindern.
Keltische Bauern hatten vor etwa 2000 Jahren Wallhecken im westlichen Teil der Normandie zum Zweck von Feldabgrenzungen gebaut. Diese so genannte Bocage-Landschaft beinhaltete viele Felder, kleine Wege, Flüsse und Bäche, die gute Verteidigungs-positionen während der Operation Overlord boten. In den zwei Jahrtausenden hatten sich aus den Wallhecken etwa einen bis drei Meter breite und bis zu dreieinhalb Meter hohe Wälle herausgebildet. Diese Wälle waren meist von Brombeer- und anderen dornigen Sträuchern sowie Büschen bewachsen, sodass sie insgesamt bis zu 4,5 Meter an Höhe erreichen konnten. Überlebende alliierte Soldaten berichteten, dass jedes einzelne Feld durch heftige Kämpfe erobert werden musste. Neben dem Bocage befand sich im Westen noch ein weiteres natürliches Hindernis für die Alliierten: Ausgedehnte Sümpfe erstreckten sich im Gebiet von Carentan und machten eine Überquerung durch Fahrzeuge unmöglich. Von diesen Sümpfen befinden sich fünf grössere und etliche kleinere in der Ebene von Carentan, die von den deutschen Verteidigern noch durch künstliche Überflutungen ausgeweitet wurden. Wegen dieser undurchdringlichen Sumpflandschaft mussten die Alliierten letztlich durch die Bocage-Landschaft vorrücken.
Im Gebiet von Arromanches bis zur Orne-Mündung hatten die Deutschen die zum Meer zeigenden Fenster der Häuser zugemauert und mit Schiessscharten versehen, um im Notfall von dort aus Widerstand leisten zu können. Alle Strassen, die in die Strandpromenaden mündeten, hatten die Deutschen mit Betonmauern versperrt, die mit den Häuserfronten eine Linie bildeten.
Im Osten der Normandie – im Raum von Caen – war der Boden meist flach, trocken und fest. Daher eignete er sich gut für grosse Panzermanöver. Ausserdem hat man wegen des kaum hügeligen Landes guten und vor allem weitreichenden Überblick. Die Deutschen kannten den taktischen Wert dieses Geländes und stationierten deshalb den Grossteil ihrer in der Normandie befindlichen Panzerdivisionen im Raum von Caen. Ausserdem postierten sie Beobachtungsposten auf hochgelegenen Gebäuden oder Türmen, um den guten Überblick über das Gelände für sich zu nutzen.
Alliierte Täuschungsvorkehrungen („Operation Fortitude“)
Um die Deutschen glauben zu machen, die Invasion werde am Pas-de-Calais oder in Norwegen stattfinden, starteten die Alliierten die so genannte Operation Fortitude. Das gross angelegte Täuschungsmanöver war zweigeteilt in die Operationen „Fortitude North“ (Norwegen, Briten) und „Fortitude South“ (Pas-de-Calais, Amerikaner). Im Südosten Englands wurde daher die fiktive First U.S. Army Group („FUSAG“) unter dem Befehl von Lesley J. McNair und George S. Patton aufgestellt.
Falscher Funkverkehr bestärkte die deutschen Vermutungen, dass die Invasion im Gebiet des Pas-de-Calais stattfinden solle. So wurde von der Rekrutierung der Soldaten aus den unterschiedlichsten US-Staaten berichtet. Fiktive Befehlshaber wurden erfunden und komplette Baseball- und Footballspiele zwischen den Abteilungen übertragen. Auch Privat-nachrichten von den nicht existierenden Soldaten zurück in die Heimat wurden verlesen. Die zu dieser Armeegruppe gehörenden Phantomdivisionen wurden von jeweils wenigen Soldaten mit fingierten Truppenabzeichen repräsentiert.
Die Deutschen hatten ein Netzwerk von Spionen in Grossbritannien installiert, die allerdings vom britischen MI5 im Kriegsverlauf weitgehend enttarnt und zum Teil als Doppelagenten eingesetzt werden konnten. Diese Überläufer lieferten im Rahmen des „Double Cross Systems“ den Deutschen falsche Informationen über Ort und Konzentration der alliierten Truppen. Gleichzeitig wurden auch Attrappen von Landungsbooten in den Häfen in Südost- und Ostengland platziert, die von der deutschen Luftwaffe fotografiert wurden und so die Annahme einer Invasion im Pas-de-Calais-Bereich erhärteten.
Im Verlauf der Operation Fortitude North wurde von Schottland aus Funkverkehr simuliert, um die Deutschen glauben zu lassen, dass eine Invasion in Norwegen stattfinden werde. Als Konsequenz beliessen die deutschen Truppenverbände in Norwegen, die sonst nach Frankreich verlegt worden wären. Auch die Briten kreierten eine nicht existente Armee, die britische 4. Armee, die als fiktiver Verband zur Durchführung dieser Invasion in Norwegen dienen sollte.
Deutsche Situation
Die Sorge um einen adäquaten Ausbau des Atlantikwalls beschäftigte die Deutschen schon seit 1941, da sie vor allem im von ihnen besetzten Frankreich mit einer alliierten Invasion rechneten. Sie vermuteten sie am Pas-de-Calais, konnten andere Gebiete jedoch nicht ausschliessen und sich deshalb nicht konzentriert auf Gegenmassnahmen einer Invasion vorbereiten. Trotzdem liefen die Vorbereitungen zur Küstenverteidigung bis 1943 unter der niedrigsten Prioritätsstufe.
Die Ostfront forderte ihren zusätzlichen Tribut, indem immer wieder Truppen aus den westlichen Verteidigungszonen abgezogen wurden.
Das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) arbeitete gegen Ende des Jahres 1943 einen detaillierten Plan aus, der alle möglichen feindlichen Szenarien beinhaltete, die durch eine Invasion an den verschiedensten Küsten des Westens entstehen konnten. Der Plan sah für den Fall einer Invasion in Frankreich die Verschiebung von drei Infanterie-Divisionen aus Norwegen und Dänemark, einer Infanterie-Division, eines Werferkorps und eines Korpshauptquartiers aus Italien, sowie von vier Infanterie- und Jäger-Divisionen und kleineren Einheiten aus dem Balkanraum vor. Dies sollte vor dem Hintergrund geschehen, dass die Verbündeten im Westen „einen“ grossen Invasionsangriff planten. Im Januar 1944 begann das OKW an dieser „einen“ grossen Attacke zu zweifeln. Obwohl alles auf einen Angriff am engsten Kanalpunkt hindeutete, meinten sie auch Zeichen ausgemacht zu haben, dass es auch zu Begleitinvasionen, beispielsweise in Portugal oder dem Balkan kommen könnte. Die deutschen Zweifel bekamen durch die alliierte Landung bei Anzio am 22. Januar noch mehr Nahrung. General Alfred Jodl war der Meinung, dass diese Landung nicht mit der italienischen Front zusammenhänge, sondern der Beginn von mehreren kleineren Operationen sei, die die deutschen Kräfte zersplittern und von der Hauptlandung in Nordfrankreich ablenken sollten. Für Frankreich sah er Landungen in der Biskaya und Südfrankreich voraus, die die Iberische Halbinsel abschneiden sollten (damit lag er richtig: am 15. August 1944 begann die Operation Dragoon). Die Überlegungen wurden so ernst genommen, dass als Folge im Februar zwei neue Infanterie-Divisionen aufgestellt und der 19. Armee im Süden zugewiesen wurden. Vom OB West wurde die 9. SS-Panzer-Division abgezogen und nach Avignon in Reserve verlegt. Zu Bewachung der spanischen Grenze und der Biskaya-Küste erhielt die 1. Armee eine neue Division.
Weil die Lage an der Ostfront und auf dem mediterranen Kriegsschauplatz schnellen Änderungen unterworfen war, konnte das OKW so gut wie keine langfristigen Zukunftspläne ausarbeiten, sondern nur von Tag zu Tag planen. Schon im März erging der Befehl zur Rücknahme des vorher ausgegebenen Verteidigungsplans und der damit verbundenen Truppenverlegungen. Es erging zudem die Anweisung an die Kommandanten, dass Truppenverlegungen erst dann detailliert genehmigt würden, nachdem der Feind einen Hauptinvasionsangriff gestartet hätte. Dazu wurden Verlegungspläne der Reserveeinheiten für mögliche Invasions-szenarien ausgearbeitet. Nach diesen würde OB West ein Korpshauptquartier, zwei verstärkte Panzergrenadierregimenter, ein verstärktes Infanterieregiment, Kampfgruppen aus drei Infanterieregimentern als Basis für eine neue Division sowie ein motorisiertes Artillerieregiment, fünf Landschützenbataillone und ein Nebelwerferbataillon bekommen. Diese neu aufgestellten Einheiten waren natürlich in Erfahrung und Kampfkraft nicht mit den nach den alten Plänen zu erwartenden acht Divisionen vergleichbar. Da die oberste Führung von mehreren Invasionsschauplätzen anstelle eines Grossangriffs ausging, erschienen die vorhandenen dislozierten Kräfte als ausreichend.
Bei einem Treffen der Führungsebene mit Adolf Hitler im März 1944 versuchte Generalfeldmarschall Erwin Rommel eine Ausweitung seiner Befehlsgewalt durchzusetzen, was zu einer faktischen Ablösung Gerd von Rundstedts und Leo Geyr von Schweppenburgs als Kommandierende der Verteidigungskräfte geführt hätte. Im Speziellen forderte Rommel eine Unterstellung aller motorisierten und Panzerverbände sowie der Artillerie unter sein Oberkommando. Hitler war von seinen Einbringungen angetan und versprach eine Überprüfung der aktuellen Situation. Eine Studie des Operationsstabes des OKW, die einen später geschriebenen Protestbrief von Rundstedts unterstützte, liess Hitler wieder auf den alten Kurs einschwenken. Allerdings hatten einige Änderungen schon gegriffen und wurden nicht wieder revidiert. Die 2., 21. und 116. Panzer-Division waren Rommel mit voller taktischer Kontrolle als Reserve für die Heeresgruppe B unterstellt worden. Von Schweppenburg blieb aber für deren Ausbildung und Organisation verantwortlich.
Etwa zur gleichen Zeit wurden dem OKW im Sektor des OB West vier weitere Panzereinheiten zur Verfügung gestellt. Es handelte sich dabei um die 1. und 12. SS-Panzer-Division, die 17. SS-Panzergrenadier-Division und die Panzer-Lehr-Division. Sie sollten als zentrale mobile Reserve dienen.
Die letzte Änderung in der Kommandostruktur fand im Mai statt, als v. Rundstedt den Aufbau einer zweiten Heeresgruppe anordnete, die das Kommando über die 1. und 19. Armee übernahm. Die Heeresgruppe G unterstand Generaloberst Johannes Blaskowitz und übernahm neben den beiden Armeen auch die drei übrigen Panzer-Divisionen in Frankreich, die 9., 10. und 2. SS-Panzer-Division. Über die Einrichtung des neuen Hauptquartiers versuchte v. Rundstedt, seine Position neu zu definieren. Damit stand fest, dass in der kritischen Phase der Verteidigungsvorbereitungen die Befehle vom OB West oder direkt von Hitler kommen würden. Hitler befand sich auf dem Berghof und reiste erst nach der erfolgten Invasion in den Westen. Er selbst konnte anscheinend keine direkten taktischen Vorschläge machen; seine Entscheidungen verloren sich in Details und enthielten kaum politische Definitionen. Hitlers Befehlsberechtigung störte weiterhin das ohnedies schon gestörte Verhältnis zwischen Rommel und v. Rundstedt.
Der Schwerpunkt der deutschen Verteidigungsvorbereitungen lag im Raum Pas-de-Calais, da dort wegen der geringen Entfernung von England zum Festland am ehesten mit einem Landungsversuch gerechnet wurde. Diese Vermutungen wurden durch eine alliierte Täuschungsoperation („Operation Fortitude“) bestärkt. Die Deutschen vermuteten, dass die Alliierten am Tag, bei gutem Wetter und bei Flut angreifen würden, da sie dies bei vorangegangenen alliierten Invasionen beobachtet hatten.
Rolle Frankreichs
„Freies Frankreich“ und besetztes Frankreich
Am 25. Juni 1940 gründete der französische General Charles de Gaulle in London das Komitee „Freies Frankreich“ und wurde Chef der „Freien Französischen Streitkräfte“ (force française libre, FFL) und des „Nationalen Verteidigungskomitees“. Daraufhin wurde de Gaulle vom Kriegsrat der Vichy-Regierung im August 1940 wegen Hochverrats in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Die meisten Staaten erkannten das Vichy-Regime Marschall Pétains als die legitime Regierung Frankreichs an. Winston Churchill bemühte sich zwar anfangs diplomatisch um das Vichy-Regime, unterstützte aber de Gaulle und liess die in Nordafrika in Mers El Kébir unter dem Kommando von Pétains Marineminister Admiral François Darlan vor Anker liegende französische Kriegsflotte mit etwa 1300 Mann an Bord zerstören (Operation Catapult).
Mehrere französische Kolonialbesitzungen, vornehmlich in Afrika (darunter Kamerun und Tschad, später ab 1942 Diégo-Suarez auf Madagaskar und Dakar in Französisch-Westafrika) unterstellten sich im Laufe des Krieges dem von de Gaulle geschaffenen Freien Frankreich, das von seinem Comité National Français regiert wurde. Er sorgte besonders dafür, dass Frankreich im Lager der Alliierten durch seine „Freien Französischen Streitkräfte“ (FFL), die an verschiedenen Fronten den Kampf fortsetzten, stets präsent blieb. U. a. stimulierte und förderte er dank Colonel Passy, Pierre Brossolette und besonders Jean Moulin die Bewegung der „résistance intérieure“, die er von „France libre“ zur „France combattante“, zum kämpfenden Frankreich, transformierte.
Rolle der Résistance
Schon seit Anfang 1941 unterhielt die britische Special Operations Executive (SOE) Kontakt zur französischen Widerstands-bewegung, der Résistance, als deren erste Agenten über Frankreich absprangen, um eine ausgeklügelte Struktur zur Nachrichten-übermittlung zu etablieren. Nachdem sich eine zentrale Kommunikationskontrolle als nicht sinnvoll herausgestellt hatte, wurden 1942 17 Funker zusammen mit 36 anderen Agenten in Frankreich abgesetzt. Dazu kamen zusätzliche Nachschublieferungen über Gibraltar und Südfrankreich, so dass eine relativ sichere Kommunikationsstruktur aufgebaut werden konnte. Das grösste Hemmnis für die Versorgung der Résistance mit Waffen und Munition für den Untergrundkampf waren die wenigen zur Verfügung stehenden Flugzeuge.
Erst als COSSAC die Mitwirkung der Résistance beim Overlordplan als Bonus in Betracht zog, erhöhte sich nach und nach die Anzahl der Nachschubflüge nach Frankreich. COSSAC wollte zunächst einen französischen Aufstand in die Planung mit aufnehmen, verwarf dies jedoch wieder als zu unsicher. Die britische Armee und die SOE überzeugten schliesslich die Planer von den weitläufigen Möglichkeiten, die ein integrierter Résistanceeinsatz bei der Invasion bot. Durch die vielen erfolgreichen Aktionen, die besonders die Organisation des Maquis ausführte, kamen die Planer zum Schluss, die Résistance vollwertig für Guerillaoperationen vorzusehen. Nun flogen auch die USA Nachschub zur Résistance.
Die effektivsten Schläge führte die Résistance gegen das französische Strassen- und Schienennetz, um die Deutschen daran zu hindern, Nachschub und Truppen zu transportieren. So konnte sie beispielsweise in den ersten drei Monaten des Jahres 1944 808 Lokomotiven sabotieren. Die Vichypolizei führte in einem Report mehr als 3000 Anschläge auf das Schienensystem an. Je näher der Invasionstag rückte, umso mehr koordinierte die SOE die Anschläge der Résistance. Unmittelbar vor dem D-Day sollten speziell ausgesuchte Strassen- und Schienenverbindungen unterbrochen werden. Danach sollten weitere Aktionen folgen. Um dem Widerstand den genauen Termin der Landung mitzuteilen, bediente sich SOE des britischen Senders BBC. Die Organisatoren der Résistance hatten schon Monate vorher die Anweisung erhalten, an jedem 1., 2., 15. und 16. jeden Monats den Sender zu hören, und auf eine vorbereitete, codierte Nachricht zu warten. Sobald sie diese hörten, musste zur Sicherheit noch die zweite Über-prüfungsnachricht abgewartet werden, die kurz darauf folgte. 48 Stunden nach den Durchsagen sendete BBC codierte Meldungen, die die genauen Einsatzorte und durchzuführenden Aktionen betrafen. Da die Anschläge der Résistance meist regional geplant wurden, konnten sie leicht mit den jeweiligen Operationen von Overlord bzw. Neptune abgestimmt werden.
Im gesamten Juni und besonders in den Tagen nach der Landung zerstörte die Résistance 486 Schienenstränge und 26 Tele-grafenleitungen, darunter die Verbindungen zwischen Avranches und Saint-Lô, Saint-Lô und Cherbourg und zwischen Saint-Lô und Caen.
Weitergehende Planungen banden die Kämpfer der Résistance sogar als feste französische Verbände in die nachfolgenden Operationen mit ein. Zwar war die Anzahl der Angehörigen des Widerstands schwer kalkulierbar, aber in London wurde das Hauptquartier des FFI (Forces françaises de l’intérieur) unter General Marie-Pierre Kœnig gegründet, der wiederum ein drei-staatliches Oberkommando, bestehend aus Franzosen, Briten und Amerikanern, einsetzte. Das FFI wurde anschliessend direkt dem Supreme Allied Commander Eisenhower unterstellt. Auch hier bestand wieder das Problem der Versorgung, insbesondere mit schweren Waffen wie Artilleriegeschützen. Dazu fanden sich in den Tagen nach D-Day elf Spezialeinheiten des SAS zusammen, von denen fünf von Grossbritannien und sechs von Nordafrika aus unter dem Kommando von Lieutenant General Browning mittels Fallschirmen entsprechende Waffen und Geschütze aus der Luft anlieferten.
Operationen des französischen SAS
Während der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944 sprangen vier Gruppen des französischen 4. SAS (36 Soldaten) über der südlichen und nördlichen Bretagne ab, um die Stützpunkte „Dingson“, „Samwest“ und „Grog“ zu errichten, von denen die französische Résistance unterstützt und Lande- und Absprungzonen für das restliche Bataillon markiert werden sollten. Die Aufgabe des französischen SAS war es, alle Kommunikationsleitungen und -wege zu zerstören und Hinterhalte und Sabotageakte vorzubereiten, um die Deutschen am Vorrücken in Richtung Normandie zu hindern.
In der Nacht nach dem D-Day wurden achtzehn französische SAS-Teams (58 Soldaten) mit dem Namen „Cooney-Teams“ damit beauftragt, in weiten Gebieten der Bretagne abzuspringen und die Sabotagen an Bahnstrecken, Strassen, Brücken usw., die vorher von den anderen Einheiten vorbereitet worden waren, auszuführen. Die Verbände zogen von Juni bis Juli 1944 durch das Land und rüsteten die örtlichen Mitglieder der Résistance mit Waffen aus. Ausserdem trainierten sie mit ihnen den Kampf.
Nacht für Nacht wurden weitere SAS-Gruppen sowie Nachschubgüter in das Gebiet von Saint-Marcel „Dingson“ eingeflogen, wodurch es den alliierten Verbänden gelang, die Sabotagen in den meisten Fällen erfolgreich zu beenden. Die SAS-Teams gruppierten dort etwa 10.000 Résistancekämpfer um sich, die ihnen halfen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Am 18. Juni lieferten sich 200 Männer des französischen SAS, zusammen mit vier bewaffneten Jeeps und etwa 2500 Mitgliedern der Résistance einen Kampf mit schätzungsweise 5000 deutschen Soldaten, die von Mörserteams unterstützt wurden. Die SAS-Truppen sowie die Résistance hielten ihre Stellungen bis in die Nacht, um sich dann im Schutze der Dunkelheit zurückzuziehen. Nach diesen Kämpfen wurden die SAS-Einheiten von den Deutschen mit allen Mitteln gejagt, so dass viele ums Leben kamen. Heute erinnert ein Museum in Saint-Marcel an die Kämpfe.
Am 1. August begann das VIII Corps der 3. US-Armee die Schlacht um die Bretagne. Die 2. Squadron des 3. SAS wurde in die Bretagne eingeflogen, um die Männer des 4. SAS abzulösen. Ausserdem wurden viele Fahrzeuge per Lastensegler nach Vannes und Morbihan gebracht. Das französische SAS (532 Soldaten) zählte nach den Kämpfen in der Bretagne 77 Tote und 195 Verwundete.
Vorabend der Invasion
Ursprünglich war der Start der Operation Overlord mit der Operation Neptune auf einen Maitermin festgelegt worden. Wegen schlechter Witterungsverhältnisse musste der Tag der Landung (der D-Day) aber mehrfach verschoben werden. Am 8. Mai 1944 setzte der alliierte Oberkommandierende des SHAEF, General Dwight D. Eisenhower, den D-Day auf den 5. Juni 1944 fest. Als am 4. Juni für den nächsten Tag schlechtes Wetter vorhergesagt wurde, verschob Eisenhower den Termin auf den 6. Juni. Auf der entscheidenden Sitzung um 4:15 Uhr am 5. Juni wurde dem Unternehmen grünes Licht gegeben.
Aus Geheimhaltungsgründen erhielten nicht nur die einzelnen Operationen selbst und ihr Startdatum militärische Tarnbezeich-nungen, sondern auch die für die Landung an der Küste der Halbinsel Cotentin vorgesehenen Strandabschnitte. Die 1. US-Armee landete an den Stränden Utah bei Sainte-Mère-Église und Omaha bei St. Laurent. Die britische 2. Armee ging in den Abschnitten Gold bei Arromanches und Sword bei Ouistreham an Land, die Kanadier im Abschnitt Juno bei Courseulles-sur-Mer.
Als Eisenhower am Abend vor dem D-Day die 101. US-Luftlandedivision besuchte, hatte er bereits seine offizielle Pressemeldung für den Fall, dass die Invasion missglückte, formuliert:

„Our Landings in the Cherbourg-Havre area have failed to gain a satisfactory foothold and I have withdrawn the troops. My decision to attack at this time and place was based upon the best information available. The troops, the air and the Navy did all that bravery and devotion to duty could do. If any blame or fault attaches to the attempt, it is mine alone.”
„Unsere Landungen im Cherbourg-Havre Gebiet konnten keinen ausreichenden Brückenkopf bilden und ich habe die Truppen [daher] zurückgezogen. Meine Entscheidung, zu dieser Zeit und an diesem Ort anzugreifen, basierte auf den besten zur Verfügung stehenden Informationen. Die Land-, Luft- und Seestreitkräfte haben alle mögliche Tapferkeit und Pflichterfüllung geleistet. Wenn dem Unternehmen irgendeine Schuld oder ein Tadel zugemessen wird, ist es meine alleinige“.